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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 144

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
144 207. Der Sauptmann von Wismar. Namens Meister Hugo. Dis Dänen hatten aber auch einen Haufen Scliiffe in See, um auf ihre Feinde achtzugeben. Da begab es sich, dass plötzlich ein so starker Frost eintrat, dass die Schiffe in der See einfroren und konnten nirgends hinkommen. Als nun der Hauptmann von Wismar sah, dass der Frost so heftig überhand nahm, da sprach er zu den Schiffern und anderen Kriegsleuten also: „Liehe Gesellen, ihr sehet, dass wir hier eingefroren liegen, und dürfen uns nicht vermuten, dass so bald ein anderes Wetter eintreten wird; und ihr wisst, dass der Dänen Schiffe auch in See sind. Darum weiss ich gewiss, wenn dieser Frost bleibt, so werden sie uns anfallen, und sie haben den grossen Vorteil, dass sie aus ihrem Lande sich ver- stärken können, soviel sie wollen: deshalb ist es besser, wir sehen vor ihrer Ankunft zu. Wollt ihr nun meinen Rat hören, so wollen wir unsere Schiffe so verwahren, dass wir sie vor den Dänen wohl behalten, wiewohl es Arbeit kosten wird; dennoch, weil es so kalt ist, ist es besser, dass wir etwas zu tun haben, als dass wir zu Tode frieren. Sehet da“, sprach er, „an der dänischen Küste steht viel Holz, da wollen wir Leute hinsenden, die sollen lange und grosse Bäume hauen und auf dem Eise mit geringer Arbeit an die Schiffe schaffen; die wollen wir auf beiden Seiten der Schiffe hinlegen und mit Wasser begiefseu, welches bald zufrieren wird, und unsern Schiffen einen Wall und ein Bollwerk geben. Lasst dann die Dänen kommen; so wollen wir sie erwarten.“ Dieser Rat gefiel allen wohl. Sie holten die Bäume und zogen sie zu den Schiffen und begossen sie mit Wasser, und es ward so ein gläserner Wall. Diese Arbeit war kaum vollbracht, so kamen die Dänen in Haufen übers Eis und vermeinten, die Schiffe zu erobern, aber wie- wohl der Dänen wohl vier waren auf einen Wismarschen, so mussten sie doch mit grossem Schaden davon ziehen und die Schiffe bleiben lassen. Das verdross die Dänen über die Massen, und weil sie gesehen hatten, dass sie vor dem Bollwerk nicht an die Schiffe herankommen könnten, wollten sie eine Kriegsmaschine zurichten, die man eine Katze nennt, und liefen in das Holz, wo die Wismarschen die Bäume gehauen hatten. Der Hauptmann von Wismar, Meister Hugo, erkannte bald ihre Anschläge und liess in der Nacht um die Schiffe einen breiten Streif aufeisen, und die Eisschollen liess er niederdrücken. Nicht lange darauf kamen die Dänen mit ihrem Volke und bedachten nicht, dass die Wismarschen geeist hätten, denn es war oben wieder zugefroren, und kamen mit grossem Ungestüm und meinten jetzt die Schiffe zu gewinnen, denn es verdross sie, dass sie vormals mit Schande zurückweichen mussten. Aber es ist ein altes Sprichwort: „Grosse Eile gibt selten gute Weile.“ So ging es den Dänen diesmal auch, denn sie fielen zu Haufen in das Wasser, und der eine drängte dem anderen nach, so dass mehrere den Tag ertranken. Zu diesem Schaden mussten sie noch Spott dazu haben; denn die auf den Schiffen riefen: „Kiz! Kiz!“ So pflegt man zu rufen, wenn man die Katzen jagt.
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