1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
424
viel sehen, als es die Nothdurft gerade erfordert. Das Uebelste
ist nur, daß die Natur dort gleichsam erstorben ist; kein schat-
tiger Baum, der Früchte brächte, kein üppiges Gras, an dem
die Thiere sich erquicken könnten, kein Kornfeld mit üppigem
Getreide. Höchstens gibt es Rennthiere, mit deren Fellen sich die
Menschen bekleiden und von deren Milch und Fleisch sie sich näh-
ren ; in mancher Gegend auch wohl Bären, deren Fleisch zur
Speise dient, oder Fische, die man als Wintervorrath trocknet
und aufbewahrt. Da ist es bei uns doch besser, und über-
haupt lebt man am besten und sichersten in den beiden gemä-
ßigten Erdstrichen, d. i. in den Ländern zwischen den Wende-
kreisen und den Polarkreisen. In den beiden kalten Erdstrichen
d. h. rund um die Pole herum bis an die Polarkreise, herrscht
grimmige Kälte, und die ganze Natur erstarrt. In der heißen
Zone, d. i. in dem Erdstriche zwischen den Wendekreisen, ist
die Hitze allzu lästig, und wenn auch die Natur dort vielerlei
Schönes erzeugt, das unseren Gegenden abgeht, so wimmelts
doch auch von schädlichen Insekten und lästigem Gewürme und
allerhand Thieren, mit denen der Mensch nicht gern verkehren
mag. Aber für Alle liegt Trost in der Ueberzeugung: Die Erde
ist überall des Herrn.
9. Bildung der Erdoberfläche.
Wenn auf einmal das Meer abgelassen werden könnte,
würde es in seiner Tiefe nicht viel anders aussehen, als auf
vielen Stellen unserer Erdoberfläche. Wir würden da große,
lange Sandflächen und Berge von Kalk und Gips sehen , die
sich aus dem anfänglichen Gewässer gebildet haben, alle unter-
mischt mit häufigen Muscheln und andern Seethier-Ueberresten.
Denn wenn man unsere meisten Berge ansieht, bemerkt man
gar leicht, daß sie auch einmal alle unter Wasser gestanden,
ja, daß sie in einem großen Meere und unter einem großen
Meere gebildet worden sind. Denn viele von ihnen sind ganz
erfüllt von Muschel- und Seethier-Ueberresten; und auf man-
chen Bergen von Neuholland, die sehr hoch sind und jetzt viele
Meilen weit vom Meere landeinwärts liegen, sieht man noch
jetzt Korallenbäumchen aufrecht stehen, und der ganze Boden
sieht so aus, als wenn er plötzlich wäre vom Meere verlassen
worden. Aber man braucht nicht so weit zu reisen, um etwas
Aehnliches zu beobachten. Auch in und auf unsern Kalk-
bergen findet man Korallenarten und Muscheln, die nur im