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1. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 502

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
502 Das vorher leidenschaftlich unruhige Element ist zur anmutigsteu Ruhe gelangt. So gewähren die Seen der aufgeregten Seele den Dienst der Beruhigung. Doch nicht immer sind die Seen so ruhig. Schon von einem leisen Windhauch wird die Oberfläche des Wassers bewegt. Wenn nun gar Stürme über sie hereinbrechen, als wäre es der wilde Jäger mit seinem Gefolge, wenn die Wellen in zügellosen Sprüngen sich hoch auftürmen, dann steigert sich die Bewegung bis zu einem erschreckenden Grade. Man hat die Seen oft die Augen der Alpen genannt. Ihr lieb- licher Eindruck wird erhöht durch die Reinheit, Klarheit und Durchsichtig- keit sowie durch die herrliche Farbe ihres Wassers, das sich vom hellsten Grün und zartesten Blau bis zum Tiefblau und dem edelsten Blaugrün dem Auge darbietet. Höchstwahrscheinlich ist das Farbenspiel durch die Gesteinsfarbe des Grundes bedingt und wird beeinflußt durch die Tiefe des Seebeckeus, die Dichtigkeit und Wärme des Wassers, den Widerschein des blauen Lichtes vom Himmel und die Farben der nächsten Umgebung. Besonders wertvoll sind die Alpenseen für die anwohnende Bevölke- rung. Die tiefgelegenen Seeufer sind meist vor rauhen Winden geschützt, und daher blüht hier vorzugsweise eine herrliche Pflanzenwelt. Bayerns beste Obstbänme gedeihen zum Teil an den Ufern der Seen. Die bessern Weine der nördlichen Schweiz wachsen an ihren Seen. Am Bodensee und Züricher See sind Weingärten in Fülle dicht zum Ufer hingedrängt, während nicht weit davon wenig oder gar kein Wein gebaut wird. Au deu Ufern der Alpenseen sproßt und grünt zuerst der Frühling, und von ihnen aus beginnt er alljährlich weiter hinauf und hinein seinen Triumphzug. Die erste Mandelblüte finden wir am Gardasee; auch der Kirschbaum blüht zuerst an jenem See, und man ist dort bereits längst von blühenden Bäumen, grünenden Kräutern und von der Farbenpracht ausgeoehnter Blumenteppiche umgeben, wenn landeinwärts auf den Fluren noch Ode und winterliches Aussehen dem Auge begegnet. An den Seen nahm auch in uralten Tagen die Bevölkerung jener Ge- birgsgegenden den Anfang. Überraschend sind die Winke und Aufschlüsse, die hierüber seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch die Unter- suchungen über die sogenannten Pfahlbauten gegeben worden sind. Als infolge der Trockenheit des Winters 1853—54 und späterer Dürre die Flüsse und Seen einen ganz ungewöhnlich niedrigen Wasser- stand erreicht hatten, fand man bei Nachgrabungen an bloßgelegten Stellen des Züricher Seebettes eine große Menge eingerammter Pfähle. Zwischen ihnen lagerten schwarze Latten, vermischt mit aller- lei Gerät aus Stein, Horn, Knochen und Ton, wie man dergleichen
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