1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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feit verrichteten, entschied der Abfall der krimmschen Tartaren, welche von
Bajazeth zu Timur übergingen, den Sieg des Letztem. Bajazeth selbst
wurde auf der Flucht eingeholt, anfangs mit Großmuth behandelt, nach-
mals aber, wie die Sage geht, in einen eisernen Käfig gesperrt und auf
einem Karren im mongolischen Lager herumgeführt — ein auffallendes Bei-
spiel von dem Wechsel menschlicher Schicksale. Uebrigens ließ sich Timur
durch die Bitten und den Tribut der osmanischen und mamlukischen Sul-
tane wie der christlichen Kaiser bewegen, nicht weiter gegen Westen vorzu-
dringen, und starb schon 1405, als er im Begriff stand, China anzugreifen.
Durch die Uneinigkeit seiner Söhne löste nach seinem Tode sein Reich sich
auf. Einer seiner Nachkommen, Babur, zog, gedrängt von den Waffen
der Usbeken, gegen Süden über die Gebirge nach Indien, eroberle Delhi
(1498) und legte den Grund zu dein lange glorreich bestandenen Reiche
des „Großen Moguls." Sonst war eine der bleibendsten Wirkungen
von Timur's Kriegen die, daß durch ihn Muhammed's Lehre in Asien be-
festigt, unter vielen Stämmen der Tartaren und Mongolen und in Indien
mächtig ausgebreitet, die Hoffnungen der Christen aber auf die Bekehrung
der Mongolen, und was sie hin und wieder schon gesäet oder erbaut hatten
in Asien, meist durch ihn vereitelt wurden.
Iii. Konstantinopels Eroberung durch die Türken (1453).
Nach dem Abzüge der Mongolen entstauben unter Vajazeth's Söhnen
brudermörderische Kämpfe. Allein die Grieehen benutzten die dargebotene
göttliche Gnadenfrist zur Erhaltung und Erhebung ihres Reichs sehr sehlecht,
und das Verderben ging in alter Weise fort: der Kaiser Manuel ver-
folgte nur kleinliche Zwecke; der Hof gab sich mit bettelhafter Pracht allen
Lüsten hin; die Geistlichkeit erschöpfte sich fortwährend mit unfruchtbaren
Religionszänkereien; das Heer, aus Barbaren aller Art bestehend, hatte
nur den Zweck zu rauben und zu plündern, und das Volk, ermüdet durch
den Druck der Zeiten, sah mit Gleichgültigkeit und Sklavensinn den kom-
menden Ereignissen entgegegen. Als daher Bajazeth's jüngster Sohn, Mu-
hammed I., wieder zur Alleinherrschaft der Türken gelangte (1413), be-
gannen die Feindseligkeiten gegen die Grieehen von Neuem, und in den
vier letzten Jahrzehnten beschränkte sich das Reich nur noch auf die Haupt-
stadt Konstantinopel und den kaiserlichen Namen. Noch einmal suchte man
fremde Hülfe: der Kaiser Johannes Vi. Paläologus reiste selbst zu dem
päpstlichen Concil nach Florenz, und die Häupter der griechischen Kirche unter-
zeichneten die Urkunde der Vereinigung der griechischen mit der lateinischen
Kirche, d. h. ihre Unterwerfung unter den Papst als Vorbedingung der gu
erwartenden Hülfe (1439). Das griechische Volk jedoch mißbilligte die Union,
die somit eine papierne blieb, und die Hülfeleistung der Lateiner war karg und
unzureichend. Zwar suchte Papst Eugen Iv., treu seinem Bunde mit dem
griechischen Kaiser, einen allgemeinen Kreuzzug wider die Türken zu Stande
zu bringen und sandte den Cardinal Julian Cesarini durch die Länder
Europas. Aber nur einige italiänische Staatei:, die Rhodiser-Ritter und
der junge König von Ungarn und Polen, Wladislaw Iii., unternahmen
den Krieg; jedoch der Unglückstag von Varna (1444), an welchem Wla-
dislaw gegen Murad Ii. Schlacht und Leben verlor, machte auch die letzten