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1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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lange Jahre durchzogen schwedische und französische Heere ganz
Deutschland und machten große Gebiete zur menschenleeren Wüste.
Die Schweden hatten wieder Vorteile über den Kaiser erlangt und
bedrohten Wien. Schon hatten sie Prag eingeschlossen und über-
schütteten die Stadt mit glühenden Kugeln. Da erscholl von Münster
und Osnabrück her das beglückende Wort: Friede!
Der Westfälische Friede 1648. Der Friede war endlich nach
fünfjährigen Verhandlungen zustande gekommen. Deutschland erlitt
unersetzliche Verluste.
Die Schweden erhielten Vorpommern, die Insel Rügen und 15 Millionen Mark
Kriegsentschädigung. Frankreich bekam den größten Teil des schönen Elsaß. Der
einzige Gewinn für Deutschland war der Friede zwischen Katholiken und Prote-
stanten. Beide erhielten die gleichen Rechte. Der Besitz der Kirchengüter wurde
nach dem Stande des Jahres 1624 (Normaljahr) geregelt.
3. Zustand Deutschlands während und nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Geendigt war „der lange, verderbliche Streit"; aber seine Spuren
blieben in Deutschland auf Jahrzehnte hinaus unvertilgbar.
Kriegsgreuel. Während des Krieges hatten die rohen Söldner-
scharen in grausamster Weise gehaust. Bei der langen Dauer des
Krieges war es den Führern oft nicht möglich, die Truppen regel-
mäßig zu besolden. Diese entschädigten sich dafür durch Raub und
Plünderung. Freund und Feind verfuhren mit gleicher Schonungs-
losigkeit. Alles wurde geraubt, was irgendwie wertvoll erschien.
Um Geständnisse über verborgene Gelder oder Kostbarkeiten zu
erpressen, wurden die entsetzlichsten Martern angewandt. Die fort-
gesetzten Plünderungen, die Verwüstungen der Felder und Zer-
störungen der Weinberge führten eine schreckliche Hungersnot
herbei. Dem Hunger folgte die P e st, der Unzählige zum Opfer
fielen. Pest, Hunger und Krieg rafften mehr als die Hälfte der
Einwohner Deutschlands dahin. Tausende von Städten, Dörfern
und Flecken wurden ein Raub der Flammen. Landwirtschaft, Ge-
werbe, Handel lagen danieder. Roheit und Sittenlosigkeit nahmen
überhand.
Nach dem Kriege fehlte es den Landleuten an Saatkorn, Zug-
vieh und Arbeitskräften, den Gewerbetreibenden an Absatz für ihre
Waren. Viele der entlassenen Söldner scharten sich zu Räuberbanden
zusammen, die besonders in waldigen Gegenden ihr gefährliches
Unwesen trieben. Das stolze Selbstbewußtsein und die Selbst-
achtung des deutschen Volkes war gebrochen. Französische Sitte,