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1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 334

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
334 154. Die Bedeutung der Hanse. mit einer gewissen Geringschätzung von den engen Grenzen althan- sischer Tätigkeit und ihrem bescheidenen Können zu sprechen. Man hat darauf hingewiesen, wie unbedeutend auch der blühendste Handel der alten Städte gewesen sei, verglichen mit dem Treiben, das sich in unseren großen Verkehrszentren abspielt. Es kann entgegnet werden, daß man sich vor einer Unterschätzung des Alten hüten muß; aber das ist nicht das Entscheidende. Ausschlaggebend ist, daß es bei einer vergleichenden Beurteilung auf den Umfang des Verkehrs gar nicht ankommt, sondern auf die Rangstellung, die eine Nation in ihrer Zeit einnimmt. Und da ist der Hanse, unvollkommen, stück- und flickwerksartig, wie sie unseren modernen Augen erscheint und auch in mancher Beziehung wirklich war, doch das Verdienst nicht abzusprechen, daß sie durch Jahrhunderte deutsches Volk und deutsche Arbeit zur See und im ganzen europäischen Norden nicht nur würdig, sondern gelegentlich geradezu glänzend vertreten hat, daß es ihr gelungen ist, nicht nur Herr des eignen Handels zu bleiben in einem Umfange, wie das gleichzeitig keine andere Nation des atlantischen Europas vermocht hat, sondern auch im fremden Zwi- schenhandel eine Bedeutung zu gewinnen, der die keines anderen Volkes gleichkam. Mehr ist in unseren glücklichen Tagen auch nicht erreicht; im Gegenteil, man kann sagen, daß wir von einer derartigen Stellung innerhalb des gegenwärtigen Verkehrslebens noch recht weit entfernt sind, auch hinzufügen, daß wir geringe Aussicht haben sie je wieder völlig zu erringen. Denn die Tatsache, daß sich die Engländer in ihrem, dem alten hansischen ähnlichen, kaum wesentlich stärkeren Übergewicht allem Anscheine nach auch nicht zu behaupten vermögen, spricht nicht dafür, daß es sobald wieder, wenn überhaupt je, irgend einer Nation gelingen werde, eine Stellung zu gewinnen, wie sie erst die Hanse, dann die Niederländer und nun seit fast zwei Jahrhunderten die Engländer mehr oder weniger umstritten behauptet haben. Die deutsche Hanse hat aber noch das weitere Verdienst, daß sie dem kaufmännischen und seemännischen Unternehmungsgeiste, dem kühnen Magemute, der die Gefahren der Wogen und der Fremde nicht scheut, in unserem Volke eine dauernde Stätte be- reitet hat. Die Hanse ist es gewesen, die Städtewesen und Bürgertum im Gebiet der norddeutschen Tiefebene von den Mündungen des Rheines bis hinein in die fremden Völkerschaften an den ostbaltischen Gestaden gefördert und zur Geltung gebracht und damit einen Kulturfaktor eingeführt hat ohne den an eine weite ausgreifende, weltgeschichtliche Entwicklung nicht zu denken war. Als die Jahr- hunderte kamen, wo es die größte Weisheit wurde, sich mit Schmieg- samkeit und Biegsamkeit, mit Unverzagtheit, Zähigkeit und Genüg-
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