1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Tempel gehörten weitläufige Grundstücke, welche gegen einen mäßi-
gen Zins verpachtet waren. Dieser floß in den Schatz des Tem-
pels und aus dem Schatze wurden die Lebensbedürfnisse der Prie-
sterfamilien bestritten. Die Priesterfamilien hatten aber auch noch
Privatvermögen.
Die zweite Kaste war die der Krieger; sie war nur von dem
Könige abhängig, und gewährte diesem dadurch Macht gegen den
überwiegenden Einfluß der Priester; sie war in zwei in der Beklei-
dung und Bewaffnung verschiedene Klassen getheilt, die Hermotybicr
mit» Kalasiricr. Die Krieger hatten in Aegypten ein größeres An-
sehen als der Kriegerstand in anderen Priesterstaaten, weil Aegyp-
ten als ein reiches, von armen Landstrichen umgebenes Land bestän-
digen Naubangriffen ausgesetzt war. Es sollen ohngefähr 410,000
Krieger und von diesen im Frieden etwa 180,000 unter den Waffen
gewesen sein. Die beiden Abtheilungen der Kriegerkaste hatten in
verschiedenen Nomen und zwar größtenteils in Unterägypten ihre
Wohnsitze; sie mußten aber auch außerhalb der ihnen angewiesenen
Bezirke Dienste thun; sie bildeten die Besatzung einiger Städte und
Grenzfestungen. Jährlich mußten tausend sowohl der Kalasirier
als der Hermotybier bei Hofe sein und die Leibwache des Königs
bilden. Oberanführer im Kriege war in der Regel der König, die
Anführer waren die Prinzen und andere Vornehme der Kriegerkaste.
Auch die Krieger waren frei von Abgaben, besaßen Ländereien und
erhielten im Kriege noch einen besonderen Sold. In größeren Krie-
gen wurden auch in den unterworfenen Ländern Truppen ausgeho-
den. Das Heer bestand aus Fußgängern und Wagenkämpfern.
Reiter finden sich auf den alten Denkmälern nicht abgebildet, wer-
den aber in den alten Schriftstellern öfters erwähnt und scheinen
nur eine untergeordnete Bedeutung gehabt zu haben. Die Bogen-
schützen, welche theils zu Fuß, theils zu Wagen kämpften, waren
der Kern des Heeres. Außer denselben gab es ein mit Schild,
Speer und Schwert, oder mit Streitäxten, Streitkvlben und ähn-
lichen Waffen ausgerüstetes schweres Fußvolk. Die Kriegsmusik
waren Trompeten und Trommeln, und die Fahnen und Standarten
hatten sehr verschiedene Zeichen.
Ueber die beiden anderen Kasten, welche der gehorchende und
die Abgaben zahlende Theil des Volkes waren, stimmen die Anga-
den des Herodvt und Diodor nicht überein. Die Handwerker, Künst-
ler, Krämer und Kaufleute scheinen die dritte Kaste gebildet zu ha-
den, die vierte die Ackerbauer und die Hirten, deren Geschäft für
das niedrigste galt. Die Landbauern waren nur Pächter, da sämmt-
liche Grundstücke Eigenthum des Königs und der beiden oberen Ka-
sten waren. Die Hirten zerfielen in die Rinderhirten und die als
unrein ganz verachteten Sanhirten. Herodot führt ferner noch die
Dolmetscher und Schiffer als zwei Kasten an, welche jedoch wahr-
scheinlich nur Unterabteilungen der zwei letzten Kasten waren. Die
Dolmetscher entstanden erst zu der Zeit des Psammetichus, welcher
eine Menge ägyptischer Kinder von den in das Land gerufenen
Griechen erziehen ließ. Die Abkömmlinge derselben bildeten die
Dolmetscher. Die Kasteneintheilung erhielt sich auch, nachdem die