1912 -
Essen Berlin
: Bachmann Baedeker
- Hrsg.: ,, Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vom Sparen.
Vermehrung der Einlagen um 451 tttul.; dann kam 1909 mit 764 Tttill.
allein für die preußischen Sparkassen, für ganz Deutschland betrug die
Zunahme in demselben Jahre 1100 Mill. Die Zahl der Sparkassenbücher
vermehrte sich in Preußen im Jahre 1909 um eine halbe Mill. Ls kamen
in Preußen auf je 100 Einwohner 1909: 31 Sparkassenbücher 1908: 30,
1-900: 25, 1895 nur 21 7». Daß aber diese Hunderte von Millionen sich
hauptsächlich aus kleinen Beträgen zusammensetzen, zeigt folgende
Aufstellung: von den 1272 Mill. Sparkassenbüchern in Preußen haben
372 Mill. (28°/o) höchstens 60 Mk. an Spareinlagen; 13°/o zwischen 60
und 150 Mk. Die Hälfte aller Sparer hat unter 300 Mk. Ersparnisse.
Bücher mit „großen" Spareinlagen (über 3000 Mk.) zählt man 736000,
noch nicht 6 vom hundert. Im Jahre 1909 entfielen auf die kleinen Konten
(unter 600 Mk.) 8488000 Sparkassenbücher mit 1357 Mill. Mark Einlagen,
auf die mittleren Konten (600—3000 Mk ) 3138000 Bücher mit 4172 Mill.,
aus die großen Konten (über 3000 Mk.) 736000 Bücher mit 4807 Mill.
Zahlen auch die Sparkassen den Sparern den mäßigen Zinsfuß von 30/0
oder etwas darüber, so liegt es doch auf der Hand, daß bei solch unge-
heuren Kapitalien auch die Zinsen in die Millionen gehen, durch die sich
dann gleicherweise das privateinkommen und damit das Volkseinkommen
erhöht (s. Nr. 186). woher nehmen denn aber die Sparkassen diese be-
trächtlichen Zinssummen? Nun, sie müssen die eingenommenen Spargelder
eben auch zinsbar anlegen, und zwar hauptsächlich in Hypotheken. Bus
diesem Wege waren Ende 1909 nicht weniger als 6,4 Milliarden unter-
gebracht. Buch aus Wertpapieren, Beteiligung an sicheren und gewinn-
reichen Unternehmungen ziehen die Sparkassen ihre Einnahmen, die im
ganzen sich beträchtlich höher stellen, als die Zinszahlung an die Sparer.
So nutzt also die Sparkasse die sauer erworbenen Notgroschen für ihren
Vorteil aus? Saft könnte es so scheinen. Doch gemach! Ls ist eine all-
gemeine Erscheinung: je höher der Zinsgewinn, desto unsicherer ist die
Kapitalanlage und umgekehrt. Bn Hypotheken und Wertpapieren kann
man ebensogut Geld einbüßen, wie gewinnen. Zwangsversteigerungen
und Kursverluste nagen an den Einnahmen der Sparkassen, und wenn
aus irgendwelchen Gründen — und deren kann es eine ganze Menge
geben — viele Sparer zu gleicher Zeit ihr Geld zurückverlangen, so
müssen die Sparkassen zahlungsfähig sein. Deshalb haben sie für sogenannte
„Neservefonds" Sorge getragen, die im Jahre 1909 die ansehnliche Summe
von 600 Mill. erreichten. Ferner ist zu bedenken, daß die Einrichtung der
Sparkassen, Bäume, Möbel und Geräte, und vor allem die Gehälter der
Beamten auch Geld kosten, woher soll's genommen werden, wenn nicht
aus der Mehreinahme von Zinsen (s. Nr. 207). wer sich aber damit noch
nicht zufrieden geben, sondern mürrisch einen höheren Zinsanteil verlangen
wollte, der lasse sich's gesagt sein, daß er mit seinen eigenen, verhältnis-
mäßig doch geringen Spargeldern mehr Zinsen als ihm die Sparkasse
gewährt nicht erzielen kann, es sei denn aus Kosten der sicheren Bnlage;
die Sparkasse aber macht aus vielen wenig ein viel, mit dem sie ganz
anders wuchern kann als der einzelne mit seinem bescheidenen Bnteil, und
ein Verlust wirst sie auch nicht so leicht um, wie den „kleinen Mann",
den jeder Busfall wirtschaftlich empfindlich zurückbringt. Endlich ist auch
hier dafür gesorgt, daß „die Bäume nicht in den Himmel wachsen." Die
Sparkassen werden nämlich meistens von den bürgerlichen Gemeinden oder