1869 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: ,
- Hrsg.: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Höhere Bürgerschule, Volksschule, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Rückblick auf die Kultur der Römer.
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(78 vor Chr. bis 14 nach Chr.). Redner Cicero; Geschichtsschreiber: Cäsar,
Sallust, Kornelius Nepos — Livius; Dichter: Horaz, Virgil, Ovid.
4. Unter Augustus das wichtigste Ereigniß der Weltgeschichte: Die Geburt Jesu
Christi, des Erlösers der Menschheit.
1. In den ältesten Zeiten lebte der Römer, wie jeder andere Natur-
sohn, sehr einfach. Sein Haus und sein Tempel bestanden aus Lehm;
seine Kleidung war eine Art Hemde ohne Aermel (Tunika), das bis auf
die Kniee reichte, darüber trug er eine Art Mantel (Toga), aus einem
einzigen Stück Tuch bestehend; Arme und Beine waren nackt. Als Bett Frühere
diente ihm ein Strohlager. Er aß Honig, Bohnen, Früchte, Fleisch und Einfachheit.
Oel; sein Lieblingsgetränk war Wein, mit Wasser vermischt. Die stärkste
Mahlzeit fand Abends statt. Gegen Ende des erstem punischen Kriegs sah
Rom die ersten Bäcker. Bis dahin bildete auch der Ackerbau die Haupt-
beschäftigung und selbst Konsuln schämten sich nicht, mit dem Pfluge ihr
Erbgut zu bestellen. Als Geld wurden lange Zeit Kupferstücke ohne Ge-
präge benutzt. Erst nach Beendigung des zweiten punischen Kriegs kamen
Goldmünzen auf, die mit dem Bild eines Thieres, — Schafes oder Ochsen
(pecus — pecimia) — versehen waren. Cäsar setzte anstatt dieser Thier-
köpfe sein Brustbild.
Jeder Hausvater war König in seinem Hause. Er konnte seine Kin-
der tobten oder zu Sklaven verkaufen. Die Erziehung war Privat-, nicht
Staatssache.
2. So lange diese Sitteneinfalt blieb, blieb auch des Römers unwider-
stehliche Kraft und Festigkeit. Als aber durch die Eroberungen ungeheure
Summen nach Rom flössen, wuchs mit dem Reichthum die Ueppigkeit und
mit der Ueppigkeit die Verderbtheit.
Um sich von dem Reichthum der römischen Großen einen Begriff
machen zu können, sei Folgendes erwähnt. Pom pejus hatte auf einen
Posten, bei dem Könige von Kappadocien, zwanzig Millionen Gulden stehen;
die Güter des Krassus waren siebzehn Millionen werth; die des Len- Späterer
tulus fast noch einmal soviel. Es gab Familien, die 10,000 und mehr Reichthum.
Sklaven hatten. Als Antonius und Oktavian ihr Heer gegen die
Republikaner nach Griechenland führten, versprachen sie jedem Gemeinen
über 2000 Gulden, was, da sie gewiß über hunderttausend Mann bei-
sammen hatten, zum mindesten zweihundert Millionen ausmachte. — Der
Aufwand einzelner Bürger ging über alle Beschreibung. Selbst das Meer
wurde eingeengt, um die Wohnungen dahin zu erweitern, der Marmor
hierzu aus weit entlegenen Ländern mit vielen Kosten herbeigefahren. Lu-
kullus ließ Berge ebenen und große Teiche ausgraben, um mitten im
Laude Seefische in Meerwasser erhalten zu können. Dem Hirtius soll
seine Fischerei jährlich 200,000 Thlr. gekostet haben. H ortensius begoß
seine Bäume mit Wein und hinterließ doch noch 10,000 Eimer des edlen
Nasses. Attikus, Cicero's Freund, hatte 100,000 Thlr. geerbt und hieß
dennoch ein Mann von geringem Vermögen.
Was war nun aus den anfänglich so einfachen Mahlzeiten geworden?
Lukullus erhielt einst unerwarteten Besuch an Cäsar und Pompejus, und
in aller Eile ward ein ländliches Abendessen veranstaltet, welches 10,000 Thlr.
kostete. Die ägyptische Königin Kleopatra wetteteeinst mit Antonius,
wer von ihnen die kostbarste Mahlzeit geben würde. Antonius ließ die
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