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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 183

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
183 vember war die furchtbare Schlacht. Während Friedrich von einer Seite angriff, sollte Ziethen von der andern vordringen. Beide wurden aber durch Sümpfe, Gräben und Wälder aufgehalten. Massenweise werden die Preussen niedergeschmettert, mehrere Male werden sie zurückgeworfen; aber immer erneuern sie den Angriff mit der grössten Tapferkeit. Der König selbst wird verwundet. Endlich kommt die Nacht; aber noch ist die Schlacht nicht entschieden. Am andern Tage will der König mit gefälltem Bajonett den Kampf erneuern. Während der Nacht sass er sorgenvoll in der Kirche des nahen Dorfes E1 s n i g auf den Stufen des Altars und schrieb beim schwachen Scheine einer Lampe Befehle für den folgenden Tag. Auf dem Schlachtfelde ging es verworren durcheinander. Hier wird ein Trupp Oestreieher von den Preussen gefangen genommen, dort geht es einer Abtheilung Preussen nicht besser. Endlich brennen im Torgauer Walde zahlreiche Feuer. Oestreieher und Preussen sammeln sich um dieselben, und da niemand weiss, wer Sieger ist, kommen sie mit einander überein, sich am Morgen dem zu übergeben, der gesiegt habe. Friedrich reitet schon in der ersten Morgendämmerung zum Dorfe hinaus, um zu erfahren, wie es um Ziethen stehe. Da plötzlich kommt dieser mit einigen Husaren herangesprengt und ruft ihm zu: „Ew. Majestät, der Feind ist geschlagen; er zieht sich zurücki“ Beide stürzen zugleich von dem Pferde; der König liegt in Ziethen’s Armen. Der alte Feldherr weint, wie ein Kind, laut auf und kann kein Wort weiter hervorbringen. Dann sprengt er zu den Kriegern und ruft: „Burschen! unser König hat die Schlacht gewonnen; der Feind ist völlig geschlagen. Es lebe unser grosser König 1“ Alle stimmten jubelnd ein: „Es lebe unser grosser König! Aber unser Vater Ziethen, unser Husa- ienkönig, auch I" Ziethen hatte nämlich des Abends 10 Uhr die Anhöhen endlich erstürmt, und der Feind hatte sich während der Nacht über die Elbe zurückgezogen. 50* Die letzten Jahre des Krieges. Ungeachtet dieser Siege blieb Friedrichs Lage doch sehr bedenklich, denn die russischen und östreichischen Hauptheere waren in Schlesien vereinigt und machten 130,000 Mann aus, und Friedrich konnte ihnen nur noch 50.000 ent- gegenstellen. Gegen eine solche Uebermacht hätte er doch zuletzt unterliegen müssen, wenn die Anführer beider Heere einig gewesen wären. Ihre Eifersucht rettete ihn auch diesmal; sie trennten sich wieder, und die Russen zogen sich zurück. Leider fiel ihnen aber gegen Ende des Jahres 1761 die Festung Kol- berg in die Hände, und die Oestreicher hatten halb Schlesien in Besitz. Da. in der größten Noth, war Gott am nächsten. Im Januar 1762 starb die russische Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger Peter Iii., welcher schon lange Friedrichs Freund war, bestieg den Thron. Sogleich ließ er alle preußischen Gefangenen ohne Lösegeld frei, schloß Frieden und schickte dem Könige sogar 20,000 Russen zur Hülfe. Auch die Schweden machten bald Frieden. Der russi- sche Kaiser Peter wurde zwar schon nach 6 Monaten ermordet, aber seine Nach- folgerin, die Kaiserin Katharina, hielt den Frieden aufrecht, obgleich sie die russischen Hülfstruppen wieder zurückrief. So waren nur noch Oestreich, Frank» reich und das deutsche Reich in den Waffen. Aber auch diese waren des Krie- ges müde; und nachdem England und Frankreich in Paris Frieden geschlossen hatten, kam am 15. Februar 1763 zu Kuöertsöurg, einem sächsischen Jagd- schlösse, auch der Friede zwischen Preußen. Oestreich und Sachsen zu Stande. Friedrich behielt Schlesien; nicht einen Fußbreit Landes verlor er. Zwar hatte dieser Krieg gegen 125 Millionen Thaler und das Leben von 180,000 tapfern Kriegern gekostet, aber Friedrichs Thaten hatten Preußen auch ein solches An- sehen verschafft, daß es von nun an zu den Hauptmächten Europas gerechnet wurde.
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