1. 2
- S. 101
1913 -
Grünstadt
: Riedel
- Autor: Böshenz, Jakob
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
101
gesuchtes Tannenholz vom Böhmerwald oder von den Bayrischen
Alpen. Die Stäbchen, aus denen die innere Einrichtung besteht,
sind oft aus Ahornholz gefertigt, das meistens in der Schweiz ge-
wachsen ist." Die Tasten der Klavier- und Orgelinstrumente sind
aus asiatischem Ebenholz. „Zu dem Inneren der Beine, des
Rumpfes und Deckels dienen weniger kostbare Holzarten." (Wagner,
Entdeckungsreisen).
Aus den starken Rippen unserer Waldriesen baut der Küfer
die Bütten und Fässer, die im dunkeln Keller den Saft der Trauben,
den Absud des Gerstenmalzes aufnehmen, auf daß daraus nach
trüber Gärung erquickende Getränke entstehen. Das Dunkel dieser
Keller aber zu erleuchten wandern ungezählte Fichten- und Kiefern-
stämme in die Zündholzfabriken.
Bei dieser vielseitigen Verarbeitung der einzelnen Holzarten
spielen gewisse Eigenschaften desselben eine entscheidende Rolle.
Einmal bevorzugt man Hölzer, denen Härte, Festigkeit und Dauer-
haftigkeit eigen sind, bei andrer Gelegenheit sind weiche oder elastische
Stoffe erwünscht, und dann wieder sieht man auf Schönheit der
Farbe. Zu ersteren zählen Eichen-, Nuß-, Kirsch- und Birnbaumholz,
weich dagegen ist das Holz der Linden, Pappeln, Erlen, Weiden,
Birken, Ulmen, Eschen, Kiefern, Tannen und Fichten.
Sie alle ffnden gelegentlich bei dem Tischler Verwendung.
Oft aber werden sie mit dünnen Brettchen (Furnieren) aus fremden
Hölzern belegt um dadurch den Schein hervorzurufen, als sei das
Gerätestück massiv aus jenem ausländischen Holze hergestellt.
Häufig mag unser staunendes Auge an den Schaufenstern der
Möbelläden getäuscht werden durch Mahagoni-, Palisander- und
Ebenholzstücke, die in Wirklichkeit einem deutschen Tannen- oder
Kiefernstamme entsprangen und nur einen ausländischen Aufputz
tragen.
Mahagoni ist ein Kind des tropischen Amerika, von hübscher
rotbrauner Farbe, die meist eine feine Aderzeichnung aufweist. Aus
Südamerika kommt auch das Palisanderholz, welches schwarze
Farbe mit roter Aederung besitzt. Ganz schwarz, schwer und hart
ist das Ebenholz, dessen eigentliche Heimat Ostindien ist, das
aber in einigen verwandten Sorten auch in Afrika und Amerika
gefunden wird. Diese ausländischen Hölzer sind naturgemäß sehr
teuer. Unsere Holzarbeiter und Tischler verstehen sie aber künstlich
nachzuahmen. Sie geben gewöhnlichen einheimischen Holzarten
durch Beizen die Farbe des ausländischen Vorbildes, deren Aehnlich-
keit diwch passende Oelfarbenanstriche noch erhöht wird.
llo tausendfach verschiedene Formen unter geschickter Menschen-
hand, in sinnreichen Maschinen das Holz anzunehmen vermag, nicht
minder zahlreich sind die Möglichkeiten, wo es wie durch Zauber-
kraft in neue, völlig fremde Stoffe sich wandelt. Klingt es nicht
fast märchenhaft, daß das Zeitungsblatt, in dem wir beim Mittags-