1853 -
Frankfurt
: Trowitzsch
- Autor: Woysche, Eduard, Baumgart, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule, Landschule, Stadtschule
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und sorgte für Deutschlands innere Ruhe und Ordnung. Auch nach Außen hin
wurde deö Reiches Glanz und Ruhm mit Kraft und Glükk behauptet. Die
Könige von Böhmen, Polen und Dänemark waren des Kaisers Vasallen, und
gegen die Wenden wurden entscheidende Siege erfochten. Nur Italien grollte
und trotzte. Hier stand das mächtige Mailand, und nach seinem'falle (1102)
Verona mit andern lombardischen Städten und auch mit dem Papste im
Blinde gegen deutsche Oberherrlichkeit, unh Friedrichs Romerzug und Krönung
(1155) war die (Eröffnung eines schrekklichen Kampfes, welcher ihn zu noch vier
Heerfahrten veranlaßte, in denen er durch. Heldenthaten glänzte, Schlachten
gewann, aber nicht den Feind besiegte. Die große Schlacht bei Legnano
(2!). Mai 1 i 7g ), welche durch die verweigerte Heeresfolge Heinrich des Löwen
verloren ging, entschied endlich den Sieg der Städte und des Papstes. Der
gebeugte Kaiser schloß Friede (1177). Der treulose Löwe aber, der während der
Zeit sich tüchtig geregt hatte, um unter den Wenden in Mekklenburg und
Pommern ein eigenes Reich zu schaffen, wurde in die Reichsacht erklärt, aller
seiner Würden und Lehnsgüter entsetzt und nach kurzer Gegenwehr zu .demüthiger
Unterwerfung gebracht (1182). Baiern kam an da« noch heute regierende Haus
von Wittelsbach. Heinrich behielt nur seine (Erblande, Braunschweig und
Lüneburg, und wurde der Stammvater der hannöverschen und englischen
Königsfamilie. Nach so thatenvollem Leben unternahm der greise Barbarossa
mit Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England noch
einen Kreuzzug (1180—1101) und fand in Kleinasien im Kalhkadnos (Salrph)
den Tod. Sein Sohn
Heinrich Vi. (1190— 1107) stand an Geist und Tugend dem Vater
nach. Mit blutiger Grausamkeit eroberte er Neapel und Sicilien, die Erblande
seiner Gemahlin Konstantia. Zn Deutschland bemühte er sich vergebens, die alte
Wahlfreist eit umzustoßen und das Reich für sein Geschlecht erblich zu machen.
Nur sein Söhnlein Friedrich Ii. wurde als künftiger König anerkannt. Da
dieser aber bei dem Tode seines Vaters erst drei Jahre zählte, setzte» die Anhänger
des Hauses Hohenstaufen seinen Oheim Philipp, Herzog von Schwaben, auf
den königlichen Stuhl (1107 — 1208). Ein anderer Theil der Fürsten wählte
Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum Könige (1107 — 1215).
Der alte Parteikampf zwischen Welfen und Weiblinger brach wieder los. Mit
furchtbarer Wuth kämpften die beiden Gegeukönige zehn Jahre lang um den
Besitz der Krone. Endlich, nachdem der Pabst für Philipps Alleinherrschaft sich
entschieden, wurde dieser durch Otto von Wittelsbach ermordet, und Otto Iv.
erhielt allgemeine Anerkennung als Kaiser und auch die Krönung vom Pabst.
Aber nicht lange dauerte seine Herrschaft. Bald zerfiel er mit dem Pabst. Dieser
sprach den Bann über ihn aus und forderte die deutschen Fürsten auf, die
frühere Wahl Friedrich Ii. wieder in Kraft treten zu lassen. Das geschah.
Friedrich Ii. (1212 — 1250) kam von Palermo nach Deutschland. Die
Liebe des Volkes eilte ihm entgegen, Hand in Hand mit dem Glükk. Otto Iv.
zog sich, nach vergeblicher Gegenwehr, gedemüthigt zurükk. Friedrich Ii., den
25. Juli 1215 in Aachen zum Könige und später auch in Rom zum Kaiser-
gekrönt, war durch Tapferkeit, Hellen Verstand und jegliche Herrschcrtugend der
ausgezeichnetste Kaiser des Mittelalters. Aber mit allen seinen trefflichen
Eigenschaften kam er nur in desto größeren Streit mit den Päpsten. Wegen
Verzögerung eines gelobten Kreuzzugcs (obwohl er ihn später mit glänzendem
Erfolge unternahm) wurde der Bannfluch über ihn ausgesprochen, die lombardischen
Städte zu neuem Ausstande und sein eigener Sohn Heinrich zur Empörung
gegen ihn aufgereizt. Endlich erklärte ihn der Papst sogar für abgesetzt und
ließ Heinrich Raspe von Thüringen (1240 — 1247), und nach diesem