1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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den Körper dadurch schwerer zu machen und ihn plötzlich in
die Tiefe hinabzusenken. Läßt der Druck nach, so dehnt sich
die Luft wieder aus, und ohne Anstrengung wird der Fisch
wie ein Ballon in die Höhe gehoben. So durchschneidet er
das Wasser noch bequemer, als der Kahn, den die Hand des
Menschen gezimmert, und rudert mit den kurzen Flossen rascher
als der Frosch, den die vier Nuderstangen seines Leibes ihrer
Länge wegen mehr behindern.
Von der angegebenen Grundgestalt weichen indeß viele
Fische ab. Mit wurmförmiger Gestalt schlängeln sich ohne
Ruderflossen und Schuppen in Flüssen und Seen Fische dahin,
die man lange Zeit sogar für Würmer gehalten. Ihr fleischi-
ger , kreisrunder Mund kann sich, wie der eines Blutegels,
so fest an Felsen und Klippen, an Holz und Thiere saugen,
daß es große Kraft kostet, ihn wieder davon zu trennen. Mag
dann das Meer seine Wellen in die Höhe thürmen und mit
dem Schiffe wie mit einem Balle spielen, daß der geängstigte
Mensch jeden Augenblick meint, der feste Bau müsse an den
Felsen zu Spreu zerschellen — der Mund der Steinsauger,
wie man diese Fische wohl nennt, hält fest, und wohlgemutst
schlängelt sich das Thier wieder langsam durch die Fluth, wenn
Sturm und Wogen sich gelegt haben. Der Mensch gedachte
seiner nicht, aber ein sorgendes Auge wacht auch in der Tiefe
des Meeres, und an dem Fischlein mögen wir erkennen, daß
wir noch nicht verlassen sind, wenn die Wogen des Lebens
uns zu verschlingen drohen. —
Die Fische haben zum Ergreifen ihrer Nahrung nichts an-
ders, als ihr Maul, welches zu diesem Zwecke mit sehr star-
ken , oft knorpeligen Lippen, und im Innern meist mit spitzen
Zähnen versehen ist. Diese Zähne dienen nicht zum Zermal-
men, die Nahrung wird ungekaut hinabgeschluckt. Es versteht
sich fast von selbst, daß im Wasser, wo nur wenige Pflanzen
wachsen, die Fische größtentheils auf den Raub lebendiger
Geschöpfe angewiesen sind, mögen es Krebse, Muscheln, Wür-
mer oder noch kleinere Thiere sein. Aber Raubfische heißen
nur diejenigen, welche ihres Gleichen, oder gar Thiere höherer
Ordnung angreifen und verzehren. Man betrachte nur einen
Hecht mit seiner platt gedrückten Schnauze und mit den na-
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