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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 279

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
129. Der Bauernkrieg. 279 Würzburg und vereinigten sich mit den Aufständischen aus dem Odenwalde, dem „Hellen Haufen". Würzburg war in ihre Hände gefallen; die Feste aber, Marien- derg, widerstand ihren Stürmen. Der Bischof hatte Hülfe beim Pfalzgrafen ge- sucht und als dieser mit seinem Heere und den Truppen des Fürstbischofs im Anmarsche war, wendeten sich die Bauern südwestlich, in das Thal der Tauber. Der Überlegenheit des Geschützes und der Reiterei, wenn beide Waffen- gattungen gehörig angewendet wurden, vermochten die Bauern nicht zu wider- stehen. Bei Königshofen an der Tauber wurden sie in einer hitzigen Feldschlacht I geschlagen und bei Ingolstadt im Ochsen- furter Gau in einem zweiten Treffen gänzlich aufgerieben. Unzählige Gefan- gene wurden an den Landstraßen ge- hängt oder sonst umgebracht, zum Theil mit grausamen Martern, wie denn der Mensch, der dem Grafen von Helfen- stein zum Tode aufgespielt hatte, mit einer eisernen Kette an einen Pfahl ge- bunden und ringsum mit Flammen um- geben ward. Markgraf Kasimir von Brandenburg ließ zu Rothenburg alle Bürger und Einwohner durch einen Herold unter Trompetenschall auf den Markt berufen und dann ans der Stelle 11 der Anwesenden, am folgenden Tage aber 13 enthaupten. Die Weiber, die sich beim Aufruhr thätig bewiesen hatten, wurden am Pranger ausgestellt und zum Theil in's Narrenhaus gesperrt. Andern Theilhabern der Empörung ließ der Markgraf die Finger abhauen und die Augen ausstechen. Dies widerfuhr zu Kitzingen 58 Personen. Zugleich wurde die alte Form des Gottesdienstes überall wieder hergestellt und zur Ver- gütung des angerichteten Schadens eine schwere Auflage auf alle Bürger und Bauern gelegt. In den übrigen Theilen von Oberdeutschland wurde die Empö- rung in ähnlicher Weise bezwungen und bestraft. Die Zahl derer, die in den Schlachten, oder unter Henkershand, oder in den Flammen der angezündeten Ort- schaften umkamen, mochte sich in die Hunderttausende belaufen. Die blühend- > sten und volkreichsten Ortschaften waren ! Einöden geworden, voll rauchender Trüm- mer und Leichenhaufen. Die Grafen und Herren aber, die mit den Bauern gezogen waren, verschwinden aus der Geschichte dieses Krieges; nach dem un- glücklichen Ausgange haben sie sich wahr- scheinlich auf ihre Burgen zurückgezogen. Nur Götz von Berlichingen machte eine unglückliche Ausnahme. Als er nach Stuttgart ritt, überfielen ihn unterwegs Bündische. Nach mehrjähriger Gefan- genschaft in Augsburg wurde er zu im- merwährender Haft auf seinem eigenen Schlöffe verurtheilt. Er mußte schimpf- liche Urfehde schwören, nie über die Grenzen seiner Burg zu schreiten, nie wieder zu Pferde zu sitzen und nie eine Nacht außerhalb seines Schlosses zuzu- bringen, für Uebertretung eines dieser Punkte aber ein Strafgeld von 25,000 Gulden zu zahlen. So lebte er elf Jahre, und erst nach Auflösung des Bun- des ward er vom Kaiser begnadigt. Während dies in Schwaben und Franken geschah, war Thüringen und Sachsen der Schauplatz einer Bewegung, welche mehr noch als der Aufstand in Oberdeutschland in bedenklicher Ver- wandtschaft mit der kirchlichen Neuerung stand. Thomas Münzer, ein überspann- ter Kopf, behauptete einen besonderen Auftrag von Gott zu haben, die Aus- erwählten zu einem Bunde zu vereini- gen und das Reich Gottes auf Erden in Erfüllung zu bringen. Er zog gegen geistliche und weltliche Obrigkeit los, erklärte letztere für unchristlich und pre- digte die Gütergemeinschaft. Solche Lehren gefielen dem großen Haufen. Die Armen arbeiteten nicht mehr, und wer Tuch, Getreide oder sonst etwas nöthig hatte, forderte es vom Reichen aus christlichem Rechte. Ward es ver- weigert, so nahm man es mit Gewalt. Die Mönche waren aus Mühlhausen vertrieben und deren Güter von Thomas Münzer in Besitz genommen worden. So trieb der Prophet sein Wesen ein Jahr lang, und inimer größere Haufen Landvolks strömten zu ihm. Da rückte Landgraf Philipp von Hessen mit 6000 Alaun gegen die Aufrührer. Bei Fran- kenhausen hatten diese eine Wagenburg geschlagen. Münzer verhieß den Seinen gewissen Sieg und den Beistand des
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