Ähnliche Ergebnisse
1900 -
Hannover [u.a.]
: Meyer
- Autor: Hartleb, Philipp, Jöst, Friedrich, Weigand, H., Tecklenburg, A.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 15 —
läßt Karl den Gefährten das fröhliche Mahl dort bereiten Ein munteres Gelage, bei dem der König den Vorsitz führt, beendet das
Fest." _____________
10. Das Kloster pt Seligenstadt.
828.
1 Eins der bedeutendsten Klöster in unserer Gegend war die Abtei ru Seligenstadt. Die Mönche derselben gehörten dm Benediktiner-Orden an. In der jetzigen katholischen Pfarrkirche sind m den Pfeilern des Mittelschiffes noch Überreste der alten Klosterkirche vorhanden. Diese ist jur Zeit Ludwigs des Frommen — in den Jahren 828 bis 830 — erbaut und ist eins der ältesten Bauwerke zwischen Rhem und Maut. Ursprünglich hieß der Ort, an dem das Kloster gegründet wurde Ober-Muliuheim im Gegensatz zu Unter-Muliuheim, dem heutigen Mühlham. Später erhielt es den Namen Seligenstadt, d. i. Sumpfstadt (von Sahüg, d. l Weidensumpf). In der Abteikirche wurden die Gebeine der heiligen Männer Petrus und Marcellinus aufbewahrt; daher wurde Seligenstadt ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Fragten die Wallfahrer einander: Wohin reist du?" so erhielten sie als Antwort: „Zur Stätte der Seligen." Daraus soll der Name Seligenstadt entstanden sein. So
berichtet die Sage.
2. Die Abtei Seligenstadt verdankt ihren Ursprung dem berühmten Baumeister und Geheimschreiber Karls des Großen, Eginhard oder Einhart mit Namen. Er entstammte einer edlen Familie des Main-gaues und ist im Jahre 770 geboren. Im Kloster zu Fulda empfing er seine erste Erziehung und Ausbildung. Er zeichnete sich daselbst durch Gelehrsamkeit und Geschicklichkeit derart aus, daß ihn der Vorsteher des Klosters an den Hof Karls des Großen sandte. Hier besuchte Eginhard noch die Hochschule. Bald genoß er das vollste Vertrauen des Kaisers. Wegen seiner Kenntnisse in der Baukunst wurde er zum Oberaufseher über alle großen Bauten ernannt. Eginhard beschrieb in einem Buche das Leben und Wirken Karls des Großen. Auch bei Ludwig dem Frommen stand Eginhard in hoher Gunst. Dieser schenkte ihm im Jahre 815 den Ort Michelstadt im Odenwald und das Gut Mulmhäm am Main. In Michelstadt förderte Eginhard den Ackerbau und führte fränkische Kultur ein; auch erbaute er daselbst etne Kirche und bewahrte darin die Leiber der beiden Heiligen Petrus und Marcellinus, die er von Rom holen ließ. Veranlaßt durch verschiedene Träume, zog Eginhard jedoch am 17. Januar 828 mit den Leichnamen seiner Heiligen nach Mulinheim und gründete ihnen zu Ehren daselbst die Benediktiner-Abtei. Als im Jahre 836 seine treue Gattin Jmma starb, kam selbst der alte Kaiser Ludwig, um ihn zu trösten. Ihr Leichnam wurde in der Abteikirche beigesetzt. Vier Jahre darnach starb auch Eginhard und wurde neben seiner Gemahlin begraben. Ihre Gebeine werden noch jetzt in einer Seitenkapelle in marmornem Sarge aufbewahrt.
1903 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Kauffmann, Karl, Berndt, Johannes, Tomuschat, Walther
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Aus der Zeit der Herrschaft des fränkischen Reiches von 481—911 105
2. Zeitgenössische Quellen aus der Karoliugerzeit.
Karls des Großen Bemühungen um die Bildung seines Volkes konnten auch auf die Geschichtsschreibung seiner Zeit und der seiner Nachfolger nicht ohne Einfluß bleiben. Als er in Italien die Denkmäler der Geschichte, die Bildung des Volkes kennen und die wenigen Erzeugnisse der alten Literatur, die damals noch bekannt waren, schätzen gelernt hatte, umgab er sich an seinem Hofe mit einem Kreise von Gelehrten (Petrus von Pisa, Paulus Diakonus, Angelbert, Alkuin, Theodnls von Orleans, Einhard). Und wie der König für Grammatik und Dichtkunst Interesse hatte, so ist es seiner Anregung und seinem Einflüsse zu danken, daß auch die Geschichtsschreibung sich entwickelte.
Die Lebensbeschreibung der Heiligen (z. B. der Apostel Wilibrord von Alkuin, der heilige Bonisatius von Wilibald) sind als geschichtliche Quellen anzusehen.
Daneben die Annalen der erwähnten Klöster; die des Klosters Lorsch wahrscheinlich von Einhard überarbeitet.
Einhard, der bedeutendste Geschichtsschreiber der karolingischen Zeit, lebte von 770—840 und ist auch als Baumeister berühmt. Eiu kluger, gelehrter Mann, treu und wahr, hat er das Vertrauen Karls des Großen wie Ludwigs des Frommen genossen. Er ist der Gründer des Klosters Seligenstadt, dessen Landbesitz er von Ludwig dem Frommen als Geschenk erhalten hatte.
Am berühmtesten ist seine Lebensbeschreibung Karls des Großen, ein Panegyrikus auf den großen Herrscher. In schönem, fließendem Latein geschrieben, eine selbständige Darstellung, ist das Buch in seiner Form ein charakteristisches Denkmal dafür, wie die Bildung der Geistlichen im Karolingerreich gegen die des Merowingerreiches fortgeschritten ist.
Ähnlich wie Einhard schreibt Nithard, was die Form anbetrifft, die Geschichte Ludwigs des Frommen.
Regino, ein Mönch im Kloster Prüm in Lothringen, verfaßte die Geschichte der letzten Karolinger bis 906. Mit freiem Blick und gesundem Urteil berichtet er, was er selbst erfahren und erlebt hat.
Paulus Diakonus schrieb die Geschichte seines Volkes, der Longo-barden, mit Wärme und Wahrheit; sein Buch ist eine unschätzbare Quelle nicht bloß für die Geschichte, sondern für einen reichen Schatz von Sagen.
Nicht als Geschichtsquellen zu verwenden sind die Sagen von Karl dem Großen, Roland u. s. w. Sie stammen zum größten Teil aus späterer Zeit und tragen bereits den Charakter derselben, wie er sich im Rittertum und durch die Kreuzzüge kundgab, an sich.
1911 -
Düsseldorf
: Schwann
- Autor: Schurz, W., Einhardus
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
X
Diesem Zwecke diente 830 eine Zusammenkunft mit Lothar. Schon vorher hatte Einhard von Aachen aus an seinen früheren Zögling, der an der Spitze eines Heeres aus Italien gegen seinen Vater heranzog, einen Brief gerichtet, in welchem er ihn in eindringlichen und bedeutsamen Worten zum Frieden mit dem Vater ermahnte. Aber gleich vergeblich bemühte er sich auf dem Reichstage zu Nymwegen in diesem Sinne.
Es war dies, wie es scheint, seine letzte staats-männische Tätigkeit. Fortan lebte er weltentrückt in der Stille des Odenwaldes, in Seligenstadt.
Hier besuchte Kaiser Ludwig seinen alten Freund im Jahre 836, um ihm seine Teilnahme an dem harten Schlage zu bezeugen, der ihn durch den Tod der inniggeliebten Gattin Imma1) betroffen hatte. Damals sahen sich beide wohl zum letztenmal. Am 14. März 840 starb Einhard, und Kaiser Ludwig folgte ihm im Juni desselben Jahres im Tode nach. Beigesetzt wurde er in seiner Kirche zu Seligenstadt, wo sein Grab noch heute erhalten ist. Sein Freund Rabanus Maurus widmete ihm eine Grabschrift, in der er von ihm rühmt:
„Klug war er, rechtschaffen im Wandel und kundig der Rede,
Vielen hat seine Hand Nutzen
und Segen gebracht".
Ii. Einhards schriftstellerische Tätigkeit2).
Das schönste und dauerndste Denkmal setzte sich Einhard selbst durch das Schriftchen, welches dem Ge-
') Die Sage hat ihn zum Gemahl von Karls Tochter Emma gemacht In Wirklichkeit war Imma die Schwester des Bischofs Bernbarius von Worms.
2) In einer anderen kleinen Schrift erzählt Einhard die Übertragung der Heiligen Marcellinus und Petrus von Rom nach Michelstadt. Daß die sogenannten Einhardsannalen nicht von ihm stammen, wird jetzt allgemein angenommen.
1821 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
149
seinem Hofe war der Longebarde, Paul Warnefried,
der nämliche, von dem ich euch schon erzählt habe, daß
er, wegen einer Verschwörung zu Gunsten des abgesetzten
Königs Desiderius, beide Augen und beide Hände ver-
lieren sollte. Einen dritten hatte er an Eginhard, der
anfangs sein Secrrtair, dann, wie ich euch bald erzählen
werde, sein Schwiegersobn, und endlich Abt des Klosters
zu Seligenstadt wurde. Durch eine gute lateinische
Lebensbeschreibung Karls, des Großen, verewigte dieser
Eginhard das Andenken seines Wohlthäters nach besten
Tod. Mit diesen drei wackern Männern und andern
Freunden der Wissenschaften hatte.karl eine gelehrte
Gesellschaft errichtet, in der man sich über wissenschaft-
liche Gegenstände besprach. In dieser Gesellschaft führte
jedes Glied einen besondern selbstgewählteu Namen.
Karl z. B. hieß David, Alcuin Fl accus, ein anderer
Homerus und so weiter. Gewisse Stunden des Tags
waren vou Karln ausschließend dem Studieren und der
Ausbildung seines Geistes gewidmet. Er hatte sich be-
reits eine schöne Büchersammlung angelegt, und sorgte
dafür, daß auch in den Klöstern, als dem vornehmsten
Sitz der Gelehrsamkeit, dergleichen Sammlungen veran-
staltet wurden. Nicht geringern Gefallen, als au den
Wissenschaften, fand er an den schönen Künsten, beson-
ders der Baukunst und Bildhauerkunst, deswegen ließ er
auch eine Anzahl der schönsten alten Kunstwerke der Grie-
chen und Römer nach seiner lieben Stadt Aachen brin-
gen, wo er seinen gewöhnlichen Sitz hatte und auch
starb, wie ich euch schon erzählt habe.
Nicht weniger als andere Künste und Wissenschaften
lag dem großen Karl die Ausbildung seiner fränkisch-
teutschen Muttersprache am Herzen, und es wird versi-
chert, daß er sich die Mühe gab, selbst eine teutsche Gram-
matik zu schreiben. Er erfand anch «cue teutsche Namen
1884 -
Köln
- Autor: Hirtz, Arnold
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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\2. Kaiser Karl der Große im Kreise seiner Familie.
Nicht minder groß wie als Krieger und Regent war Karl als Familienvater. Das gute Beispiel, welches er selbst in seinem Privatleben gab, übertrug sich auf alle Mitglieder seiner Familie und seines Hofes. Seine Gemahlin hieß Hildegard. Sie hatten drei Söhne und vier Töchter: Gisela, Rotrudis, Emma und Bertha. Rotrudis war verlobt _ mit dem byzantinischen Kaiser Constantin Vi., Emma soll die Gemahlin Einhards, des Geschichtsschreibers Karls d. Gr., gewesen sein, der als Abt in Seligenstadt im Odenwalde gestorben ist; von Bertha, der Lieblingstochter des Kaisers, wird berichtet, sie sei die Gemahlin seines jungen Freundes Engelbert geworden. So wenig Karl selbst in seiner Jugend gelernt hatte, desto mehr schätzte er in seinem spätern Alter den Wert des Unterrichts und hielt strenge darauf, daß seine Kinder, besonders seine Töchter, eine tüchtige Bildung genossen. Sie erhielten von Alsum Unterricht in der Religion, in der deutschen Grammatik imd Dichtkunst, in Latein, Rechnen und Musik. Wie sehr sie ihrem Lehrer zugethan waren, geht aus dem Briefwechsel hervor, den sie mit ihm unterhielten, als er schon Abt in Tours war. Dem Beispiel des Vaters folgend, kamen die Töchter ihren religiösen Verpflichtungen gern und pünktlich nach. Der erste Ausgang morgens galt immer der Kirche. Dieselbe Sorgfalt, welche die Töchter der Ausbildung ihres Geistes und Gemütes angedeihen ließen, widmeten sie auch der Pflege ihres Körpers. Sie mußten reiten und schwimmen lernen. Bei ihrem häufigen Aufenthalte in Aachen boten ihnen die dortigen warmen Quellen die beste Gelegenheit zum Balten, welche sie auch reichlich benutzten. Auf Reisen war die Familie in der Regel zusammen, die Töchter, ebenso wie die Söhne, zu Pferde. Das häusliche Leben war bei ihnen höchst einfach, im Essen und Trinken sowohl wie in der Kleidung. Das Mittagsmahl vereinigte die ganze Familie immer an einem Tische. Mehrere Stunden des Tages widmeten die Töchter der Arbeit. Während die Söhne sich in körperlichen Übungen vervollkommneten und mit
1827 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Meynier, Johann Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
setzen der beiden Liebenden, bei der Aussicht auf das Schick-
sal, das ihrer zu warten schien.
Vater Karl entbrannte in großem Zorn, und der Him-
mel weiß, was in der ersten Aufwallung geschehen wäre, —
hatte er sie Beide vor sich gehabt. Als aber sein Blut et-
was abgekühlt war und nun wieder ansing ruhiger zu
fließen, betrachtete er das Vergehen seiner Emma mit mil-
dern Augen, und klagte sich selbst an, daß er seinen Töch-
tern aus allzugroßer Liebe und aus Furcht, sie zu verlieren,
noch keine Männer gegeben hatte. Bei diesem Gedanken
schmolz sein Herz. Er entschuldigte ihre Verirrung; er konnte
sich nicht entschließen, sie zu entehren, sie mit dem Mann ih-
rer Liebe in ein Kloster zu verstoßen, sich selbst mit ihnen un-
glücklich zu machen, da es doch nur von ihm abhing, ihnen
in seinem Pallast einen Himmel zu öffnen. — Dies bedachte
Karl, ließ am folgenden Morgen das zitternde Paar rufen,
machte ihnen milde Vorwürfe, daß sie ihn nicht zum Vertrau-
ten ihrer Liebe gemacht hatten, legte vor dem ganzen Hof ihre
Hände in einander, und gab ihnen statt des erwarteten Fluchs
seinen väterlichen Segen. — Als sie nun vor ihm niedersan-
ken und mit Thranen des Danks und der Rührung seine
Hände beträufelten, da füllten sich seine eigenen Augen mit
Thränen und sein Vaterherz schwamm in niegefühlter Wonne.
Nach Karls Tode (814) verließ Eginhard den Hof,
um seine übrigen Tage in einem Kloster zuzubringen, das
er zu Seligenstadt, einem Städtchen am Main, zwi-
schen Hanau und Aschaffenburg gestiftet hatte, und beschrieb
da in der Einsamkeit seiner Zelle das merkwürdige Leben sei-
nes Wohlthaters, ein Werk, das bis auf uns gekommen ist.
Er starb erst zwei und zwanzig Jahre nach ihm. Emma
ließ sich an seiner Seite begraben, und noch bis auf diesen
Tag wird in jenem Städtchen die Gruft des liebenden Paa-
res dem Wanderer gezeigt. '
1821 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
154
Secretair, konnte aber kaum seinen Augen trauen. Ob
er sie angerufen habe, vermag ich nicht mit Gewißheit zu
sagen; wenn er's aber that, so denkt euch den Schrecken
des unglücklichen Paares! —
König Karl gerreth in heftigen Zorn, was ihm auch
warlich nicht zu verübeln war, und Gott weiß, was in der
ersten Aufwallung geschehen wäre, hätte er beide vor sich
gehabt. Bis es aber Tag wurde, hatte sein Blut Zeit,
sich wieder abzukühlen. Er fing an einzusehen, wie un-
recht er handelte, daß er seinen Töchtern keine Männer
gab, und fand, daß die Verirrung seiner Emma gar
wohl zu entschuldigen sey. Anstatt also sie zu entehren
und zu strafen, anstatt sie und ihren Eginhard in ein
Kloster zu sperren, und zwei glückliche Menschen, die
beide seinem Herzen so theuer waren, ins Elend zu stür-
zen und auf immer von sich zu entfernen, ließ er am
Morgen das zitternde Paar rufen, legte ihre Hände in
einander, gab ihnen statt des Fluchs, den sie erwarteten,
vor dem ganzen Hos seinen väterlichen Segen und er-
klärte seinen Freund Eginhard für den Gemahl seiner
Tochter. Erwartet nicht, daß ich euch die Empfindungen
schildere, mit welchen sie zu seinen Füßen sanken, und
die Thränen, mit welchen sie seine Hand beträufelten!
Alle Zuschauer wurden tief gerührt, und noch bis auf
den heutigen Tag verherrlicht diese Handlung der Groß-
muth Karls gesegnetes Andenken.
Nach des Vaters Tode trennte sich Eginhard wie-
der von der Heißgeliebten, nicht weil er sie nicht mehr
achtete, sondern weil er einen heiligen Beruf in sich
fühlte, seine übrigen Tage Gott allein zu widmen. Er
ging in ein Kloster, das er zu Seligenstadt, einem
Städtchen am Main, zwischen Hanau und Aschaffenburg
gestiftet hatte, und starb da 25 Jahre nach seinem Wohl-
thäter (3z6). Emma ließ sich neben ihm begraben, und
1873 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Fritsche, Edmund
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
Aachen, wo er dem Kaiser seinen Sohn Ludwig zum Mitregenten empfiehlt. Des neuen Kaiser Ludwig Vertrauen genoss er im vollen Masse und wurde von ihm mit dem Orte Michelstedt im Odenwalde und mit dem Gute Mühlheim im Maingau beschenkt. In dieser Zeit trat er in den geistlichen Stand und wurde zuerst Abt zu Blandinium bei Gent 815, dami von Fontenelle bei Rouen, darauf von St. Bavo zu Gent und endlich von St. Servatius in Maestricht im Jahre 819 (821). Seine Stellung zum Kaiser war noch immer dieselbe und er wurde seit 817 Führer und Leiter des erst 21 Jahre zählenden Prinzen Lothar. Die immer grösser werdende Spannung zwischen dem Kaiser und seinem Sohne Lothar verleidete ihm jedoch seinen Aufenthalt bei Hofe und steigerte seine Sehnsucht nach der Einsamkeit. Sein Geist iiberliess sich mehr und mehr einer mystisch-religiösen Richtung, wofür seine Geschichte der Uebertragung der heiligen Marcellinus und Petrus das beste Zeugniss ablegt (8b0). Er liess ihnen zu Ehren Seligenstadt erbauen, wo er den Abend seines Lebens zubrachte. In diese Zeit fallen die meisten der uns erhaltenen Briefe, in welchen er für Freunde, Unterdrückte und Unglückliche besorgt und thätig ist und oft auch dem politischen Gange der Dinge mit Theilnahme zusieht. Das schwerste Unglück traf ihn aber im Frühjahr 836, der Tod seiner treuen,
vielgeliebten Imma, über deren herben Verlust Kaiser Ludwig
. ..1 ihn bei einem Besuche in Seligenstadt 836 zu trösten sucht.
Nachdem ihm 840 der Kaiser im Tode vorangegangen war, starb auch Einhart am 25. Juli 844 und wurde in der Kirche zu Seligenstadt begraben, wo seine Verdienste in der von Hrabanus Maurus verfassten Grabschrift gebührend hervorgehoben werden: „Klug war er, rechtschaffen im Wandel und kundig der Rede; Vielen hat seine Hand Nutzen und Segen gebracht“ Das Leben Karl’s des Grossen, welches Einhart in seinem 45. Lebensjahre verfasste, noch vor dem Jahre 820, ist unter den schriftstellerischen Werken das gelungenste und umfangreichste. Es wurde das beliebteste und gelesenste Werk des ganzen Mittelalters und fand viele Nachahmer, unter denen vornehmlich Ragewin in seinem Leben Kaiser Friedrich’s I. sich auszeichnet. Aus der gelungenen Latinität sowie aus der klaren Richtung und Anordnung des Stoffes kann man auf das tiefe und fruchtbare Studium der Alten, besonders des Sueton, schliessen und deutlich herausfühlen, wie nur von der Hand eines Freundes und Rathgebers ein so scharf gezeichnetes und wohlsceluno-enes Bild Karl’s des Grossen entworfen
Ö O
werden konnte.
1829 -
Leipzig
: Cnobloch
- Autor: Rockstroh, Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
520
recht viele Sachsen büßen mußten. Viertausend
und fünfhundert ließ Karl — man denke — die
Köpfe abschlagen, und drohete bei nächster Treu-
losigkeit mit einer noch grausameren Strafe.
Irene — Constantinus Vi. — Rotrudis.
Harun (al Raschid).
Im Fahre 761 ward auf Betrieb der Irene
Constantinus (Vi.), ihr Sohn, mit Karl's Toch-
ter Rotrudis verlobt, denn dieß schien ihr eine
gute Gelegenheit, um ihre Macht nach Außen er-
weitern zu können. Sie hegte sogar den Gedan-
ken, sich mit Karl selbst zu vermahlen, damit so
beide Reiche zu einem vereinigt würden. Eben
nicht rühmlich stand es aber mit ihr hinsichtlich
der Sarazenen oder Araber; diesen mußte sie sich,—.
wozu sie Harun (nachmals Harun al Raschid)
des Khalifen Al Mohdi Sohn zwang, damit sie
vor ihnen Ruhe habe, zu einem Tribute verpflich-
ten. — Zn diesem Jahre stiftete Karl das Bis-
thum zu Seligenstadt (nachher zu Halberstadt).
Karls Sieg über die Sachsen
im Fahr 783.
Die erwähnte harte Bestrafung an den Sachsen
wirkte nicht, wie Karl es sich versprach. Alles
Sachsenvolk, selbst das an den entlegensten Wohn-
platzen, schwur ihm, dem Franken, als dem Feinde
seiner Freiheit, die blutigste Rache. Seinem Gö-
1878 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Lahrssen, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
— 95 —
Thränen vergoß, daß sie ihres Vaters liebes Angesicht doch nimmer schauen solle. Einst war Eginhard auf die Jagd gegangen, um einen guten Braten in die Küche zu liefern, da kam Kaiser Karl, der sich beim Jagen verirrt hatte, vor seine Wohnung. Emma erkannte ihn sogleich, er sie aber nicht; denn die ärmliche Kleidung und vielleicht auch die harte Arbeit in der heißen Sonne mochte wohl ihr Aussehen verändert haben. Sie führte ihn schweigend ins Haus und eilte in die Küche, um ihm einen Eierkuchen, sein Leibgericht, zu backen. Als sie fertig war, setzte sie ihm denselben vor und zog sich in eine Ecke zurück, wv es — es war eben nach Sonnenuntergang — schon dunkel wurde. Während der Kaiser nun den schönen Eierkuchen aß, gedachte er seiner Tochter Emma, die ihm früher so manchmal sein Lieblingsgericht bereitet hatte, und er bereute seine Härte und legte das Messer nieder, weil es ihm nicht mehr schmecken wollte. Als Emma sah, daß eine Thräne über die andere aus seinen Augen perlte, da kam sie hervor, warf sich ihm zu Füßen und rief: „Mein theurer Vater!" Er erkannte sie jetzt sogleich, hob sie gütig auf, küßte sie und sagte: „Ich verzeihe dir, Kind; du sollst von jetzt an wieder meine liebe Tochter sein." Als Eginhard zurückkam, kündigte Karl auch ihm Verzeihung an, schenkte ihm das ganze Gebiet rings umher, ließ ihm statt seines ärmlichen Häuschens einen herrlichen Palast bauen und legte den Grund zu einer Stadt. Die Stadt aber hieß nachher Seligenstadt; denn der Kaiser hatte gerusen: „Selig sei die Stadt genannt, wo ich meine Tochter wiederfand!" Eginhard aber herrschte über den ganzen Odenwald und gründete noch manche andere Städte, die noch heutiges Tages bestehen. Als Eginhard und Emma nach manchen Jahren gestorben waren, begrub man sie in einem Grabe und unter einem Stein in der Kirche zu Seligenstadt.
d. Kaiser Karl hatte am Ufer der Limmath, da wo jetzt die Stadt Zürich steht, einen Palast und wohnte häufig in demselben, weil die Gegend ihm gar gut gefiel. So oft er aber da war, ließ er neben seiner Wohnung eine Säule aufrichten, an der eine Glocke hing, und ließ bekannt machen, daß jeder, der etwas zu klagen habe, läuten solle, damit ihm sein Recht werden könne. Eines Tages wurde auch geläutet und Karl schickte einen Diener hin, den Kläger herzuführen; aber dieser kam zurück und sagte, daß ringsum kein Mensch zu sehen sei. Als es zum zweiten male eben so ging, wurde er ärgerlich, und weil er meinte, da'ß irgend ein unnützer Mensch sich einen Scherz machen wolle, befahl er dem Diener, genau darauf zu achten, wer sich das erlaube. Wieder ertönte die Glocke; der Diener eilte sofort hinzu und erblickte zwar keinen Menschen, aber eine große Schlange, die sich um das Seil gewunden hatte und läutete. Er erzählte dem Kaiser, was er gesehen hatte, und dieser ging selbst hin, um sich von der Wahrheit zu überzeugen. Die Schlange neigte vor ihm ihr Haupt,
1866 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): Jungen
26 Karls des Großen Thätigkeit in: Innern des Reichs.
Wesens geworden. Seinen Priestern wird denn auch das wichtigste und
beste von dem verdankt, was für die Bildung überhaupt geleistet ward.
0. Wissenschaft und Kunst.
11. Karl der Große hatte keine gelehrte Bildung genoßen; die Kunst des
Schreibens gelang ihm, trotz anhaltender Übung im höheru Alter, nicht. Aber
reiche Gaben des Geistes waren ihm verliehen: die lebhafteste Teilnahme für
alles, was groß und schön, das regste Interesse an Bereicherung des Wissens,
eine rasche und sichere Auffaßung, klare und fließende Rede. Lateinisch sprach er
eben so leicht und gefällig wie Deutsch, und Griechisch verstand er wenigstens.
In allen damals üblichen Wissenschaften ließ er sich bis zum vollen Ver-
ständnis unterrichten und keine Erholung war ihm lieber, als Teilnahme
an wissenschaftlicher Beschäftigung; selbst beim Male ließ er ungern den
Vorleser vermissen H: ein um so ansprechenderes Beispiel, wenn man an seine
Kriegsthaten und seine zahllosen Regierungsgeschäfte denkt. Sein eifrigstes
Bestreben war es, gelehrte Männer aus allen Ländern an seinen Hof zu
ziehen und an demselben festzuhalten. Der bedeutendste darunter ist der
Angelsachse Alkuin-), nicht allein wegen seiner umfaßenden Gelehrsamkeit
und formellen klassischen Bildung, sondern auch als der unermüdliche
Förderer aller Absichten des Königs und sein vorzüglichster, treuster und
frömmster Ratgeber. Außer ihm verdienen genannt zu werden Paul
Warnefrid (oben 9 mit Anm.), wenn schon sein Aufenthalt nur einige
Jahre dauerte, Petrus von Pisa, der Abt Angilbert und vor allen
der in treuster Liebe und Dankbarkeit dem großen König ergebene Einhard
(Eginhard) ^), dem wir Karls Lebensbild verdanken. Aus den an seinem
Hof weilenden Gelehrten bildete sich dieser eine Art Akademie, einen ver-
trauten Freundeskreis, dessen Beschäftigung Lesen, wissenschaftliches Gespräch,
Beratung und Ausführung auf Bildung des Geistes und der Sitten zielender
Arbeiten war. Nicht eine eitle Spielerei, sondern Beseitigung lästigen aus
der Lebensstellung hervorgehenden Zwanges, Bezeugung der Achtung und
Aufstellung von Zielen war es, wenn sie sich Namen herlicher Männer aus
dem Altertum und der Bibel beilegten4). Die auf Alkuins Rat gegründete
und von demselben geleitete Schule für die Söhne der Hofbeamten und die
jungen Leute, welche zu ihrer Ausbildung in die Nähe des Königs gesandt,
1) Einhards Leben gibt das beste Bild. Außerdem f. auch Abel in der Einl.
zu Paulus Diaconus Lang. Gesch. S. Xiii. — 2) A. ward um 735 in Dort
geboren, gebildet vom Abt Aalbert, einem Zögling des großen Beda, Vorsteher
einer Klosterschule und Stiftsgeistlicher in Jork. Karl der Gr. lernte ihn in Rom
kenne:: und bewog ihn zur Übersiedlung in das Frankenreich, in welchem er mit einer
kurzen Unterbrechung zw:schen 790 und 92 bis an seinen Tod (Pfingsten 804. Zuletzt
Abt von Tours) unermüdlich bei allem, was vorgieng, thätig war. Außer zahl-
reichen theologischen Schriften hat er auch vieles zum Unterricht in Grammatik,
Rhetorik und Philosophie (nam. clo septem artibus) verfaßt. Seine Briefe find
ein herliches Zeugnis für ihn und für Karl den Großen. — 3) Geb. um 770.
Über feine Heimat und seine Jugcndgeschichte find nur sehr unsichere Nachrichten
vorhanden, wie denn auch die Sage beweist, daß er Karls Gehciinschreiber (sogar
Erzeapellan) gewesen sei, und dessen Tochter Emma (üb. Jmma s. oben) auf aben-
teuerliche-Weise geheiratet habe. Constatiert ist, daß er Karls des Großen Bauten zu
leiten.hatte. Wahrscheinlich erst nach dessen Tod trat er in den geistlichen Stands Er
stistete das Kloster Seligenstadt im Odenwald, wohin man deshalb seine Heimat
verlegt hat, und starb erst, als das Zerfallen des Frankenreichs entschieden war,
d. 25. Jul. 844. — 4) Karl hieß David, Alkuin Flaccus, Angilbert, der Dichter
von Karls Thaten, Homer, und Einhard gewis mit Anspielung auf sein Bauamt
(2. Mos. 35, 30-33) Bezaleel.
1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
124
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
61. Die Klöster als Pflege- und Pflanzstätten des Gewerbes,
der Kunst und Wissenschaft.
Bereits zu den Zeiten der Merowinger begegnen wir klösterlichen
Stiftungen im Frankenreiche, die sich weiterhin zu blühenden Abteien, zu
Stätten der Wissenschaft, der Staatskunst und feinerer Sitte ausgebildet
hatten. Zu Tours hatte Gregor seine Frankengeschichte geschrieben und
unter Karl Martell und Pipin blühten diese segensreichen Zustuchtsorte
für alles, was jene rauhe Zeit an zarteren Regungen kannte, herrlich wei-
ter. Soissons, Tours, Orleans, Metz, Rheims waren bereits damals
Stätten, an denen die spärlichen Reste des Altertums, die geringe Kunde
der Wissenschaften, die Kunst des Schreibens und die Gewohnheit des
Aufzeichnens der geschehenen Dinge bewahrt und gehegt wurde. Irische
Mönche und nach ihnen die angelsächsischen Missionare, Bonifacius und
seine Nachfolger trugen das Evangelisationswerk über den Rhein; St. Gal-
len, Reichenau, Fulda und andere Stätten singen an, in deutschen Gauen
Licht und Wärme zu verbreiten. Karl der Große erwarb sich große Ver-
dienste um die alten und zahlreichen neuen Stiftungen. An jedes Kloster
schloß sich eine Schule an, die Mönche unterwiesen die jungen Söhne des
ungeschlachten Adels in der Kunst des Lesens und Schreibens, führten die
Begabteren unter ihnen auf die grünen Auen des Altertums, ließen die
Franken siegen und lehrten in den mauerumschlossenen Klostergärten
deutsche Bauerknaben die Kunst des Obstschnitls und die Zucht auserlese-
ner Früchte.
Das kirchen- und klosterfreundliche Geschlecht der Karolinger ließ nicht
ab mit Gründung neuer Stiftungen und mit Schenkungen an alte. Jedes
Herrschergeschlecht hatte seine Familienstiftung, jeder Einzelherrscher sein
Lieblingskloster. Ludwig der Fromme gründete 822 das Kloster Korvey
an der Weser. Von den letzten Karolingern ließ Karl der Dicke sich in
Reichenau begraben, dem er zu Lebzeiten viel Gutes gethan hatte; Arnulf
und Ludwig das Kind bevorzugten St. Emmeran bei Regensburg, wo sie
auch beigesetzt wurden. Gandersheim war eine Stiftung der Ludolfinger,
wo später die Schwestern und Töchter des kaiserlich sächsischen Hauses
ihre ansehnliche Versorgung fanden. Stiftungen der bayrischen Agilolfinger
waren die bald zu großer Blüte gelangenden Klöster im Chiemsee, zu
Tegernsee, Benedictbeuren und Wessobrunn. Weltliche und geistliche Große
gründeten Klöster, in welche sie sich am Abend ihres Lebens zurückzogen;
so Eginhard der Zögling Karls des Großen, Seligenstadt am Main, wo
Kaiser Ludwig 836 den Jugendfreund besuchte.
Überblicken wir am Ende des karolingischen Zeitraums das geistige
Leben des ostfränkischen Landes, so finden wir die Kultur, die Pflege der
Wissenschaft und des Unterrichts wesentlich in die Klöster und Bischofs-
sitze zurückgedrängt. Zwar bestand noch die Hofschule Karls, aber diese
erstreckte ihre Wirkung doch nur auf die höchste Aristokratie und darüber
hinaus ließ die unruhige Zeä keine öffentlichen Schulen aufkommen. Die
Schulen aber, die Karl in den friedlichen Mauern von Fulda, Reichenau,
1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
27
einen Einfall unternommen hätten. Sie waren 778 bis an den Rhein (Cölu
und Coblenz gegenüber) vorgedrungen, und hatten fürchterlich gehaust. Karl
eilte ihnen nach, und jagte sie in ihre Gränzen zurück. Im folgenden Früh-
jahr 779 aber zog er in ihr Land, und ließ sich wieder durch Friedensanträge
beruhigen. Er beschied sie 780 zu einem großen Landtage, und sie erschienen
auch, gelobten aufs Neue Frieden, und ließen sich zum Theil taufen. Auch
schickte Karl Grafen in ihr Land, um sie zu regieren. Er ließ Kirchen und
Klöster in ihrem Lande bauen, und errichtete acht Bisthümer, aus denen nach
und nach blühende Städte entstanden. Als solche werden Bremen, Ver-
den, Minden, Seligenstadt, Hildesheim, Paderborn, Münster
und Osnabrück genannt. Von ihnen ging die Bildung der Deutschen ganz
besonders aus; denn Karl ließ bei jedem Domstift zugleich eine Schule an-
legen, um recht tüchtige Volkslehrer zu bilden. Diese Schulen existireu in
den vorgenannten Städten zum Theil noch.
780 reiste Karl nach Italien, und nahm, weil er in seiner Familie am
glücklichsten war*), seine Frau Hildegard und seine drei Söhnchen, Karl,
Pipin und Ludwig, mit. Er besuchte Rom zum zweiten Male, und machte
in Pavia die Bekanntschaft mit einem Manne, der sowohl auf ihn, als be-
sonders auf die Bildung der Franken großen Einfluß hatte. Das war Al-
cuin, ein englischer Geistlicher, ein Mann von einer für jene Zeit seltenen
Gelehrsamkeit. Karl nahm ihn späterhin an seinen Hof, behielt ihn bis an
seinen Tod bei sich, und brachte seine liebsten Stunden in seiner Gesellschaft
zu. Ueberhaupt zog Karl jeden Gelehrten oder sonst vielversprechenden Kopf
an sich, und so fand sich bald eine ganze Gesellschaft unterrichteter Männer
an seinem Hofe beisammen. Dahin gehört auch Eginhard oder Einhard,
den Karl schon als einen hoffnungsvollen Knaben zu sich genommen hatte, und
nachher zu seinem Schreiber und Kanzler machte. Der wackere Mann hat
uns in lateinischer Sprache eine sehr brauchbare Geschichte seines Wohlthäters
hinterlassen, soll auch endlich Schwiegersohn Karls geworden sein. Durch diese
Männer wurde ein heftiger Trieb nach Wissenschaften unter den Franken aus-
gebreitet. In Rom taufte der Papst Hadrian die beiden jüngern Söhne des
Königs, Pipin und Ludwig, und weihte sie zugleich zu Königen ein, den Pipin
zum König von Longobardien (mit der Residenz Pavia), den Ludwig zum
König von Aquitanien, ob sie gleich noch kleine Kinder waren.
Karl war kaum zurück, so standen die Sachsen schon wieder auf. Witte-
kind hatte sie dazu verleitet. Sie umringten am rechten Ufer der Weser (am
Berge Süntel' ein fränkisches Heer, und hieben es gänzlich zusammen. Das
brachte Karl in äußersten Zorn. Racheschnaubend zog er in ihr Land, und
verlangte drohend die Auslieferung der Anstifter. Wittekmd war wieder nach
Dänemark entflohen, aber 4500 Sachsen wurden ihm ausgeliefert, und diesen
ließ er in Verden an der Aller an einem Tage die Köpfe' abschlagen. Diese
Grausamkeit brachte die Sachsen aufs Aeußerste. Im folgenden Jahre (783)
erhob sich das ganze Sachsenvolk bis in die entlegensten Gauen. Nun begann
ein blutiger Krieg, der bis ins Jahr 785 währte, und halb durch Gewalt,
*) Sein Geschichtschreiber Eginhard sagt: „An seinen Kindern hing sein Herz der-
gestalt, daß er ihrer Gesellschaft weder bei Tische noch auf Reisen entbehren konnte."
14. Bd. 1
- S. 600
1883 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
850.
600 Das Mittelalter. §. 333.
-arischen Schreibweise läßt sich der niedere Stand der Zeitbildung erkennen. Er selbst hat diesen Verfall eingesehen. „Wir stehen jetzt im Greisenalter der Welt," sagt er; „darum hat die Schärfe des Geistes nachgelassen, und Niemand vermag es, in dieser Zeit den früheren Schriftstellern gleichzukommen." An Fredegar reihen sich wieder andere unbekannte Mönche. — Unter Karl dem Großen und seinem Sohne hob sich mit der allgemeinen Bildung auch die Zahl und Bedeutung der Geschichtschreiber. Einhard (§. 322), ein vielseitig gebildeter Mann, der dem Kaiserhause sehr nahe stand, hat in dem „Leben Karls des Großen" ein schönes Denkmal der Pietät aufgestellt, zugleich ist in den trefflichen Annalen des Klosters Lorsch, die für diesen Zeitraum als Jahrbücher des Reichs gelten können, feine Hand nicht zu verkennen. „Einhard hatte das unschätzbare Glück," bemerkt Ranke, „in feinem großen Zeitgenossen den würdigsten Gegenstand historischer Arbeit zu finden; indem er ihm, und zwar aus persönlicher Dankbarkeit für die geistige Pflege, die er in feiner Jugend von ihm genossen, ein Denkmal stiftete, machte er sich selbst für alle Jahrhunderte unvergeßlich. Vielleicht in keinem neueren Werke tritt nun aber die Nachahmung der Antike stärker hervor, als in Einhards Lebensbeschreibung Karls des Gr. Sie ist nicht allein in einzelnen Ausdrücken und der Phraseologie, sondern in der Anordnung des Stoffes, der Reihenfolge der Kapitel, eine Nachahmung Suetons." Auch wichtige Briefe und einen Bericht von Uebertragung der Gebeine der heil. Märtyrer Petrus und Marcellinus von Rom nach Seligenstadt im I. 826 besitzen wir von Einhard. Die von ihm überarbeiteten und fortgeführten Jahrbücher von Lorsch wurden das Vorbild aller späteren „Reichsannalen", die auch in der traurigen Zeit, die bald nach Karls Hintritt über das Reich hereinbrach, nicht ganz unterbrochen wurden. Den Streit der Söhne Ludwigs de? Frommen hat einer der Kämpfer bei Fontenailles, Nithard, ein eifriger Anhänger Karls des Kahlen, Sohn des erwähnten Angilbert, Abts von St. Riquier (§ 322), in vier Büchern beschrieben. „Es ist das Wert eines wackeren Kriegshelden und einsichtigen Staatsmannes, welcher so recht and der Mitte der Begebenheiten mit Ernst und Wahrheitsliebe berichtet, was er selbst durchlebt, woran er selbst den bedeutendsten Antheil genommen hat." Von da an blieb die Geschichtschreibung ausschließlich den Klostergeistlichen überlassen. Fast jedes bedeutende Kloster hatte feine fortlaufenden Reichsannalen, so Metz, Fulda (merkwürdig wegen des feindseligen Tons gegen die gallofränkifchen Herrscher), Corvey, Reichenau, St. Gallen u. a. Nach dem Muster der Einhard'fchen Jahrbücher werden darin die Ereignisse des Reichs nach der Zeit-folge dargestellt, so daß die Geschichte des Klosters nur als Nebensache erscheint. Der Mönch Regino aus dem lothringischen Kloster Prüm machte den Versuch, die Weltgeschichte in einer ziemlich ausführlichen Erzählung zusammenzufassen in einer dem Justinus nachgebildeten Chronik von Chr. Geb. bis zum 1.905. Trotz mancher Mängel und Irrthümer, namentlich in der Chronologie, ist das Werk doch von hohem Werth. „Die Schreibart ist einfach und dem Gegenstände angemessen, und wenn es ihm auch keineswegs gelungen ist, die Weltgeschichte in wirklich historischer Weise zu bearbeiten, so zeigt er doch für die ihm näher liegenden Zeiten und Verhältnisse einen freien Blick und ein gesundes Urtheil."
§. 333. Ausbildung der monarchischen Kirchengewalt und die isidorisch en Decretalen. Die religiöse Richtung der Zeit und die geistige Ueber-macht des Klerus mußte der Kirche und dem Papstthum die Herrschaft erwerben. Aber die Bischöfe von Rom, nicht zufrieden mit dem langsamen Gang naturgemäßer Entwickelung, beschleunigten durch unehrliche Mittel ihre Erhebung und machten verfälschte Pergamente zur Grundlage ihrer weltbeherrschenden Macht. Zuerst suchte man die unangenehme Erinnerung an die Entstehung der weltlichen Pontifenmacht durch Pipins Verleihung des Exarchats (§. 316) dadurch zu vertilgen, daß man eine unechte Schenkungsacte Constantins aufbrachte, wonach dieser Kaiser den Bischof Sylvester mit Rom und Italien begabt und deshalb seinen Sitz nach Constantinopel verlegt habe; eine Urkunde, deren Falschheit schon im fünfzehnten Jahrhundert durch Laurentius Valla so überzeugend nachgewiesen wurde, daß seitdem Niemand mehr die Echtheit zu verfechten wagte. Noch folgenreicher war die Umwandlung, die das päpstliche Kirchenrecht durch die „pseudo-isidorischeu Decretalen" erlangte. Schon seit längerer Zeit bestand eine nach dem spanischen Bischof Isidor benannte Sammlung von kirchlichen Gesetzen und Rechtssprüchen. Diese wurden in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts durch fränkische Bischöfe, wohl aus dem Bisthum Rheims, mit etwa hundert unechten Decretalen
1908 -
Paderborn
: Schöningh
- Autor: Atzler, Alois
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Einhard: Karls des Großen Persönlichkeit.
35
11. Karls des Großen Persönlichkeit.
Einhard/ Kaiser Karls Leben.
Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. Leipzig, Dyk. 3. Aufl. 1893. 16. Bd. S. 31.
Karl war von breitem und kräftigem Körperbau, hervorragender Größe, die jedoch das richtige Maß nicht überschritt — denn seine Länge betrug sieben seiner Füße — der obere Teil seines Kopfes war rund, seine Augen sehr groß und lebendig, die Nase ging etwas über das Mittelmaß, er hatte schöne, weiße Haare und ein freundliches, heiteres Gesicht. So bot seine Gestalt, mochte er sitzen oder stehen, eine höchst würdige und stattliche Erscheinung, wiewohl sein Nacken dick und zu kurz scheinen konnte: das Ebenmaß der anderen Glieder verdeckte das. Er hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung des Körpers und eine helle Stimme, die jedoch zu der ganzen Gestalt nicht recht passen wollte. Seine Gesundheit war gut, außer daß er in den vier Jahren vor seinem Tode häufig von Fiebern ergriffen wurde und zuletzt auch mit einem Fuße hinkte. Aber auch damals folgte er mehr seinem eigenen Gutdünken als dem Rat der Ärzte, die ihm beinahe verhaßt waren, weil sie ihm rieten, dem Braten, den er zu speisen pflegte, zu entsagen und sich an gesottenes Fleisch zu halten. Beständig übte er sich im Reiten und Jagen, wie es die Sitte seines Volkes war: denn man wird nicht leicht auf Erden ein Volk finden, das sich in dieser Kunst mit den Franken messen könnte. Sehr angenehm waren ihm auch die Dünste der warmen Quellen; er übte seinen Leib fleißig im Schwimmen und verstand das so trefflich, daß es ihm keiner darin zuvortat. Darum erbaute er sich auch zu Aachen ein Schloß und wohnte in feinen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tode beständig darin. Und nicht bloß seine Söhne, sondern auch die Vornehmen und seine Freunde, nicht selten auch die ganze Schar seines Gefolges und feiner Leibwächter lud er zum Bade, so daß bisweilen hundert Menschen und darüber zusammen badeten.
Er kleidete sich nach vaterländischer, nämlich fränkischer Weise. Auf dem Leibe trug er ein leinenes Hemd und leinene Unterhosen, darüber ein Wams, das mit seidenen Streifen verbrämt war, und Hofen; sodann bedeckte er die Beine mit Binden und die Füße mit Schuhen und schützte mit einem aus Fischotter- und Zobelpelz verfertigten Rock im Winter Schultern und Brust; endlich trug er einen blauen Mantel und beständig
1 Einhard wurde um 770 im Maingau geboren und im Kloster zu Fulda ausgebildet. Wegen seiner hervorragenden Befähigung wurde er an den Hof Karls des Großen geschickt, wo er sich u. a. als Baumeister auszeichnete und das besondere Vertrauen des Kaisers genoß. Auch bei Ludwig dem Frommen stand er in hoher Gunst. Er zog sich später mit seiner Gemahlin Jrnrna in das von ihm gegründete Kloster Seligenstadt am Main zurück und starb 840. Sein „Leben Kaiser Karls" zeichnet sich aus durch klassische Form und Anmut und gibt ein scharf gezeichnetes Bild des großen Kaisers. Das Werk gehörte während des ganzen späteren Mtttelalters zu den beliebtesten Büchern.
3*
1806 -
Berlin
: Duncker & Humblot
- Autor: Woltmann, Johann Gottfried, Becker, Karl Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Aber die Kriege zernichteten auch vieles Gute
wieder. Sie waren gewöhnlich so verheerend,
daß, bey dem Mangel an Handelsverbindung und
der Unsicherheit der Straßen, oft theilweise Hun-
gersnoth ausbrach. So sind in den noch übri-
gen Jahrbüchern des Klosters Fulda, in dem kur-
zen Zeitraum von 8z2 bis 874 vier schwere Hun-
gerjahre angezeigt, in denen fast der dritte Theil
der Menschen gestorben seyn.soll.
Der Handel in Deutschland war lange Zeit
bloß den Juden überlassen, die sich dadurch in
den Besitz fast alles baaren Geldes setzten, mit-
hin oft von geldbedürftigen Vornehmen sehr ge-
liebkoset wurden, und sich selbst am Hofe Ein-
siuß verschafften. Mit Abscheu lesen wir, daß
sie selbst einen geheimen Menschenhandel nach
dem arabischen Spanien getrieben haben.
Nächst ihnen waren die Kirchen und Klöster
>die größten Geldbehälter, die daher oft zur Zeit
der Noch von den Fürsten gebrandschatzt wurden»
Es stiegen ihrer immer mehr hervor. Auch Sach-
sen erhielt jetzt eine Menge Visthümer. Noch
unter Karl dem Großen wurden gestiftet das
Bischum Osnabrück 777, zu Minden 782, zu
Seligenstadt (nachher nach Halberstadt verlegt)
781, zu Verden 786, zu Bremen 788, zu Pa-
derborn 79z, zu Elze (nachher nach Hildeöheim)
796, zu Münster 825. Unter Ludwig dem From-
Mn ward 815 das zu Korvey, und 834 das ^
1917 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Heinze, Wilhelm, Dageförde, Karl
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
76
Das Heidentum wird bei Todesstrafe verboten; Einführung des Zehnten. Errichtung von Bistümern:
Münster und Osnabrück für Westfalen; Minden, Paderborn, Verden und Bremen für Engern; Halber stadt (Seligenstadt) und Hildesheim (Elze) für Ostfalen (Nordthüringen). Von Münster und Bremen aus wurden auch die Friesen bekehrt. Diese Bistümer stehen unter den Erzbischöfen von Mainz und Köln.
773—774 b) Der Langobardenkrieg.
Der Langobardenkönig Defiderins bedrängt den Papst Hadrun, diesem zieht Karl zu Hülse; er belagert Pa via (Sage vom eisernen Karl), feiert das Osterfest in Rom, zwingt Desiderius zur Unterwerfung und schickt ihn in ein Kloster. Adalgis, der kühne Sohn des Desiderius, geht in die Verbannung. Karl wird König der Langobarden.
788 c) Der Krieg gegen Tassilo von Bayern.
Tassilo, der Schwiegersohn des Langobardenkönigs
Desiderius, versucht die fränkische Oberhoheit abzuschütteln. Er wird abgesetzt und ins Kloster geschickt.
Bayern wird dem Frankenreich einverleibt.
2. Die Kriege Karls zur Sicherung der Reichsgrenzen.
778 a) Spanischer Krieg
gegen den Omajaden Abdsraman, Kalifen von Cördova. Karl dringt bis zum Ebro vor, kehrt aber ohne weitere Erfolge zurück. Niederlage der Nachhut im Tale Ronce-v alles (die Rolandsage.
Einrichtung der Spanischen Mark unter Ludwig,
Karls Sohn, zwischen Pyrenäen und Ebro; Hauptstadt
Barcelona.
789 b) Der Slaven- oder Wendenkrieg.
Die Slaven (Wenden) wohnen seit der Völkerwanderung
in den ostdeutschen Ländern zwischen Elbe und Weichsel. Hauptstämme der Wenden sind:
1. die Obotriten in Mecklenburg,
2. die Witzen zwischen Oder und Elbe bis zur Ostsee,
vorzugsweise in der heutigen Mark Brandenburg, zu denen die Heveller, die Lebusier, Ukrer und Redarier gerechnet werden, und
3. die Sorben östlich von der Saale bis zum Bober; zu ihnen gehören die Lausitzer, Milzeuer und Daleminzier.
Die Obotriten stehen mit Karl im Bunde gegen Sachsen und Wilze.n (780).
789 Großer Feldzug gegen die Wilzen bis zur Peene
und Ostsee, gegen die Sorben und die Tschechen in
Böhmen. Anlegung von Marken.
1853 -
Oppenheim a.Rh. [u.a.]
: Kern
- Autor: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hessen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
245
Karl. Ich muß gestehen, durch diese Frage käme ich in Ver-
legenheit; denn ich habe über die Bedeutung dieses Namens noch
Nichts gehört. . .
Vater. Nun höre: Unsere Vorfahren heiligten die Urwälder
ihrer höchsten Gottheit, dem Odin, daher Odin-Wald, Odenwald.
Nun laß uns aufbrechen; wenn wir .auch schneller hinab- als
heraufgehen, so brauchen wir doch wenigstens 4 Stunden, bis wir
nach Darmstadt kommen.
Karl. Ich hoffe, du erzählst mir unterwegs noch manches
Wissenswerthe. .
Vater. Einen Fremden würd' ich noch auf die westliche Ab-
dachung des Odenwaldcs, die schöne und herrliche Bergstraße, welche
wir hier vor uns haben, aufmerksam machen, wo Wein, edles Obst
und alle Früchte trefflich gedeihen.
Welch einen reizenden Anblick bieten dem Wanderer ihre engen
Thäler und steilen Felsen dar. Nur beklagen Manche, mein lieber
Karl, daß eine Zeit gekommen ist, in welcher die Dampfwagen auf
der Eisenbahn die Reisenden vorbeitreiben und ihnen nicht Zeit lassen,
sich reichlich an diesen Schönheiten zu ergötzen.
Karl. So wären also die Eisenbahnen nachtheilig?
Vater. Ja es gibt Leute, die sich für den Augenblick durch die
Eisenbahnen beeinträchtigt fühlen, wie dieß immer bet großartigen Er-
findungen der Fall ist; aber die Gesammtheit gewinnt, und wenn es
das Wohl des Ganzen gilt, kann der Einzele nicht berücksichtigt werden.
Hätte anan z. B. die Buchdrnckerknnst unterdrücken sollen, weil Einzele,
etwa die Abschreiber, darunter litten? Gewiß nicht! So auch hier.
Ich im Gegentheil glaube, die Eisenbahnen werden Veranlassung
geben, daß die Schönheiten des Odenwaldes häufiger besucht und be-
wundert werden, als bisher. Erst unsere späten Nachkommen werden
den Vortheil dieser neuen Erfindung recht würdigen lernen und die
Zeiten beklagen, wo noch keine Eisenbahnen waren.
Karl. Erzähle mir noch Etwas von denkwürdigen Städten und
Dörfern unserer Provinz.
Vater. Außer der dir bekannten Residenzstadt Darmstadt fin-
den wir in Starkenburg noch Offenbach, ein gewerbreiches Städtchen
am Main. Unter den vielen Fabriken und Gewerben sind die be-
deutendsten die großen Tabaksfabriken, die Kutschenfabriken, mit allen
dazu gehörigen Gewerben. Die Stadt hat ein fürstlich-isenburgisches
Schloß, eine Schiffbrücke, und ihr Handel wird durch die Nähe von
Frankfurt belebt. Mehr rechts liegt Seligenstadt mit einer Torf-
gräberei und Babenhausen an der Gersprenz, mit einem Militärge-
fängnisse. Weiter südlich liegt Dieburg. Im Odenwald finden wir
die Städte Michelstadt und Erbach. An letzterem Orte befindet sich
auch der aus Seligenstadt hierhergebrachte Sarkophag Eginhard's
und Emma's. Beerfelden mit Tuch- und Strumpfmannfacturen. Am
Neckar drei reizend gelegene Städtchen: der Badeort Wimpfen, Hirsch-
horn und Neckarsteinach. In der Nähe von Wimpfen ist das reich-
haltige Salzwerk Ludwig sh all. An der Bergstraße liegen die Städte
1878 -
Hannover
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Heinze, Wilhelm, Schumann, Gottlob
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
90
Noch immer aber war ein deutscher Volksstamm, die Sachsen, dem Christenthume feind. Sie muten erst das scharfe Schwert Karl's des Groen fhlen, ehe sie fr das Evangelium der Glaubensboten, welche nach Alcuin's Worte Glaubenszeugen nicht Zehnteneintreiber sein sollten", empfnglich wurden. Hervorragenden Antheil an ihrer Bekehrung hat Liudger, ein Friese von Geburt, welcher-bis 809 unter den Sachsen das Evangelium verkndigte.
24.
Karl der Groe. 768814.
Quellenschriften: 1) Einhard! Vita Caroli Magni. (Einhard, Kaiser Karl's Leben, von Abel); 2) Einhard! Annales. (Einhard's Jahrbcher von Otto Abel); 3) Monachus Sangallensis. (Dermnch von St. Gallen der die Thaten Karl's des Grossen von Dr. W. Wattenbach). Die Nachrichten des Einhard finden sich in poetischer Form in dem Poeta Saxo (vielleicht von dem Mnche Agius) wiedergegeben.
Einhard (Eginhard) ist etwa 710 in Ostfranken, im Maingau geboren und erhielt seine erste Bildung in der berhmten Schule zu Fulda. Wegen seiner ungewhnlichen Fhigkeiten wurde er von Karl d. Gr. an dessen Hof gezogen, wo er in die Hofschule eintrat. Hier fhrte ihn Alcuin in das Studium der lateinischen Sprache ein; von der Grndlichkeit desselben geben Einhard's Schriften das beste Zeugnis. Weil er auch bedeutende Kenntnisse in der Architectur besass, bediente sich Karl d. Gr. bei Ausfhrung seiner grossen Bauten seines Raths und Beistandes, und es lsst sich mit einiger Bestimmtheit annehmen, dass unter Leitung Einhard's die Kirche und der Palast in Aachen, die Pfalz zu Ingelheim und die Mainzer Brcke erbaut worden sind. Von dem Zutrauen, welches Karl dem Einhard schenkte, zeugt dessen Sendung nach Rom im Jahre Sog, wo er die Zustimmung des Papstes fr die Theilung des Reiches holen sollte; und 813 durfte es Einhard wagen, fr seinen Jugendfreund Ludwig vom Kaiser die Mitregentschaft und den Kaisertitel zu erbitten. Nach Karl's Tode blieb Ludwig Einhard's steter Freund und Gnner; und als Einhard in den geistlichen Stand getreten war, wurde er von Ludwig mit mehreren reichen Pfrnden beschenkt. Whrend der Wirren unter Ludwig's Regierungszeit zog sich Einhard nach der von ihm auf seinem Gute Mulinheim" erbauten Benedictinerabtei (Seligenstadt) zurck, wo ihm seine Imma welche die Sage eine Tochter Karl's d. Gr. nennt, um damit sein inniges Verhltnis zu Karl anzudeuten fernerhin und bis an ihren Tod eine liebe und unzertrennliche Lebensgefhrtin war. Betrbt der die zunehmende Verwirrung und Auflsung im Reiche, gebeugt durch den Tod seiner Imma und gebrochen durch Krankheit starb er 844. Bei seiner V i t a" hat er sein Augenmerk mehr auf eine formschne und zusammenfassende Darstellung als auf strenge Genauigkeit in den Thatsachen gerichtet; man entdeckt in dem kleinen Werk eine grosse Anzahl historischer Fehler. Dennoch ist aber das Leben Karl's das schnste Denkmal frnkischer Historiographie"; Wattenbach urtheilt der dasselbe: Noch stand bei der Abfassung das Bild seines vterlichen Freundes in voller Frische vor seinem Geiste, und die etwas kalte Eleganz der Form wird durchwrmt von der
1912 -
Frankfurt a.M. [u.a.]
: Diesterweg
- Autor: Keller, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Karl der Groe. Ludwig der Fromme. Iii 5s61.
97
(dessen Stiefbruder"), Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, hren-, Holz-, Weinlese-, Herbst- und Heiligmonat.
Die Kirche des Abendlandes und die sittliche Entwicklung seines Volkes nahm er in sorgliche Pflege. Fr jeden Gottesdienst schrieb er Predigt und Vaterunser vor. Bischfen, bten und btissinnen verbot er, Hundekoppeln, Falken und Habichte zu halten, den Nonnen, Wini-lieber (weltliche Lieder) abzuschreiben und einander zuzuschicken; den Priestern untersagte er das Tragen von Waffen und den Besuch von Wirtshusern.
Verboten hat er auch den Gebrauch von Zauberformeln, z. B. zur Abwendung von Hagel.
6. Karls Biograph Einhard war ein Schler des Klosters Fulda. Er war der Baumeister in des Knigs Umgebung. Im Alter baute er in seiner Heimat zu Seligenstadt am Main ein Kloster, in dem er mit seiner Gemahlin Emma begraben liegt.
6. Die Teilung des frnkischen Reiches.
1. Ludwig, dem sein Vater kurz vor seinem Tode im Dom zu Aachen vor feierlicher Versammlung die Kaiserkrone bergeben hatte, hie bei den Zeitgenossen der Mnch", war aber jhzornig und ein un-ermdlicher Jger. Er grndete das Kloster Korvei an der Weser und das Erzbistum Hamburg; von dort zog der heilige Ansgar aus, die Schweden zu bekehren.
Die Kirchenfrsten wirkten bei der Reichsteilung zu Aachen fr die Wahrung der Einheit: Lothar sollte mit der Kaiserkrone die Gesamt-fhrung des Reiches und die Entscheidung der Krieg und Frieden haben.
Bald nachher verwitwet, whlte der Kaiser die schne und gebildete Judith, die Tochter des schwbischen Grafen Weif, zur Gattin. Bald gewann die ehrgeizige Frau auf den schwachen und trgen Mann den entscheidenden Einflu, den bisher die geistlichen Groen ausgebt hatten, und benutzte ihn, um ihrem Shnchen Karl (dem Kahlen") einen mglichst groen Teil des Frankenreiches zu sichern.
Whrend der endlosen Wirren, die darber ausbrachen, verwilderten Sitten und Ordnung. Der Kaiser verlor alle Macht und alles Ansehen. Lothar zwang ihn, in der Medarduskirche zu Soissons ein Verzeichnis seiner Snden, das die westfrnkischen Bischfe aufgestellt hatten, ffent-lich vorzulesen und in hrenem Gewnde Bue zu tun. Diese Demtigung sollte ihn fr immer zur Regierung unfhig machen. Er wurde in Aachen eingekerkert. Ludwig aber und auf seine Bitte Pippin sprangen dem Vater bei; aber kaum war er wieder im Besitze des Throns, als er auf neue Teilung sann. Ludwig sollte nur Bayern behalten. Auch jetzt
Allr. Geschichte. Teilll. 7