1844 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Straus, Carl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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schwelgerischer Hand ausgetheilt, selbst im Sande, ja auf
nackten Felsen findet sie sich in erstaunlicher Menge. Alte
verfallene grönländische Häuser sind ganz damit bedeckt, und
der Trieb dieser Pflanze ist hier so stark, daß aus einer ein-
zigen Wurzel zwölf und mehrere Zweige hervorschießen. Zm
Herbste wird das Löffelkraut eingesammelt, und man hält es
den Winter hindurch mit Schnee bedeckt, um Kohlsuppen
daraus zu kochen, die wenigstens in diesem dürftigen Lande
vortrefflich schmecken, und auch zugleich als Arznei gegen
mancherlei Zufälle dienen. Ebenfalls ißt man das Löffelkraut
als Salat, frisch vom Stengel gebrochen, und es hat als-
dann einen minder unangenehmen Geschmack. Der Skorbut,
gegen welchen dieses Kraut ein so vortreffliches Mittel ist,
gehört zu den schmerzhaftesten Krankheiten. Nasse, Kälte,
der Genuß schlechter, verdorbener Nahrungsmittel und Man-
gel an Bewegung sind wohl die Hauptursachen derselben;
daher werden die Bewohner der Polargegenden am meisten
davon heimgesucht, weil sich hier diese Ursachen vereinigt fin-
den. Auch auf weiten Seereisen hatten die Matrosen sonst
viel davon zu leiden. Diese Krankheit äußert sich zuerst in
einer verdrießlichen Gemüthsstimmung, durch Trägheit und
Mattigkeit in allen Gliedern. Dann entstehen Geschwüre
am Zahnfleische, die sich bei der geringsten Berührung öffnen
und heftig bluten. Die Zähne fallen nach und nach dabei
aus, und die Geschwüre verbreiten sich über den Körper, so
daß ganze Glieder davon ergriffen werden; dabei wird die
Erschlaffung des Körpers immer größer, und die Schmerzen
nehmen so sehr zu, daß der Leidende sich nur den Tod
wünscht, der ihn von seinen furchtbaren Qualen befreit. Wie
wohlthätig hat also die Vorsehung gewacht, als sie hier auf
dem nackten Boden das Löffelkraut wachsen ließ! — Von den
Hausthieren ist nur noch der Hund übrig geblieben, den aber
die Kälte auch umgebildet zu haben scheint; dies sonst so
muntere und gelehrige Thier ist hier so dumm, daß es nicht
zur Zagd gebraucht werden kann, auch bellt er nicht mehr,
sondern muckst und heult nur noch. Von anderen vierfüßi-
gen Thieren findet man den Fuchs und den Eisbären.
Auch auf den, sonst alles ertragenden Körper des Men- '
Ichen scheint das ertödtende Klima Einfluß gehabt zu haben.
Der Grönländer wird selten größer als 5 Fuß, dagegen ist
er fleischig und gleichsam mit einer Fetthülle umgeben, wo-
durch er die Kälte des Klimas eher ertragen kann, so daß