1854 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
400
resmier eroberten und plünderten 1244 Jerusalem, vernichteten
bei Gaza die unter Saleh Jsmael vereinigte christliche und moham-
medanische Macht und verhalfen dem ägyptischen Sultan zum Be-
sitze von Damaskus. Die Ägypter eroberten 1247 auch Liberias
und Askalon, und das christliche Reich gerieth in eine ganz hülf-
lose Lage.
Als die Nachricht von der Zerstörung von Jerusalem nach Eu-
ropa kam, lag Ludwig Ix. von Frankreich an einem heftigen
Fieber schwer darnieder. Er gelobte sogleich einen Kreuzzug, und
nicht lange nachher genas er. Die vereinten Bemühungen des Pap-
stes Innocenz Iv. und des Königs von Frankreich hatten den Er-
folg, daß viele Franzosen das Kreuz nahmen. Nach langen Vor-
bereitungen schiffte sich das Kreuzheer im August 1248 ein und
landete glücklich in Cypern. Hier, wo die Franzosen überwinterten,
ward beschlossen, den ersten Angriff gegen Aegypten zu rich-
ten. Im Anfange des Juni 1249 landeten die Franzosen in der
Nähe von D ami ette und bemächtigten sich dieser wichtigen Festung.
Sie blieben hier unthätig bis zum Herbst, weil sie theils Verstär-
kungen erwarteten, theils über die Zeit der Nilüberschwemmung in
Ungewißheit waren. Endlich langte die erwartete Mannschaft an
und es ward am 20. November nach Cairo aufgebrochen. Das
Heer zählte 20,000 Ritter und 40,00 Fußgänger. Die Flotte folgte
auf dem Nil. Die vielen Kanäle, die Feuchtigkeit des Bodens, der
Mangel an leichter Reiterei und die Geschicklichkeit, mit welcher die
Saracenen vom griechischen Feuer Gebrauch machten, hielten bald
die Franzosen in ihrem weiteren Vordringen auf. Das französische
Heer wurde zwischen die Kanäle und Nilarme gedrängt und endlich
von Damiette abgeschnittten. Durch Mangel und ausbrechende
Krankheiten geriethen die Franzosen in eine verzweifelte Lage. Sie
versuchten sich durchzuschlagen, wurden aber von den Feinden einge-
schlossen und theils zusammengehauen theils gefangen genommen.
Das Loos der Gefangenen, unter welchen sich auch der König und
dessen beide Brüder befanden, war schrecklich. Der Sultan Turan
Schah, der Sohn und Nachfolger des kurz vorher gestorbenen Sa-
leh Ejub, verstand sich endlich zur Freilassung derselben und zu einem
Waffenstillstände, nach welchem Damiette ihm zurückgegeben, den
Christen der Besitz ihrer Städte in Palästina gelassen und für die
Gefangenen ein ungeheures Lösegeld gezahlt werden sollte (April
1250). Aufgebracht über diesen ohne ihre Zustimmung geschlossenen
Vertrag, ermordeten die Mamlukken den Sultan und übertrugen
einem ihrer Anführer, Jbek, die Leitung der Regierung. Jbek
nahm später den Titel Sultan an und mit ihm trat in Aegypten
an die Stelle der Ejubiden die Herrschaft der Mamlukken.
Der mit Ludwig Ix. geschlossene Vertrag wurde jedoch, soweit er
die Freilassung der Gefangenen betraf, zum Theil gehalten. Nach-
dem Ludwig Ix. die Hälfte der Summe abgetragen hatte, fuhr er
mit einem kleinen Theil seines Heeres nach Akkon. Von hier
sandte er die zweite Hälfte des Lösegeldes nach Aegypten; erhielt
aber von 12,000 Gefangenen nur 400; die Kranken waren ge-
lodet, viele zu Sklaven gemacht und zur Abschwörung ihres Glau-
bens gezwungen worden. Ludwig blieb noch fast vier Jahre in