Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 136

1913 - Leipzig : Hahn
136 So forderte, wie die meisten Errungenschaften der Kultur, auch das Zündhölzchen alljährlich seine Opfer, obwohl wir zur Ehre der deutschen Industrie hervorheben müssen, daß sie alles daran gesetzt hat, um die Arbeiter vor den mit der Fabrikation verbundenen Gefahren zu schützen. Die Phosphorvergiftungen sind in unseren Fabriken gott- lob selten geworden. Um sie ganz unmöglich zu machen, ist neuer- dings in verschiedenen Staaten die Verwendung des giftigen, weißen Phosphors gänzlich verboten worden. Etwas später, gegen das Jahr f850, trat der deutsche Lhemiker B ö t t g e r mit einer sehr wichtigen Neuerung aus, welche den Be- ginn eines neuen Zeitalters in der Zündholzfabrikation bedeutete. Er setzte die Köpschenmasse aus chlorsaurem Kali und Schweselantimon zusammen, indem er Gummi als Bindemittel benutzte, und stellte eine besondere Reibfläche her, die aus einem Anstrich bestand, der Phos- phor enthielt. Strich man nun das Köpfchen über diese Blasse, so entzündete sich infolge der Reibung hier und dort ein winziges Teilchen des Phosphors, dieses Fünkchen setzte wieder ein Teilchen des Zünd- holzköpfchens in Brand und löste die Explosion der ganzen Blifchung von chlorsaurem Kali und Schweselantinwn aus. Das waren also „schwedische" Sicherheitszündhölzchen, die in Deutschland schon in den fünfziger Jahren in mehreren Fabriken nach der Böttgerschen Anweisung hergestellt wurden, aber damals gegen die Phosphorhölzer nicht aufkommen konnten. Blan hatte sich an die letzteren gewöhnt, sie ließen sich so bequem anzünden ; wenn die Reibfläche verloren ging, so genügte ein Strich an der )Vand oder der Hose, um Feuer zu erlangen. Bei den neuen Hölzchen mußte man stets die Reibfläche mit Phosphor mit sich führen; war diese abgenutzt, so waren die Zündhölzchen unbrauchbar; denn sie versagten, wenn man sie an einer beliebigen rauhen Fläche rieb. Allein im Ansang der sechziger Jahre wurde der hohe Wert der deutschen Erfindung anderswo erkannt. Der schwedische Ingenieur Lundström gründete die berühmte Fabrik in Iönköping. Die Blasse der Zündköpfchen und der Streichfläche blieb die alte, aber die Schweden ersannen eine praktische Verpackung, lieferten die Hölz- chen in den kleinen bequemen Schiebeschachteln, und so siel das Haupthindernis einer weiteren Verbreitung weg. Die „schwedischen Zündhölzchen", wie sie jetzt allgemein genannt werden, entzünden sich nicht so leicht von selbst wie die alten Phosphorhölzer, sie sind darum feuersicherer, und die Kinder können mit ihnen nicht so leicht Brände stiften; ferner sind sie giftfrei. Vor allem aber sind diese Sicherheits- hölzchen als eine wahre Wohltat für die Arbeiter in Zündwaren- fabriken zu betrachten; denn der rote Phosphor ruft keine Phosphsr- nekrose hervor. Kein Wunder also, daß die „Schweden" einen förmlichen Siegeszug durch die Welt antraten, sogar in den „dunklen" afrikanischen Welt-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer