1881 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Senckpiehl, Richard, Schreiber, Carl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Nachfolger Wränget verheerte mit dem französischen Feldherrn Turenne Barern.
So ging der Kampf trotz der 1643 zu Osnabrück mit den Schweden und 1644
zu Münster mit den Franzosen eröffneten Friedensunterhandlungen fort, bis im Jahre
1648 der westfälische Friede den Krieg beendigte.
Durch den Frieden wurde der Augsburger Religionsfriede vom I. 1555 für-
alle Protestanten, Lutheraner und Reformierte bestätigt. Frankreich erhielt den
östreichischen Elsaß nebst den Städten Metz, Toul und Verdun und den Festungen
Breisach und Philippsburg; Schweden bekam ganz Vorpommern mit Rügen, einen
Teil von Hinterpommern (mit Stettin), die Bistümer Bremen und Verden, die bis-
her mecklenburgische Stadt Wismar und 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung.
Brandenburg, das eigentlich das Erbrecht auf Pommern hatte, bekam nur den öst-
lichen Teil von Hinterpommern und als Entschädigung für den übrigen Teil dieses
Landes die Bistümer Halberstadt, Magdeburg, Minden und Camin. Die Unab-
hängigkeit der Schweiz und der Niederlande wurde anerkannt. Der Sohn des ge-
ächteten Friedrich V. erhielt die Unterpfalz und die achte Kurwürde. Außerdem ge-
währte der westfälische Friede den deutschen Reichsfürsten die Landeshoheit in ihren
Ländern mit dem Rechte, mit den auswärtigen Staaten Bündnisse zu schließen und
Krieg zu führen. Die Einheit Deutschlands, das nun aus mehr als 300 größeren
und kleineren Staaten bestand, hörte damit auf; die kaiserliche Macht beschränkte sich
nur auf die Reichsgeschäfte.
Deutschland bot nach dem schrecklichen Kriege ein trauriges Bild dar. Das
Land war verwüstet und entvölkert, das Volk verwildert, alle gesetzliche Ordnung auf-
gelöst. Handel, Ackerbau und Gewerbe lagen danieder. Deutsche Kunst und die Wissen-
schaft, die nach der Reformation einen herrlichen Aufschwung genommen hatte, waren
gänzlich gesunken. Frankreich, das sich zum einflußreichsten Staate in Europa erhob,
beherrschte in Sprache und Sitten das deutsche Volk.
8 61. Das Kurfürstentum Brandenburg bis gegen Ende des
36jährigen Krieges.
(Fortsetzung von § 54, S. 73).
Zur Zeit der Reformation regierten in Brandenburg die Kurfürsten Joachim I.
von 1499 —1535 und Joachim Ii. Hector von 1535—1571. Letzterer trat
seinem Bruder Johann die Neumark ab. Durch Joachim Ii., der am 1. November
1539 öffentlich zur Augsburgischen Confefsion übertrat, wurde die Reformation in
Brandenburg eingeführt. Für die spätere Entwickelung des Kurfürstentums waren
ein 1537 mit dem Herzoge von Liegnitz, Brieg und Wohlan geschlossener Erb-
vertrag und die Mitbelehnung über das Herzogtum Preußen durch den König
von Polen 1569 von Wichtigkeit.*) Da Joachim Ii. ein Freund äußeren Glanzes
war, so brachte seine Regierung das Land in eine große Schuldenlast.
*) Die Preußen oder Pruzzen, ein slavischer Volksstamm, wohnten nach der Völker-
wanderung in dem Landstriche zwischen Weichsel und Memel. Der Bekehrung zum Christen-
tume setzten sie den hartnäckigsten Widerstand entgegen. Erst dem deutschen Ritterorden, der
zur Zeit der Kreuzzüge in Palästina gestiftet war, gelang es, durch einen 50 jährigen Kampf
das Preußenland 1283 zu erobern, das Christentum zu befestigen und deutsche Kultur ein-
zuführen. Es wurden mehrere Städte: Thorn, Kulm, Graudenz, Marienwerder, Marienburg,
Elbing und Königsberg gegründet. Im Jahre 1309 verlegte der Hochmeister des Ordens
seinen Sitz von Venedig nach Marienburg, und der Orden breitete sein Gebiet immer mehr
aus. Ein unglücklicher Krieg mit den Polen zwang den Orden, Westpreußen 1466 an Polen