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1. Deutsches Lesebuch - S. 239

1844 - Hamburg : Herold
239 schwelgerischer Hand ausgetheilt, selbst im Sande, ja auf nackten Felsen findet sie sich in erstaunlicher Menge. Alte verfallene grönländische Häuser sind ganz damit bedeckt, und der Trieb dieser Pflanze ist hier so stark, daß aus einer ein- zigen Wurzel zwölf und mehrere Zweige hervorschießen. Zm Herbste wird das Löffelkraut eingesammelt, und man hält es den Winter hindurch mit Schnee bedeckt, um Kohlsuppen daraus zu kochen, die wenigstens in diesem dürftigen Lande vortrefflich schmecken, und auch zugleich als Arznei gegen mancherlei Zufälle dienen. Ebenfalls ißt man das Löffelkraut als Salat, frisch vom Stengel gebrochen, und es hat als- dann einen minder unangenehmen Geschmack. Der Skorbut, gegen welchen dieses Kraut ein so vortreffliches Mittel ist, gehört zu den schmerzhaftesten Krankheiten. Nasse, Kälte, der Genuß schlechter, verdorbener Nahrungsmittel und Man- gel an Bewegung sind wohl die Hauptursachen derselben; daher werden die Bewohner der Polargegenden am meisten davon heimgesucht, weil sich hier diese Ursachen vereinigt fin- den. Auch auf weiten Seereisen hatten die Matrosen sonst viel davon zu leiden. Diese Krankheit äußert sich zuerst in einer verdrießlichen Gemüthsstimmung, durch Trägheit und Mattigkeit in allen Gliedern. Dann entstehen Geschwüre am Zahnfleische, die sich bei der geringsten Berührung öffnen und heftig bluten. Die Zähne fallen nach und nach dabei aus, und die Geschwüre verbreiten sich über den Körper, so daß ganze Glieder davon ergriffen werden; dabei wird die Erschlaffung des Körpers immer größer, und die Schmerzen nehmen so sehr zu, daß der Leidende sich nur den Tod wünscht, der ihn von seinen furchtbaren Qualen befreit. Wie wohlthätig hat also die Vorsehung gewacht, als sie hier auf dem nackten Boden das Löffelkraut wachsen ließ! — Von den Hausthieren ist nur noch der Hund übrig geblieben, den aber die Kälte auch umgebildet zu haben scheint; dies sonst so muntere und gelehrige Thier ist hier so dumm, daß es nicht zur Zagd gebraucht werden kann, auch bellt er nicht mehr, sondern muckst und heult nur noch. Von anderen vierfüßi- gen Thieren findet man den Fuchs und den Eisbären. Auch auf den, sonst alles ertragenden Körper des Men- ' Ichen scheint das ertödtende Klima Einfluß gehabt zu haben. Der Grönländer wird selten größer als 5 Fuß, dagegen ist er fleischig und gleichsam mit einer Fetthülle umgeben, wo- durch er die Kälte des Klimas eher ertragen kann, so daß
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