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1. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 34

1910 - Halle a.S. : Schroedel
— 34 — besitzer zugleich die nährende und erhaltende Kraft für das Ganze liege, konnte Karl nicht verborgen bleiben, wenn er, wie man behauptet hat, der einzige Fürst des ganzen Mittelalters war, der tiefere Blicke in die Geheimnisse der Staatswissenschaft tat. Große allgemeine Anordnungen für die Hebung des Nationalwohlstandes konnte Karl allerdings in einer Zeit nicht treffen, wo die innere Staatsverwaltung fast lediglich in der Handhabung der Rechtspflege bestand, aber wohl konnte er anderen ein Vorbild geben, wie man den Ackerbau vorteilhaft treibe. Und dies Vorbild gab er dem ganzen Reiche: er war der beste Landwirt in demselben, seine Meierhöfe waren Musterwirtschaften, auf alles sah er hier persönlich und ließ sich selbst die Rechnungen vorlegen, von jedem erlegten Wolf auf feinen Gütern mußte ihm Bericht erstattet werden. Auch nach anderen Seiten zeigte er Mittel und Wege, wie der Nationalreichtum gehoben werden könne. Den Gewerben, die mindestens in den deutschen Ländern nur noch von Hörigen betrieben wurden, wandte er sein Augenmerk zu, und lehrte auf feinen Gütern, wie sie nutzbar zu betreiben seien. Den Handel, den bis dahin meist noch Italiener und Juden in den deutschen Gegenden führten, sicherte er und öffnete ihm neue Straßen. Am Rhein entlang zog sich ein Handelsweg, der Mittelmeer und Ostsee verband; eine andere Straße führte von der Mündung der Elbe nach der mittleren Donau und verzweigte sich nach der einen Seite zum Schwarzen, nach der andern Seite zum Adriatischen Meere. Nur langsam und spät haben allerdings diese Anregungen Karls zu einer ausgedehnten Erwerbstätigkeit geführt, für den Augenblick hatten sie ebensowenig Erfolg, wie jene gesetzlichen Anordnungen des Kaisers, welche die Fehde und alle Selbsthilfe dem freien Mann untersagten und ihm im Frieden die Waffen niederzulegen geboten. So mächtig der Arm des Kaisers war, es erhielt sich ein Rest der alten persönlichen Willkür und Ungebundenheit, den auch er zu beseitigen außerstande war. Alle die verschiedenen Elemente politischen Lebens, die sich in der christlich-germanischen Zeit herausgebildet hatten, suchte der Staat Karls des Großen, wie man sieht, in sich zu verbinden; sie sollten sich im Vereine ergänzen, ausgleichen, regeln und allmählich durchdringen. Die Geistlichkeit und der weltliche Adel waren daraus angewiesen, sich ebensosehr zu unterstützen, als zu überwachen; die Beamten und die Gemeinden mußten sich in ihrer gemeinsamen Tätigkeit ebenso hilfreiche Hand leisten, wie sich zugleich beschränken; die Krone verband das Ganze, aber sie war nicht minder durch die. einzelnen Elemente des Staates, wenn nicht rechtlich, so doch tatsächlich beschränkt und gebunden. Es war ein gewisses Gleichgewicht der Gewalten hergestellt, das sich aber doch nur mit großer Kunst und nicht geringem Kraftaufwand erhalten ließ. Einer so gewaltigen Persönlichkeit, wie Kaiser Karl war, gelang dies zum guten
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