1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland
2. Hamburg wird von der Alster durchströmt und durch sie
in zwei Teile geteilt. Außerdem durchschneiden zahlreiche Kanäle
oder Fleete die Stadt. Auf ihnen fahren die Frachtschiffe bis an
die großen Speicher der Kaufleute, während über die 84 Brücken
der Kanäle Frachtwagen, Rollwagen und Karren hinüber und
herüber rasseln. Am 5. Mai 1842 wurde Hamburg von einem
furchtbaren Brande heimgesucht. Drei Tage und ebensoviel Nächte
verwandelten den Kern der gewaltigen Stadt in einen glühenden
Aschehaufen. Den Glanzpunkt der aus der Asche wieder neu ent-
standenen Stadt bildet das Alsterbassin, das auf drei Seiten von
den langen Palastfronten des Alsterdammes, des alten und neuen
Jungfernstieges umrahmt wird. Wenn abends Tausende von Lich-
tern der nahen Paläste und Gasthäuser in der blauen Alsterflut
sich spiegeln, wenn ringsum Gesang und Saitenspiel und frohes
Leben erschallt und auf dem Wasser die Gondeln schaukeln, glaubt
man, nicht in einer nordischen Stadt, sondern in Venedig oder einer
noch lebhafteren süditalienischen Stadt zu sein.
3. Ganz anders ist es in dem alten Stadtteile. Die Straßen
sind von Häusern mit hohen Giebeln eingefaßt, die von der Dach-
kammer bis in den Keller bewohnt sind. Fußgänger, Rollwagen
und öffentliche Fuhrwerke bewegen sich durcheinander. Wagen-
rasseln, Peitschenknallen und Ausrufen der Verkäufer verursachen
einen unaufhörlichen Lärm. Lange, bunt gefärbte Schilder be-
decken die Vorderseite der Häuser. Die Erzeugnisse aller Länder
sind hier zur Schau gestellt. Wie jede große Handelsstadt hat
auch Hamburg seine Börse, d. i. ein ansehnliches Gebäude, wo
die Kaufleute und Makler zu bestimmten Stunden zusammen-
kommen, um über alles, was ihre Geschäfte betrifft, Unterhand-
lungen zu pflegen und Verkehr mit Geld, Wertpapieren und
Waren anzuknüpfen. Der danach aufgestellte Kurszettel gibt
den Wert an, welchen die verschiedenen Wertpapiere zurzeit haben.
Auch findet man neben den Handelsberichten Ausstellungen von
Proben solcher Waren, die am Platze verkauft werden sollen.
Aus Gehrig u. Stilloke, Lesebuch f. gewerbl. Fortbildungsschulen, von A. Mauer.
103. Bremen.
1. Dem glänzenden Hamburg mit seinem geräuschvollen Welt-
getriebe gegenüber zeigt die Schwesterstadt an der Weser ein stille-
res, bürgerlich behäbiges Aussehen. Die nicht eben großen, nur
von höchstens zwei Familien bewohnten Häuser, welche sich über
ein sehr ausgedehntes Stadtgebiet erstrecken, sind wie die Straßen
an sich so nett, sauber und freundlich, daß sich der Fremde schon
dadurch angenehm angesprochen fühlt. Dazu treten ihm land-
schaftliche Schönheiten entgegen, die er in der alten Reichsstadt
nicht zu vermuten pflegt. An Stelle der alten Wälle umgeben herr-
liche Anlagen die innere Stadt in solch ausgedehnter Fülle und
reizender Mannigfaltigkeit, in so anmutvollem Wechsel von Land