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1. Geschichte - S. 4

1904 - Leipzig : Dürr
4 der Zeitbestimmung; aber die hier bestehenden Streitfragen und Unklar-Helten kommen nur fr die Wissenschaft in Betracht, während sie die Kennt-nis der Geschichte, soweit sie der allgemein Gebildete erstrebt, nicht weiter beeintrchtigen. 3. Geschichtschreibung. Kurt Breysig. Es gibt sehr verschiedene Beweggrnde, die Menschen dazu treiben knnen, Geschichte zu schreiben und an geschriebenen Geschichtsdarstellungen Anteil zu nehmen. Der naivste, ursprnglichste ist sicher der Wunsch, sich an den bunten Bildern dauernd zu ergtzen, die das Schicksal einmal aufgerollt hat und die es doch im Augenblick schon verschwinden lt, um andere, immer wieder andere an ihre Stelle zu setzen. Das ist die Kindheit der Historie, das sind die Tage, da sie von ihrer Zwillingsschwester Poesie kaum je sich trennt und kaum je sich unterscheiden lt. Aber die Völker wachsen heran, und mit ihnen ihre Werke. Zuvor fragte man wenig nach Tag und Jahr, man war nur froh, immer Neues, Wechselndes zu hren. Nun setzten Könige auf ihre und ihrer Vor-fahren Grabmler Inschriften, in denen sie ihren Ruhm und ihre Taten ver-ewigen wollen. Und mgen sie auch an Steigerung und bertreibung noch hinter den Sngern alter Zeiten nicht zurckbleiben, sie wollen doch ganz Bestimmtes berliefern, man fngt an genau zu werden und gewissenhaft zu prfen, was geschah und was nicht geschah. Vielleicht noch spter beginnt man aufzuzeichnen, was sich im vorigen Jahr ereignete, ganz nchtern, ganz geschftsmig und offenbar mit ganz andern Absichten, als sie einst die Snger hatten, und auch ohne die Ruhmredigkeit der Monumente. Man will nun endlich ohne alle Hintergedanken aufschreiben, was bedeutend genug ist, um es der Nachwelt aufzubewahren. Im Laufe der Zeiten ist alle beschreibende, alle erzhlende Historie aus solcher Annalistik erwachsen, und eine ganze Wissenschaft ist aus dieser Wurzel entsprungen. Zwei Jahrtausende lang aber beschftigte sich alle Gefchicht-schreibung fast ausschlielich mit den strksten, den augenflligsten Handlungen der Menschen, den politischen, vornehmlich mit aller nach auen gerichteten Staatskunst, mit der Fhrung und Leitung politischer Krperschaften in Krieg und Frieden. Die inneren Schicksale der Völker zogen zunchst nur dann die Blicke der Forschenden auf sich, wenn sie zu starken Krisen, d. h. zu sehr ficht-baren Ereignissen fhrten, wenn sie hnlich dramatisch auf den Historiker und seine Leser wirkten, wie Krieg und Kriegsgeschrei. Das Altertum hat nur einen besonderen Zweig der inneren Geschichte sich entwickeln sehen: die Ver-fassungsgeschichte, die der grte Gelehrte der riechen* nach dem Bedrfnis seiner theoretischen Studien aus drftigen Anfngen als erster zu eigener Form gestaltete. Die Kultur der neuen Zeit aber hat seit den Tagender groen Renaissancephilologen und ihrer nchsten Nachfolger immer neue ste au dem alten Stamm hervorgetrieben. Nach und nach und vornehmlich in den letzten anderthalb Jahrhunderten ist zu der lteren Staatsgeschichte eine ganze Reihe einzelner historischer Wissenschaften getreten, die, sehr verschiedenen Ursprungs, doch alle den gemeinsamen Zweck verfolgen, Entstehung und Vergangenheit irgend einer menschlichen Ttigkeit zu erforschen. Die Verfassungsgeschichte ist neu aufgelebt und hat in der Verwaltungsgeschichte eine Tochter erhalten. Kirchen- und Kunstgeschichte, Rechts-, Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte
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