1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Feinde des evangelischen Glaubens bisher über denselben zu verbreiten sich
so betriebsam bemüht hatten, wurden jetzt auf einmal widerlegt und ganz
zu nichte. Man erstaunte, da man einen so bündigen, wohlgeordneten und
richtigen Vortrag der reinen evangelischen Lehre, einen so trefflichen Inbe-
griff des echten christlichen Glaubens vernahm. Durch die zu Augsburg
anwesenden Gesandten und derselben Berichte, wie auch durch die bald nach-
her erfolgten Uebcrsetzungcn der Confession in mehrere Sprachen konnten nun
auch bei anderen Nationen richtigere Begriffe über das Wesen des evan-
gelischen Glaubens verbreitet und also auch der Same des Evangeliums in
wcitentlegene Länder ausgeworfen werden. Jedermann mußte erkennen,
daß die in diesem Bekenntniß enthaltene Lehre dem Inhalte der heiligen
Schrift, der echten Ueberlieferung der Kirche gemäß, kurz die wahrhaft ka-
tholische sei. „Dieses ist," heißt es daher in dem Bekenntniß, da die Lehre
abgehandelt war und nur noch die Mißbräuche aufgezählt wurden, „dieses
ist fast die Summa der Lehre, welche in unsern Kirchen zu rechtem christ-
lichen Unterricht und Trost der Gewissen, auch zu Besserung der Gläubigen
geprediget und gelehret ist, wie wir denn unsere eigne Seele und Gewissen
ja nicht gern wollten vor Gott mit Mißbrauch göttlichen Namens oder
Worts in die höchste und größte Gefahr setzen oder auf unsere Kinder und
Nachkommen eine andere Lehre, denn so dem reinen göttlichen Worte und
christlicher Wahrheit gemäß, fällen und erben. So denn-dieselbe in heiliger
Schrift klar gegründet, dazu auch gemeiner christlicher, ja römischer Kirche,
soviel aus der Väter Schrift zu vermerken, nicht zuwider noch entgegen ist:
so achten wir auch, unsere Widersacher können in obenangezeigten Artikeln
nicht uneinig mit uns sein. Derhalben handeln diejenigen ganz unfrcpnd-
lich, geschwind und wider alle christliche Einigkeit und Liebe, so die Unsern
deshalbcn als Ketzer abzusondern, zu verwerfen und zu meiden ihnen selbst
ohne einen beständigen Grund göttlicher Gebot' oder Schrift vornehmen -
denn die Irrung und Zank ist vornehmlich über etliche Traditionen und
Mißbräuche: so denn nun an den Hauptartikeln kein befindlicher Ungrund
oder Mangel und dies unser Bekenntniß göttlich und christlich ist, sollten
sich billig die Bischöfe, wenn schon bei uns der Tradition halber ein Man-
gel wäre, gelinder erzeigen, wiewohl wir verhoffen, beständigen Grund und-
Ursachen darzuthun, warum bei uns etliche Traditionen und Mißbräuche
geändert sind."
Nach geschehener Vorlesung des Bekenntnisses wollte vv. Brück beide
Exemplare derselben dem kaiserlichen Secretair übergeben, allein der Kaiser
streckte selbst die Hand darnach aus, gab die deutsche Confession dem Kur-
fürsten Albrecht von Mainz und behielt die lateinische für sich. Die pro-
testantischen Stände statteten hierauf dem Kaiser, dem König und den
andern Fürsten für gnädiges und gütiges Gehör ihre Danksagung ab. Ein
neues Gefühl belebte und durchdrang sie von diesem großen Augenblick an.
Durch das feste Band eines gemeinsamen Glaubens fühlten sie sich jetzt mehr
denn je zuvor innig verbunden. Welch ein Unterschied zwischen diesem Tage
und dem zu Worms vor neun Jahren! Vor Kaiser und Reich, ja vor der