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1884 -
München
: Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): evangelisch
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180. Schwedische Feste.
Schweden werden Ost- und Nordsee verbunden. Der Wetter-,
Wen er- und Mälarsee sind Schwedens größte Seen.
Die Hauptstadt des Landes ist Stockholm am Abflusse
des Mälarsees. Es hat eine herrliche Lage und wird oft das
„nordische Venedig" genannt. Götaburg ist die zweitgrößte
Stadt Schwedens. In Upsala ist eine Hochschule. Dort
wird eine Übersetzung mehrerer Bücher der heiligen Schrift in
die gotische Sprache ausbewahrt. Aus diesem kostbaren
Buche kann man ersehen, wie die deutsche Sprache um das
Jahr 350 n. Chr. beschaffen war.
Der größte Teil der Bevölkerung Schwedens und Norwegens
ist von deutscher Abstammung. Die Ureinwohner, die Finnen
und Lappen, sind von den Goten und Normännern, deutschen
Einwanderern, in die Schneefelder des Nordens zurückgedrängt
worden (Finnland, Lappland).
180. Schwedische Feste.
Durch ganz Schweden werden zwei grosse Feste gefeiert:
das Weihnachtsfest und das Johannisfest.
Das Weihnachtsfest währt vom 24. Dezember bis zum
6. Januar; es ist die Feier der „heiligen zwölf Nächte“, das
Winterfest des Nordens. — Alle Räume des Hauses schmückt
man da mit Decken, Teppichen und bunten Bildern. Auf
Uen Fussböden werden grüne Zweige der nordischen Tanne
ausgebreitet. Alle Arbeit ruht. In den Schlössern der
Reichen brennen Kerzen, und in den Hütten der Armen
leuchten die Flammen der Kienbrände. Die Bewohner der
Dorfschaften ziehen mit Fackeln zur Christmette in die Kirche
und begrüfsen sich auf dem Wege dahin singend und mit
Freudenrufen. Auch ausserhalb der Kirchen erklingen heilige
Lieder. — In diesen freudvollen zwölf Tagen darf das Tisch-
tuch nicht abgenommen werden; jeder Fremde ist gastlich
willkommen.
Es besteht auch die schöne Sitte, dass an diesem Feste
verschämte arme Familien von unbekannten Wohlthätern be-
schenkt und die Thränen geheimer Not heimlich getrocknet
werden. Jeder gibt und schenkt, und der Staat lässt durch
Herolde überall im Lande den Weihnachtsfrieden aus-
rufen. Alle Frevel und Verbrechen, in der Weihnachtszeit
begangen, werden doppelt bestraft.
Das zweite grosse Fest ist der Johannistag, die
Frühlingsfeier, wo die Bäume zu blühen anfangen und die
Sonne am höchsten steht. Alle Häuser werden da mit grünen
Zweigen geziert. Geistliche Lieder singend zieht man Tags
über durch die Dörfer und empfängt hiefür Bewirtung; des
Abends aber leuchten die Sonnenwendfeuer von den Bergen,