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1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 347

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
159. Die alten Zollschranken. 347 159. Die allen Zollschranken. Es ist eine allbekannte Sache, daß unser deutsches Vaterland früher in ungleich mehr Länder und Ländchen zerrissen war als jetzt und daß zwischen jedem Lande Zollschranken errichtet waren, die jedes Land vom andern wirtschaftlich trennten. Da mochte man zu jener Zeit von Norden nach Süden oder von Westen nach Osten reisen, man stieß zuweilen alle paar Stunden auf einen Schlagbaum. Bei jedem Schlagbaum befand sich ein Zoll- haus und vor jedem Zollhaus standen Zollwüchter. Diese Tag und Nacht strenge Wacht haltenden Beamten fragten jeden Reisenden, ob er etwas „Zollbares" bei sich habe; nach Befinden durchsuchten sie das Gepäck oder gar die Taschen desselben nach zollbaren Waren oder Sachen. Schöpften die Zollbeamten Verdacht, so schleppten sie ihre Opfer mit ins Zollhaus, wo sie gründlich untersucht wurden. Fand man etwas Zollpflichtiges, was der Reisende verschwiegen hatte, so wurde die eingeschmuggelte Ware „kontreband" gemacht, d. h. sie wurde dem Besitzer als eingeschmuggelt weggenommen. Außerdem mußte der letztere noch tüchtige Strafgelder bezahlen. Besonders gründlich wurden die Wagen untersucht, selbst Kutsch- wagen waren nicht ausgeschlossen. Um die Zollplackereien, die damals in Deutschland herrschten, recht deutlich zu machen, will ich eine Geschichte erzählen: Ein Professor aus Thüringen reiste zur Ferienzeit des Jahres 1821 mit seiner Gattin nach Bremen, wo sie Verwandte besuchen wollten. Sie hatten sich ein Lohngeschirr gemietet und fuhren damit in der schönen Sommerzeit nach Norddeutschland. In Bremen hörte die Professorin, wie außerordentlich billig die Kolonialwaren zu erstehen waren, und konnte der Versuchung nicht widerstehen ein Säckchen Kaffee dort zu kaufen. Dieser Handel war geschlossen worden, als der Herr Professor gerade nicht zugegen war. Als dieser aber von dem Säckchen Kaffee hörte, welches, im Wagen versteckt, heimlich mit über die Grenze genommen werden sollte, so war er darüber sehr ungehalten und verlangte, daß der Handel rückgängig gemacht werde. Die Frau Professorin versprach dies endlich um ihren Gatten zu beruhigen. Ohne Sorgen bestieg daher der Professor seinen Kutschwagen um die Heimreise wieder anzutreten; auch die Frau Professorin nahm in fröhlichster Stimmung im Wagen Platz und die Reise ging fort. Da der Herr Professor in Göttingen einen Kollegen hatte, mit dem er befreundet war, so wurde diese berühmte Universitätsstadt zum Reiseziel gemacht.
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