1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Nowack, Hugo
- Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
es leider in jener Zeit, von ihrem altgewohnten Handelsbetriebe zu lassen,
darum schwand auch ihre Macht und Blüte. — Amerika lieferte Tabak,
Vanille, Kakao, die Chinarinde und vor allem die Kartoffel. Die bisher
aus Indien bezogenen Produkte, wie Zucker, Kaffee, Baumwolle u. s. w.
wurden jetzt auch in Amerika in größter Menge gewonnen. — Die Ein-
gebornen aber wurden von den Einwanderern wie Sklaven behandelt,
mußten die schwersten Arbeiten in den Pflanzungen und den Bergwerken
verrichten und starben darum massenhaft dahin. Als Ersatz führte man
den kräftigeren Neger nach Amerika, und so kam es zu dem abscheulichen
Sklavenhandel. — Auf die Erd- und die Naturkunde, auch auf die
Medizin wirkten die Entdeckungen umgestaltend.
Aufgaben: 1. Warum zog Kaiser Rudolf nicht nach Italien? 2. Vergleiche das
Auftreten Rudolfs mit dem früherer Kaiser (Otto I., Barbarossa)! 3. Wodurch machte
sich Ludwig der Bayer bei den Fürsten verhaßt? 4. Zeige, daß Karl Iv. mit Recht
genannt wurde: Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater! 5. Welche Bedeutung hat
der Kurverein zu Reuse, welche die goldene Bulle? 6. Wie geriet Huß in Streit mit
dem Papste? 7. Welche Aufgaben hatte das Konzil zu Konstanz, und wie löste es dieselben?
8. Zeige, daß im 15. Jahrhundert die Herrlichkeit der alten Kaiserzeit dahin war! 9. Welche
Einrichtungen verdankte das Reich Maximilian I.? 10. Eib Unterschiede zwischen einem
Landsknecht- und einem Ritterheere an! 11. Welche Bedeutung hat die Erfindung der
Buchdruckerkunst? 12. Zähle die wichtigsten Entdeckungen auf und gib deren Folgen an!
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
1. Während zu Ende des 15. Jahrhunderts durch Erfindungen und
Entdeckungen im Erwerbsleben und in der Wissenschaft ein reges Vorwürts-
drängen stattfand, waren Verbesserungen kirchlicher Ubelstände nicht vorge-
nommen worden. Viele Geistliche und Laien erhofften sehnlichst die endliche
Abstellung der in die Kirche eingedrungenen Mißbräuche und Mißstände.
Da gab Luthers Auftreten den Anstoß zu heftigen Kämpfen auf kirchlichem
Gebiet, die zu einer Spaltung in der abendländischen Kirche führten.
2. Dr. Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben
geboren. Sein Vater war ein armer, aber frommer Bergmann und Bauer.
Einige Zeit nach des Sohnes Geburt zog der Vater nach Mansfeld. Ernst
und streng war die Erziehung des Knaben. Da er sich sehr begabt und
fleißig zeigte, so schickte ihn sein Vater auf die lateinische Schule zu Magde-
burg und dann nach Eisenach. Den vollen Unterhalt konnte ihm sein
Vater nicht gewähren, und darum ging der Knabe nach der Sitte jener
Zeit mit anderen armen Schülern vor die Häuser reicher Leute, um durch
den Gesang frommer Lieder Unterstützungen zu erlangen. — Sein Vater
wünschte, daß sein Sohn Martin ein Rechtsgelehrter werde. Darum bezog
derselbe die Universität zu Erfurt. Hier studierte er mit großem Fleiße,
und obgleich er ein fröhlicher Gesell war, begann er doch alle Morgen seine
Arbeit mit herzlichem Gebete. Rechte Befriedigung fand er aber an dem
Studium der Rechtswissenschaft nicht, dagegen las er eifrig in der Bibel.
— Erschütternde Ereignisse, eigene schwere Krankheit, der plötzliche Tod