1855 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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urväterlichen Sitten, frei und getreu ihren heimathlichen Göttern, hassend,
wie einst die Römer, so nun die Franken und mit ihnen das Christen-
thum. Oft brachen sie, Beute suchend, Kirchen und Klöster zerstörend,
ins Reich und mancher Geistliche blutete als Opfer auf ihren Altären.
Den Krieg gegen sie betrachtete Karl als einen Gottesdienst; 772 ward
er auf einem Reichstag zu Worms einstimmig beschlossen. Der Zug
ging von Köln aus nach der Ruhr; die Veste Hohensyburg fiel, bald
darauf Eresburg (Stadtberg), wo die Jrmensäule stand, ein vergöttertes
Denkmal Armins; als er an die Weser kam, versprachen die Sachsen
Unterwerfung. Allein kaum sahen sie Karl in der Ferne, so warfen sie
das Joch ab, erschlugen die fremden Priester und fielen über die
Grenze mit Feuer und Schwert. So ging es fast Jahr um Jahr;
die schnell Getauften wurden eben so schnell wieder Heiden; das edle
Volk konnte den Verlust seiner Freiheit nicht verschmerzen. Als sie je-
doch (782) mitten im Frieden ein fränkisches Heer überfallen und ihm
eine Hermannsschlacht geliefert hatten, Karl dafür 4500 Rebellen, wie
er sie nannte, bei Verden an der Aller hatte enthaupten lassen, dann
das ganze Sachsenvolk in wildem Zorn sich erhoben hatte, und Karl
erst nach zwei blutigen Schlachten seiner Meister geworden war: da
verzweifelten selbst ihre furchtbaren Herzoge Wittekind und Albion
an der Macht ihrer Götter, ließen sich auf den Namen Christi taufen
und hielten von nun an Glauben und Treue. Dennoch kam ein all-
gemeiner und dauernder Friede erst 803 zu Stande. Die Sachsen
erkannten den Frankenkönig als ihren Oberherrn an und ließen sich
taufen, dagegen blieben sic bei ihren Rechten und Freiheiten, und
wurden nun bald eben so eifrige Christen als sie zuvor verstockte Heiden
gewesen waren. Denn zahlreiche Klöster, Kirchen, Schulen, und die
Visthümer Münster, Paderborn, Minden, Osnabrück, Hil-
desheim, Halbcrstadt, Verden, Bremen, Alles Karls Stiftun-
gen, gaben ihnen evangelische Lehre und Vorbild. Von ihren Lehrern
verdient St. Ludger, ein friesischer Graf, Abt zu Werden und
Helmstädt, erster Bischof von Münster, der Sachsen Apostel genannt
zu werden.
8- 34. Karls weitere Heerfahrten.
Kaum hatte Karl seinen ersten Feldzug gegen die Sachsen beendigt,
so rief es ihn nach Italien. Desiderius, der König der Longo-
barden, dadurch gekränkt, daß Karl sich von seiner Gemahlin, die eine
Tochter des Desiderius war, scheiden ließ, hatte den Papst zwingen
wollen, Karlmanns Söhne zu Königen über die Franken zu salben,
und als dieser sich dessen geweigert, ihn mit Krieg überzogen und das
fränkische Gebiet feindselig betreten. Sogleich brach Karl mit Heeres-
macht gegen ihn auf, belagerte Pavia, bezwang es durch Hunger und
nahm den König gefangen, den er zum Mönch scheeren ließ, 774. Sich
selbst setzte er die longobardische Krone auf, und nannte sich von nun an
„Karl, im Vertrauen auf Gottes Hülfe König der Franken und Lon-
gobarden und Patricius der Römer". Einige Theile des eroberten