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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 120

1854 - Saalfeld : Riese
120 seiner Nichte, Agrippina, des Germanicus Tochter, welche ihn zu Gun- sten ihres Sohnes Nero vergiftete (54 n. Chr.). Auch gelang es der Agrippina, des Claudius Sohn Britanniens zurück- zudrängen und ihren Sohn erster Ehe, den Nero Claudius, zuerst von der habsüchtigen Leibwache, dann von dem elenden Senate, endlich von allem Volke als Imperator begrüßen zu lassen. Dieser Nero gilt in der Meinung der Menschen als das unübertroffene Vorbild aller schändlichen Tyrannei. Wenn man auch in den ersten Jahren seiner Negierung glaubte, daß er gut und menschlich regieren würde, so sah man sich in dieser Erwartung bald schrecklich getäuscht, besonders seitdem die schöne aber lasterhafte Poppäa Sabina auf ihn Einfluß gewann. Von dieser Zeit an stürzte er sich aus einem Verbrechen in das andere, behandelte die entarteten und verächtlich gewordenen Römer, von deren allgemeiner Sittenverderbniß der damals lebende Philosoph Sencca eine entsetzliche Schilderung entworfen hat, mit einer gräßlichen Menschenverachtung und suchte die Furien seines Gewissens mit immer neuen Schandthaten zu beschwichtigen. Wer nur seinen Lüsten, seiner Herrschsucht im Wege stand oder seinen Zorn erregte, mußte sterben: sein Stiefbruder Britannieus, seine Lehrer Burrhus und Seneca, ja seine Mutter und Schwester. Selbst seine geliebte Poppäa, die er nach der Ver- stoßung der Dctavia zu seiner Gemahlin erhoben hatte, tödtete er durch einen Fußtritt. Mit lächerlicher Eitelkeit setzte er seine größte Ehre darein, als Komödiant, Sänger oder Tänzer vor dem Volke aufzutreten, und wehe dem Zuschauer, der ihm nicht enthusiastischen Beifall klatschte I In einem mord- brennerischen Gelüste und in einer verrückten Laune, eine Vorstellung von dem Brande Troja's zu haben, ließ er im Jahre 64 n. Chr. die Stadt Rom anzünden und deklamirte bei dem Anblick des gräßlichen Feuermeers Homerische Verse. Sechs Tage und sieben Nächte dauerte der verheerende Brand, wobei die schönsten Denkmäler der Baukunst zu Grunde gingen. Um aber den immer drohender werdenden Verdacht von seiner eigenen Per- son abzuwälzen, schob Nero die Schuld jener Schandthat auf die in Rom lebenden Christen, welche damals noch den Römern als eine jüdische Secte galten und als Verbreiter eines „neuen Aberglaubens," wie der heidnische Hochmuth das Christenthum nannte, verhaßt waren. Mit der ausgesuchtesten Grausamkeit wurden dieselben hingerichtet, theils ans Kreuz geschlagen, theils in die Häute wilder Thiere eingenäht und die Hunde auf sie gehetzt, theils in Pechsäcke gestoßen und so verbrannt, um als Fackeln in den Gärten des Kaisers zu leuchten. Zum Neubau der zum großen Theil niedergebrannten Stadt, des kaiserlichen Palastes und seines Wohnsitzes, des s. g. goldenen Hauses, schritt er zu unerhörten Gelderpressungen und Brandschatzungen der Provinzen. Endlich rächten die aufständischen Prätorianer die vierzehn Jahre lang verhöhnte Welt. Von allen seinen bisherigen Freunden verlassen, mußte das Ungeheuer in bettelhafter Vermummung aus Rom flüchten und ver- suchte unter unsäglichem Wehklagen und dem wiederholten Ausrufe: „Welch ein Künstler stirbt in mir!" sich zu erdolchen, wozu ihm endlich ein Frei- gelassener behülflich war. Mit dem erst zweiunddreißigjährigen Nero war Cäsar's Geschlecht gänzlich erloschen (68 n. Chr.). Der Eindruck jener ersten Verfolgung war übrigens bei den Christen so schrecklich, daß sie auch nach Nero's Tode nicht an denselben glauben wollten, sondern annahmen, er werde einst als der Antichrist wiederkommen.
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