1912 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Kaiser, Emil
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
47
Hoch- und Landesverrat, Münzvergehen, Mord, Raub, Menschen-
raub und gemeingefährliche Verbrechen ; auf Unterlassung solcher
Anzeigen ruht Gefängnisstrafe.
Unsere L^ekrmacbt.
Das deutsche Volk istdurchseinelageinmitten starkernachbarn
von jeher genötigt gewesen, sich kampfbereit zu halten. Während
die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die ja keinen ge-
fährlichen Nachbar besitzen, bei einer Bevölkerung von 90 Mill.
Einwohnern nur ein kleines Söldnerheer von 70 000 Mann
neben einer Miliz uon 110000 Mann haben, beträgt die
Friedenspriifenzstiirke des deutschen Heeres 1% der Bevölkerung,
also gegenwärtig rund eine halbe Million ohne die (Sinjät)ri0'f5:re^=:
willigen, die Offiziere, Unteroffiziere, Ärzte und Militärbeamten.
Die Festsetzung der Heeresstürke erfolgt auf5jahre(()uinguennut.*)
Den Oberbefehl über das deutsche Heer hat der Kaiser; der
ganze Heeresaufwand wird aus Mitteln des Reiches bestritten.
Das Heer setzt sich aus den „Kontingenten" (Truppenteilen)
der Bundesstaaten zusammen, die Bundesfürsten haben meist
mit Preußen Militärkonventionen abgeschlossen, durch
die ihre Kontingente unmittelbare Bestandteile der preußischen
Armee bilden. Die drei Hansastädte, Waldeck, beide Lippe,
Schwarzburg-Sondershausen haben ganz auf die Kontingents-
herrlichkeit zu gunsten Preußens verzichtet, sieben thüringische
Staaten und die beiden Mecklenburg sind zu je einem Kon-
tingent zusammengefaßt. Das bayrische Heer steht im Kriege
unter dem Befehl des Kaisers, im Frieden kommt diesem nur
das Recht der Besichtigung zu. Sachsen und Württem-
berg haben besondere Militärkonventionen mit Preußen ge-
schlossen; die Ernennung der Offiziere in Generalsstellungen
geschieht für diese Truppenteile teils durch den Kaiser, teils mit
dessen Zustimmung durch den Landesherrn. Das Recht der
Garnisonsbestimmung ist Sachsen für sein Kontingent vorbe-
*) Die Stärke im Krieg wird geheim gehalten, doch schätzt man sie
auf 4^/2 Millionen Mann, 425 000 Pferde u, 4 200 Geschütze.