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1. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 181

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
181 vor dein Uttftcnisld) fccv Witterung Schutz verliehen, und ernährten sich von der Jagd, der Fischerei und dein Ackerbau. Brach ein Krieg auö, so vergruben sic das vorräthige Korn, und verbargen ihre Weiber und Kinder in dichten Wäldern und heimlichen Schlupfwinkeln, so dasi der Feind nichts vorfand, als ein kampfgcrüstetcs Bolk, und die leeren, werthlosrn Hütten.— Ihre Neli- gion war, wie die dcs ganzen Deutschlands, in alter Zeit die heidnische. Bor- zügliche Verehrung bezeigten sie der Göttin Siva, deren Heiligthum sich in derjenigen Gegend, wo jetzt die Stadt Natzeburg liegt, in einem dichten Haine befand. — Die Todten wurden verbrannt. Die Verfassung des Landes war eine lange Zeit hindurch sehr einfach. Die Väter führten die Herrschaft über ihre Kinder und Hausgenossen; die Ael» teren hatten die Aufsicht über die Jüngeren; und die Tapfersten, Weisesten und Angesehensten geboten über das Land, bald in einein weiteren, bald in einem en- geren Kreise. — So war eö »och zu den Zeiten Karls des Großen. Ein gemeinschaftliches Band fand außer dein der gleichen Abstammung, Sprache und Lebensweise unter den Einwohnern nicht Statt; kein König oder Fürst gebot über sic. Spät fanden die Verkündiger deö Christenthums bei diesem ungesitteten Volke mit ihren Lehren Eingang, und wenn dasselbe auch hie und da'wurzel zu schlagen schien, so dauerte cs doch sehr lange, bi's es gesegnete Früchte zu bringen vermochte. Schon Karl der Große war bemüht, hier wie überall, die Saat des Friedens in den mit Blut gedüngten Boden zu streuen. Aber spar- sam ging sic aus. lind so eifrig auch sein Nachfolger durch den srommrn Ans- garius jene Bemühungen fortsetzte, so war doch sein Wirken größtentheils umsonst. Auch der Enkel Karls ^des Großen, der zweite, der nach ihm auf dem deutschen Kaiserthrone saß, vermochte den alte» Aberglauben und Götzen- dienst nicht auszurotten, obgleich es ihm gelang, die Slaven im Jahre 844 zu bezwingen, und dem Herzoge von Sachsen zu unterwerfen. Erst im zehnten Jahrhundert, nachdem Otto der Große das Bisthnm in Oldenburg gestiftet hatte, schien das Christenthum auch unter den Polaben auf eine erfreuliche Art Wurzel zu schlage». Vielleicht wäre die zarte Pflanze bald zu einem kräftigen Baume gediehen, wen» nicht ein neuer Unfall noch vor ihrer Blüthe sie zer- knickt hätte. — Der sächsische Herzog, der dazumal über das Land herrschte, drückte das Volk; es entstand ein Aufruhr, dir Sachsen wurden aus dem Lande vertrieben, alle Priester wurden verjagt, und alle Kirche» niedergerissen. Erst um die Mitte des eilften Jahrhunderts fing daö Christenthum unter der Negierung Gottschalks, der außer den Polaben, auch noch die Obo- triten in Mecklenburg, und die Wagner im östlichen Holstein beherrschte, wieder an aufzublühen. Aber bald darauf brach im Jahre 1066 in allen 'S Slavi- schen Völkerschaften ein plötzlicher Aufruhr auö, der das Heidenthum auf eine Zeit lang in allen seinen Gräueln wieder herstellte. Gottschalk wurde in einer Kirche beim Gottesdienste überfallen und ermordet, und der Abt Ansverus verlor mit 28 Mönchen vor Natzeburg sein Leben. Gottschalks ältester Sohn floh zwar aus dem Lande, aber die Feinde ereilten ihn bei Plön und tödteten ihn samt allen seinen Leuten. Erst im Jahre 1106 gelang es seinem junger» Bruder Heinrich, der sich bisher in Dänemark aufgehalten hatte, durch Mithülfe des Herzogs Magnus von Sachsen bei Smilow einen vollständigen Sieg über die Slaven zu crfcch- teil. ^Sie mußten sich unterwerfen und Tribut bezahlen. Jetzt hielt er sie an, ihre Felder, welche überall verwüstet da lagen, wieder ordentlich zu bestellen, und ließ eö sich angelegen sein, die Anfrnhrstifter und Räuber, welche sich im Lande angehäuft hattenf, zu vertilge». Mit allen benachbarten Fürsten schloß er Frie- den und Freundschaft, namentlich aneb mit Knud Lavard, dem damaligen Herzog von Schleswig, und dem neuen Herzoge von Sachsen, Adolph von 145
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