1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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köperte (Atlas). 3. gemusterte Stoffe, 4. Gaze oder
Flore (Krepp, Bari-ge) und 5. Sammet (der echte Sammet
und Plüsch). Endlich sind hier noch die gemischten Stoffe anzuführen,
deren Bedeutung von Jahr zu Jahr zunimmt. Durch das Ver-
spinnen und Verweben von Seide mit Wolle oder Seide mit
Baumwolle ist ein einfaches Mittel. Seide von den übrigen Web-
stoffen zu unterscheiden. Bedürfnis geworden. Die Prüfungs-
verfahren gründen sich auf Verschiedenheit im chemischen Ver-
halten oder auf Verschiedenheiten in der Gestalt, die unter dem
Vergrößerungsglas (Mikroskop) wahrgenommen werden.
Was zunächst die U n t e r s ch e i d u n g der tierischen Fasern
von den pflanzlichen betrifft, so ist das Kochen mit Kalilösung
entscheidend: Seide und Wolle lösen sich auf. der Zellstoff der
Pflanzenfasern löst sich nicht auf. Faden von Seide und Wolle,
einer Lichtflamme genähert, entzünden sich und verbreiten den
bekannten Geruch nach brennenden Federn, brennen aber nur
so lange fort, als man sie in der Flamme läßt. Zieht man sie
zurück, so verlöschen sie sogleich, und an dem abgebrannten Ende
bleibt eine kohlige Masse sitzen, die dicker ist als der Faden selbst.
Fäden von Leinen und Baumwolle brennen fort, bilden keine
kohlige Masse und verbreiten nicht den widrigen Geruch. Auster
den angeführten gibt es noch manche andre zuverlässige Mittel
zur Unterscheidung dieser Stoffe.
Merkwürdig ist die Eigenschaft der Seide, dast sie bis 30%
Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen kann, ohne eigentliche
Nüsse zu zeigen. Bei einer Ware von so hohem Preise wie die
Seide ist dies Verhalten in kaufmännischer Hinsicht von hohem
Belang, da es Veranlassung zu absichtlicher und unfreiwilliger
Täuschung und Streitigkeiten gibt und einen nachteiligen Ein-
flust auf den Handel ausübt. Deshalb wird- der Wasser-
gehalt jeder zu verkaufenden Seide durch die Behörde be-
stimnlt. Die Anstalten, in denen dies vorgenommen wird,
heisten Seidenkonditionier- oder Trocknungsanstalten. Beim Ein-
kauf von Seide empfiehlt es sich darum, darauf zu achten, dast sie
nicht aus sehr feuchten, kellerartigen Verkaufsräumen entnommen
werde. Manche Fabrikanten suchen durch- einen Zusatz von schweren
Salzen (Bleizucker usw.) den Seidenstoffen oder dem Seiden-
garn ein höheres Gewicht zu geben: da diese Zusätze giftig sind,
so must dringend davor gewarnt werden, irgendwelche Seiden-
fäden oder Gewebe in den Mund zu nehmen.
Bleiben seidene Stoffe lange Zeit unbenutzt liegen, so wird
die Seide leicht brüchig. Die Reinigung seidener Stoffe geschieht
im lauwarmen Wasser mit Benutzung von Fleckjeife. Schmutzig
gewordene Stellen in schwarzen Seidenzeugen lassen sich da-
durch reinigen, dast man sie mit einem Schwamm, der in Regen-
wasser und Salmiak angefeuchtet ist. abreibt.
'Nach Barentin u. Prof. Wagner.