1911 -
Breslau
: Hirt
- Hrsg.: Heider, Friedrich, Nohl, Walter
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Schlacht mehr aussetzen müssen als sonst. Er mit seinen 60 Mann soll
mir zur Deckung dienen. Er verläßt mich nicht und gibt acht, daß ich
dem Feinde nicht in die Hände falle. Bleibe ich, so bedeckt Er den Körper
gleich mit dem Mantel und läßt einen Wagen holen. Er legt den Körper
in den Wagen und sagt teinem ein Wort. Die Schlacht geht fort, und
der Feind, der wird geschlagen!" Der Offizier salutierte mit dem Degen.
Allgemach kamen den: Könige seine Schwadronen nach. Die Kürasse der
Reiter glänzten im Morgenschimmer, mid vom hohen Rosse herunter erscholl
es aus dem Munde der Seydlitz-Kürassiere: „'s ist heute wieder der Fünfte!"
„Roßbach!" rief die Armee, vom ersten Manne bis zum letzten. So ging
es vorwärts. Die ersten Kolonnen der Armee sangen mit Feldmusik:
Gib, daß ich tu' mit Fleiß, was mir zu tun gebühret —
Der König horchte, und sein Adjutant fragte: „Befehlen Eure Majestät, daß
ich's ihnen verbiete?" — „Das laß Er bleiben," entgegnete ernst der König,
„mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen!"
6. Friedrichs Späherauge erkannte, daß der linke Flügel des Feindes
am schwächsten sei. Auf ihn richtete er seinen Stoß. Der rechte preußische
Flügel allein sollte ihn ausführen, der linke dagegeit sollte beständig zurück-
gehalten werden, damit der Feind das kleine Häitflein nicht überflügle.
Der König ließ feine Armee daher hinter den Höhen mit „halb rechts"
in weitem Bogen seitwärts ziehen, und Feldmarschall Daun meinte schon:
„Die Leute paschen ab, man störe sie nicht!" Aber um Mittag stand der
preußische rechte Flügel unerwartet in des Feindes linker Seite und griff
hier ungestüm an. In schönster Ordnung, mit klingendem Spiel und
fliegenden Fahnen gingen die Bataillone vorwärts, überstiegen die Ver-
haue, griffen mit dem Bajonett an und rollten nach und nach den feind-
lichen linken Flügel auf, so daß er sich in heftiger Flucht nach Leuthen
warf. Siegesfreude strahlte auf des Königs Angesicht; im Siegesmarsche
ging's auf die Österreicher in der Mitte los, die sich schnell dem Könige
gegenüber aufgestellt hatten. Sie waren durch das stark besetzte Dorf
Leuthen gedeckt. Aus seinen Häusern und von den Mauern her knatterte
ein heftiges Eewehrfeuer den Preußen entgegen, und vom hohen Kirchhofe
her donnerte schweres Geschütz. Es entspann sich ein hartnäckiger Kampf.
Ein preußisches Gardebataillon machte einen Angriff auf das Dorf. Der
Kommandeur stutzte, als er übersah, wie schwer man hier eindringen könnte.
Da sprang der älteste Hauptmann, der nachmalige Feldmarschall Möllen-
dorf, vor. „Folgt mir, Kinder!" und so ging er mit seinen Tapfern auf
einen versperrten Torweg los. Man stieß und riß die Flügel auf: 10 Ge-
wehre lagen im Anschlag, aber die Tapfern drangen durch. Das Dorf
wurde genommen, doch jedes einzelne Gehöft erst nach blutigem Kampfe.
6. Aber auf der Erhebung des Bodens hinter dem Dorfe stand der
Feind in dichten Massen und schmetterte mit Kanonen herein. Furchtbar