1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Rußland.
Griechenland.
Polen.
Die Türkei.
Peel schaffte 1846 die Kornzölle ab und suchte England das bisher
behauptete Uebergewicht im Handel und in der Industrie auch für die
Zukunft zu erhalten.
In Rußland war unter Alexander I. (1801 —1825) manches
für Handel, Verkehr und Heerwesen geschehen und in den Ostseeprovinzen
die Leibeigenschaft aufgehoben worden. Es hatten sich aber auch unter
den russischen Großen durch die Berührung mit den westlichen Völkern
Freiheitsideen verbreitet, und es hatte sich besonders aus Militärpersonen
eine Verschwörung gebildet, welche eine freiere Form der Regierung
herzustellen beabsichtigte. Als nach Alexanders unerwartetem Tode dessen
Bruder Nikolaus (1825 —1855) den Thron bestieg, auf welchen der
ältere Bruder Constantin verzichtet hatte, brach (26. December 1825)
in Petersburg ein Militäraufstand aus. Durch die Festigkeit und
Energie des Kaisers Nikolaus wurde derselbe jedoch bald unterdrückt.
Auch die Griechen, welche unter dem Joche der türkischen Herr-
schaft seufzten, blieben der allgemeinen geistigen Bewegung des übrigen
Europa nicht fremd. Viele junge Griechen hatten sich durch den Besuch
deutscher Schulen eine höhere Bildung erworben, und in Wien war
1815 eine große Verbindung, Hetairia, zur Befreiung Griechenlands
gestiftet worden. In der Moldau und Walachei brach unter
Alexander Ppsilanti (März 1821) ein Aufstand aus, und auf der
Halbinsel Morea erhoben sich die Griechen gegen die Türken. Allein
die auf dem Congreß zu Verona (1822) versammelten Monarchen be-
trachteten den Aufstand bei der damals in vielen Ländern vorhandenen
Gährung mit ungünstigen Augen und bewogen Rußland den Griechen
keinen Beistand zu leisten. Ein Congreß der Griechen zu Epidau-
rus (1822) erklärte die Unabhängigkeit der griechischen Nation, und der
Kampf wurde zu Wasser und zu Lande nicht ohne Glück geführt. Ueberall
in Europa zeigte sich die größte Theilnahme für die Sache der Griechen.
Der Sultan Mahmud übertrug den Krieg dem Pascha von Aegypten,
Mehemed Ali, und dieser sandte unter seinem Sohne Ibrahim ein
Heer nach Morea. Das ägyptische Heer richtete gräuelvolle Verwüstun-
gen an, und die Griechen schienen verloren, obgleich sie im April 1827
in dem Grafen Capo d'jstria einen erfahrnen Staatsmann als Prä-
sidenten an ihre Spitze stellten.
Doch der große englische Minister Canning bestimmte England,
Rußland und Frankreich zu einem Vertrage zu London (1827), um
durch gütliche Mittel die Pforte zu beschränkter Freilassung Griechenlands
zu bewegen. Als die Pforte alle Vermittelung verwarf, vernichteten die
vereinigten Flotten unter Oberanfühcung des Admirals Codrington
in der Schlacht bei Nav a r in o (20. Okt. 1827) die türkisch-ägyptische
Flotte, und ein französisches Heer nöthigte die Aegypter, Griechenland
zu verlassen (1828). Zu derselben Zeit erklärte Kaiser Nikolaus dem
Sultan den Krieg. Während ein russisches Heer unter Paskewitsch
in Asien vordrang und 1829 Erzerum, die Hauptstadt Armeniens,
eroberte, überschritt ein anderes russisches Heer unter Diebitsch den
Balkan, nahm Adrianopel ein und nöthigte die Pforte zum Frieden
zu Adrianopel (1829). Die verbündeten Mächte erklärten Griechen-
land für einen von der Pforte unabhängigen Staat und ernannten den