1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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41. Aus der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich.
I. Allgemeine Verhältnisse.
8 105. Die Festsetzung der Verhältnisse zwischen den selbständigen Gewerbe-
treibenden und den gewerblichen Arbeitern ist, vorbehaltlich der durch Reichsgesetz
begründeten Beschränkungen, Gegenstand freier Übereinkunft.
8 107. Minderjährige Personen dürfen, soweit reichsgesetzlich nicht ein
anderes zugelassen ist, als Arbeiter nur beschäftigt werden, wenn sie mit einem
Arbeitsbuche versehen sind. Bei der Annahme solcher Arbeiter hat der Arbeit-
geber das Arbeitsbuch einzufordern. Er ist verpflichtet, dasselbe zu verwahren,
auf amtliches Verlangen vorzulegen und nach rechtmäßiger Lösung des Arbeits-
verhältnisses wieder auszuhändigen. Die Aushändigung erfolgt an den gesetzlichen
Vertreter, sofern dieser es verlangt oder der Arbeiter das sechzehnte Lebensjahr
noch nicht vollendet hat, andernfalls an den Arbeiter selbst.
§ 110. Das Arbeitsbuch muß den Namen des Arbeiters, Ort, Jahr und
Tag seiner Geburt, Namen und letzten Wohnort seines gesetzlichen Vertreters und
die Unterschrift des Arbeiters enthalten. Die Ausstellung erfolgt unter dem Siege!
und der Unterschrift der Behörde. Letztere hat über die von ihr ausgestellten
Arbeitsbücher ein Verzeichnis zu führen.
§ 111. Bei dem Eintritt des Arbeiters in das Arbeitsverhältnis hat der
Arbeitgeber an der dafür bestimmten Stelle des Arbeitsbuches die Zeit des Ein-
tritts und die Art der Beschäftigung, am Ende des Arbcitsverhältnisses die Zeit
des Austritts und, wenn die Beschäftigung Änderungen erfahren hat, die Art der
letzten Beschäftigung des Arbeiters einzutragen.
Die Eintragungen sind mit Tinte zu bervirlen und von dem Arbeitgeber
oder dem dazu bevollmächtigten Betriebsleiter zu unterzeichnen.
Die Eintragungen dürfen nicht mit einem Merkmal versehen sein, welches
den Inhaber des Arbeitsbuches günstig oder nachteilig zu kennzeichnen bezweckt.
Die Eintragung eines Urteils über die Führung oder die Leistungen des
Arbeiters und sonstige durch dieses Gesetz nicht vorgesehene Eintragungen oder
Vermerke in oder an dem Arbeitsbuche sind unzulässig.
ß 113. Beim Abgänge können die Arbeiter ein Zeugnis über die Art und
Dauer der Beschäftigung fordern.
Dieses Zeugnis ist auf Verlangen der Arbeiter auch auf ihre Führung und
ihre Leistungen auszudehnen.
Den Arbeitgebern ist untersagt, die Zeugnisse mit Merkmalen zu versehen,
welche den Zweck haben, den Arbeiter in einer aus dem Wortlaut des Zeugnisses
nicht ersichtlichen Weise zu kennzeichnen.
§ 114. Auf Antrag des Arbeiters hat die Ortspolizeibehörde die Eintragung
in das Arbeitsbuch und das dem Arbeiter etwa ausgestellte Zeugnis kosten- und
stempelfrei zu beglaubigen.
ß 120. Die Gewerbeunternehmer sind verpflichtet, ihren Arbeitern unter
achtzehn Jahren, welche eine von der Gemeindebehörde oder vom Staate als Fort-
bildungsschule anerkannte Unterrichtsanstalt besuchen, hierzu die erforderlichenfalls
von der zuständigen Behörde festzusetzende Zeit zu gewähren.
§ 120 a. Die Gewerbeunternehmer sind verpflichtet, die Arbeitsräume, Be-
triebsvorrichtungen , Maschinen und Gerätschaften so einzurichten und zu unter-
halten und den Betrieb so zu regeln, daß die Arbeiter gegen Gefahren für Leben
und Gesundheit soweit geschützt sind, wie es die Natur des Betriebes gestattet.
Insbesondere ist für genügendes Licht, ausreichenden Luftraum und Luft-
wechsel , Beseitigung des bei dem Betriebe entstehenden Staubes, der dabei ent-
wickelten Dünste und Gase, sowie der dabei entstehenden Abfälle Sorge zu tragen.
Ebenso sind diejenigen Vorrichtungen herzustellen, welche zum Schutze der
Arbeiter gegen gefährliche Berührungen mit Maschinen oder Maschinenteilen oder
gegen andere in der Natur der Betriebsstätte oder des Betriebes liegende Gefahren,