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1. Bd. 2 - S. 342

1911 - Leipzig : Wiegandt
Das neunzehnte Jahrhundert. I. Fortschritte der Kultur. 1. Zur Geschichte des Handels und der Industrie. 1. Ein englisches Urteil über den Aufschwung von Leipzigs Handel und Industrie nach 1815. (Der Verfasser William Jakob, der als einer der zuverlässigsten Volkswirte seines Landes galt, der mit einem umfassenden und tiefen Wissen auf allen Produktionsgebieten eine außerordentliche Ruhe, Unparteilichkeit und Sicherheit der Beobachtung verband, wurde vom Hause der Lords nach dem Kontinent entsandt, um Bericht zu erstatten über die wirtschaftliche Lage mit Beziehung auf die Einführung des Freihanbels in England. Über Leipzia schreibt er in seinem Buche: „A View of the Agriculture, Manufactures, Statistics, and State of Society, of Germany, and Parts of Holland and France. Taken Jacob Esq. F. R. S. London: John Murray, Albemarle Street 1820“.) „Leipzig ist, was die Bevölkerungsziffer angeht, die zweite Stadt Sachsens, aber an Wohlhabenheit, Tätigkeit und Prosperität, rangiert es weit vor der Hauptstadt. An ansässigen Einwohnern zählte es im Jahre 1818 36 093, die Geburten im Jahre vorher betrugen 1 257, die Todesfälle 1208. Die traurigen Ereignisse, deren Schauplatz sie gewesen ist, haben die Stadt in ihrer Wohlhabenheit zwar sehr beeinträchtigt . . . Aber es bleibt noch immer eine große kommerzielle und industrielle Hauptstadt, und in der allgemeinen Depression sämtlicher geschäftlicher Unternehmungen macht Leipzig noch immer mehr den Eindruck der Prosperität, als irgend eine andere Stadt, die ich auf dem Kontinent gesehen habe. Den größten Teil ihres Handels verdankt die Stadt den beiden jährlichen Messen. Man kann sie als den Mittelpunkt betrachten, an dem der Handel vom Osten Europas und von Asien den des westlichen Europas und der verschiedenen Kolonien in den übrigen Teilen des Erdballes trifft. Fabrikanten von England, von Flandern, von Frankreich, Holland und sonstwo kommen in großer Zahl dorthin und treffen sich dort mit den Käufern aus Ungarn, Griechenland, der Türkei und sogar aus der Asiatischen Tartarei. Großenteils wird das Geschäft durch Vermittlung von Maklern und Kommissionshäusern abgeschlossen, die sich durch ihre Zuverlässigkeit auszeichnen, und durch ihre Emsigkeit. Sie sprechen verschiedene Sprachen; sie kennen die verschiedenen Gewichte, Maße und Geldsorten entfernter Länder, die sie untereinander zu vergleichen verstehen; sie kennen die besten Straßen für den Transport der Waren; sie machen etwas ganz Einfaches und Leichtes aus dem Umschlag weit voneinander entfernter Länder. Es besteht ziemlich allgemein der Brauch unter den Fabrikanten in unserem Teile Europas, ihre Muster auf einer Messe auszustellen und Aufträge für Waren in Empfang zu nehmen, die auf der folgenden Messe fertig sein müssen; dann werden sie dem Käufer geliefert und

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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 303

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Statistisches. 303 britaimien (nicht aber England) voran. Auffallend ist die Konzentriernng der Be- völkernng in den Städten, wenn man unter diesen die Orte mit mehr als 2900 E. versteht, denn dieselben enthalten «/5 aller Einwohner des Königreichs. Dem Glanbensbekenntnisse nach ist Holland ein vorherrschend pro- testantischer Staat. Es gehören 2 400000 E. der Reformierten Kirche an, und bilden eine eigene Abteilung derselben: die holländisch-reformierte Kirche, von welcher sich aber in alter wie in neuer Zeit strengere und lauere Parteien ausgeschieden haben; ein ehrbarer Unglaube ist weit verbreitet, die Schule von der Kirche ganz losgetrennt. Lutheraner zählt man 65 000. Es herrscht völlige Glaubens- und Gewissensfreiheit, daher viele Wiedertäufer, Mennoniten u. s. f. Zur katholischen Kirche bekennen sich 1439000, hauptsächlich in den südlichen Provinzen; auch die Überreste der Janfenisten, 5000 Seelen in 19 Gemeinden, bestehen in Utrecht fort. Juden gibt es 82 000. § 287. Die Niederländer waren ehemals das gewerb fleißigste Volk Europas, und noch jetzt sind Brabanter Spitzen (es gibt bis zu 900 Mk. die Elle) und holländische Leinwand weltberühmt; holländisches Papier, Niederländer Sohlen- leder und holländischer Tabak (nebst ihren Thonpfeifen) sind weit bekannt. Bedeutend sind auch die Branntweinbrennereien, die Znckersiedereien, und die Fabrikation in Segeltuch, Tauwerk, Wollentuch, Baumwolle, Seide, Maschinen, chemischen Stoffen, Thonwaren, dann Stückgießereien, Diamantschleifereien jc. Ein großer Teil der hol- ländischen Betriebsamkeit besteht darin, die vom Ausland bezogenen Rohstoffe bester zu verarbeiten, zu vermählen, zu reinigen und zu verfeinern, und so in veredeltem Zustande wieder auszuführen. Doch war von jeher die Fabrikation stärker im belgi- schen Teil der Niederlande, dagegen der Handel in Holland. Durch den großartigen Seehandel sind, seit etwa 5 Jahrhunderten, in das von Natur so arme Holland unermeßliche Reichtümer geflossen, und die vielen Groß- Händler und Schiffsherren von Amsterdam, Rotterdam u. s. w. sind im Besitze ge- waltiger Schätze, wahre Könige. Die Niederlande sind für den Handel vortrefflich gelegen, den kultiviertesten und bevölkertsten Ländern vorgelagert. Seit ihrer Be- freiung vom spanischen Joche hat sich die Nation mächtig aufgeschwungen: die Hol- länder wurden bald treffliche Seehelden, und kühne, uuermüdet thätige Kanfleute, vor denen Portugiesen und Spanier das Feld räumen mußten, bis Amsterdam zur ersten Seehandelsstadt Europas emporblühte und ausgedehnte Kolonieen ihre Schätze in das Mutterland einströmten, wo sie zu Ausführung schiffbarer Wasserbahnen und zur Emporbringung des Landhandels benützt wurden. So war um 1650 Holland der erste Staat Europas geworden, und brachte überall das Merkantilsystem in Aufnahme. Später gewannen ihm jedoch die Engländer den ersten Rang ab, und Holland mußte sich auf vorsichtiges Erhalten des Gewonnenen beschränken. Die in der Napoleonischen Zeit untergegangene Ostindische Kompagnie wurde 1824 durch die königlich niederländische „Maatschappij" (Handelsgesellschaft) ersetzt, welche dem hol- ländischen Welthandel zu neuem Aufschwung verholfen hat. Im Jahr 1881 hatte Holland eine Handelsflotte von 880 Schiffen mit 863000 Tonnen, ohne die kleinen Küstenfahrer. Es liefen 8000 Schiffe ein und eben so viele aus. Die Einsuhr belief sich auf 847 Mill. fl.,*) in Getreide, Holz, Steinkohlen. Metallen, Salz, Metall-, Seide- und Wollewaren, Glas, Porzellan, Weine, Kolonial- produkten aller Art, welche letztere wieder ausgeführt werden, besonders nach Deutsch- *) i Holland. Gulden ä 100 Cent. = 1 Mark 70 Pf.

2. Mittlere und neue Geschichte - S. 190

1877 - Leipzig : Senf
190 Neuere Geschichte. geistigen Kräfte desselben im Allgemeinen bedacht, ein nothwendiger Ue-bergang zu der freiern Staatsform der constitutionellen Monarchie wurde. Ueberall wirkte die unumschränkte Monarchie lange Zeit wohlthätig. Der Eifer für religiöse Interessen, der in der vorigen Periode die blutigsten Religionskriege erregt hatte, war ermattet. Desto eifriger sorgten die Regierungen für Handel, Fabriken und Kolonien, wobei freilich die Sorge für den Anbau des Landes anfangs in den Hintergrund trat. Eine Hauptstütze der unumschränkten Fürstengewalt wurden die stehenden Heere, die bedeutend vergrößert wurden. Während noch im dreißigjährigen Kriege Heere von 30000 Mann die entscheidendsten Schlachten schlugen, führte Ludwig Xiv. schon 1672 gegen Holland ein Heer von 100000 Mann ins Feld und später war die stehende Kriegsmacht noch immer im Wachsen. Einen Gegensatz zu diesen Zuständen Europas bildete England, wo 29 Jahre nach dem Anfange dieser Periode die Verfassung Englands durch die bill of rights (Rechtsbill) zum Abschluß kam. Eine constitutiouelle Monarchie, aber mit stark aristokratischer Grundlage, wurde hier errichtet. 1. Die beiden ersten Kriege Ludwigs Xiv. Ludwig Xiv. trat 1661 seine Selbstregierung an. Wenig unterrichtet, besaß er doch ein gesundes Urtheil und war anfangs höchst glücklich in der Wahl seiner Minister und Feldherren. Er liebte die unumschränkte Gewalt, was er in dem Satze: l’etat c’est moi aufsprach. Den vorher so kriegerischen Adel verwandelte er in einen geschmeidigen Hofadel, von dem er täglich Aufwartung bei seinem lever erwartete. Von anmnthiger Persönlichkeit, galt er auch für den höflichsten Mann seines Königsreichs. Er liebte Glanz und Pracht, kostbare Schlösser und rauschende Vergnügungen, um den Eindruck seiner Größe zu erhöhen. Die französische Literatur nahm unter ihm einen schnellen Aufschwung. Nachdem schon Richelieu 1635 die französisch e Akademie (zur Ausbildung der französischen Sprache) gestiftet hatte, fügte jetzt Ludwigs verdienter Minister der Finanzen, Colbert, noch die Errichtung der Akademie der Inschriften (für alte Sprachen und Geschichte) und der Wissenschaften (für Mathematik und Physik) hinzu. Colbert war der Schöpfer des Mercantilsystems, das durch die Hebung des Gewerbfleißes und Handels und Errichtung von Kolo-

3. Methodik des erdkundlichen Unterrichts - S. 224

1909 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 224 — Ausnutzung unserer Kolonien und ihre Bedeutung für unser Vaterland? Da ist uns Holland doch in dieser Hinsicht voraus? Und dazu tragen in erster Linie die soeben von uns eingehend behandelten Ostindischen Inseln nicht wenig bei. Was können wir also von der Bedeutung der Ostindischen Inseln für das Mutterland sagen? E. Zusammenfassung. Die Ostindischen Inseln sind von hohem wirtschaftlichen Wert für die Niederlande (das Mutterland). So wert- vollen Kolonialbesitz hat nächst England kein Land Europas aufzuweisen. (Die Begründung ergibt sich leicht aus obigen Darbietungen.) F. Anwendung und Hebung. Ein Vergleich der Westindischen Inseln mit den Ostindischen hinsichtlich ihrer Lage, Gliederung, Boden- beschaffenheit, Erzeugnisse und Bewohner. Mit welchem Rechte wird Java als „die Perle in der niederländischen Krone" bezeichnet? Welchen Weg nehmen die niederländischen Schiffe nach ihren Kolonien in Ost- indien? (Die Zeitdauer der Fahrten!) Welches sind die wichtigsten Ausfuhrprodukte der übrigen Inseln? (Außer Java.) Bezieht Deutsch- land uoch Kolonialwaren von diesen Inseln? Durch welches große Nandmeer sind diese Inseln vom Festlande getrennt? Nenne noch ein- mal die vier Inselgruppen! Nenne die einzelnen bekannten Inseln jeder Gruppe und ihre Hauptorte! Welche Staaten haben noch Anteil an den Ostindischen Inseln? Was haben wir über die Entstehung dieser Inseln gesagt? Welche Erscheinungen geben eine Bestätigung dieser Ansicht? u. a. m. Kurze Niederschrift. Aufsatzthema. Lesebuchstoff. 8 20. Die Stoffverteilung für die einzelnen Volksschulsysteme. Für sämtliche Schulsysteme kommeu für alle Klaffen, die erd- kundlichen Unterricht erhalten, wöchentlich je zwei Unterrichtsstunden in Betracht. Die Kinder der einklassigen Volksschule empfangen je 2/2 Stun- den direkten Unterricht; in der übrigen Zeit werden sie schriftlich oder mündlich mit der Anwendung des durchgenommenen Stoffes beschäftigt. (Lesebuch). Der Unterricht in der Erdkuude beginnt in der einklassigen Schule bekanntlich beim Eintritt aus der Unterstufe, der drei Schuljahre angehören, in die Mittelstufe, also im vierten Schuljahre. Diese eben in die Mittelstufe eiutreteudeu Kiuder sind aber in ihrem Auffassuugs- vermögen noch nicht reif genug, um den mit der Oberstufe durchzu- nehmenden Stoff erfassen zu können. Daher ist hier ein gemeinsamer

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 1

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Das Zeitalter des Emporkommens Preuens. 16481786. berblick. 1. In der Periode der Geschichte, welche vom westflischen Frieden V-rw^des bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts reicht, schreitet der Verfall und die Zersplitterung des Deutschen Reiches weiter fort, bis es sich schlielich auflst. Von einer nationalen Reichspolitik ist nicht mehr die Rede Wie das nach einer europischen Gromachtstellung trachtende sterreich, so verfolgen auch die brigen Einzelstaaten, durch den west-flischen Frieden souvern geworden, ihre Sonderinteressen. Unter diesen Umstnden ist fr die Geschichte der Nation das be- @mt>or= deutendste Ergebnis dieses Zeitalters, da der brandenburgisch -Preuens, preuische Staat innerlich und uerlich so erstarkt, da seine Interessen mehr und mehr mit den allgemeindeutschen Interessen zusammen-fallen und er fhig wird den Kern zu bilden fr ein in Zukunft neu er-stehendes deutsches Reich. Von wesentlicher Bedeutung serner ist es, da sich in dieser Periode eurogtefc6en ein System beherrschender europischer Mchte ausbildet,Gromchte, deren gegenseitige friedliche oder feindliche! Beziehungen den Hauptinhalt der ueren Geschichte des Zeitalters bilden. Spanien tritt infolge inneren und ueren Verfalls vllig zurck; es geht zugleich dem Hause Habsburg verloren und fllt an die bourbonische Familie. Ebensowenig sind Schweden und Holland in der Lage, die knstliche Gromacht-stellung zu behaupten, welche das eine als Militrstaat, das andere als Handels- und Kolonialstaat erworben hatte. Dagegen schwingt sich Frankreich, geleitet von bedeutenden Persnlichkeiten, denen es ge-lingt seine inneren Hilfsquellen in einer gewaltigen Einheit zusammen-zufassen, zu einer magebenden, zeitweise beherrschenden Stellung empor. Ihm tritt, nachdem seine bermacht durch den Widerstand des brigen Europas gebrochen worden ist, einerseits England, seit es seine inneren Neubauer-Rsiger, Lehrbuch der Geschichte. V.teil. 1

5. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 1

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648—1786. Überblick. § 1. In der Periode der Geschichte, welche vom westfälischen Verfall des Frieden bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts reicht, schreitet 5reld^e§' der Verfall und die Zersplitterung des deutschen Reiches weiter fort, bis es sich schließlich auflöst. Von einer nationalen Reichspolitik ist nicht mehr die Rede. Wie das nach einer europäischen Großmachtstellung trachtende Österreich, so verfolgen auch die übrigen Einzelstaaten, durch den westfälischen Frieden souverän geworden, ihre Sonderinteressen. Unter diesen Umständen ist für die Geschichte der Nation das Emporbedeutendste Ergebnis dieses Zeitalters, daß der brandenburgisch- Preußens, preußische Staat innerlich und äußerlich so erstarkt, daß seine Interessen mehr und mehr mit den allgemeindeutschen Interessen zusammenfallen und er fähig wird den Kern zu bilden für ein in Zukunft neu erstehendes deutsches Reich. Von wesentlicher Bedeutung ferner ist es, daß sich in dieser Die Periode ein System beherrschender europäischer Mächte ausbildet, Großmächte, deren gegenseitige friedliche oder feindliche Beziehungen den Hauptinhalt der äußeren Geschichte des Zeitalters bilden. Spanien tritt infolge inneren und äußeren Verfalls völlig zurück; es geht zugleich dem Hause Habsburg verloren und fällt an die bourbonische Familie. Ebensowenig sind Schweden und Holland in der Lage, die künstliche Großmachtstellung zu behaupten, welche das eine als Militärstaat, das andere als Handels- und Kolonialstaat erworben hatte. Dagegen schwingt sich Frankreich, geleitet von bedeutenden Persönlichkeiten, denen es gelingt seine inneren Hilfsquellen in einer gewaltigen Einheit zusammenzufassen, zu einer maßgebenden, zeitweise beherrschenden Stellung empor. Ihm tritt, nachdem seine Übermacht durch den Widerstand des übrigen Europas gebrochen worden ist, einerseits England, seit es seine inneren Erschütterungen Neubauer. Lehrbuch der Geschichte. V. Teil. 1

6. Die Neuzeit - S. 289

1884 - Mainz : Kirchheim
Seine Jugendjahre. 289 sie mit der französischen, welche bereits unter Ludwig Xiv. (1645—1715) ihr goldenes Zeitalter gehabt hatte, gar keine Vergleichung zuließ. Mit Eiser las der Prinz die französischen Dichter und Prosaiker, liebte und übte die Dichtkunst, Musik (er blies die Flöte) und Malerei, Zeigte aber wenig Vorliebe für alles, was die Armee und Staatsverwaltung betraf, und schien auf die allgemein bewunderten Soldatenkünste des alten Dessauers fast mit Verachtung herabzusehen. Mit Kummer und Unwillen sah der König die den seinigeu so ganz entgegengesetzten Neigungen seines Sohnes; „Fritz ist ein Qnerpseiser und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben," sprach er und dachte sogar darau, den Kronprinzen zu Gunsten seines jüngeren Sohnes Wil-h e l m A u g u st ganz von der Thronfolge auszuschließen. Immer gespannter wurde das Verhältnis zwischen Vater und Sohn, und Friedrich wurde endlich durch die harte Behandlung seines Vaters, der ein ebenso strenger Familienvater als Regent war, zu dem Entschlüsse gebracht, vou Wesel aus, wohin er seinen Vater begleitet hatte (über Holland), zu seinem Oheime, dem Könige Georg Ii. von England, zu entfliehen. Allein dieser Plan, in welchen seine Freunde, der Lieutenant von Katte und (der nachherige Feldmarschall) von Keith, ein ge&orner Schotte, eingeweiht waren, wurde durch eine unvorsichtige Äußerung Kattes verraten; der erzürnte König ließ Friedrich und Katte (Keith war entflohen) sogleich verhaften und aus die Festung Küftrin (am Einflüsse der Warthe in die Oder) bringen und Friedrich konnte selbst dnrch das Anerbieten, der Thronfolge entsagen zu wollen, nicht verhindern, daß das Haupt des geliebten Freundes im Hofe des Gefängnisses durch Henkershand fiel. (1730)!). Der König ging ganz ernstlich damit um, feinen Sohn, in welchem er nur den Deserteur sah, durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilen zu lassen,- und säst alle Fürsten Europas verwendeten sich auss^ dringendste für deu Gefangenen. Als der Kaiser Karl Vi. schrieb, daß Friedrich als Thronfolger dem Reiche angehöre und nur von einem Reichstage gerichtet werden könne, erwiderte der König: „Nun gut! so will ' ich ihn in Preußen hinrichten lassen, wo ich nur Gott über mir erkenne!" und zu dem kaiserlichen Gesandten vonseckeudorf, der sich ebenfalls für den Kronprinzen verwendete, soll er gesagt 1) Doch konnte Friedrich nicht, wie oft erzählt wird, von dem Fenster seines Gefängnisses das Schaffot sehen, auf welchem sein Freund hingerichtet wurde. Hoff mann, Weltgeschichte rc. Iii. 19

7. Deutsche, insbes. brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis auf Friedrich d. Großen - S. 64

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Sechster Zeitraum. Von 1648 — 1740. suchte er Frankreich zum Gebieter Europas zu machen und führte, um es räumlich zu vergröfsern, eine Reihe von Kriegen, die man, da sie ohne Rechtsgrund und nur aus Eroberungssucht unternommen waren, mit Recht Raubkriege nennt. Den ersten Raubkrieg, den sogenannten Devolutionskrieg, führte Ludwig 1667 1668 nach dem Tode seines Schwiegervaters Philipp Iy. von “Spanien, mit dessen Tochter Maria Theresia er vermählt war, gegen Spanien, um sich die spanischen Nieder-land™eignen. Er mufste sich aber mit einigen Örenzpätzen begnügen, (Ta Holland, England und Schweden gegen ihn einen Bund schlossen. b) Der zweite Raubkrieg 1672 — 1679. Es wurde Ludwig leicht, dieses Bündnis zu sprengen und England und Schweden auf seine Seite zu ziehen. Sein ganzer Groll richtete sich nun gegen Holland, und er beschlofs, dieses Land, dessen Handelsflotte trotz Englands Aufschwung ;noch immer die erste Europas war, zu erobern Diesem Unternehmen Waren die Verhältnisse günstig. Denn 1. hatte Ludwig eine große Zahl deutscher Reichsstände, namentlich die rheinischen Kurfürsten''"lind Bayöi’fi,' durch Bestechungen und sonstige Mittel Tür sich gewonnen~und auch die Ministei^Kätser Leopolds I., der von 1658 —1705{regierte, in sein Interesse gezogen. 2. war Holland selber durch Pm-1eiwirre.n zerrissen und geschwächt. Hollands einziger Verbündeter war Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Er wies die lockenden Anerbietungen Frankreichs zurück und schlofs mit Holland ein Bündnis, wiewohl selbst seine zweite (§ 75) Gemahlin Dorothea von Holstein-Glücksburg ihn davon abz ub r i ngen^u ckte 7 Deim der Kmlursr'er“ Jrantrte, dafs, wenn Frankreich Holland eroberte, seiner Übermacht niemand widerstehen könnte und dann auch den deutschen Staaten und insbesondere dem protestantischen Glauben eine schwere Gefahr drohte. Dem Angriffe der von Conde und Turenne geführten französischen Truppen schien Holland erliegen zu sollen. Doch da wurde durch eine Revolutionf Wilhelm Iii. von Oranien — der E—--------- --------——- -»-*»

8. Mit einem Stahlstich - S. 362

1837 - Stuttgart : Belser
562 Skehenzehntes Hauptstück. und Verhältnisse kennen zu lernen, und beschrankte den Handel auf unzweckmäßige Weise; im Kriege gegen Parma richtete er wenig aus, und brachte so die Selbstständig- keit der vereinigten Niederlande um keinen Schritt vor- wärts. Selbst sich unbehaglich fühlend, reiste Leicester in aller Stille nach England, unter dem Vorwände, Maria Stuarts Prozeß mache dort seine Gegenwart nv- thig. Jetzt kam die Regierung ganz in die Hände Oldcn- barnevcldts und Moritzens, welchem man insonderheit das Kriegswesen übertrug. Doch wurde das Band mit Eng- land noch keineswegs aufgelöst; auch Leicester kehrte zu. rück, und suchte durch Willkühr und Nährung dex Zwietracht seine Gewalt zu befestigen. Der Kampf, den das Volk, von englischen Rathgebern geleitet, mit Hollands Regie- rung um die Souverainetät führte, brachte viele Verwir- rung hervor; die holländischen Staaten unter Oldenbarne- veldt bewiesen jedoch große Standhaftigkeit, und arbeite- ten unablässig an dem Aufbau eines Freistaates, zu dessen Grundlage sie nicht die Menge, sondern den soli- desten Thcit der Bürgerschaft bestimmten. Leicester ver- ließ Holland noch einmal, und legte in den letzten Tagen des Jahres 158/ förmlich seine Statthalterschaft nieder. Die Holländer schienen, da jetzt die Verbindung mit Eng- land sehr lose geworden, von Frankreich aber im gegen- wärtigen Augenblicke Nichts zu hoffen war, wieder blos auf ihre eigne Kraft angewiesen, welche in Kurzem er- schöpft zu werden drohte; denn die einzige Hülfoquelle bei so unermeßlichen Anstrengungen, der Verkehr mit dem Auslande, war ihnen großentheils abgcschnitten, seitdem Philipp ihren Schiffen den Zutritt zum Weltmärkte in Lissabon verboten hatte. Doch eben jetzt, da sie nach menschlicher Berechnung am Rande des Untergangs stan- den, sollte der Verzwcisiungskampf hcldenmüthiger Was- sergeuscu in einen andern größer« Kampf verschlungen werden, bei dem es sich um das Schicksal der neuen Ideen überhaupt und um die Machtverhältnisse des gesummten Europas handelte.

9. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 59

1910 - Berlin : Singer
— 59 — des blieben unbebaut; als der spanische König Philipp Ii. im Jahre 1598 starb, hinterließ er neben einem entehrten Namen eine ungeheure Schuldenlast und ein ausgesogenes, in Elend, Schmutz und Unwissenheit hinsiechendes Volk, dessen Kopfzahl während seiner Regierung von zehn aus acht Millionen gesunken war. , v. «f Nicht so wie in Spanien war es ihm gelungen, me Anfänge bürgerlicher Kultur in Holland auszurotten, das damals unter spanischer Oberhoheit stand. Die niederländischen Städte erhoben sich unter dem Banner des Kalvinismus gegen ihn und erkämpften ihre Unabhängigkeit. Indem sie die Weltpolitik des kapitalistischen Absolutismus bedrängten, eröffneten sie die Weltpolitik des bürgerlichen Handelskapitals, die im 17. Jahrhundert ihre klassischen Vertreter in Holland und England, im 18. Jahrhundert in England und Frankreich fand. Das bürgerliche Handelskapital war über die junferlicfy-pf äffi-sche Torheit hinaus, daß die Arbeit der eigenen Nation mißachtet werden könne, wenn ihre herrschenden Klassen nur über die Schätze fremder Weltteile geböten; indem die holländischen Kaufleute die spanischen und portugiesischen Kolonien an sich rissen, hörten sie nicht auf, die einheimische Industrie zu fördern; die fleißigen und intelligenten Arbeiter, die der kapitalistische Absolutismus aus anderen Ländern vertrieb, fanden in Holland eine gastliche Stätte. Jeder Winkel des Landes stimmte wie ein Bienenkorb; die Bodenkultur, die unzähligen Kanäle, die immer geschäftigen Mühlen, die endlosen Flotten von Barken, die großen und reichen Städte, die von unzähligen Masten starrenden Häfen machten aus Holland ein Land, das im siebzehnten Jahrhundert seinesgleichen nicht hatte. Mit dem bürgerlichen Gewerbefleiß erhob sich mächtig Kunst und Wissenschaft, wofür die Namen des Malers Rembrandt, des Philosophen Spinoza, des Rechtsgelehrten Grotius zeugen. Aber wenn die holländischen Kaufleute die Arbeit der Nation nicht mehr mißachteten, so sahen sie doch auch noch nicht in ihr die Quelle des Völkerreichtums: der Handelsprofit blieb der Moloch, dem sie alles opferten. Indem sie für sich sreien Handel bis zur Hölle verlangten, kehrten sie gegen die übrigen Völker Europas einen engherzigen, krämerischen Monopolgeist heraus. Dadurch wurden sie gezwungen, eine ungeheure Land- und Seemacht zu unterhalten, die die Kräfte des kleinen Landes aufzehrte. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts begann England die Niederlande zu überflügeln, und erst in England gelangte die Weltpolitik des bürgerlichen

10. Kurzgefaßte Geschichte Schlesiens - S. 70

1840 - Schweidnitz : Heege
70 fangen deshalb an auszuwan- dern und brau- chen, da man sie daran hindern will, Gewalt, Spätere Versu- suche, die Luthe- raner in Schle- sien zur Annah- me der kathol, Religion zu be- wegen, blieben erfolglos. Carl vi. gicbt , die Pragmatische Sanktion heraus und stirbt den 20, Octob. 1710. Jahren wurden 100 Leichen auf selche Weise bestattet. Da dies nichts halst versagte man ihnen auch die Trauun- gen. Ans Verzweiflung hierüber verkauften sie nun Habe und Gut und fingen an auszuwandern. Aber auch dies wellte man ihnen nicht gestatten. Es wurde deshalb streng verboten, ihnen etwas abzukaufen. Der Plackereien müde rottete sich einst ein ganzer Haufe zusammen, miß- handelte die Jesuiten mit Schlägen und ging dann mit den Besitzthümern, die sich retten ließen, nach Holland, England und Amerika. Der übrige Theil wurde bekehrt und der Name Schwenkfelder erlosch. > Einige Jahre später machte der päbstliche Hof einen Versuch, ob sich die Lutheraner in Schlesien nicht auf ei- nem gütlichen Wege in den Schooß der alten Kirche zu- rückführen ließen und schickte 4 Jesuiten nach Schlesien, um dieselben durch Predigten zu bekehren. Diese Missio- narien zogen von einem Orte zum andern und predigten auf den öffentlichen Plätzen. Der Ton, in welchem sic predigten, athmete Liebe und Duldsamkeit. Allein die Trennuilg hatte bereits zu tief, sowohl in die Gcmüthcr der Menschen, alsaueh in alle Lebensverhältniffe eingegrif- fen, als daß eine große Wirknrlg dieses Misst onsv er fuchs zu erwarten gewesen wäre. Hier und da wurden zwar einzelne Personen, aber gewöhnlich nur aus eigennützigen Absichten, zum Uebertritt bewogen. Bei dem Abzüge der Missionarien aus den Orten, wo sie gepredigt, wurde zum Alldenken ein sehr hohes, rothcs oder schwarzes Kreuz mit der Inschrift: Missionskreuz 1738 errichtet. Diese Kreuze sind heute noch vorhanden und geben in der That dem Lande das Ansehen einer erst 1738 zum Christenthum bekehrten Provinz. Carl hatte keinen Sohn und traf deshalb errlstlichc Allstalten, seine Reiche auf seine weibliche Nachkommen- schaft zu bringen. Er gab daher ein zw Gunsten der weiblichen Linie lautendes Gesetz, welches unter dem Na- men Pragmatische Sanktion bekannt ist und ließ dasselbe von den mächtigsten Höfen Europas bestätigen. Der Tod des Kaisers, der am 20. Oktober 1740 erfolgte, beschloß demohngcachtct mit dem Habsburgischcu Hanse zugleich die österreichische Herrschaft über Schlesien, welche 214 Jahre gedauert hatte.

11. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 477

1806 - Altona : Hammerich
477 Flächeninhalt, einer der reichsten Staaten Europas: daher aber auch oft in Kriege verwickelt. Diese schwäch- ten den kleinen Staat bald so, daß seine Blüthe nicht von langer Dauer war. Nach 1720 Hörle Holland auf, einer der ersten Staaten Europas zu sein; und nur die Eifersucht der übrigen Seefahrenden Nationen gegen einander schützte das machtlose Landchen, daß nicht ein feindlicher Angrifihm seine ostindischcn Besitzungen nahm. Doch kam es zum Kriege, so konnte sich Holland nicht vertheidigen. Dies erfuhr es 1780, als England Krieg ankündigte: alle holländischen Schilfe wurden ge- nommen, und mehrere auswärtige Besitzungen erobert. In dem unglücklichen Kriege von 1795 sind alle ostindi- sche Besitzungen der Holländer, Ceylon, Köchin, Ma- lakka, die Gewürzinseln von den Engländernweggenom- men; auch das Kap der guten Hofnnng: und wiewol nach dem Frieden von Amiens 1802 der größte Theil dieser Eroberungen de» Holländern wieder zurück gege- den werden, sollte; so ward doch schon 1803 aufs neue den Holländern von England der Krieg angekündiget, und fast alle Inseln und Vestungen Ostindiens sind wie- der in der Gewalt der Engländer. Denn diesen ist eö jetzt leicht hier neue Eroberungen zu machen, da sie in Ostindien seit 175b durch allerhand Kunstgriffe einen Nabob (Fürsten) nach dem andern ihrer Obergewalt zu unterwerfen verstanden haben, so daß ihnen jetzt der größte Theil der Halbinsel disseit des Ganges Unterthan ist, und sie auf den Inseln fast überall gleiche Herschaft mit den Holländern schon vor dem letzten Kriege übten. Durch diese Erwerbungen hat sich England zum ersten Seestaate und dem reichsten Lande Europas erhoben: denn hier in Ostindien bauen die englischen Kolonisten Reis, Baumwolle, Seide und Zucker, lauter allgemein gesuchte und kostbare Waaren; nicht weniger Pfeffer und Indigo; und neue Anpflanzungen von Zimmt- und Mus- katen-

12. Für Präparandenanstalten - S. 171

1912 - Breslau : Hirt
I. Europa. — 3. Die außerdeutschen Länder Europas. 171 Teppiche) die glänzende Hauptstadt Brüssel (650). Südöstlich davon liegt das Schlachtfeld von La Belle-Alliance oder Waterloo. — Im flämischen Flachlande liegt Antwerpen (315), die stark befestigte Handelsstadt an der Schelde, der zweite Hafen des Europäischen Festlands, der wichtigste Aus- suhrhasen des rheinisch-westfälischen Industriegebiets. Ebenfalls an der Schelde liegt das alte Gent, das jetzt durch Baumwoll- und Leinweberei neu erblüht. Am Meere ist Ost ende ein vielbesuchtes Seebad und Über- fahrtsort nach England. Auswärtiger Besitz des Königreichs ist der Kongostaat in Afrika. Bemerkenswert ist im Nordostwinkel zwischen den Niederlanden und der Rheinprovinz das neutrale Gebiet von Altenberg (Mg. Moresnet). Es ist 3,z qkm groß mit etwa 3000 Einwohnern und wird seit 1814 von einem Bürgermeister verwaltet, während die Gerichtsbarkeit von Preußen ausgeübt wird. 12. Das Königreich der Niederlande (Holland). Ohne die Südersee 33ovo qkm, kleiner als die Provinz Hannover, 5,o Mill. E>, fast l^mal so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich. § 264. Lage und Größe. — Aufgaben. 1. Durch welche Länder Europas verläuft der 5. Grad ö. L., der 52. Breitengrad? 2. Wo hat Holland natürliche Grenzen, wo fehlen sie? 3. An welche preußischen Pro- vinzen grenzt es? 4. Wo dringt die Provinz Hannover wie eine politische Halbinsel in das holländische Gebiet ein? 5. Zeige auf der Karte, welche Teile tiefer liegen als der Meeresspiegel! § 265. Küstengliederung. — Aufgaben. 1. Vergleiche die Länge der Land- mit derjenigen der Seegrenze! 2. Wo ist die Dünenkette in Inseln zerlegt, wo nicht? 3. Wie hängt dies mit Strommündungen und mit dem Angriff der Nordstürme zusammen? 4. Zähle die größeren Inseln südlich der Rheinmündung, nördlich von Helder! Hollands Ausdehnung beträgt in nordsüdlicher Richtuug reichlich 200, in ostwestlicher reichlich 150 km, seine Größe ist etwa die einer preußischen Provinz. § 266. Bodengcstalt. In seiner ganzen Ausdehnung bildet Holland die unmittelbare Fortsetzung des westelbischen Tieflands. Wie dieses steigt es langsam von der Nordsee nach dem Binnenlande an, und wie im Deutschen Reiche sind dabei vier Bodenformen zu unterscheiden: a) an der Küste ein Gürtel von Dünen (bis 60 m hoch), der sich fortsetzt auf deu Westsrie- s^schen Inseln, der alten Küstenlinie; b) die sehr fruchtbaren Marschen. Äte liegen großenteils (ein Viertel des Landes) unter dem Meeresspiegel und müssen, wo der Schutz der Dünen fehlt, durch Deiche geschützt werden. Zahllose Windmühlen und Dampfpumpen dienen zum Wegschaffen des ein- dringenden Wassers in das dichte Netz der Flüsse und Kanäle (Bild 96); c) die flachwellige, mit Heiden und Mooren erfüllte Geest, d) Die Moore find fast überall iu blühende Kolonien verwandelt; die Fehnkultur in den ostfriesischen Mooren wurde von Holland her übernommen.

13. Deutsche, insbes. brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis auf Friedrich d. Gr. - S. 59

1899 - Halle a. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Dritter Abschnitt. Brandenburg - Preussen von 1640 — 1740. 59 gnügen, da Holland, England und Schweden gegen ihn einen Bund schlossen. b) Der zweite Raubkrieg (1672—1679). Es wurde Ludwig § leicht, dieses Bündnis zu sprengen und England und Schweden auf seine Seite zu ziehen. Sein ganzer Groll richtete sich nun gegen Holland, und er beschloss, dieses Land, dessen Handelsflotte trotz Englands Aufschwung noch immer die erste Europas war, zu erobern. Diesem Unternehmen waren die Verhältnisse günstig. Denn 1. hatte Ludwig eine grosse Zahl deutscher Reichsstände, namentlich die rheinischen Kurfürsten und Bayern, durch Bestechungen und sonstige Mittel für sich gewonnen und auch die Minister Kaiser Leopolds I. (1658 — 1705) in sein Interesse gezogen. 2. war Holland selber durch Parteiwirren zerrissen und geschwächt. Hollands einziger Verbündeter war Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Er wies die lockenden Anerbietungen Frankreichs zurück und schloss mit Holland ein Bündnis, wiewohl selbst seine zweite (§ 73) Gemahlin Dorothea von Holstein-Glücksburg ihn davon abzubringen suchte. Denn der Kurfürst erkannte, dass, wenn Frankreich Holland eroberte, seiner Übermacht niemand widerstehen könnte und dann auch den deutschen Staaten und insbesondere dem protestantischen Glauben eine schwere Gefahr drohte. Dem Angriffe der von Conde und Turenne geführten französischen Truppen schien Holland erliegen zu sollen. Doch da wurde durch eine Revolution Wilhelm Iii. von Oranien als Statthalter an die Spitze des Staates gestellt, und mit grösster Thatkraft nahm er die Kriegsleitung in die Hand. Er liess die Dämme durchstechen und hinderte auf diese Weise das weitere Vordringen der Franzosen. Brandenburgische Truppen erschienen, um Holland zu helfen. Friedrich Wilhelm hatte den Kaiser bewogen, mit ihm einen Bund zur Aufrechterhaltung des Westfälischen Friedens zu schliessen, und ein kaiserliches Heer unter Montecuccoli stiess zu ihm. Doch da dieser nur seine Bewegungen hemmte und also

14. Länderkunde von Europa - S. 48

1904 - Langensalza : Beyer
48 5. Das Königreich Dänemark. scheidenere Stellung ein als diese; denn obgleich seine Flotte an Zahl der Schiffe die niederländische übertrifft, so beträgt der Tonnengehalt derselben nur die Hälfte, Der Wert der Waren, die alljährlich ein- und ausgeführt werden, beträgt nur Ys des Wertes der holländischen Ein- und Ausfuhr. Der Kolonialbesitz Dänemarks ist ganz gering und beschränkt sich auf einzelne Inseln Amerikas. So wird Dänemark durch seinen Flächengehalt, durch den Tonnengehalt seiner Handelsflotte, durch seine Lin- und Ausfuhr und durch seinen Kolonialbesitz als Kleinstaat gekennzeichnet. Warum konnte sich Dänemark nicht auch zur Welthandels- macht emporschwingen? a) Lage. England liegt im offnen Ozean, wodurch die Verbindung mit der Ferue leicht möglich ist. Auch Holland und Norwegen liegen dem offnen Weltmeere nahe. Dänemark dagegen liegt in einem Binnenmeere, das vom Ozean weit entfernt ist und zu dem der Zugang durch Untiefen, Klippen, Stürme, Strömungen und schlimme Eisverhältnisse erschwert find. b) Großbritannien und Norwegen weisen eine mannigfach gegliederte Küste auf; tiefe Buchten greifen in das Land ein, gestatten das Eindringen der Schiffe und ermöglichen die Anlage sicherer Landungsplätze und fördern die Entstehung großer Handelsstädte. Die Küstengliedernng Dänemarks da- gegen ist fehr ungünstig. Die Küsten, die dem Ozean am nächsten liegen, sind wegen ihrer Flachheit und der vorliegenden Sandbänke unnahbar (z. B. eiserne Küste!) c) In Großbritannien und Holland gestatten anch die meerbnsen- artigen Mündungen der Ströme (Themse, Mersey, Schelde) das Eindringen der Schiffe in das Landinnere; Dänemark fehlen die großen schiffbaren Flüsse, auf denen die Schiffe ins Land eindringen könnten. cl) Großbritannien und Holland können mit den Rohprodukten ihrer Kolonien und mit den mancherlei Erzeugnissen ihres Gewerbsleißes einen großen Teil der Welt versorgen; Dänemark dagegen hat Mangel an solchen Erzeugnissen und kann nur geringe Mengen abgeben. Die Abgeschlossenheit vom Weltmeere, die Gefährlichkeit seiner Zugangsstraßen, die Unzugäng- lichkeit der Rüsten, der Langel an schiffbaren Strömen und an wert- vollen ^andelsprodukten waren der Entwicklung Dänemarks hinderlich. Wozu braucht aber dann Dänemark die vielen Schiffe? Es liegt auf der Grenzscheide zwischen zwei Binnenmeeren, auf der Grenzscheide zwischen dem getreidereichen Osten und dem industriellen Westen Europas, zwischen dem armen Norden und der reichen Mitte unseres Erd- teiles. Durch seine Lage ist es von Natur dazu bestimmt, die Ausgleichung der wirtschaftlichen Gegensätze zu vermitteln. Mit seiner Handelsflotte ver- sorgt es den Osten Europas mit den notwendigen Jndnstrieerzeugnissen, die die Weststaaten in großer Menge herstellen: andrerseits schafft es das Ge- treide und Holz, das der Osten im Überfluß hat, nach den Industriestaaten Westeuropas, die daran Mangel haben. Ähnlich vermittelt es den Handel zwischen dem skandinavischen Norden und der Mitte Europas. Dänemark ist die Vermittlerin des nordischen Handelsverkehrs, Ergebnis: Dänemark, ein Jnselreich, aber keine Weltmacht. 1. Durch seinen Flächengehalt, den Tonnengehalt seiner Handelsslotte,

15. Kriegsgeographie - S. 74

1916 - Breslau : Hirt
74 C. Das Weltmeer und der Krieg. Rücksicht auf alle völkerrechtlichen Bestimmungen und auf die übrigen privaten Mitbesitzer. Es hat — was die Snesakte ausdrücklich verbietet — den Kanal befestigt und Kriegsschiffe hineingesetzt, hat nicht nur deutsche und österreichische Schiffe in den „neutralen" Kanalhäfen vergewaltigt, sondern auch die Angehörigen feindlicher Staaten im Kanalbereiche von neutralen Schiffen herabgeholt und in Gefangenschaft geschleppt, es hat zeitweise die Schiffahrt im Kanal überhaupt gesperrt, kurz den Kanal zu einem britischen Territorial- gewässer unter dem Kommando des Militärgouverneurs sür Ägypten gestempelt. Im Besitze der wichtigsten Knotenpunkte der Seefahrt kontrolliert gegen- wärtig England die Schiffahrt der ganzen Welt. Es durchsucht alle neutralen Schiffe nach feindlichen Staatsangehörigen und Bannwaren, öffnet ihre Postsäcke, zwingt sie durch Spermng des Sueskanals und Legung von Minenfeldern zu weiten Umwegen, erpreßt ihren Schiffsraum für englische Frachten, wie sein Auftreten gegenüber Holland in der Bunker- kohlenfrage gezeigt hat, und das alles unbekümmert um die schweren Schädigungen, die es da- durch der neutralen Schiffahrt und selbst der seiner Verbündeten zufügt. Gerade die jetzigen Zustände zeigen das Ungeheuerliche der englischen Seeherrschaft im grellsten Lichte und tun zur Genüge dar, ein wie großes Interesse alle Völker der Erde, die jetzigen Verbündeten Eng- lands nicht ausgeschlossen, an der Abschüttelnng dieses Joches haben. Die aber ist nur dadurch möglich, daß ihm die Alleinherrschaft über die strategisch wichtigen Punkte entzogen und deren tatsächliche Jnternationalisierung durchgeführt wird. Natürlich ist die Möglichkeit hierfür erst nach einer völligen Niederzwingung Englands gegeben. Wie wenig dieses gewillt ist, seine Meerengenpolitik künftig freiwillig zu ändern, zeigt eine Tatsache, auf die uicht nachdrücklich genug aufmerksam gemacht werden kann. Wir meinen die Besetzung der französischen Kanal- küste durch die Engländer. Die wichtigsten Hafenplätze Calais, Dünkürchen, Bonlogne, Le Hav re unterstehen heute den englischen Behörden und dürften trotz aller gegenteiligen Versicherungen kaum alle wieder freiwillig geräumt werden. Denn die Straße von Calais, Europas wichtigste Meerenge, nebst ihrer beiderseitigen Verlängerung muß den Briten durch die große Zahl anderer Anlieger am meisten gefährdet erscheinen, und sie suchen offenbar die Gelegenheit zu benutzen, um durch die Besitznahme auch des Gegengestades ihre Herr- schaft in diesem für die Aufrechterhaltung ihrer Macht bedeutsamsten Gewässer zu stärkend Ein kleineres Gegenstück zu dieser Unternehmung bietet offenbar die Besitznahme Valo- nas durch die Italiener, durch die sie die Straße von Otranto ganz in ihre Gewalt zu be- kommen trachten. Diese ist zwar nicht von hervorragender internationaler Bedeutung, wohl aber ist ihre Freihaltung für Österreich-Ungarn eine Lebensfrage. Ii. Die Kriegsflotten der kriegführenden Staaten und die Verteilung der Flottenstützpunkte. Wie schon mehrfach hervorgehoben wurde, ist die Beherrschung der meisten strategisch wichtigen Punkte der Seeschiffahrt nicht allein durch den Besitz des Ufergestades durchführbar, sondern es gehört dazu auch eine je nach den örtlichen Verhältnissen größere oder kleinere Zahl von Kriegsschiffen. Dies führt uns zu einer kurzen vergleichenden Betrachtung, der Kriegsflotten der kriegführenden Staaten. Unsicherheit Im allgemeinen haben die Zusammenstellungen der Kriegsfahrzeuge der einzelnen Länder des Urteils, nach Zahl und Art der Schiffe keine allzu große Bedeutung, da einmal der Laie keine rechte Vorstellung von dem Gefechtswert der einzelnen Schiffstypen hat und andrerseits für den Kampfwert einer Flotte nicht nur die Zahl und Größe der Schiffe ausschlaggebend ist, son- dern, selbst abgesehen von der Zusammensetzung und dem Geist der Besatzung, eine Menge von technischen Einzelheiten in Betracht kommt, die wiederum nur dem Fachmann eine an- nähernde Abschätzung der Kampfstärke gestatten und außerdem in ihren wichtigsten Punkten 1 In der Zeit vom 14. bis zum 16. Jahrhundert war die Straße von Dover schon einmal ein rein englisches Gewässer, indem Calais und mit ihm ein grötzerer Teil des angrenzenden Frankreich in britischem Bens war.

16. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 222

1911 - Leipzig : Hirt
222 Die Neuzeit. 7. Der Aberglaube machte sich auch in anderen Kreisen wieder breit und erzeugte eine Reihe von betrgerischen Abenteurern. die in allen Ln-dern Europas ihr Glck machten und an geldbedrftigen Frstenhfen Gold-machere, trieben. Der bekannteste, der aus Sizilien stammende Graf Cagliostro", ein Mann von niederer Herkunft, gewann mit seinen Geheim-lehren. Weissagungen und Lebenselixieren Ehre und Reichtum. Der Wiener Mesmer hatte mit der Lehre von der Heilkraft des ..tierischen Magnetis-mu" groen Erfolg. Andere, die Vorlufer der heutigen Spiritisten lieen Geister austreten (Schillers Geisterseher"). Vergleiche das starke Hervortreten des Aberglaubens neben dem Ausschwung der Wissenschaften mit einer hnlichen Erscheinung im 16. Jahrhundert! 133. Rckblick. Nach dem Westflischen Frieden standen nicht mehr kirchliche, sondern staatliche Interessen im Vordergrunde. Unter den Mchten war Spanien von seiner Hhe schnell herabgesunken, auch Holland und Schweden konnten die Gromachtstelluug. die sie mit Hilfe auswrtiger Besitzungen eine Zeitlang einnahmen, nicht behaupten, weil sie den Krften des Landes nicht entsprach. Frankreich konnte sich bis in das 18. Jahrhundert hin-ein als leitende Macht in Europa betrachten, sank dann aber durch inneren Zerfall; England gewann durch Besiegung seiner Nebenbuhler vllig die Herrschaft zur See; sterreich vergrerte seinen Umfang durch nicht-deutsche Lnder im Westen, Sden und Osten, bte aber das deutsche Schlesien ein. Als neue Gromchte traten Preußen und Rußland auf den Plan. Jeder dieser Staaten strebte danach, bei mglichster Erweiterung der eigenen Macht keinen der Nachbarstaaten zu mchtig werden zu lassen (europisches Gleichgewicht). Die mittelalterliche Lehnsverfassung war bergegangen in die frst-liche Unumschrnktheit; nur in den germanischen Staaten Holland, England und den nordamerikanischen Kolonien hielten sich freiere Ver-sassungen. Vielfach verleitete der Besitz der unbeschrnkten Gewalt zum Mibrauch, in der Verwaltung zur Willkr, in der Lebensweise zur Sitten-losigkeit und nach auen zu Erbfolge- und Eroberungskriegen. Deutlich aber zeigt die Geschichte auch die Verdienste des Absolutismus. Der allein-herrschende Fürst konnte die Sonderinteressen der Stnde zurckdrngen, die finanziellen Krfte zu groen Zwecken zusammenfassen, dem wirtschaftlichen Leben feste Richtungen anweisen und so dem Staate ein einheitlicheres Geprge geben. Namentlich der aufgeklrte Absolutismus hat Groes geleistet, und seine besten Vertreter haben nicht blo fr das Wohl ihres Volkes, sondern fr den Fortschritt der ganzen Menschheit gewirkt. Er begann mit dem Auftreten Friedrichs des Groen: die Fürsten lernten einsehen, da

17. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 222

1911 - Leipzig : Hirt
222 Die Neuzeit. 7. Der Aberglaube machte sich auch in anderen Kreisen wieder breit und erzeugte eine Reihe von betrgerischen Abenteurern, die in allen Ln-dern Europas ihr Glck machten und an geldbedrftigen Frstenhfen Gold-macherei trieben. Der bekannteste, der aus Sizilien stammende Graf Cagliostro", ein Mann von niederer Herkunft, gewann mit seinen Geheim-lehren, Weissagungen und Lebenselixieren Ehre und Reichtum. Der Wiener Mesmer hatte mit der Lehre von der Heilkraft des tierischen Magnetismus" groen Erfolg. Andere, die Vorlufer der heutigen Spiritisten, lieen Geister auftreten (Schillers Geisterseher"). Vergleiche das starke Hervortreten des Aberglaubens neben dem Aufschwung der Wissenschaften mit einer hnlichen Erscheinung im 16. Jahrhundert! 133 Rckblick. Nach dem Westflischen Frieden standen nicht mehr kirchliche, sondern staatliche Interessen im Vordergrunde. Unter den Mchten war Spanien von seiner Hhe schnell herabgesunken, auch Holland und Schweden konnten die Gromachtstellung, die sie mit Hilfe auswrtiger Besitzungen eine Zeitlang einnahmen, nicht behaupten, weil sie den Krften des Landes nicht entsprach. Frankreich konnte sich bis in das 18. Jahrhundert hin-ein als leitende Macht in Europa betrachten, sank dann aber durch inneren Zerfall; England gewann durch Besiegung seiner Nebenbuhler vllig die Herrschaft zur See; sterreich vergrerte seinen Umfang durch nicht-deutsche Lnder im Westen, Sden und Osten, bte aber das deutsche Schlesien ein. Als neue Gromchte traten Preußen und Rußland auf den Plan. Jeder dieser Staaten strebte danach, bei mglichster Erweiterung der eigenen Macht keinen der Nachbarstaaten zu mchtig werden zu lassen (europisches Gleichgewicht). Die mittelalterliche Lehnsverfassung war bergegangen in die frst-liehe Unumschrnktheit; nur in den germanischen Staaten Holland, England und den nordamerikanischen Kolonien hielten sich freiere Ver-fafsungen. Vielfach verleitete der Besitz der unbeschrnkten Gewalt zum Mibrauch, in der Verwaltung zur Willkr, in der Lebensweise zur Sinnlosigkeit und nach auen zu Erbfolge- und Eroberungskriegen. Deutlich aber zeigt die Geschichte auch die Verdienste des Absolutismus. Der allein-herrschende Fürst konnte die Sonderinteressen der Stnde zurckdrngen, die finanziellen Krfte zu groen Zwecken zusammenfassen, dem wirtschaftlichen Leben feste Richtungen anweisen und so dem Staate ein einheitlicheres Geprge geben. Namentlich der aufgeklrte Absolutismus hat Groes geleistet, und seine besten Vertreter haben nicht blo fr das Wohl ihres Volkes, sondern fr den Fortschritt der ganzen Menschheit gewirkt. Er begann mit dem Austreten Friedrichs des Groen: die Fürsten lernten einsehen, da

18. Napoleon I. - S. 60

1911 - Hamburg : Schloeßmann
schweige denn in den Staaten, die ihm nur gezwungen gehorchten. So blühte denn der Schmuggel überall lustig und einträglich. Helgoland, das die Engländer am 4. September 1807 den Dänen abgenommen hatten, ward in der Nordsee, Gibraltar und Malta wurden im Mittelmeer Schmuggeldepots. Napoleon selbst konnte die Sperre nicht mit uners chütterter Konsequenz durchführen. Zum preußischen Feldzuge des Jahres 1807 mußte er durch seine Agenten 50000 wollene Überröcke kaufen — in England. Und selbst wenn ihm das Unmögliche schließlich doch bei seinem harten Willen möglich geworden wäre, wenn er die Kontinentalsperre durchgeführt hätte, konnte sie ihn zum Ziele bringen? Englands Handel vernichten? In Jahrzehnten vielleicht. Aber da-Lndivig Bonaparte, König von Holland, zu war dann nötig, daß alle diese Jahrzehnte hindurch der eiserne Druck der Korsenfurcht auf allen Ländern Europas lastete. Wenn schon der Ehrgeiz Napoleon von Sieg zu Sieg, von Krieg zu Krieg gejagt hatte, feilt System verlangte von ihm dauernde Unterwerfung des ganzen Europas, drängte ihn auf die Bahn maßloser Ländergier, die ihn zum gottverfluchten Korsen werden ließ. Dabei wurde Selbstzweck, was nur Mittel zu einem großen Zwecke sein sollte. O ja, mit Tilsit war Napoleon auf den Zenith seiner Bahn gekommen, aber wenn diese Höhe seiner Macht ihm das System der Kontinentalsperre ermöglichte, so führte gerade dieses System ihn an den Abgrund, so bedeutet die Höhe seines

19. Geschichtliches Hülfsbuch für die oberen Klassen der höheren Mädchenschulen - S. 131

1888 - Leipzig : Teubner
- 131 das Zeitalter der Nachahmung (die Zeittafel!). Die Blte der Wissenschaft verwelkt, die Hochschulen leer. Der groe Astronom Kepler (die elliptischen Bahnen der Planeten) litt schwer unter dem Druck des Krieges und den Anfeindungen der Geistlichkeit; er starb 1630 in Armut. (Einer der letzten Mrtyrer der Wissen-schast war auch der Italiener Galilei aus Pisa [die Schwerkraft^; Und sie bewegt sich doch!") Der Mut der Menschen, sich aus dieser furchtbaren Zerrttung emporzuarbeiten, war ungebrochen. Mit dem Frieden begann auf allen Gebieten, wenn auch langsam, der Aufschwung. Zweiter Zeitraum. Das Zeitalter der unumschrnkten Knigsherrschaft. Ludwig Xiv. Peter der Groe. Friedrich der Groe. 1648 1789. Allgemeiner berblick. Die Zeit von der Mitte des 17. bis gegen die Mitte des . 166. 18. Jahrhunderts ist von einer Reihe strmischer Kriege erfllt, die den Grund gelegt haben zu der Machtstellung der neuen europischen Grostaaten, wie sie noch heute bestehen (welche sind das?). Deutschland, das Land der Mitte, einst die erste Macht des Weltteils (warnt?), war gestrzt und in sich zerrttet. Zwei Lnder waren durch die Religionskriege zu Gromchten emporgehoben, Holland und Schweden; beide Lnder waren zu dieser Gro-Machtstellung wenig geeignet (denke an das kleine Holland, an das wenig bevlkerte und wenig ergiebige Schweden! zeige die schwedischen Besitzungen auf der Karte!). Schon begann Frank-reich, wo die Staatseinheit (im Gegensatz zu ?) fest gefgt war, sich durch seine Siege im dreiigjhrigen Krieg zur ersten Landmacht aufzuschwingen. Die auerdeutschen Staaten Europas sondern sich in zwei Gruppen: im Westen Frankreich, Holland und England, welches während und nach dem dreiigjhrigen Kriege schwere innere Kmpfe durchmachte, aus denen es gekrftigt hervorging; im Osten Schweden, Polen, die Trkei und eine junge Macht, Rußland, 9*

20. Geschichte der Neuzeit - S. 55

1914 - Nürnberg : Koch
55 sich von Spanien los und whlten Wilhelm von Oranien <x 1 3 Statthalter. Die Niederlnder wurden in ihrem Freiheitskampf von den Englndern <unter Elisabeth) untersttzt; deshalb schickte Philipp Ii. eine gewaltige Flotte (die Armada) gegen England. Sie wurde aber von den Englndern und Niederlndern geschlagen und schlielich durch Strme zersprengt und vernichtet ein Verlust von dem sich Spanien nie mehr ganz erholte (1588). Der Kampf endete, nachdem ihn ein lngerer Waffenstillstand unterbrochen hatte, erst mit dem Westflischen Frieden 1648. Die sdlichen (katholischen) Provinzen blieben bei Spanien (Spanische Niederlande); die nrdlichen (calvinischen) wurden fr selbstndig erklrt (Hol-lattb). Whrend des Kampfes waren den Hollndern die spanischen Hfen verschlossen, aus denen sie die Erzeugnisse der Kolonien bezogen hatten. Sie waren daher gezwungen selbst Schiffe auszusenden. Dies fhrte zu einem bedeutenden Aufschwung der niederlndischen Seemacht und zur Begrndung ihres Kolonialbesitzes auf den Sundainfeln und in Australien (Neuholland). Tpanien sank Holland stieg; s wurde neben England die bedeutendste Seemacht. Machtverteilung in Europa in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Das Deutsche Reich als einheitliche Gromacht ist verschwunden (vergl. S. 47). Als Gromacht erscheint unter den deutschen Staaten zunchst nur sterreich. Mit sterreich stndig im Gegensatz steht als zweite Landmacht Frankreich. England und Holland sind die Seemchte Europas. Im Norden hat Schweden die Vorherrschaft. Den Sdosten Europas beherrscht die Trkei. Spanien, das noch im 16. Jahrhundert die erste Gromacht (Land-und Seemacht) Europas gewesen war, hat diese Stellung an Frankreich, England und Holland verloren. Frankreich und Schweden hatten insbesondere während des Dreiigjhrigen Krieges an Macht gewonnen, Deutschland während desselben Krieges jeden inneren Zusammenhalt verloren. 9er frstliche Absolutismus und die dynastischen Kriege (bis 1789). Egoistisch-despotischer Absolutismus im Zeitalter Ludwigs Xiv. Frstlicher Absolutismus. Die herrschende Regierungsform war (auer in England) allgemein der Absolutismus. Jede Regierung setzt sich aus zwei Gewalten zusammen: der gesetzgebenden und der vollziehenden. Beide Gewalten vereinigt der absolute Herrscher. Noch im Mittelalter hatten die Stnde (Adel, Geistlichkeit, Brgerschaft) Anteil an der gesetzgebenden Gewalt gehabt, nun gab der Herrscher die Gesetze ohne die Stnde zu Rat zu Ziehen (in Frankreich unter Richelieu durchgefhrt (S. 53); in Deutschland bedingt durch die Schwche und wirtschaftliche Schdigung aller Stnde während des groen Krieges, aus dem nur der Frstenstand ohne Machtverlust hervorging S. 47). Ihre Macht sttzten die absoluten Herrscher auf stehende Heere und eine von ihnen besoldete ergebene Beamtenschaft. Der Absolutismus ist an und fr sich nicht schlecht. Es kommt bei ihm alles auf den Willen und Charakter des Fürsten an. Ein absoluter Fürst, der das Beste des Volkes wollte, konnte, von keinem fremden Willen abhngig, uneingeschrnkt das Wohl seiner Untertanen frdern (Beispiel: Groer Kurfürst in Preußen S. 62), umgekehrt konnte ein egoistischer Fürst dem Volke unendlichen Schaden, sein Land an den Rand des Verderbens bringen. Diese Art von Ab-lolutismus nennt man den egoistischen oder despotischen Absolutismus. Das beste Beispiel hiefr ist die Regierung Ludwigs Xiv. von