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1. Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart - S. 122

1910 - Halle a.S. : Schroedel
— 122 - man nicht einfach eine von allen Mächten als rechtlose Aggression ausgelegte Erklärung der Eroberung zu Hilfe nähme . . . Bleibt der dritte Weg. Österreich und Preußen äußern sich gar nicht über den Londoner Vertrag, sondern gehen zur Aktion über, um die Erfüllung der dänischen Verpflichtungen von 1852 zu erzwingen. Also am 1. Januar ein Ultimatum dieses Sinnes, vom Bunde, oder wenn dieser nicht will, von beiden Mächten, oder auch gar kein Ultimatum und sofortiges Einrücken, um das Streitobjekt, dessen Dänemark sich eben bemächtigen will, dem Gegner zu entziehen. Das wäre Krieg mit Dänemark,' welcher dann rasch und energisch zu führen wäre; die anderen Mächte hätten dabei keinen Titel zur Einmischung; höchstens Schweden käme vielleicht in das Feld. Unsere Stellung in der Konferenz würde durch den Besitz des Streitobjekts nicht ungünstiger werden." Als der preußische Minister seine Ansichten über die weitere Entwicklung der schleswig - holsteinischen Angelegenheiten in dieser Klarheit seinem Könige auseinandersetzte, war er bereits sicher, daß Österreich mit inniger Befriedigung auf die Seite Preußens treten werde. Am 24. November war er mit dem österreichischen Gesandten in Berlin, dem Grafen Alois Karolyi, übereingekommen, beim Bundestage die sofortige Ausführung der bereits vor dem Tode König Friedrichs wegen der Verfassung beschlossenen „Exekution" zu beantragen, durch welche die „Okkupation", wie sie die Mittelstaaten unter Bayerns und Sachsens Führung verlangten, vorläufig beseitigt würde. Es war für Österreich ganz unmöglich, einen anderen Standpunkt einzunehmen, nachdem es seine Reformation im Bunde hauptsächlich mit der Notwendigkeit begründet hatte, revolutionären Angriffen auf die Bundesverfassung zuvorzukommen. Wie sollte es jetzt die von den Großmächten selbst vereinbarte Thronfolge Christians Ix. in Frage stellen? Kaiser Franz Joseph empfand heftigen Unwillen gegen die deutschen Bundesgenossen, denen er auf dem Fürstentage so weitgehende Zugeständnisse gemacht hatte, als sie ihm jetzt in Übereinstimmung mit den Volksagitatoren eine Politik zumuteten, die im schreiendsten Widersprüche mit allen von ihm bisher verfochtenen Tendenzen stand. Er erblickte in der Haltung Preußens ein Entgegenkommen, das ihn um so mehr befriedigen mußte, je weniger er nach den Ereignissen von Frankfurt und Baden - Baden darauf vorbereitet sein konnte. Obwohl Rechberg ursprünglich gehofft hatte, allen militärischen Verpflichtungen ausweichen zu können, mußte er jetzt, den Intentionen des Kaisers folgend, seine Bereitwilligkeit äußern, Reserven für die Bundesexekution beizustellen, die Österreich und Preußen in einer identischen Note am 4. Dezember beim Bundestage neuerlich beantragt hatten. Durch Hinzutritt von Hannover, Kurhessen, Mecklenburg, Oldenburg, die 16. und 17. Kurie, erlangten die Großmächte bei der Abstimmung am 7. Dezember die Mehrheit
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