1913 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Nohl, Walther
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Geographie, Brandenburg
143
als die Reste nicht nur geschützt, sondern auch mit gutem Ver-
ständnis wiederhergestellt worden sind. Es zeugt von einem
gewissen Stolz und Reichtum, daß selbst die umgürtende Mauer
nicht aus Feldsteinen, sondern aus Ziegeln aufgeschichtet ist, ein
in der Mark selten vorkommender Fall. Das Schwedter und
Bernikowertor muten wie ein Kompromiß an zwischen dem mittel-
alterlichen repräsentativen Stadttor, wie es in glänzendster Aus-
führung in Stendal und Angermünde steht, und der Bastion einer
neuen Zeit, die durch Kanonen die ganze Belagerungstaktik ver-
änderte. Ganz im Sinne der alten Zeit, aber mit gesteigerter
technischer Vollendung sind die Mauertürme errichtet, die dem
Bilde einer alten Stadt erst den Ausdruck des wehrhaften Gesamt-
willens geben. Die baukünstlerischen Grundsätze, die durch glasierte
Ziegel und einen fast üppigen Reichtum von Formsteinen
hervortreten, haben weniger Übereinstimmung mit dem strengeren
Charakter in der Mittelmark als mit den pommerschen und preu-
ßischen gleichzeitigen Backsteinbauten, mit denen sie einerseits
durch Eingliederung in das Bistum Kammin, andrerseits durch
die politische Umschnürung des Ordensstaates in Beziehungen
standen.
Eine Ausnahme ist die Pfarrkirche von St. Marien, die 1282
zuerst erwähnt wird. In ihrer äußeren Erscheinung ist sie jedoch
eine Leistung der späteren Zeit, als die norddeutsche Gotik in
ihrer Blüte stand. Eine gewisse künstlerische Übereinstimmung
hat sie mit der prächtigen Katharinenkirche in Brandenburg,
die besonders bei den reichgegliederten Außenseiten der nach innen
gezogenen Strebepfeiler zum Ausdruck kommt, ohne daß an eine
andere als eine stilistische Beziehung gedacht werden darf.
„Der Rote Adlers
61. Das Oderbruch einst und jetzt.
1. Das Oderbruch ist ein tiefgelegener Talkessel, der sich
in einer Länge von 60 km und einer Breite von 15 km zwischen
Lebus und Oderberg ausbreitet. Vor seiner Urbarmachung war
das Bruch eine wilde, wüste Fläche. Größere und kleinere Arme
der Oder durchzogen sie, während mitten hindurch der Haupt-
strom seine Fluten wälzte. Außerdem hatten sich mehrere Seen
gebildet, von denen einige noch, wenn auch in anderer Gestalt,