1916 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Warncke, K., Steger, August, Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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„Siehst du, Jungfer, wie prächtig es ihm geschmeckt hat! Vor-
wärts, kleines Fräulein! Frisch herunter!-----Eins! Zwei! Drei!
und“ ....
Herunter war’s. Schnell das Glas Wasser und das Stück
Zucker dahinter her!
„Du häßlicher Hund!“ sagt die Kleine ärgerlich, den Mund
- in dem Deckbett abwischend, während die alte Martha sie fester
wieder zudeckt.
3. Der Doktor geht nun wieder nach Hause; aber der Hund be-
gleitet ihn dieses Mal nicht, sondern springt auf den Stuhl neben
dem Kettchen seiner grollenden Gespielin und schaut gar ehrbar
auf sie herab.
„Ja, gucke mich nur so an und lecke deinen Schnurrbart“,
sagt Lieschen. „Es schmeckte ja doch bitter! Warte nur, wenn
ich erst wieder aus dem Bette darf!“
Da der Pudel nicht antwortet, so nehme ich für ihn das Wort:
„Vielleicht freute sich das arme Tier nur, daß es nun auch
bald wieder gesund werden könne, es war doch ebenso naß ge-
worden wie du und hat gewiß auch die ganze Nacht hindurch
gehustet.“
„Nein,“ sagt die Kleine, „er tat’s nur, weil ich ihm meine
Schürze über den Kopf gebunden hatte. Sieh nur, wie er sich freut,
wie er seinen Schnurrbart leckt!“
Dagegen läßt sich nichts einwenden, der Pudel leckt wirklich
mit ungeheuerm Behagen die Schnauze.
„Wir wollen uns wieder vertragen“, sagt Elise wehmütig und
nickte dem Pudel zu. „Nicht wahr, du?“ Glücklicherweise legt das
Tier seine schwarze Pfote auf die Bettdecke, und so nehme ich
den Frieden für geschlossen an.
4. „Gut denn, wenn du hübsch artig und still liegen bleiben und
weder Händchen noch Füßchen hervorstrecken willst, so werde ich
dir eine wunderbare Geschichte erzählen, die noch dazu ganz und
gar wahr ist.
Höre:
Es war einmal ein — Küchenschrank; ein sehr vortrefflicher,
alter, ehrenfester Küchenschrank, und er stand und steht —
draußen in unsrer Küche, wo wir uns ihn morgen ansehen wollen!
Er war fest verschlossen, welches von zwei sehr wichtigen und
angesehnen Personen, die ich dir sogleich näher beschreiben will,
sehr übel vermerkt wurde. Sie erklärten das einstimmig — sie waren
sonst selten einer Meinung — für sehr unangenehm, sehr unrecht und
sehr Mißtrauen und Verachtung erregend. Ich habe schon gesagt,