Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 115

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Wie die Eisenbahn die gewerbliche Arbeit fördert. 115 an dem Bahnsteig vorüber, kehrte dann im schnellsten Laufe zurück und stand wie auf einen Wink unter der Halle still. Stürmischer Beifall empfing Borsig und seinen „Borsig“, und die Engländer machten lange Gesichter, als der Führer ihnen zurief: „Sehen Sie, meine Herren, sie geht! Sie ist also in Wahrheit eine Lokomotive!“ Nun wurde ein offener Wagen angehängt; die Herren stiegen ein, und auf einer Fahrt nach Großbeeren führte Borsig sein Dampfroß in allen Gangarten vor. Die Bahnleitung schloß nun mit dem glück- lichen Erbauer einen Vertrag ab, wonach sie sich verpflichtete, fernerhin alle aus seiner Maschinenbau-Anstalt hervorgehenden Loko- motiven aut der Anhalter Bahn zu verwenden. So wurde Borsig durch diese Tat, welche unsere heimische Eisenindustrie von dem Übergewichte Englands befreite, der deutsche Stephenson. Schon im Jahre 1846 verließ die 100. und zwei Jahre später die 200. Loko- motive die Borsigsche Fabrik. Auch Kohlen und Schmiedeeisen wollte der Fabrikherr nicht mehr aus England beziehen. In Moabit bei Berlin legte er deshalb ein großartiges Eisenwerk an, und in Schlesien erwarb er Steinkohlenbergwerke. Im Jahre 1854 konnte Borsig die Vollendung der 500. Lokomotive feiern. Die Fabrik- gebäude prangten in buntem Flaggenschmuck, und ein Festzug von mehr als 1000 wackeren Eisenmannen begleitete die bekränzte Jubellokomotive nach der Anhalter Bahn. Nachher versammelten sich die Arbeiter mit ihren Frauen zu einem Festschmause. „Esset und trinkt, Kinder!“ rief Borsig, „bei der 1000. wollen wir ver- gnügter sein!“*). Als ihm der damalige Handelsminister seine Er- nennung zum Kommerzienrat überreichte, sagte er gerührt zu seinen Genossen gewandt: „Kinder, die Ehre gebührt nicht mir allein; ihr habt Teil daran, und darum nehme ich sie an in eurem Namen. Laßt uns zeigen, daß wir noch Größeres zu erreichen im stände sind!" Doch diese Hoffnung sollte nicht erfüllt werden. Schon im Sommer desselben Jahres verschied Borsig nach kurzer Krankheit. Sein Sohn setzte des Vaters Werk fort, welches sich unaufhörlich vergrößerte. Das Anwachsen der Riesenstadt Berlin hat die Borsig- schen Fabriken aus dem Stadtbezirke verdrängt; im Jahre 1897 sind sie nach Tegel hinaus verlegt worden. Seine Feierstunden verbrachte der Lokomotivkönig am liebsten in seinem Heim, im trauten Familienkreise oder im Umgang mit Gesinnungsgenossen, zu denen auch sein ehemaliger Lehrer Beuth sich gesellte. Borsig segnete ihn für das gewaltsame Eingreifen in sein Schicksal und nannte ihn dankbaren Herzens „den Weichen- steller seiner Lebensbahn“. Nach Hermanh Jahnke *57. Wie die Eisenbahn die gewerbliche Arbeit fördert. i. Da, wo die Ruhr aus Westfalen in das Rheinland tritt, wird sie von mäßigen Anhöhen begleitet, die sich in einiger Entfernung von ihren Ufern hinziehen. Solch ein Hügel bildete das Besitztum *) Kürzlich hat die Fabrik die 5000. Lokomotive geliefert. 8*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer