1910 -
Zweibrücken
: Kranzbühler
- Autor: Salzgeber, Franz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
319
steuerten Nachen diese Wogen hinabgefahren. Rauschen ja doch die Fluten
der beiden Ströme, des Rheines und der Donau, in dem Hohenlied
der Deutschen, in dem Lied der Nibelungen: im Rheine liegt der Nibe-
lungen Hort begraben und aus der Donau zogen die Burgunder zum
Tag der Rache und der Klage ins Hunnenland.
Nur eines geht der Donau ab und das ist freilich viel: das
freudige, sanges- und liebesfrohe Leben, das den Rhein durchglüht;
es prägt sich ein ernsterer, gereifterer Charakter auf ihrem Angesicht
aus. Man bleibt, wenn man von ihr geschieden, leichter von dem Heimweh
befreit, das einen so oft und so unwiderstehlich nach dem Rheine ge-
fangen nimmt, nach der Lorelei, die einem ihr nie zu vergessendes Lied
so süß und lockend in die Seele singt.
Aber beide einen sich gleichberechtigt, gleich herrlich in dem Gemüt
und in der Erinnerung des Wanderers. Und nur wer sie beide zusammen
gesehen, wer neben der lieblichen Poesie des Rheines die majestätische
Schönheit der Donau in sich aufgenommen hat, der allein vermag Deutsch-
lands Schönheitsfülle ganz zu verstehen und zu würdigen.
Fr. Lampert.
161. An Deutschland.
Vaterland, du starkes, wo blüh’n im Sonnenschein
V Vom Elbstrom hundert Städte bis an den grünen Rhein,
Wo von den Alpenhängen bis an den Nordseestrand
Viel tausend Brüder wohnen — Gott segne dich, du starkes Land!
2. Vaterland, du schönes, wo stolz die Ströme gehn,
Wo hoch die Dome ragen und ernst die Burgen stehn,
Wo sich in zwei Meeren spiegelt der Ufer Rand,
Und grün die Hügel glänzen — Gott segne dich, du schönes Land!
3. Vaterland, du kühnes, wo eichenlaub-umkränzt
Noch Hermanns Schild nicht rostet, wo neu geschärft erglänzt
Das Heldenschwert der Väter und wo die deutsche Hand
Weiß beides noch zu führen — Gott segne dich, du kühnes Land!
4. Vaterland, du hehres, wo jedem dunklen Trug
Kühn und stolz begegnet lichten Geistes Flug,
Indes doch Lieb’ und Treue, rein wie Opferbrand,
Glühet in den Seelen — Gott segne dich, du hehres Land!
5. Vaterland, du teures, das wie ein holder Stern
Erglänzet lieben Brüdern auch in weiter Fern’,
An welches treu gebunden hält ein festes Band
Alle deutschen Herzen — Gott segne dich, du teures Land!