1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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wurden. Er besiegelte sein großes Werk durch einen ruhm-
vollen Märtyrertod. Er war schon 70 Jahr alt, da trieb
es ihn, den bisher immer noch unbekehrten Friesen aufs
Neue die Gnade Gottes zu bezeugen. Gott segnete seine saure
Arbeit an diesem wilden Volke. Eben wollte er eine An-
zahl Neubekehrter einsegnen, da stürmte ein Haufe wilder
Heiden mit blitzenden Schwertern herbei. Die treuen Be-
gleiter wollten den ehrwürdigen Greis vertheidigen. Er aber
ruft ihnen zu: „Kinder, fechtet nicht; das Wort Gottes ver-
bietet uns, Böses mit Bösem zu vergelten. Der Tag ist
gekommen, den ich erwartet habe; hoffet auf Gott, er wird
eure Seele retten!" Und als er Das gesagt, empfängt er
mit 53 der Seinen den Todesstreich von dm rasenden Hei-
den, von seinem Gott aber die Krone, welche Denen zuge-
sagt ist, die um seines Namens willen sterben. Nach sei-
nem Tode setzten seine Schüler das von ihm so ruhmreich
begonnene Werk fort, welches nun an dem großen Kaiser
Karl (800), dessen Reich vom Ebro in Spanien bis an den
Raab in Ungarn reichte, einen eben so sorgsamen Pfleger,
als mächtigen Beschützer fand, so daß das Christenthum in
Deutschland nun für immer begründet war. Karl wollte
zwar auch manchmal mit dem Schwerte die armen Heiden
bekehren; aber noch viel mehr lag ihm doch die Unterwei-
sung der ihm untergebenen Völker im Worte Gottes am Her-
zen, wozu ihm Männer, wie Alkuin, Liudger und Wil-
lehad sehr behilflich waren.
In den andern Ländern Europas wurde das Christen-
thum auch etwa um diese Zeit begründet. In Frankreich
am frühesten; der erste christliche König dieses Landes hieß
Chlodwig (j300). Den hatte seine fromme Gemahlin
schon lange ermahnt, er solle ein Christ werden; aber erst,
als er in einer augenscheinlichen Lebensgefahr auf sein Ge-
bet zu Christo plötzliche und wunderbare Hilfe erhielt, be-
kehrte er sich. Der h. Ans gar ins, der den Namen des
Apostels des Nordens führt, breitete im neunten Jahrhun-
dert mit E gleicher Selbstverleugnung und gleichem Erfolge,
wie Bonifacius, das Christenthum an der Ostsee, in Dä-
nemark, Schweden und Norwegen aus; Cyrillus
und Methodius eben um die Zeit in Böhmen, Mäh-
ren, vielleicht auch in Rußland; imd in Preußen
Adalbert, der hier auch den Märtyrertod erlitt. Als die
wüthenden Heiden auf ihn einstürmten, sagte er zu seinen
Gefährten: „Betrübet euch nicht, wir wissen ja, für wen wir