Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 14

1881 - Gießen : Roth
— 14 — den Großen erinnert anch das Denkmal im Mainzer Dom, das er seiner 794 in Frankfurt a. M. verstorbenen zweiten Gemahlin Fastrade hatte errichten lassen. Auch die Sachsenkriege berührten theilweise hessischen Boden, indem Karl der Große 778 einem sächsischen Heere bei Battenfeld an der Eder eine Niederlage beibrachte. Ludwig der Fromme, Karls des Großen jüngster und zugleich der einzige ihn überlebende Sohn, war zu schwach, um das große Frankenreich im Geiste seines Vaters zu regieren. Schon 817 theilte er es unter seine drei erstgeborenen Söhne und gab damit die Veranlassung zu all den Unruhen und Streitigkeiten, welche unter seiner Regierung den Wohlstand des Reiches vernichteten und einen der traurigsten Abschnitte der Geschichte bilden. Die Geburt eines weiteren Sohnes veranlaßte ihn zu einer wiederholten Theilung des Reiches mit neuen Bruderkriegen. Als er zur Schlichtung der Streitigkeiten einen Reichstag nach Worms ausschrieb, starb er unterwegs (840) auf einer Rheininsel bei Ingelheim. c) Der Geheimschreiber Karls des Großen, Eginhard, mochte bei den Fehlern, welche Ludwig der Fromme in der Regierung machte und von denen er bald erkannte, daß sie das Werk seines verstorbenen Herrn vernichten müßten, nicht weiter mitwirken und erbat sich als Ruheplatz die „Villa Mühlheim" am Main, wo er eine stattliche Abtei gründete, deren Reste in Seligenstadt noch zu sehen sind. Die Sage erzählt: Eginhard sei Kaiser Karls Schwiegersohn gewesen. Nach dieser Sage habe Kaiser Karl, erzürnt über die Liebe seiner Tochter Emma zu einem „Schreiber", beide aus seiner Umgebung verbannt. Sie seien dann zusammen fortgewandert und hätten sich au einem einsamen Ort im Mainthal niedergelassen, wo sie zwar arm, aber zufrieden und glücklich gelebt hätten. Kaiser Karl aber habe sein übereiltes Verfahren sehr bereut, beim beide seien ihm sehr lieb gewesen. Nach einigen Jahren fei er aus der Jagd von seinem Gefolge abgekommen und habe sich verirrt. Der Zufall habe ihn in die Nähe der Wohnstätte feiner Tochter geführt und diese finden lassen. Dabei soll er in feiner Freude gerufen haben: „O selige Statt, wo ich meine Tochter wiedergefunden!" Hieraus sei der Name Seligenstadt entstanden. Ludwig des Frommen Enkel, Karl der Dicke, vereinigte zwar durch Erbschaft nochmals fast das ganze Reick Karls des Großen in seiner Hand, wurde jedoch wegen Unfähigkeit auf dem Reichstag zu Tribur (887) abgesetzt. Unter Karls des Großen Regierung war das ganze Land in Gaue getheilt, denen Grasen (Gaugrafen) vorstanden. Diese leiteten den Gerichts- und Heerbauu und führten im Kriege ihre Mannen dem königlichen Heere zu. Königliche Sendboten (Sendgrafeu) aus den erfahrensten Männern geistlichen und weltlichen Standes ausgewählt, bereiften das Land nach

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Geschichte von Offenbach a. M. und Umgegend - S. 15

1900 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 15 — läßt Karl den Gefährten das fröhliche Mahl dort bereiten Ein munteres Gelage, bei dem der König den Vorsitz führt, beendet das Fest." _____________ 10. Das Kloster pt Seligenstadt. 828. 1 Eins der bedeutendsten Klöster in unserer Gegend war die Abtei ru Seligenstadt. Die Mönche derselben gehörten dm Benediktiner-Orden an. In der jetzigen katholischen Pfarrkirche sind m den Pfeilern des Mittelschiffes noch Überreste der alten Klosterkirche vorhanden. Diese ist jur Zeit Ludwigs des Frommen — in den Jahren 828 bis 830 — erbaut und ist eins der ältesten Bauwerke zwischen Rhem und Maut. Ursprünglich hieß der Ort, an dem das Kloster gegründet wurde Ober-Muliuheim im Gegensatz zu Unter-Muliuheim, dem heutigen Mühlham. Später erhielt es den Namen Seligenstadt, d. i. Sumpfstadt (von Sahüg, d. l Weidensumpf). In der Abteikirche wurden die Gebeine der heiligen Männer Petrus und Marcellinus aufbewahrt; daher wurde Seligenstadt ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Fragten die Wallfahrer einander: Wohin reist du?" so erhielten sie als Antwort: „Zur Stätte der Seligen." Daraus soll der Name Seligenstadt entstanden sein. So berichtet die Sage. 2. Die Abtei Seligenstadt verdankt ihren Ursprung dem berühmten Baumeister und Geheimschreiber Karls des Großen, Eginhard oder Einhart mit Namen. Er entstammte einer edlen Familie des Main-gaues und ist im Jahre 770 geboren. Im Kloster zu Fulda empfing er seine erste Erziehung und Ausbildung. Er zeichnete sich daselbst durch Gelehrsamkeit und Geschicklichkeit derart aus, daß ihn der Vorsteher des Klosters an den Hof Karls des Großen sandte. Hier besuchte Eginhard noch die Hochschule. Bald genoß er das vollste Vertrauen des Kaisers. Wegen seiner Kenntnisse in der Baukunst wurde er zum Oberaufseher über alle großen Bauten ernannt. Eginhard beschrieb in einem Buche das Leben und Wirken Karls des Großen. Auch bei Ludwig dem Frommen stand Eginhard in hoher Gunst. Dieser schenkte ihm im Jahre 815 den Ort Michelstadt im Odenwald und das Gut Mulmhäm am Main. In Michelstadt förderte Eginhard den Ackerbau und führte fränkische Kultur ein; auch erbaute er daselbst etne Kirche und bewahrte darin die Leiber der beiden Heiligen Petrus und Marcellinus, die er von Rom holen ließ. Veranlaßt durch verschiedene Träume, zog Eginhard jedoch am 17. Januar 828 mit den Leichnamen seiner Heiligen nach Mulinheim und gründete ihnen zu Ehren daselbst die Benediktiner-Abtei. Als im Jahre 836 seine treue Gattin Jmma starb, kam selbst der alte Kaiser Ludwig, um ihn zu trösten. Ihr Leichnam wurde in der Abteikirche beigesetzt. Vier Jahre darnach starb auch Eginhard und wurde neben seiner Gemahlin begraben. Ihre Gebeine werden noch jetzt in einer Seitenkapelle in marmornem Sarge aufbewahrt.

2. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 105

1903 - Leipzig : Dürr
Aus der Zeit der Herrschaft des fränkischen Reiches von 481—911 105 2. Zeitgenössische Quellen aus der Karoliugerzeit. Karls des Großen Bemühungen um die Bildung seines Volkes konnten auch auf die Geschichtsschreibung seiner Zeit und der seiner Nachfolger nicht ohne Einfluß bleiben. Als er in Italien die Denkmäler der Geschichte, die Bildung des Volkes kennen und die wenigen Erzeugnisse der alten Literatur, die damals noch bekannt waren, schätzen gelernt hatte, umgab er sich an seinem Hofe mit einem Kreise von Gelehrten (Petrus von Pisa, Paulus Diakonus, Angelbert, Alkuin, Theodnls von Orleans, Einhard). Und wie der König für Grammatik und Dichtkunst Interesse hatte, so ist es seiner Anregung und seinem Einflüsse zu danken, daß auch die Geschichtsschreibung sich entwickelte. Die Lebensbeschreibung der Heiligen (z. B. der Apostel Wilibrord von Alkuin, der heilige Bonisatius von Wilibald) sind als geschichtliche Quellen anzusehen. Daneben die Annalen der erwähnten Klöster; die des Klosters Lorsch wahrscheinlich von Einhard überarbeitet. Einhard, der bedeutendste Geschichtsschreiber der karolingischen Zeit, lebte von 770—840 und ist auch als Baumeister berühmt. Eiu kluger, gelehrter Mann, treu und wahr, hat er das Vertrauen Karls des Großen wie Ludwigs des Frommen genossen. Er ist der Gründer des Klosters Seligenstadt, dessen Landbesitz er von Ludwig dem Frommen als Geschenk erhalten hatte. Am berühmtesten ist seine Lebensbeschreibung Karls des Großen, ein Panegyrikus auf den großen Herrscher. In schönem, fließendem Latein geschrieben, eine selbständige Darstellung, ist das Buch in seiner Form ein charakteristisches Denkmal dafür, wie die Bildung der Geistlichen im Karolingerreich gegen die des Merowingerreiches fortgeschritten ist. Ähnlich wie Einhard schreibt Nithard, was die Form anbetrifft, die Geschichte Ludwigs des Frommen. Regino, ein Mönch im Kloster Prüm in Lothringen, verfaßte die Geschichte der letzten Karolinger bis 906. Mit freiem Blick und gesundem Urteil berichtet er, was er selbst erfahren und erlebt hat. Paulus Diakonus schrieb die Geschichte seines Volkes, der Longo-barden, mit Wärme und Wahrheit; sein Buch ist eine unschätzbare Quelle nicht bloß für die Geschichte, sondern für einen reichen Schatz von Sagen. Nicht als Geschichtsquellen zu verwenden sind die Sagen von Karl dem Großen, Roland u. s. w. Sie stammen zum größten Teil aus späterer Zeit und tragen bereits den Charakter derselben, wie er sich im Rittertum und durch die Kreuzzüge kundgab, an sich.

3. Leben Karls des Großen - S. X

1911 - Düsseldorf : Schwann
X Diesem Zwecke diente 830 eine Zusammenkunft mit Lothar. Schon vorher hatte Einhard von Aachen aus an seinen früheren Zögling, der an der Spitze eines Heeres aus Italien gegen seinen Vater heranzog, einen Brief gerichtet, in welchem er ihn in eindringlichen und bedeutsamen Worten zum Frieden mit dem Vater ermahnte. Aber gleich vergeblich bemühte er sich auf dem Reichstage zu Nymwegen in diesem Sinne. Es war dies, wie es scheint, seine letzte staats-männische Tätigkeit. Fortan lebte er weltentrückt in der Stille des Odenwaldes, in Seligenstadt. Hier besuchte Kaiser Ludwig seinen alten Freund im Jahre 836, um ihm seine Teilnahme an dem harten Schlage zu bezeugen, der ihn durch den Tod der inniggeliebten Gattin Imma1) betroffen hatte. Damals sahen sich beide wohl zum letztenmal. Am 14. März 840 starb Einhard, und Kaiser Ludwig folgte ihm im Juni desselben Jahres im Tode nach. Beigesetzt wurde er in seiner Kirche zu Seligenstadt, wo sein Grab noch heute erhalten ist. Sein Freund Rabanus Maurus widmete ihm eine Grabschrift, in der er von ihm rühmt: „Klug war er, rechtschaffen im Wandel und kundig der Rede, Vielen hat seine Hand Nutzen und Segen gebracht". Ii. Einhards schriftstellerische Tätigkeit2). Das schönste und dauerndste Denkmal setzte sich Einhard selbst durch das Schriftchen, welches dem Ge- ') Die Sage hat ihn zum Gemahl von Karls Tochter Emma gemacht In Wirklichkeit war Imma die Schwester des Bischofs Bernbarius von Worms. 2) In einer anderen kleinen Schrift erzählt Einhard die Übertragung der Heiligen Marcellinus und Petrus von Rom nach Michelstadt. Daß die sogenannten Einhardsannalen nicht von ihm stammen, wird jetzt allgemein angenommen.

4. Theil 1 - S. 149

1821 - Nürnberg : Campe
149 seinem Hofe war der Longebarde, Paul Warnefried, der nämliche, von dem ich euch schon erzählt habe, daß er, wegen einer Verschwörung zu Gunsten des abgesetzten Königs Desiderius, beide Augen und beide Hände ver- lieren sollte. Einen dritten hatte er an Eginhard, der anfangs sein Secrrtair, dann, wie ich euch bald erzählen werde, sein Schwiegersobn, und endlich Abt des Klosters zu Seligenstadt wurde. Durch eine gute lateinische Lebensbeschreibung Karls, des Großen, verewigte dieser Eginhard das Andenken seines Wohlthäters nach besten Tod. Mit diesen drei wackern Männern und andern Freunden der Wissenschaften hatte.karl eine gelehrte Gesellschaft errichtet, in der man sich über wissenschaft- liche Gegenstände besprach. In dieser Gesellschaft führte jedes Glied einen besondern selbstgewählteu Namen. Karl z. B. hieß David, Alcuin Fl accus, ein anderer Homerus und so weiter. Gewisse Stunden des Tags waren vou Karln ausschließend dem Studieren und der Ausbildung seines Geistes gewidmet. Er hatte sich be- reits eine schöne Büchersammlung angelegt, und sorgte dafür, daß auch in den Klöstern, als dem vornehmsten Sitz der Gelehrsamkeit, dergleichen Sammlungen veran- staltet wurden. Nicht geringern Gefallen, als au den Wissenschaften, fand er an den schönen Künsten, beson- ders der Baukunst und Bildhauerkunst, deswegen ließ er auch eine Anzahl der schönsten alten Kunstwerke der Grie- chen und Römer nach seiner lieben Stadt Aachen brin- gen, wo er seinen gewöhnlichen Sitz hatte und auch starb, wie ich euch schon erzählt habe. Nicht weniger als andere Künste und Wissenschaften lag dem großen Karl die Ausbildung seiner fränkisch- teutschen Muttersprache am Herzen, und es wird versi- chert, daß er sich die Mühe gab, selbst eine teutsche Gram- matik zu schreiben. Er erfand anch «cue teutsche Namen

5. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 24

1884 - Köln
— 24 — \2. Kaiser Karl der Große im Kreise seiner Familie. Nicht minder groß wie als Krieger und Regent war Karl als Familienvater. Das gute Beispiel, welches er selbst in seinem Privatleben gab, übertrug sich auf alle Mitglieder seiner Familie und seines Hofes. Seine Gemahlin hieß Hildegard. Sie hatten drei Söhne und vier Töchter: Gisela, Rotrudis, Emma und Bertha. Rotrudis war verlobt _ mit dem byzantinischen Kaiser Constantin Vi., Emma soll die Gemahlin Einhards, des Geschichtsschreibers Karls d. Gr., gewesen sein, der als Abt in Seligenstadt im Odenwalde gestorben ist; von Bertha, der Lieblingstochter des Kaisers, wird berichtet, sie sei die Gemahlin seines jungen Freundes Engelbert geworden. So wenig Karl selbst in seiner Jugend gelernt hatte, desto mehr schätzte er in seinem spätern Alter den Wert des Unterrichts und hielt strenge darauf, daß seine Kinder, besonders seine Töchter, eine tüchtige Bildung genossen. Sie erhielten von Alsum Unterricht in der Religion, in der deutschen Grammatik imd Dichtkunst, in Latein, Rechnen und Musik. Wie sehr sie ihrem Lehrer zugethan waren, geht aus dem Briefwechsel hervor, den sie mit ihm unterhielten, als er schon Abt in Tours war. Dem Beispiel des Vaters folgend, kamen die Töchter ihren religiösen Verpflichtungen gern und pünktlich nach. Der erste Ausgang morgens galt immer der Kirche. Dieselbe Sorgfalt, welche die Töchter der Ausbildung ihres Geistes und Gemütes angedeihen ließen, widmeten sie auch der Pflege ihres Körpers. Sie mußten reiten und schwimmen lernen. Bei ihrem häufigen Aufenthalte in Aachen boten ihnen die dortigen warmen Quellen die beste Gelegenheit zum Balten, welche sie auch reichlich benutzten. Auf Reisen war die Familie in der Regel zusammen, die Töchter, ebenso wie die Söhne, zu Pferde. Das häusliche Leben war bei ihnen höchst einfach, im Essen und Trinken sowohl wie in der Kleidung. Das Mittagsmahl vereinigte die ganze Familie immer an einem Tische. Mehrere Stunden des Tages widmeten die Töchter der Arbeit. Während die Söhne sich in körperlichen Übungen vervollkommneten und mit

6. Theil 1 - S. 29

1827 - Leipzig : Brockhaus
setzen der beiden Liebenden, bei der Aussicht auf das Schick- sal, das ihrer zu warten schien. Vater Karl entbrannte in großem Zorn, und der Him- mel weiß, was in der ersten Aufwallung geschehen wäre, — hatte er sie Beide vor sich gehabt. Als aber sein Blut et- was abgekühlt war und nun wieder ansing ruhiger zu fließen, betrachtete er das Vergehen seiner Emma mit mil- dern Augen, und klagte sich selbst an, daß er seinen Töch- tern aus allzugroßer Liebe und aus Furcht, sie zu verlieren, noch keine Männer gegeben hatte. Bei diesem Gedanken schmolz sein Herz. Er entschuldigte ihre Verirrung; er konnte sich nicht entschließen, sie zu entehren, sie mit dem Mann ih- rer Liebe in ein Kloster zu verstoßen, sich selbst mit ihnen un- glücklich zu machen, da es doch nur von ihm abhing, ihnen in seinem Pallast einen Himmel zu öffnen. — Dies bedachte Karl, ließ am folgenden Morgen das zitternde Paar rufen, machte ihnen milde Vorwürfe, daß sie ihn nicht zum Vertrau- ten ihrer Liebe gemacht hatten, legte vor dem ganzen Hof ihre Hände in einander, und gab ihnen statt des erwarteten Fluchs seinen väterlichen Segen. — Als sie nun vor ihm niedersan- ken und mit Thranen des Danks und der Rührung seine Hände beträufelten, da füllten sich seine eigenen Augen mit Thränen und sein Vaterherz schwamm in niegefühlter Wonne. Nach Karls Tode (814) verließ Eginhard den Hof, um seine übrigen Tage in einem Kloster zuzubringen, das er zu Seligenstadt, einem Städtchen am Main, zwi- schen Hanau und Aschaffenburg gestiftet hatte, und beschrieb da in der Einsamkeit seiner Zelle das merkwürdige Leben sei- nes Wohlthaters, ein Werk, das bis auf uns gekommen ist. Er starb erst zwei und zwanzig Jahre nach ihm. Emma ließ sich an seiner Seite begraben, und noch bis auf diesen Tag wird in jenem Städtchen die Gruft des liebenden Paa- res dem Wanderer gezeigt. '

7. Theil 1 - S. 154

1821 - Nürnberg : Campe
154 Secretair, konnte aber kaum seinen Augen trauen. Ob er sie angerufen habe, vermag ich nicht mit Gewißheit zu sagen; wenn er's aber that, so denkt euch den Schrecken des unglücklichen Paares! — König Karl gerreth in heftigen Zorn, was ihm auch warlich nicht zu verübeln war, und Gott weiß, was in der ersten Aufwallung geschehen wäre, hätte er beide vor sich gehabt. Bis es aber Tag wurde, hatte sein Blut Zeit, sich wieder abzukühlen. Er fing an einzusehen, wie un- recht er handelte, daß er seinen Töchtern keine Männer gab, und fand, daß die Verirrung seiner Emma gar wohl zu entschuldigen sey. Anstatt also sie zu entehren und zu strafen, anstatt sie und ihren Eginhard in ein Kloster zu sperren, und zwei glückliche Menschen, die beide seinem Herzen so theuer waren, ins Elend zu stür- zen und auf immer von sich zu entfernen, ließ er am Morgen das zitternde Paar rufen, legte ihre Hände in einander, gab ihnen statt des Fluchs, den sie erwarteten, vor dem ganzen Hos seinen väterlichen Segen und er- klärte seinen Freund Eginhard für den Gemahl seiner Tochter. Erwartet nicht, daß ich euch die Empfindungen schildere, mit welchen sie zu seinen Füßen sanken, und die Thränen, mit welchen sie seine Hand beträufelten! Alle Zuschauer wurden tief gerührt, und noch bis auf den heutigen Tag verherrlicht diese Handlung der Groß- muth Karls gesegnetes Andenken. Nach des Vaters Tode trennte sich Eginhard wie- der von der Heißgeliebten, nicht weil er sie nicht mehr achtete, sondern weil er einen heiligen Beruf in sich fühlte, seine übrigen Tage Gott allein zu widmen. Er ging in ein Kloster, das er zu Seligenstadt, einem Städtchen am Main, zwischen Hanau und Aschaffenburg gestiftet hatte, und starb da 25 Jahre nach seinem Wohl- thäter (3z6). Emma ließ sich neben ihm begraben, und

8. Quellenbuch zur Geschichte des deutschen Mittelalters - S. 11

1873 - Leipzig : Teubner
Aachen, wo er dem Kaiser seinen Sohn Ludwig zum Mitregenten empfiehlt. Des neuen Kaiser Ludwig Vertrauen genoss er im vollen Masse und wurde von ihm mit dem Orte Michelstedt im Odenwalde und mit dem Gute Mühlheim im Maingau beschenkt. In dieser Zeit trat er in den geistlichen Stand und wurde zuerst Abt zu Blandinium bei Gent 815, dami von Fontenelle bei Rouen, darauf von St. Bavo zu Gent und endlich von St. Servatius in Maestricht im Jahre 819 (821). Seine Stellung zum Kaiser war noch immer dieselbe und er wurde seit 817 Führer und Leiter des erst 21 Jahre zählenden Prinzen Lothar. Die immer grösser werdende Spannung zwischen dem Kaiser und seinem Sohne Lothar verleidete ihm jedoch seinen Aufenthalt bei Hofe und steigerte seine Sehnsucht nach der Einsamkeit. Sein Geist iiberliess sich mehr und mehr einer mystisch-religiösen Richtung, wofür seine Geschichte der Uebertragung der heiligen Marcellinus und Petrus das beste Zeugniss ablegt (8b0). Er liess ihnen zu Ehren Seligenstadt erbauen, wo er den Abend seines Lebens zubrachte. In diese Zeit fallen die meisten der uns erhaltenen Briefe, in welchen er für Freunde, Unterdrückte und Unglückliche besorgt und thätig ist und oft auch dem politischen Gange der Dinge mit Theilnahme zusieht. Das schwerste Unglück traf ihn aber im Frühjahr 836, der Tod seiner treuen, vielgeliebten Imma, über deren herben Verlust Kaiser Ludwig . ..1 ihn bei einem Besuche in Seligenstadt 836 zu trösten sucht. Nachdem ihm 840 der Kaiser im Tode vorangegangen war, starb auch Einhart am 25. Juli 844 und wurde in der Kirche zu Seligenstadt begraben, wo seine Verdienste in der von Hrabanus Maurus verfassten Grabschrift gebührend hervorgehoben werden: „Klug war er, rechtschaffen im Wandel und kundig der Rede; Vielen hat seine Hand Nutzen und Segen gebracht“ Das Leben Karl’s des Grossen, welches Einhart in seinem 45. Lebensjahre verfasste, noch vor dem Jahre 820, ist unter den schriftstellerischen Werken das gelungenste und umfangreichste. Es wurde das beliebteste und gelesenste Werk des ganzen Mittelalters und fand viele Nachahmer, unter denen vornehmlich Ragewin in seinem Leben Kaiser Friedrich’s I. sich auszeichnet. Aus der gelungenen Latinität sowie aus der klaren Richtung und Anordnung des Stoffes kann man auf das tiefe und fruchtbare Studium der Alten, besonders des Sueton, schliessen und deutlich herausfühlen, wie nur von der Hand eines Freundes und Rathgebers ein so scharf gezeichnetes und wohlsceluno-enes Bild Karl’s des Grossen entworfen Ö O werden konnte.

9. Khosru II. bis Columbo - S. 520

1829 - Leipzig : Cnobloch
520 recht viele Sachsen büßen mußten. Viertausend und fünfhundert ließ Karl — man denke — die Köpfe abschlagen, und drohete bei nächster Treu- losigkeit mit einer noch grausameren Strafe. Irene — Constantinus Vi. — Rotrudis. Harun (al Raschid). Im Fahre 761 ward auf Betrieb der Irene Constantinus (Vi.), ihr Sohn, mit Karl's Toch- ter Rotrudis verlobt, denn dieß schien ihr eine gute Gelegenheit, um ihre Macht nach Außen er- weitern zu können. Sie hegte sogar den Gedan- ken, sich mit Karl selbst zu vermahlen, damit so beide Reiche zu einem vereinigt würden. Eben nicht rühmlich stand es aber mit ihr hinsichtlich der Sarazenen oder Araber; diesen mußte sie sich,—. wozu sie Harun (nachmals Harun al Raschid) des Khalifen Al Mohdi Sohn zwang, damit sie vor ihnen Ruhe habe, zu einem Tribute verpflich- ten. — Zn diesem Jahre stiftete Karl das Bis- thum zu Seligenstadt (nachher zu Halberstadt). Karls Sieg über die Sachsen im Fahr 783. Die erwähnte harte Bestrafung an den Sachsen wirkte nicht, wie Karl es sich versprach. Alles Sachsenvolk, selbst das an den entlegensten Wohn- platzen, schwur ihm, dem Franken, als dem Feinde seiner Freiheit, die blutigste Rache. Seinem Gö-

10. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 95

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 95 — Thränen vergoß, daß sie ihres Vaters liebes Angesicht doch nimmer schauen solle. Einst war Eginhard auf die Jagd gegangen, um einen guten Braten in die Küche zu liefern, da kam Kaiser Karl, der sich beim Jagen verirrt hatte, vor seine Wohnung. Emma erkannte ihn sogleich, er sie aber nicht; denn die ärmliche Kleidung und vielleicht auch die harte Arbeit in der heißen Sonne mochte wohl ihr Aussehen verändert haben. Sie führte ihn schweigend ins Haus und eilte in die Küche, um ihm einen Eierkuchen, sein Leibgericht, zu backen. Als sie fertig war, setzte sie ihm denselben vor und zog sich in eine Ecke zurück, wv es — es war eben nach Sonnenuntergang — schon dunkel wurde. Während der Kaiser nun den schönen Eierkuchen aß, gedachte er seiner Tochter Emma, die ihm früher so manchmal sein Lieblingsgericht bereitet hatte, und er bereute seine Härte und legte das Messer nieder, weil es ihm nicht mehr schmecken wollte. Als Emma sah, daß eine Thräne über die andere aus seinen Augen perlte, da kam sie hervor, warf sich ihm zu Füßen und rief: „Mein theurer Vater!" Er erkannte sie jetzt sogleich, hob sie gütig auf, küßte sie und sagte: „Ich verzeihe dir, Kind; du sollst von jetzt an wieder meine liebe Tochter sein." Als Eginhard zurückkam, kündigte Karl auch ihm Verzeihung an, schenkte ihm das ganze Gebiet rings umher, ließ ihm statt seines ärmlichen Häuschens einen herrlichen Palast bauen und legte den Grund zu einer Stadt. Die Stadt aber hieß nachher Seligenstadt; denn der Kaiser hatte gerusen: „Selig sei die Stadt genannt, wo ich meine Tochter wiederfand!" Eginhard aber herrschte über den ganzen Odenwald und gründete noch manche andere Städte, die noch heutiges Tages bestehen. Als Eginhard und Emma nach manchen Jahren gestorben waren, begrub man sie in einem Grabe und unter einem Stein in der Kirche zu Seligenstadt. d. Kaiser Karl hatte am Ufer der Limmath, da wo jetzt die Stadt Zürich steht, einen Palast und wohnte häufig in demselben, weil die Gegend ihm gar gut gefiel. So oft er aber da war, ließ er neben seiner Wohnung eine Säule aufrichten, an der eine Glocke hing, und ließ bekannt machen, daß jeder, der etwas zu klagen habe, läuten solle, damit ihm sein Recht werden könne. Eines Tages wurde auch geläutet und Karl schickte einen Diener hin, den Kläger herzuführen; aber dieser kam zurück und sagte, daß ringsum kein Mensch zu sehen sei. Als es zum zweiten male eben so ging, wurde er ärgerlich, und weil er meinte, da'ß irgend ein unnützer Mensch sich einen Scherz machen wolle, befahl er dem Diener, genau darauf zu achten, wer sich das erlaube. Wieder ertönte die Glocke; der Diener eilte sofort hinzu und erblickte zwar keinen Menschen, aber eine große Schlange, die sich um das Seil gewunden hatte und läutete. Er erzählte dem Kaiser, was er gesehen hatte, und dieser ging selbst hin, um sich von der Wahrheit zu überzeugen. Die Schlange neigte vor ihm ihr Haupt,

11. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 26

1866 - Leipzig : Teubner
26 Karls des Großen Thätigkeit in: Innern des Reichs. Wesens geworden. Seinen Priestern wird denn auch das wichtigste und beste von dem verdankt, was für die Bildung überhaupt geleistet ward. 0. Wissenschaft und Kunst. 11. Karl der Große hatte keine gelehrte Bildung genoßen; die Kunst des Schreibens gelang ihm, trotz anhaltender Übung im höheru Alter, nicht. Aber reiche Gaben des Geistes waren ihm verliehen: die lebhafteste Teilnahme für alles, was groß und schön, das regste Interesse an Bereicherung des Wissens, eine rasche und sichere Auffaßung, klare und fließende Rede. Lateinisch sprach er eben so leicht und gefällig wie Deutsch, und Griechisch verstand er wenigstens. In allen damals üblichen Wissenschaften ließ er sich bis zum vollen Ver- ständnis unterrichten und keine Erholung war ihm lieber, als Teilnahme an wissenschaftlicher Beschäftigung; selbst beim Male ließ er ungern den Vorleser vermissen H: ein um so ansprechenderes Beispiel, wenn man an seine Kriegsthaten und seine zahllosen Regierungsgeschäfte denkt. Sein eifrigstes Bestreben war es, gelehrte Männer aus allen Ländern an seinen Hof zu ziehen und an demselben festzuhalten. Der bedeutendste darunter ist der Angelsachse Alkuin-), nicht allein wegen seiner umfaßenden Gelehrsamkeit und formellen klassischen Bildung, sondern auch als der unermüdliche Förderer aller Absichten des Königs und sein vorzüglichster, treuster und frömmster Ratgeber. Außer ihm verdienen genannt zu werden Paul Warnefrid (oben 9 mit Anm.), wenn schon sein Aufenthalt nur einige Jahre dauerte, Petrus von Pisa, der Abt Angilbert und vor allen der in treuster Liebe und Dankbarkeit dem großen König ergebene Einhard (Eginhard) ^), dem wir Karls Lebensbild verdanken. Aus den an seinem Hof weilenden Gelehrten bildete sich dieser eine Art Akademie, einen ver- trauten Freundeskreis, dessen Beschäftigung Lesen, wissenschaftliches Gespräch, Beratung und Ausführung auf Bildung des Geistes und der Sitten zielender Arbeiten war. Nicht eine eitle Spielerei, sondern Beseitigung lästigen aus der Lebensstellung hervorgehenden Zwanges, Bezeugung der Achtung und Aufstellung von Zielen war es, wenn sie sich Namen herlicher Männer aus dem Altertum und der Bibel beilegten4). Die auf Alkuins Rat gegründete und von demselben geleitete Schule für die Söhne der Hofbeamten und die jungen Leute, welche zu ihrer Ausbildung in die Nähe des Königs gesandt, 1) Einhards Leben gibt das beste Bild. Außerdem f. auch Abel in der Einl. zu Paulus Diaconus Lang. Gesch. S. Xiii. — 2) A. ward um 735 in Dort geboren, gebildet vom Abt Aalbert, einem Zögling des großen Beda, Vorsteher einer Klosterschule und Stiftsgeistlicher in Jork. Karl der Gr. lernte ihn in Rom kenne:: und bewog ihn zur Übersiedlung in das Frankenreich, in welchem er mit einer kurzen Unterbrechung zw:schen 790 und 92 bis an seinen Tod (Pfingsten 804. Zuletzt Abt von Tours) unermüdlich bei allem, was vorgieng, thätig war. Außer zahl- reichen theologischen Schriften hat er auch vieles zum Unterricht in Grammatik, Rhetorik und Philosophie (nam. clo septem artibus) verfaßt. Seine Briefe find ein herliches Zeugnis für ihn und für Karl den Großen. — 3) Geb. um 770. Über feine Heimat und seine Jugcndgeschichte find nur sehr unsichere Nachrichten vorhanden, wie denn auch die Sage beweist, daß er Karls Gehciinschreiber (sogar Erzeapellan) gewesen sei, und dessen Tochter Emma (üb. Jmma s. oben) auf aben- teuerliche-Weise geheiratet habe. Constatiert ist, daß er Karls des Großen Bauten zu leiten.hatte. Wahrscheinlich erst nach dessen Tod trat er in den geistlichen Stands Er stistete das Kloster Seligenstadt im Odenwald, wohin man deshalb seine Heimat verlegt hat, und starb erst, als das Zerfallen des Frankenreichs entschieden war, d. 25. Jul. 844. — 4) Karl hieß David, Alkuin Flaccus, Angilbert, der Dichter von Karls Thaten, Homer, und Einhard gewis mit Anspielung auf sein Bauamt (2. Mos. 35, 30-33) Bezaleel.

12. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 124

1882 - Kiel : Homann
124 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 61. Die Klöster als Pflege- und Pflanzstätten des Gewerbes, der Kunst und Wissenschaft. Bereits zu den Zeiten der Merowinger begegnen wir klösterlichen Stiftungen im Frankenreiche, die sich weiterhin zu blühenden Abteien, zu Stätten der Wissenschaft, der Staatskunst und feinerer Sitte ausgebildet hatten. Zu Tours hatte Gregor seine Frankengeschichte geschrieben und unter Karl Martell und Pipin blühten diese segensreichen Zustuchtsorte für alles, was jene rauhe Zeit an zarteren Regungen kannte, herrlich wei- ter. Soissons, Tours, Orleans, Metz, Rheims waren bereits damals Stätten, an denen die spärlichen Reste des Altertums, die geringe Kunde der Wissenschaften, die Kunst des Schreibens und die Gewohnheit des Aufzeichnens der geschehenen Dinge bewahrt und gehegt wurde. Irische Mönche und nach ihnen die angelsächsischen Missionare, Bonifacius und seine Nachfolger trugen das Evangelisationswerk über den Rhein; St. Gal- len, Reichenau, Fulda und andere Stätten singen an, in deutschen Gauen Licht und Wärme zu verbreiten. Karl der Große erwarb sich große Ver- dienste um die alten und zahlreichen neuen Stiftungen. An jedes Kloster schloß sich eine Schule an, die Mönche unterwiesen die jungen Söhne des ungeschlachten Adels in der Kunst des Lesens und Schreibens, führten die Begabteren unter ihnen auf die grünen Auen des Altertums, ließen die Franken siegen und lehrten in den mauerumschlossenen Klostergärten deutsche Bauerknaben die Kunst des Obstschnitls und die Zucht auserlese- ner Früchte. Das kirchen- und klosterfreundliche Geschlecht der Karolinger ließ nicht ab mit Gründung neuer Stiftungen und mit Schenkungen an alte. Jedes Herrschergeschlecht hatte seine Familienstiftung, jeder Einzelherrscher sein Lieblingskloster. Ludwig der Fromme gründete 822 das Kloster Korvey an der Weser. Von den letzten Karolingern ließ Karl der Dicke sich in Reichenau begraben, dem er zu Lebzeiten viel Gutes gethan hatte; Arnulf und Ludwig das Kind bevorzugten St. Emmeran bei Regensburg, wo sie auch beigesetzt wurden. Gandersheim war eine Stiftung der Ludolfinger, wo später die Schwestern und Töchter des kaiserlich sächsischen Hauses ihre ansehnliche Versorgung fanden. Stiftungen der bayrischen Agilolfinger waren die bald zu großer Blüte gelangenden Klöster im Chiemsee, zu Tegernsee, Benedictbeuren und Wessobrunn. Weltliche und geistliche Große gründeten Klöster, in welche sie sich am Abend ihres Lebens zurückzogen; so Eginhard der Zögling Karls des Großen, Seligenstadt am Main, wo Kaiser Ludwig 836 den Jugendfreund besuchte. Überblicken wir am Ende des karolingischen Zeitraums das geistige Leben des ostfränkischen Landes, so finden wir die Kultur, die Pflege der Wissenschaft und des Unterrichts wesentlich in die Klöster und Bischofs- sitze zurückgedrängt. Zwar bestand noch die Hofschule Karls, aber diese erstreckte ihre Wirkung doch nur auf die höchste Aristokratie und darüber hinaus ließ die unruhige Zeä keine öffentlichen Schulen aufkommen. Die Schulen aber, die Karl in den friedlichen Mauern von Fulda, Reichenau,

13. Mittlere Geschichte - S. 27

1859 - Leipzig : Fleischer
27 einen Einfall unternommen hätten. Sie waren 778 bis an den Rhein (Cölu und Coblenz gegenüber) vorgedrungen, und hatten fürchterlich gehaust. Karl eilte ihnen nach, und jagte sie in ihre Gränzen zurück. Im folgenden Früh- jahr 779 aber zog er in ihr Land, und ließ sich wieder durch Friedensanträge beruhigen. Er beschied sie 780 zu einem großen Landtage, und sie erschienen auch, gelobten aufs Neue Frieden, und ließen sich zum Theil taufen. Auch schickte Karl Grafen in ihr Land, um sie zu regieren. Er ließ Kirchen und Klöster in ihrem Lande bauen, und errichtete acht Bisthümer, aus denen nach und nach blühende Städte entstanden. Als solche werden Bremen, Ver- den, Minden, Seligenstadt, Hildesheim, Paderborn, Münster und Osnabrück genannt. Von ihnen ging die Bildung der Deutschen ganz besonders aus; denn Karl ließ bei jedem Domstift zugleich eine Schule an- legen, um recht tüchtige Volkslehrer zu bilden. Diese Schulen existireu in den vorgenannten Städten zum Theil noch. 780 reiste Karl nach Italien, und nahm, weil er in seiner Familie am glücklichsten war*), seine Frau Hildegard und seine drei Söhnchen, Karl, Pipin und Ludwig, mit. Er besuchte Rom zum zweiten Male, und machte in Pavia die Bekanntschaft mit einem Manne, der sowohl auf ihn, als be- sonders auf die Bildung der Franken großen Einfluß hatte. Das war Al- cuin, ein englischer Geistlicher, ein Mann von einer für jene Zeit seltenen Gelehrsamkeit. Karl nahm ihn späterhin an seinen Hof, behielt ihn bis an seinen Tod bei sich, und brachte seine liebsten Stunden in seiner Gesellschaft zu. Ueberhaupt zog Karl jeden Gelehrten oder sonst vielversprechenden Kopf an sich, und so fand sich bald eine ganze Gesellschaft unterrichteter Männer an seinem Hofe beisammen. Dahin gehört auch Eginhard oder Einhard, den Karl schon als einen hoffnungsvollen Knaben zu sich genommen hatte, und nachher zu seinem Schreiber und Kanzler machte. Der wackere Mann hat uns in lateinischer Sprache eine sehr brauchbare Geschichte seines Wohlthäters hinterlassen, soll auch endlich Schwiegersohn Karls geworden sein. Durch diese Männer wurde ein heftiger Trieb nach Wissenschaften unter den Franken aus- gebreitet. In Rom taufte der Papst Hadrian die beiden jüngern Söhne des Königs, Pipin und Ludwig, und weihte sie zugleich zu Königen ein, den Pipin zum König von Longobardien (mit der Residenz Pavia), den Ludwig zum König von Aquitanien, ob sie gleich noch kleine Kinder waren. Karl war kaum zurück, so standen die Sachsen schon wieder auf. Witte- kind hatte sie dazu verleitet. Sie umringten am rechten Ufer der Weser (am Berge Süntel' ein fränkisches Heer, und hieben es gänzlich zusammen. Das brachte Karl in äußersten Zorn. Racheschnaubend zog er in ihr Land, und verlangte drohend die Auslieferung der Anstifter. Wittekmd war wieder nach Dänemark entflohen, aber 4500 Sachsen wurden ihm ausgeliefert, und diesen ließ er in Verden an der Aller an einem Tage die Köpfe' abschlagen. Diese Grausamkeit brachte die Sachsen aufs Aeußerste. Im folgenden Jahre (783) erhob sich das ganze Sachsenvolk bis in die entlegensten Gauen. Nun begann ein blutiger Krieg, der bis ins Jahr 785 währte, und halb durch Gewalt, *) Sein Geschichtschreiber Eginhard sagt: „An seinen Kindern hing sein Herz der- gestalt, daß er ihrer Gesellschaft weder bei Tische noch auf Reisen entbehren konnte."

14. Bd. 1 - S. 600

1883 - Leipzig : Engelmann
850. 600 Das Mittelalter. §. 333. -arischen Schreibweise läßt sich der niedere Stand der Zeitbildung erkennen. Er selbst hat diesen Verfall eingesehen. „Wir stehen jetzt im Greisenalter der Welt," sagt er; „darum hat die Schärfe des Geistes nachgelassen, und Niemand vermag es, in dieser Zeit den früheren Schriftstellern gleichzukommen." An Fredegar reihen sich wieder andere unbekannte Mönche. — Unter Karl dem Großen und seinem Sohne hob sich mit der allgemeinen Bildung auch die Zahl und Bedeutung der Geschichtschreiber. Einhard (§. 322), ein vielseitig gebildeter Mann, der dem Kaiserhause sehr nahe stand, hat in dem „Leben Karls des Großen" ein schönes Denkmal der Pietät aufgestellt, zugleich ist in den trefflichen Annalen des Klosters Lorsch, die für diesen Zeitraum als Jahrbücher des Reichs gelten können, feine Hand nicht zu verkennen. „Einhard hatte das unschätzbare Glück," bemerkt Ranke, „in feinem großen Zeitgenossen den würdigsten Gegenstand historischer Arbeit zu finden; indem er ihm, und zwar aus persönlicher Dankbarkeit für die geistige Pflege, die er in feiner Jugend von ihm genossen, ein Denkmal stiftete, machte er sich selbst für alle Jahrhunderte unvergeßlich. Vielleicht in keinem neueren Werke tritt nun aber die Nachahmung der Antike stärker hervor, als in Einhards Lebensbeschreibung Karls des Gr. Sie ist nicht allein in einzelnen Ausdrücken und der Phraseologie, sondern in der Anordnung des Stoffes, der Reihenfolge der Kapitel, eine Nachahmung Suetons." Auch wichtige Briefe und einen Bericht von Uebertragung der Gebeine der heil. Märtyrer Petrus und Marcellinus von Rom nach Seligenstadt im I. 826 besitzen wir von Einhard. Die von ihm überarbeiteten und fortgeführten Jahrbücher von Lorsch wurden das Vorbild aller späteren „Reichsannalen", die auch in der traurigen Zeit, die bald nach Karls Hintritt über das Reich hereinbrach, nicht ganz unterbrochen wurden. Den Streit der Söhne Ludwigs de? Frommen hat einer der Kämpfer bei Fontenailles, Nithard, ein eifriger Anhänger Karls des Kahlen, Sohn des erwähnten Angilbert, Abts von St. Riquier (§ 322), in vier Büchern beschrieben. „Es ist das Wert eines wackeren Kriegshelden und einsichtigen Staatsmannes, welcher so recht and der Mitte der Begebenheiten mit Ernst und Wahrheitsliebe berichtet, was er selbst durchlebt, woran er selbst den bedeutendsten Antheil genommen hat." Von da an blieb die Geschichtschreibung ausschließlich den Klostergeistlichen überlassen. Fast jedes bedeutende Kloster hatte feine fortlaufenden Reichsannalen, so Metz, Fulda (merkwürdig wegen des feindseligen Tons gegen die gallofränkifchen Herrscher), Corvey, Reichenau, St. Gallen u. a. Nach dem Muster der Einhard'fchen Jahrbücher werden darin die Ereignisse des Reichs nach der Zeit-folge dargestellt, so daß die Geschichte des Klosters nur als Nebensache erscheint. Der Mönch Regino aus dem lothringischen Kloster Prüm machte den Versuch, die Weltgeschichte in einer ziemlich ausführlichen Erzählung zusammenzufassen in einer dem Justinus nachgebildeten Chronik von Chr. Geb. bis zum 1.905. Trotz mancher Mängel und Irrthümer, namentlich in der Chronologie, ist das Werk doch von hohem Werth. „Die Schreibart ist einfach und dem Gegenstände angemessen, und wenn es ihm auch keineswegs gelungen ist, die Weltgeschichte in wirklich historischer Weise zu bearbeiten, so zeigt er doch für die ihm näher liegenden Zeiten und Verhältnisse einen freien Blick und ein gesundes Urtheil." §. 333. Ausbildung der monarchischen Kirchengewalt und die isidorisch en Decretalen. Die religiöse Richtung der Zeit und die geistige Ueber-macht des Klerus mußte der Kirche und dem Papstthum die Herrschaft erwerben. Aber die Bischöfe von Rom, nicht zufrieden mit dem langsamen Gang naturgemäßer Entwickelung, beschleunigten durch unehrliche Mittel ihre Erhebung und machten verfälschte Pergamente zur Grundlage ihrer weltbeherrschenden Macht. Zuerst suchte man die unangenehme Erinnerung an die Entstehung der weltlichen Pontifenmacht durch Pipins Verleihung des Exarchats (§. 316) dadurch zu vertilgen, daß man eine unechte Schenkungsacte Constantins aufbrachte, wonach dieser Kaiser den Bischof Sylvester mit Rom und Italien begabt und deshalb seinen Sitz nach Constantinopel verlegt habe; eine Urkunde, deren Falschheit schon im fünfzehnten Jahrhundert durch Laurentius Valla so überzeugend nachgewiesen wurde, daß seitdem Niemand mehr die Echtheit zu verfechten wagte. Noch folgenreicher war die Umwandlung, die das päpstliche Kirchenrecht durch die „pseudo-isidorischeu Decretalen" erlangte. Schon seit längerer Zeit bestand eine nach dem spanischen Bischof Isidor benannte Sammlung von kirchlichen Gesetzen und Rechtssprüchen. Diese wurden in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts durch fränkische Bischöfe, wohl aus dem Bisthum Rheims, mit etwa hundert unechten Decretalen

15. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht - S. 35

1908 - Paderborn : Schöningh
Einhard: Karls des Großen Persönlichkeit. 35 11. Karls des Großen Persönlichkeit. Einhard/ Kaiser Karls Leben. Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. Leipzig, Dyk. 3. Aufl. 1893. 16. Bd. S. 31. Karl war von breitem und kräftigem Körperbau, hervorragender Größe, die jedoch das richtige Maß nicht überschritt — denn seine Länge betrug sieben seiner Füße — der obere Teil seines Kopfes war rund, seine Augen sehr groß und lebendig, die Nase ging etwas über das Mittelmaß, er hatte schöne, weiße Haare und ein freundliches, heiteres Gesicht. So bot seine Gestalt, mochte er sitzen oder stehen, eine höchst würdige und stattliche Erscheinung, wiewohl sein Nacken dick und zu kurz scheinen konnte: das Ebenmaß der anderen Glieder verdeckte das. Er hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche Haltung des Körpers und eine helle Stimme, die jedoch zu der ganzen Gestalt nicht recht passen wollte. Seine Gesundheit war gut, außer daß er in den vier Jahren vor seinem Tode häufig von Fiebern ergriffen wurde und zuletzt auch mit einem Fuße hinkte. Aber auch damals folgte er mehr seinem eigenen Gutdünken als dem Rat der Ärzte, die ihm beinahe verhaßt waren, weil sie ihm rieten, dem Braten, den er zu speisen pflegte, zu entsagen und sich an gesottenes Fleisch zu halten. Beständig übte er sich im Reiten und Jagen, wie es die Sitte seines Volkes war: denn man wird nicht leicht auf Erden ein Volk finden, das sich in dieser Kunst mit den Franken messen könnte. Sehr angenehm waren ihm auch die Dünste der warmen Quellen; er übte seinen Leib fleißig im Schwimmen und verstand das so trefflich, daß es ihm keiner darin zuvortat. Darum erbaute er sich auch zu Aachen ein Schloß und wohnte in feinen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tode beständig darin. Und nicht bloß seine Söhne, sondern auch die Vornehmen und seine Freunde, nicht selten auch die ganze Schar seines Gefolges und feiner Leibwächter lud er zum Bade, so daß bisweilen hundert Menschen und darüber zusammen badeten. Er kleidete sich nach vaterländischer, nämlich fränkischer Weise. Auf dem Leibe trug er ein leinenes Hemd und leinene Unterhosen, darüber ein Wams, das mit seidenen Streifen verbrämt war, und Hofen; sodann bedeckte er die Beine mit Binden und die Füße mit Schuhen und schützte mit einem aus Fischotter- und Zobelpelz verfertigten Rock im Winter Schultern und Brust; endlich trug er einen blauen Mantel und beständig 1 Einhard wurde um 770 im Maingau geboren und im Kloster zu Fulda ausgebildet. Wegen seiner hervorragenden Befähigung wurde er an den Hof Karls des Großen geschickt, wo er sich u. a. als Baumeister auszeichnete und das besondere Vertrauen des Kaisers genoß. Auch bei Ludwig dem Frommen stand er in hoher Gunst. Er zog sich später mit seiner Gemahlin Jrnrna in das von ihm gegründete Kloster Seligenstadt am Main zurück und starb 840. Sein „Leben Kaiser Karls" zeichnet sich aus durch klassische Form und Anmut und gibt ein scharf gezeichnetes Bild des großen Kaisers. Das Werk gehörte während des ganzen späteren Mtttelalters zu den beliebtesten Büchern. 3*

16. Theil 4 - S. 263

1806 - Berlin : Duncker & Humblot
Aber die Kriege zernichteten auch vieles Gute wieder. Sie waren gewöhnlich so verheerend, daß, bey dem Mangel an Handelsverbindung und der Unsicherheit der Straßen, oft theilweise Hun- gersnoth ausbrach. So sind in den noch übri- gen Jahrbüchern des Klosters Fulda, in dem kur- zen Zeitraum von 8z2 bis 874 vier schwere Hun- gerjahre angezeigt, in denen fast der dritte Theil der Menschen gestorben seyn.soll. Der Handel in Deutschland war lange Zeit bloß den Juden überlassen, die sich dadurch in den Besitz fast alles baaren Geldes setzten, mit- hin oft von geldbedürftigen Vornehmen sehr ge- liebkoset wurden, und sich selbst am Hofe Ein- siuß verschafften. Mit Abscheu lesen wir, daß sie selbst einen geheimen Menschenhandel nach dem arabischen Spanien getrieben haben. Nächst ihnen waren die Kirchen und Klöster >die größten Geldbehälter, die daher oft zur Zeit der Noch von den Fürsten gebrandschatzt wurden» Es stiegen ihrer immer mehr hervor. Auch Sach- sen erhielt jetzt eine Menge Visthümer. Noch unter Karl dem Großen wurden gestiftet das Bischum Osnabrück 777, zu Minden 782, zu Seligenstadt (nachher nach Halberstadt verlegt) 781, zu Verden 786, zu Bremen 788, zu Pa- derborn 79z, zu Elze (nachher nach Hildeöheim) 796, zu Münster 825. Unter Ludwig dem From- Mn ward 815 das zu Korvey, und 834 das ^

17. Die Geschichte in tabellarischer Übersicht - S. 76

1917 - Hannover : Helwing
76 Das Heidentum wird bei Todesstrafe verboten; Einführung des Zehnten. Errichtung von Bistümern: Münster und Osnabrück für Westfalen; Minden, Paderborn, Verden und Bremen für Engern; Halber stadt (Seligenstadt) und Hildesheim (Elze) für Ostfalen (Nordthüringen). Von Münster und Bremen aus wurden auch die Friesen bekehrt. Diese Bistümer stehen unter den Erzbischöfen von Mainz und Köln. 773—774 b) Der Langobardenkrieg. Der Langobardenkönig Defiderins bedrängt den Papst Hadrun, diesem zieht Karl zu Hülse; er belagert Pa via (Sage vom eisernen Karl), feiert das Osterfest in Rom, zwingt Desiderius zur Unterwerfung und schickt ihn in ein Kloster. Adalgis, der kühne Sohn des Desiderius, geht in die Verbannung. Karl wird König der Langobarden. 788 c) Der Krieg gegen Tassilo von Bayern. Tassilo, der Schwiegersohn des Langobardenkönigs Desiderius, versucht die fränkische Oberhoheit abzuschütteln. Er wird abgesetzt und ins Kloster geschickt. Bayern wird dem Frankenreich einverleibt. 2. Die Kriege Karls zur Sicherung der Reichsgrenzen. 778 a) Spanischer Krieg gegen den Omajaden Abdsraman, Kalifen von Cördova. Karl dringt bis zum Ebro vor, kehrt aber ohne weitere Erfolge zurück. Niederlage der Nachhut im Tale Ronce-v alles (die Rolandsage. Einrichtung der Spanischen Mark unter Ludwig, Karls Sohn, zwischen Pyrenäen und Ebro; Hauptstadt Barcelona. 789 b) Der Slaven- oder Wendenkrieg. Die Slaven (Wenden) wohnen seit der Völkerwanderung in den ostdeutschen Ländern zwischen Elbe und Weichsel. Hauptstämme der Wenden sind: 1. die Obotriten in Mecklenburg, 2. die Witzen zwischen Oder und Elbe bis zur Ostsee, vorzugsweise in der heutigen Mark Brandenburg, zu denen die Heveller, die Lebusier, Ukrer und Redarier gerechnet werden, und 3. die Sorben östlich von der Saale bis zum Bober; zu ihnen gehören die Lausitzer, Milzeuer und Daleminzier. Die Obotriten stehen mit Karl im Bunde gegen Sachsen und Wilze.n (780). 789 Großer Feldzug gegen die Wilzen bis zur Peene und Ostsee, gegen die Sorben und die Tschechen in Böhmen. Anlegung von Marken.

18. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 245

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
245 Karl. Ich muß gestehen, durch diese Frage käme ich in Ver- legenheit; denn ich habe über die Bedeutung dieses Namens noch Nichts gehört. . . Vater. Nun höre: Unsere Vorfahren heiligten die Urwälder ihrer höchsten Gottheit, dem Odin, daher Odin-Wald, Odenwald. Nun laß uns aufbrechen; wenn wir .auch schneller hinab- als heraufgehen, so brauchen wir doch wenigstens 4 Stunden, bis wir nach Darmstadt kommen. Karl. Ich hoffe, du erzählst mir unterwegs noch manches Wissenswerthe. . Vater. Einen Fremden würd' ich noch auf die westliche Ab- dachung des Odenwaldcs, die schöne und herrliche Bergstraße, welche wir hier vor uns haben, aufmerksam machen, wo Wein, edles Obst und alle Früchte trefflich gedeihen. Welch einen reizenden Anblick bieten dem Wanderer ihre engen Thäler und steilen Felsen dar. Nur beklagen Manche, mein lieber Karl, daß eine Zeit gekommen ist, in welcher die Dampfwagen auf der Eisenbahn die Reisenden vorbeitreiben und ihnen nicht Zeit lassen, sich reichlich an diesen Schönheiten zu ergötzen. Karl. So wären also die Eisenbahnen nachtheilig? Vater. Ja es gibt Leute, die sich für den Augenblick durch die Eisenbahnen beeinträchtigt fühlen, wie dieß immer bet großartigen Er- findungen der Fall ist; aber die Gesammtheit gewinnt, und wenn es das Wohl des Ganzen gilt, kann der Einzele nicht berücksichtigt werden. Hätte anan z. B. die Buchdrnckerknnst unterdrücken sollen, weil Einzele, etwa die Abschreiber, darunter litten? Gewiß nicht! So auch hier. Ich im Gegentheil glaube, die Eisenbahnen werden Veranlassung geben, daß die Schönheiten des Odenwaldes häufiger besucht und be- wundert werden, als bisher. Erst unsere späten Nachkommen werden den Vortheil dieser neuen Erfindung recht würdigen lernen und die Zeiten beklagen, wo noch keine Eisenbahnen waren. Karl. Erzähle mir noch Etwas von denkwürdigen Städten und Dörfern unserer Provinz. Vater. Außer der dir bekannten Residenzstadt Darmstadt fin- den wir in Starkenburg noch Offenbach, ein gewerbreiches Städtchen am Main. Unter den vielen Fabriken und Gewerben sind die be- deutendsten die großen Tabaksfabriken, die Kutschenfabriken, mit allen dazu gehörigen Gewerben. Die Stadt hat ein fürstlich-isenburgisches Schloß, eine Schiffbrücke, und ihr Handel wird durch die Nähe von Frankfurt belebt. Mehr rechts liegt Seligenstadt mit einer Torf- gräberei und Babenhausen an der Gersprenz, mit einem Militärge- fängnisse. Weiter südlich liegt Dieburg. Im Odenwald finden wir die Städte Michelstadt und Erbach. An letzterem Orte befindet sich auch der aus Seligenstadt hierhergebrachte Sarkophag Eginhard's und Emma's. Beerfelden mit Tuch- und Strumpfmannfacturen. Am Neckar drei reizend gelegene Städtchen: der Badeort Wimpfen, Hirsch- horn und Neckarsteinach. In der Nähe von Wimpfen ist das reich- haltige Salzwerk Ludwig sh all. An der Bergstraße liegen die Städte

19. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 90

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
90 Noch immer aber war ein deutscher Volksstamm, die Sachsen, dem Christenthume feind. Sie muten erst das scharfe Schwert Karl's des Groen fhlen, ehe sie fr das Evangelium der Glaubensboten, welche nach Alcuin's Worte Glaubenszeugen nicht Zehnteneintreiber sein sollten", empfnglich wurden. Hervorragenden Antheil an ihrer Bekehrung hat Liudger, ein Friese von Geburt, welcher-bis 809 unter den Sachsen das Evangelium verkndigte. 24. Karl der Groe. 768814. Quellenschriften: 1) Einhard! Vita Caroli Magni. (Einhard, Kaiser Karl's Leben, von Abel); 2) Einhard! Annales. (Einhard's Jahrbcher von Otto Abel); 3) Monachus Sangallensis. (Dermnch von St. Gallen der die Thaten Karl's des Grossen von Dr. W. Wattenbach). Die Nachrichten des Einhard finden sich in poetischer Form in dem Poeta Saxo (vielleicht von dem Mnche Agius) wiedergegeben. Einhard (Eginhard) ist etwa 710 in Ostfranken, im Maingau geboren und erhielt seine erste Bildung in der berhmten Schule zu Fulda. Wegen seiner ungewhnlichen Fhigkeiten wurde er von Karl d. Gr. an dessen Hof gezogen, wo er in die Hofschule eintrat. Hier fhrte ihn Alcuin in das Studium der lateinischen Sprache ein; von der Grndlichkeit desselben geben Einhard's Schriften das beste Zeugnis. Weil er auch bedeutende Kenntnisse in der Architectur besass, bediente sich Karl d. Gr. bei Ausfhrung seiner grossen Bauten seines Raths und Beistandes, und es lsst sich mit einiger Bestimmtheit annehmen, dass unter Leitung Einhard's die Kirche und der Palast in Aachen, die Pfalz zu Ingelheim und die Mainzer Brcke erbaut worden sind. Von dem Zutrauen, welches Karl dem Einhard schenkte, zeugt dessen Sendung nach Rom im Jahre Sog, wo er die Zustimmung des Papstes fr die Theilung des Reiches holen sollte; und 813 durfte es Einhard wagen, fr seinen Jugendfreund Ludwig vom Kaiser die Mitregentschaft und den Kaisertitel zu erbitten. Nach Karl's Tode blieb Ludwig Einhard's steter Freund und Gnner; und als Einhard in den geistlichen Stand getreten war, wurde er von Ludwig mit mehreren reichen Pfrnden beschenkt. Whrend der Wirren unter Ludwig's Regierungszeit zog sich Einhard nach der von ihm auf seinem Gute Mulinheim" erbauten Benedictinerabtei (Seligenstadt) zurck, wo ihm seine Imma welche die Sage eine Tochter Karl's d. Gr. nennt, um damit sein inniges Verhltnis zu Karl anzudeuten fernerhin und bis an ihren Tod eine liebe und unzertrennliche Lebensgefhrtin war. Betrbt der die zunehmende Verwirrung und Auflsung im Reiche, gebeugt durch den Tod seiner Imma und gebrochen durch Krankheit starb er 844. Bei seiner V i t a" hat er sein Augenmerk mehr auf eine formschne und zusammenfassende Darstellung als auf strenge Genauigkeit in den Thatsachen gerichtet; man entdeckt in dem kleinen Werk eine grosse Anzahl historischer Fehler. Dennoch ist aber das Leben Karl's das schnste Denkmal frnkischer Historiographie"; Wattenbach urtheilt der dasselbe: Noch stand bei der Abfassung das Bild seines vterlichen Freundes in voller Frische vor seinem Geiste, und die etwas kalte Eleganz der Form wird durchwrmt von der

20. Geschichte des Mittelalters - S. 97

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Karl der Groe. Ludwig der Fromme. Iii 5s61. 97 (dessen Stiefbruder"), Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, hren-, Holz-, Weinlese-, Herbst- und Heiligmonat. Die Kirche des Abendlandes und die sittliche Entwicklung seines Volkes nahm er in sorgliche Pflege. Fr jeden Gottesdienst schrieb er Predigt und Vaterunser vor. Bischfen, bten und btissinnen verbot er, Hundekoppeln, Falken und Habichte zu halten, den Nonnen, Wini-lieber (weltliche Lieder) abzuschreiben und einander zuzuschicken; den Priestern untersagte er das Tragen von Waffen und den Besuch von Wirtshusern. Verboten hat er auch den Gebrauch von Zauberformeln, z. B. zur Abwendung von Hagel. 6. Karls Biograph Einhard war ein Schler des Klosters Fulda. Er war der Baumeister in des Knigs Umgebung. Im Alter baute er in seiner Heimat zu Seligenstadt am Main ein Kloster, in dem er mit seiner Gemahlin Emma begraben liegt. 6. Die Teilung des frnkischen Reiches. 1. Ludwig, dem sein Vater kurz vor seinem Tode im Dom zu Aachen vor feierlicher Versammlung die Kaiserkrone bergeben hatte, hie bei den Zeitgenossen der Mnch", war aber jhzornig und ein un-ermdlicher Jger. Er grndete das Kloster Korvei an der Weser und das Erzbistum Hamburg; von dort zog der heilige Ansgar aus, die Schweden zu bekehren. Die Kirchenfrsten wirkten bei der Reichsteilung zu Aachen fr die Wahrung der Einheit: Lothar sollte mit der Kaiserkrone die Gesamt-fhrung des Reiches und die Entscheidung der Krieg und Frieden haben. Bald nachher verwitwet, whlte der Kaiser die schne und gebildete Judith, die Tochter des schwbischen Grafen Weif, zur Gattin. Bald gewann die ehrgeizige Frau auf den schwachen und trgen Mann den entscheidenden Einflu, den bisher die geistlichen Groen ausgebt hatten, und benutzte ihn, um ihrem Shnchen Karl (dem Kahlen") einen mglichst groen Teil des Frankenreiches zu sichern. Whrend der endlosen Wirren, die darber ausbrachen, verwilderten Sitten und Ordnung. Der Kaiser verlor alle Macht und alles Ansehen. Lothar zwang ihn, in der Medarduskirche zu Soissons ein Verzeichnis seiner Snden, das die westfrnkischen Bischfe aufgestellt hatten, ffent-lich vorzulesen und in hrenem Gewnde Bue zu tun. Diese Demtigung sollte ihn fr immer zur Regierung unfhig machen. Er wurde in Aachen eingekerkert. Ludwig aber und auf seine Bitte Pippin sprangen dem Vater bei; aber kaum war er wieder im Besitze des Throns, als er auf neue Teilung sann. Ludwig sollte nur Bayern behalten. Auch jetzt Allr. Geschichte. Teilll. 7