1. Bd. 3
- S. 207
1824 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
Italien. 207
491.
Parma und Piacenza.
Die Städte Parma und Piacenza gehörten im
Mittelalter zum großen lombardischen Sradtebunde; reiche
und mächtige Familien strebten in denselben nach der Herr-
schaft. Die eine Parthei in Italien, die Gibellincn, stichtcu
beide Städte der kaiserlichen Hoheit zu erhalten ; die andere,
die Welfen, wollten sich dem Papste unterwerfen, weil beide
Städte ehemals, als Theile des Erarchats von Ravenna,
von Pipin und Karl dem Großen den Päpsten geschenkt
worden waren. Demungeachtet behauptete in Parma das
Haus Correggio und in Piacenza die Familie S c o t t i
den bedeutendsten Einstuß, bis der Herzog Johann Ga-
leazzo Viskonti in Mailand auch über diese Städte die
Oberlehushoheit erhielt. — Gekettet an Mailands Schicksal
eroberte sie 0499) der König Ludwig 12 von Frankreich;
wogegen sie der Papst Julius 2 als ehemaliges E i g e n-
t h u m der K i r ch e, in Anspruch nahm, und, wahrend
der Bewegungen der gegen Frankreich aufgeregten heiligen
Ligue, (1511) besetzte.
Zwar sielen sie nach dem Siege bei Marignano (1515)
wieder in französische Hände; als aber Karl 5 (1521) die
Franzosen in Italien angriff, und von da vertrieb, stand
der Papst Leo 10 auf seiner Seite, der sich als Entschädi-
gung für die Kriegskosten Parma und Piacenza ausbedungen
harte. — Doch Papst Paul 3 (aus dem Hause Farnese)
suchte ein F ü r ste n t h u m für seinen n a t ü r l i ch e n Sohn
Peter A lo y si u s F a r n e se, und als ihm Karl 5 Mailand,
nach dem Erlöscherk des Hauses Sforza, für diesen Zweck
verweigerte, erhob er eigenmächtig Parma und Piacenza
zu Herzogthümeru (1545), mit denen er seinen Sohn
belehnte, so sehr anch der damals in Teutschland beschäftigte
Kaiser mit diesem Schritte des Papstes nnzufrieden war.
Allein schon zwei Jahre daraus (1547) siel der neue Herzog
als das Opfer einer Verschwörung, und obgleich Parma
dessen Sohne Ottavio blieb; so besetzte doch der kaiserliche