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1. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 58

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Stiftsschulen, wie die zu Paderborn, Hildesheim, Bremen, Lttich, Utrecht u. a., lebendige Pflegesttten der Bildung in finstern und sturmvollen Zeiten. Die lteren Klosterschulen nahmen unter der neuen An-regung einen erfreulichen Aufschwung. Vor allen gediehen St. Gallen und Reichenau zu ihrer schnsten Blte. Hier wie auch anderswo wurde die alte klassische Kultursprache, das Latein, hie und da auch wohl etwas Griechisch eifrig betrieben. Vergil war der gefeiertste Schriftsteller des Zeitalters. Lateinisch war die Sprache nicht blo der kirchlichen, sondern berhaupt der vornehmen Kreise. Der Mnch Eckehard Iv. von St. Gallen las mit der schnen Schwabenherzogin Hadwig, die die Tage ihres Witwenstandes auf der Feste Hohentwiel verbrachte, den Vergil. Ein anderer St. Galler Klosterbruder, Notker Lbeo, machte von den Psalmen und dem Buche Hiob deutsche bersetzungen, die sehr geschtzt waren. In Fulda, Hersseld und Korvey fuhren die Mnche fort, die Wissenschaften mit Eifer und Liebe zu pflegen. In Korvey schrieb Widukind seine schsische Geschichte in lateinischer Sprache, wie berhaupt die Geschicht-schreiber damaliger Zeit sich nur der lateinischen Sprache bedienten und die alten Schriftsteller in Stil und Manier nachzuahmen suchten. In den Nonnenklstern zu Quedlinburg und Gandersheim, wo Ottos Tochter Mathilde und ihre Verwandte Gerberga btissinnen waren, lasen die Nonnen neben den Heiligenleben auch den Vergil; die Nonne Roswitha in Ganders-heim pries in lateinischen Reimversen die Thaten des groen Otto und lie ihre geistlichen Komdien vor einem erlauchten Damenpublikum auffhren. Der Hof der Ottouen wurde der Sammelplatz aller hervor-ragenden Geister des Abendlandes; mochte das wandernde Frstenlager in Magdeburg und Quedlinburg oder in Frankfurt und Regensburg oder jenseits der Alpen in Pavia und Rom verweilen, berall herrschte ein ge-hobenes geistiges Leben, das zunchst die oberen Schichten der Gesellschaft berhrte, die Glieder der kaiserlichen Familie, die hhere Geistlichkeit, die frstlichen und adligen Geschlechter, allmhlich aber auch in weitere Kreise drang. Und wenn auch gewhnlich die lateinische Sprache als Mittel des Gedankenausdruckes diente, und nur selten deutsche Laute in deutsche Schrift gekleidet wurden, so drckten doch die Deutschen auch dem, was sie als fremdes Gut empfingen, das Geprge ihres eignen Geistes auf. Auch die Dichter am Hofe und in den Klstern bedienten sich ausschlielich der lateinischen Sprache, selbst wenn sie einheimische Sagen, die Tiersage und die Heldensage, bearbeiteten. Hat doch auch der St. Galler Mnch Ecke-hard I. sein herrliches Waltharilied in lateinische Verse und damit in hoffhige Form gebracht.
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