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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 417

1912 - Danzig : Kasemann
— 417 deutschen König Sigmund, ihrem alten Bundesgenossen, bewegliche Klagen wider den Feind, der nicht minder Beschwerden über sie vorzubringen wußte. Ein mehrfach verlängerter Waffenstillstand war das Ergebnis, freilich auch bittere Not des Landes, das schwer und widerwillig die Last des Landes- schosses trug, der ersten seit 1411 und dann wiederholt zur Tilgung der Kriegsschuld geforderten allgemeinen Steuer. Erst nachdem der ehemalige Gegner Heinrichs von Plauen, Michael Küchmeister von Sternberg, durch Verzicht auf sein Amt einem neuen Hochmeister, Paul von Rußdorf, den Platz geräumt hatte (1422), erst nach nochmaligem Einfall der Polen und Litauer wurde im September 1422 am Melnosee nördlich von Rheden im Kulmerland der Frieden vereinbart. Über den zu Thorn hinausgehend verpflichtete er den Orden zur Abtretung von Burg und Land Nessau, von dem aus er einstmals in Preußen eingedrungen war, dazu der Hälfte der Weichsel mit ihren Inseln und Zöllen von der Mündung der Drewenz bis zur Grenze von Pommerellen. „Täglich haben wir die peinliche Kümmernis der Verheerten vor Augen, die uns alle Stunden mit jämmerlichen Klagen um Hülfe überlaufen", schrieb damals der Hochmeister, während ihm der livlündische Landmeister Siegfried Lander von Spanheim (ff 1424) den Rat erteilte, das Ordensland, das von einer werten Ritterschaft zur Beschirmung des Christenglaubens erobert sei, Fürsten, Kurfürsten, den trefflichsten Rittern und Knechten anzubieten. Immer noch besser sei es, ginge das Ordensland in deutsche Hände über, als daß es Polen und Litauern und Heiden anheimfalle. Die Mahnung zur Preisgabe des Ordensgebietes bedarf kaum der Erläuterung — bezeichnend doch, daß sie von einem Manne kam, dem eine Provinz des Ordens anvertraut war —, fürs erste schien sie verfrüht, da zunächst bessere Tage die Erinnerung an alte Demütigungen abschwächten. Allerdings, im Innern herrschte nur ein unfriedlicher Frieden. Der Plan des Hochmeisters, den sogenannten Pfundzoll in den Häfen, dessen Erträge bisher zwischen Städten und Rittern geteilt worden waren, zu einer Ein- nahmequelle allein des Ordens umzugestalten, die Absicht einer Steuer zur Beseitigung der verringerten Münze und eine Aceise verstimmten die Städte aufs neue, nicht minder Getreideausfuhrverbote des Hochmeisters und Handels- schikanen der Ordensbeamten. Nach außen hin erweckten die neuen Pläne Witowds von Litauen, sich der Abhängigkeit von Polen wieder zu entziehen, die Erwartung, daß dem Orden wie einst das Schiedsrichteramt zufallen möchte zwischen den hadernden, nur wenn verbündet siegreichen Fürsten, und wiederum täuschte die voreilige Erwartung. Der Tod Witowds im Jahre 1430 entfachte Streitigkeiten um den Besitz seines Erbes, in die wie Wladislaw von Polen so der Hochmeister verstrickt wurden, bald einander sich nähernd, bald einander sich befehdend. Während ihres Wechselspiels zogen im Jahre 1433 die böhmischen Hussiten bis vor Danzig und zerstörten das alte Cistercienserkloster Oliva, die Ordens- scharen aber hielten sich in den festen Burgen, die Söldner weigerten sich zu kämpfen und plünderten das Land, da der Sold ausblieb. Allerdings legte dann im Jahre 1435 der „ewige" Frieden von Brzesk dem Hoch- meister keine neuen Gebietsverluste auf, da er im Wesentlichen auf die Ver- einbarungen von 1422 zurückging, er war aber eine neue diplomatische Niederlage, die durch Sicherstellung des Ordensbesitzes am Kulmer- und Michelauerland wie auch an Pommerellen nicht gemildert wurde. Schlimmer 27*
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