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1. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 6

1903 - Leipzig : Dürr
6 Die griechische Geschichte Eigentum gewordenen Gebilde verarbeitet er, kombiniert und gestaltet sie tiefsinnig um: unter der Hand formen sich ihm Gemälde, plastische Gestalten; die Schönheit der Natur und des Menschen setzt sich ihm um in Verse und Poesie. Diese Klarheit in der Auffassung der äußeren Welt macht die Griechen zu einem Volk großer Künstler. b) In all dem aber, was der Grieche sieht, spricht geheimnisvolles Leben zu ihm. Im Rauschen der Bäume, im Vergehen und Verwelken der Natur, im Branden des Meeres — überall findet er Leben. Woher kommt es? — Eine Welt, reich an Abwechslungen, mannigfaltig an Erscheinungsformen tut sich vor ihm auf. Woher ist das, was da ist; welcher „Ursache verdankt diese Welt nach ihrer materiellen Seite ihr Entstehen? Mögen sie nun das Wasser (Thales), die Luft (Anaximenes), ein mythisches „Unerschöpfliches" (Anaximander), die Zahl (Pythagoras, d. i. „das Wesen alles Gegebenen besteht in den bestimmten, in Zahlen sich darstellenden Raumverhältnissen des Wirklichen") als jene geheime Ursache hinstellen, aus der heraus diese Welt mit ihren mannigfach gegliederten Organismen sich entwickelt hat, — in ihrer Seele liegt die Anlage zu denken, der Trieb nach Klarheit auch in Bezug ans die Frage nach der Welt, dem Kosmos; in für jene Urzeit tiefsinnigen Gedanken bricht sich dieser Trieb Bahn und macht das griechische Volk zu einem Volk tiefer Denker. c) Wie Kunst und Denken anknüpft an und gefördert wird durch die Umgebung dieses Volkes, so auch seine Sittlichkeit. — Die Welt war so schön, so harmonisch, so friedlich. Sollte das nicht auch für die menschliche Lebensführung ein Ideal sein? Auch das seelische Leben des Menschen und seine Betätigung in der Welt darf nicht häßlich, nicht unschön, nicht unharmonisch sein, und so vollzieht sich jene Gleichsetzung der Begriffe „schön" und „gut", die dem Griechentum dann sein weltfreudiges Gepräge gibt. Das Leben ist das beste, das da verläuft in seliger Klarheit, in Mäßigung, — denn Unmäßigkeit ist häßlich und entstellt die Seele —, in Selbstbeherrschung — denn Zügellosigkeit der Begierden ist unharmonisch. So zeigt sich bei diesem Volk eine im Vergleich mit der übrigen damaligen Welt tiefsinnige Klarheit in der Lebensauffassung, in seiner freilich noch ästhetischen Sittlichkeit. d) Dem in der Natur überall Leben und geheimnisvolle Kräfte wahrnehmenden und in ihre Wunder sich versenkenden, über sie tief nachsinnenden Griechen erscheint jeder Baum, jeder Quell als Sitz eines geheimnisvoll und wunderbar, in Liebe und Haß sich betätigenden Wesens, eines Gottes. Anfangs lebt und vergeht mit der Naturerscheinung auch die
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