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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 61

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
61 125. Spriichwörter und Denksprüche. 1. Bete, als hülfe kein Arbeiten; arbeite, als hülfe kein Beten. 2. Fleiß bricht Eis. 3. Gott ist der Armen Vormund. 4. Deine eig'ne Hand dich nähren soll, so lebst du recht, und es geht dir wohl. 5. Lust und Liebe zum Ding — macht Mühe und Arbeit gering. 6. Wer seine Kinder lehrt mit We- nigem auskommen, der hinterläßt ihnen mehr, denn Reichthum. 7. Arbeit verkürzt die Stunden und verlängert das Leben. 8. Wer Muth zur Arbeit hegt und rasch den Arm bewegt, sich immer durch die Welt noch schlägt. 9. Was man gerne thut, wird einem leicht. 126. Kampf einer Schlange mit einem Vogel. Es war ein warmer Sommertag, und ich hatte mich unter einem Eichbaume hingelagert. Ein munteres, rothes Johannis- käferchen mit schwarzen, runden Flecken auf den Flügeldecken hatte sich eben auf meine H^nd gesetzt; ich betrachtete es und freute mich darüber. Da raschelte es plötzlich gar nicht weit von mir im trockenen Laube, ganz leise nur, fast hätte ich’s nicht gehört. Ich blickte hin, und was sah ich? Eine Schlange. Etwa acht Schritte von mir entfernt stand ein Haselnuss- strauch, und auf den ringelte die Schlange zu, ganz leise durch das hohe, dürre Gras, so dass sich kaum die Halme bewegten. „Die hat etwas im Schilde!“ dachte ich, denn ich sah’s ihr an, wie vorsichtig sie jedes trockene Blatt vermied, das etwa rascheln könnte, und wie ihre Augen funkelten und unverwandt nach dem Nussstrauche gerichtet waren. Jetzt sah ich’s. Auf einem trocke- nen Zweige des Strauches, etwa zwei Fuss von der Erde entfernt, sass nämlich ein Yöglein, ein buntes, niedliches Finkenhähnchen, den Rücken der unbemerkt nahenden Schlange zugekehrt, und schlug sorglos seine munteren Triller. Im ersten Augenblicke wollte ich aufspringen, den Vogel retten und die Schlange ver- nichten — und ich verzeihe mir heute noch nicht, dass ich’s nicht gethan; aber die Wissbegierde des Naturforschers liess mich das Mitleid unterdrücken. Indem schlug der Vogel noch einmal sein munteres Lied sorglos und fröhlich in den Wald hinein. Da fuhr die Schlange, schnell wie der Blitz, empor, dass ich selbst erschrak, und rich- tig, sie hatte das Vüglein erwischt, aber nur bei einem Fusse. Denkt euch die Angst des armen Thieres, wie es — vielleicht war dicht daneben das Nestlein seiner Lieben — flatterte und schrie, gefangen am Maul des Ungethüms! Die Schlange zog den Finken nieder, und ich war sehr be- gierig, zu erfahren, was sie wohl mit ihm thun würde. Das sollte ich bald sehen. Die Schlange warf sich an die Erde, rollte sich in einen Knäuel zusammen und versuchte , den Vogel mit ihrem Leibe zu umschlingen. Das gelang ihr aber nicht, denu der Vogel flatterte so heftig, so gewaltsam umher, dass er immer wieder den glatten Ringen ihres Leibes entschlüpfte. Die Ver- suche dauerten eine geraume Zeit. Endlich mochte sie einsehen,
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