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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 306

1871 - Berlin : Vahlen
306 Oestreich unter Maria Theresia und Joseph Ii. 519521. lich noch einmal den alten Plan, Baiern an Oestreich zu ziehen, und zwar wie-der im Einverstndni mit demselben Karl Theodor. Er machte diesen willig, Baiern gegen die streichischen Niederlande auszutauschen, die er ihm als ein Knigreich Burgund ( 252) abtreten wollte. Damit dies nicht ge-schhe, schlug Friedrich der Groe wieder denselben Weg ein wie frher: er reizte Karl von Pfalz-Zweibrcken, den knftigen Erben, zum Protest, und erklrte, mit seiner ganzen Macht ihm beistehen zu wollen. Diesmal kam es nicht zum Kriege, sondern Joseph Ii. gab rasch den Plan wieder auf. Friedrich aber hatte lngst eine ihm gefhrliche Freundschaft zwischen Rußland und Oest-reich entstehen sehen und seinen Bund mit ersterer Macht gelst. Umsomehr mute er fortan sich auf Deutschland sttzen, Schutz gewhrend und Schutz empfangend. Jetzt, um etwa weiteren Uebergriffen Oestreichs wirksamer ent-gegentreten zu knnen, noch am Abend seines Lebens, stiftete er den deutschen Frstenbund, eine Vereinigung mittlerer und kleinerer deutscher Staaten unter Preuens oberster Leitung; demselben traten bei: Hannover, Sachsen, Braun-schweig, Baden, Mecklenburg, Weimar, Anhalt, Hessen, Kur-Mainz, Pfalz-Nen-brg, Anspach :c. Bei der Abschlieung desselben zeigte sich sein Minister Hertzberg besonders geschickt. 520. Maria Theresia war 1780 gestorben. Nun erst konnte Joseph seinem brennenden Verlangen zu regieren, zu bessern, zu beglcken, freien Lauf lassen. Edel und groß gesonnen, gleicht er darin Friedrich, da auch er sich nie genug thun konnte, da er Jedem persnlich zugnglich war, gern persnlich durchgriff und half, und noch leben, wie vom alten Fritz, auch von ihm tausend Anekdoten in Bchern wie im Munde des Volkes, das ihn freilich zu seinen Lebzeiten mit nur geringer Liebe gelohnt hat. Aber ihm fehlte der praktische Sinn und die khle Besonnenheit des alten Meisters auf dem preuischen Throne. Eine Menge unvorbereiteter, bereilter Reformen drngten eine die andere auf dem Fue. Die Folter hrte auf, eine Zeit lang sogar die Todesstrafe; strenge Rechtsgleichheit ward eingefhrt; die Leibeigenschaft abgeschafft. In der Kirche huften sich die Reformen noch mehr; er hob in seinem Lande mehr als die Hlfte der Klster auf und zog ihr Vermgen fr Zwecke des ffentlichen Unter-richts an den Staat; fhrte deutsche Kirchenlieder und die deutsche Bibel ein; gab Glaubensfreiheit, und Protestanten, Juden, Griechen mit katholischen Unter-thanen gleiche Rechte :c. Umsonst kam der Pabst selbst (Pius Vii.) zum Be-such an den Wiener Hof 1782. Joseph Ii. empfing ihn mit ausgezeichneter Achtung und Hflichkeit, gab ihm aber in keinem Stcke nach. 52l Wie in seinen deutschen Lndern, so ging Joseph auch in den brigen Erblanden mit seinen strmischen Verbesserungen vor. Er suchte mit allem Ungestm aus Oestreich den Einheitsstaat zu machen, wozu Maria The-resia langsam die ersten Schritte gethan. Und hierbei gerade entfremdete er sich die Herzen. In Ungarn beleidigte er durch Aufhebung der Leibeigenschaft den mchtigen Adel, durch vorwaltende Begnstigung der deutschen Sprache die ganze Nation. In den Niederlanden verdarb er es durch seine kirchlichen Neue-rungen mit der einflureichen Geistlichkeit, die das Volk gegen ihn erbitterte, das ohnehin durch Aufhebung mancher seiner alten Freiheiten gekrnkt war. Hier brach eine offene Revolution gegen ihn aus 1788; in Ungarn und Bhmen drohte sie, als der Kaiser schnell und in der Blte der Mannesjahre starb 1790. Er hatte an einem Kriege der Kaiserin Katharina Ii. von Rußland gegen die Trkei 17881791 Theil genommen, da er auch hier auf Er-oberungen hoffte. Der Krieg aber ward streichischer Seits nicht glcklich ge-fhrt, und in der Fieberluft der untern Donaugegend hatte der Kaiser den
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