1912 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Kracher, Fritz, Baier, Hans
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
192. Aluminium.
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Sorten Eisen und Stahl, die wir in ihrer Herstellung verfolgt
haben, sind nicht reines Eisen, sondern enthalten stets wechselnde
Mengen anderer Bestandteile, von deren Anwesenheit aber ge-
rade, wie wir gesehen haben, die wertvollen Eigenschaften der
verschiedenen Eisensorten abhängen.
An feuchter Luft „rostet" Eisen, indem es sich auf Kosten von
Luftsauerstoff oxydiert und mit einer Schicht von Eisenoxydhydrat
überzieht; verhindert man den Zutritt der Luft zum Eisen durch
Überziehen desselben mit Ölfarben oder anderen Metallen, wie
Zinn, Blei, Zink, so ist ein Rosten des Eisens ausgeschlossen. Beim
Glühen an der Luft bedeckt es sich mit einer sich leicht ablösenden
Schicht, die man „Hammerschlag" nennt. In Sauerstoff verbrennt
Eisen mit blendendem Glanze.
Durch Berührung mit einem Magneten wird Eisen magnetisch;
doch nur der Stahl behält den ihm erteilten Magnetismus.
Nach Dr. F. B. Ahrens.
192. Aluminium.
Das Aluminium wurde 1827 zum ersten Male von Wühler aus
Tonerde dargestellt; er erhielt es als graues Metallpulver, welches
durch Polieren Metallglanz annahm, aber nicht zu Metallkörnern
vereinigt werden konnte. Das gelang dem berühmten Chemiker
erst 1845. Für das schöne, leichte, weiße Metall interessierte sich
nun vor allem der Kaiser Napoleon und er stellte deshalb dem
französischen Chemiker St. Claire Deville reiche Mittel zur Ver-
fügung um das Aluminium in größeren Mengen fabrikmäßig
herzustellen. Im Jahre 1855 sah man denn auch wirklich auf der
Pariser Weltausstellung größere Massen von „Silber aus Lehm",
und da der Preis desselben von 1000 Fres, auf 300 Fres, für das
Kilogramm gesunken war, so versah Napoleon seine Kürassiere
mit Kürassen von Aluminiumbronze, d. h. einer Legierung von
Aluminium und Kupfer. St. Claire Deville errichtete nun eine
größere Fabrik in Salyndre, wodurch der Preis weiter bis auf
130 Francs im Jahre 1862 sank. Nun aber war man an eine Grenze
gelangt, die man nicht überschreiten konnte. Erst der elektrische
Strom half darüber hinweg. Es gelang nämlich im Jahre 1884
den Gebrüdern Cowles aus einem Gemisch von Tonerde, Kohle
und Kupfer durch elektrische Erhitzung Aluminiumbronze darzustellen.
Das war ein bedeutender Fortschritt, nur schade, daß es un-
möglich war nach diesem Verfahren reines Aluminium zu ge-
winnen. Stets war dasselbe stark kohlenstoffhaltig und wurde
dadurch völlig unbrauchbar zu jeder Verarbeitung.