1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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2. Attila.
weihten Helden bezeichneten und sie hinüberführten in die Walhalla (d. h. die
Halle der Toten), um hier mit Wodan täglich köstlichen Met zu trinken. Daher
erschien es den Deutschen als das herrlichste Los, in der Schlacht zu fallen.
Daneben aber verehrten sie als Ackerbauer die wohltätige Mutter Erde und andere
Götter, von denen sie Wind und Wetter abhängig dachten. Die Vorstellung
von der Erdgöttin hat sich selbst noch im Aberglauben späterer christlicher Zeiten
erhalten; Frau Holle, von welcher deutsche Märchen erzählen, ist ursprünglich
nichts anderes, als die im Innern der Erde tätige Kraft, welche den Menschen
so segensvoll, aber auch so fürchterlich werden kann. — Ihren Gottesdienst
hielten die alten Deutschen in heiligen Hainen oder aus heiligen Bergen; Tempels
wie sie bei anderen heidnischen Völkern vorkamen, kannten sie nicht. Auch
machten sie sich kein Abbild von den Göttern, das schien ihnen mit der Größe
derselben unverträglich; nur im Glauben und mit dem Gemüte, meinten sie,,
könne das Wesen der Himmlischen erfaßt werden. Den Zorn der Gottheiten
suchten sie durch blutige Opfer zu sühnen; gewöhnlich wurden dabei Eber und
Pferde geschlachtet. Ihr Hauptfest feierten sie um die Zeit des kürzesten Tages,
im Norden hieß es das Julsest; dann führte Wodan, wie sie glaubten, die abge-
schiedenen Helden durch die Luft daher; dann heulten seine Kriegshunde, und
seine Rosse schnoben Feuer. Aus dieser Vorstellung stammt noch der Aberglaube
von der wilden Jagd. — Göttliche Weissagung beobachteten sie mit der größten
Gewissenhaftigkeit; einen Eichen- oder Buchenstab zerschnitten sie zu kleinen.
Reisen, ritzten in diese bestimmte Zeichen und warfen sie dann durcheinander
auf ein weißes Gewand; nach feierlichem Gebet hob hieraus jemand drei Reiser
auf und deutete aus deren Zeichen den Willen der Gottheit.
Daß ein so kräftiges und sittenreines Volk den bei aller Geistesbildung,
doch sittlich verdorbenen Römern gefährlich und furchtbar ward, ist begreiflich.
Schon im Jahre 113 vor Christi Geburt erschienen die deutschen Stämme der
Kimbern und Teutonen, die der Sage nach durch eine Überschwemmung aus
ihren Wohnsitzen im heutigen Schleswig-Holstein und Jütland vertrieben waren,
am Fuße der Alpen und begehrten Wohnsitze von den Römern; sie schlugen
viele der ihnen entgegengesandten Heere, aber endlich unterlagen sie der List
und Kriegskunst ihrer Feinde und wurden völlig aufgerieben. Später drangen
die Römer über den Rhein hinüber in das norwestliche Deutschland ein und
setzten sich hier mehr und mehr fest; als sie aber auch ihre Art Recht zu sprechen
den Deutschen aufdrängen wollten und sie mit Übermut behandelten, erhob sich
unter Anführung des Cheruskersürsten Arminius ein mächtiger Aufstand, und
im Teutoburger Walde wurden die Legionen des Statthalters Varus völlig
vernichtet, 9 nach Christi Geburt. Von dieser Zeit an erfolgten noch viele Kämpfe
zwischen Römern und Deutschen, aber die letzteren behaupteten immer mehr die
Oberhand; traurig war es nur, daß sie in ihrem trotzigen Freiheitssinn sich un-
ablässig untereinander befehdeten, wenn der Krieg mit den Römern ruhte. Keck.
3. Attila.
^ l nter den deutschen Stämmen waren im 4. Jahrhundert die mächtigsten
-vv und gesittetsten die Ost- und Westgoten, die von der Ostsee bis an das
Schwarze Meer herrschten. Sie nahmen zuerst von allen Deutschen römische