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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 241

1910 - Regensburg : Manz
Politische Bestimmungen des westfälischen Friedens. 241 Der westfälische Friede. Die Friedensunterhandlungen, deren Ergebnis am 24. Oktober 1648 zustande kam und, obgleich in zwei besondern Urkunden niedergelegt, als ein Ganzes unter dem Namen des westfälischen Friedens gelten sollte, hatten sich in die Länge gezogen, nicht allein durch die in der Sache liegende Schwierigkeit, sondern auch durch die Neigung der Fremden, besonders des französischen Gesandten, die Verhältnisse noch mehr zu verwirren, damit sie desto leichter die übrigen trennen und dadurch selbst gewinnen könnten. Nur der beharrliche Wille des Kaisers, der Deutschland um jeden Preis beruhigt sehen wollte, konnte die Sache zu Ende führen und die kaiserlichen Abgeordneten, zunächst Graf Tranttmannsdorff, erwarben sich das Verdienst, die von Selbstsucht, Engherzigkeit und Beschränktheit erregten Hindernisse durch kluges Nachgeben allmählich zu beseitigen. Obgleich die beiden fremden Mächte, die immer zur Unterstützung von Reichsständen Krieg zu führen behauptet hatten, auch bei den Friedensunterhandlungen die Selbständigkeit der Reichsstände behufs der Schwächung des Reiches gewahrt sehen wollten, drangen sie doch darauf, daß vor allem ihre Entschädigungen bestimmt wurden. So wurden denn Teile des Reiches abgerissen, um die Hilfe zu bezahlen, mit welcher die Fremden so eifrig an bessert Untergang gearbeitet hatten. Frankreich erhielt unter Aufhebung jeglicher Beziehung der abgetretenen Gebiete zum Reiche das schon längst in feinem Besitze befindliche weltliche Gebiet der drei lothringischen Bistümer, sodann die Eroberung Bernhards, die Landgraffchaft im obern und untern Elsaß, den Sundgau und die Landvogtei der zehn im Elsaß gelegenen Reichsstädte und jenseits des Rheines als Tor, in Deutschland einzudringen, die Stadt Breifach. Für Italien wurde ihm der Besitz der seit dem mantuanischen Erfolgekriege behaltenen Gegend von Pignerol auf Kosten Savoyens zugesprochen, wodurch es Herr der wichtigsten nach Italien führenden Alpenstraße blieb. Schweden erhielt außer einer Geldsumme den westlich der Oder gelegenen Teil Pommerns, Vorpommern genannt, nebst einem kleinen Teile des jenseitigen oder Hinterpommerns, den Inseln Usedom, Wollin und Rügen und dem Gebiete von Wismar sowie feine letzte Eroberung, die Bistümer Bremen und Verden, jedoch so, daß die Gebiete Teile des deutschen Reiches blieben und die Könige von Schweden für dieselben in das Verhältnis von Reichs-fürften traten. Die Abtretung an Schweden hatte Einfluß auf Brandenburg, welchem dadurch ein Teil des ihm gebührenden Pommern entzogen war. Zur Entschädigung dafür wurden das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstadt und Minden, die auch weltlich selbständige Gebiete bildeten, ferner ein in Hinterpommern im Bistum Kamin gelegenes, und diesem gehöriges weltliches Gebiet verwendet, das erste mit dem Namen eines Herzogtums, die drei letzten unter dem von Fürstentümern. In gleicher Weise erhielt Mecklenburg zur Entschädigung für Wismar die Stiftslande der Bistümer Schwerin und Ratzeburg. Eine Gebietsvermehrung auf demselben Wege der Säkularisation forderte und erhielt wegen ihres beharrlichen Festhaltens an der Verbindung mit Schweden und Frankreich die Witwe des Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel, der nebst einer Geldsumme das Gebiet der Abtei Hersfeld zugesprochen wurde. Von den übrigen im Reiche festgesetzten Veränderungen war die wichtigste die, daß man dem Herzog von Bayern nicht allein die von ihm in Besitz genommene Oberpfalz, sondern auch die Kurwürde ließ, während für den wiedereingesetzten toohrt Friedrichs V., Karl Ludwig, eine achte Kurwürde errichtet wurde, für welche man nachher, um sie den übrigen gleichzustellen, das Erzschatzmeisteramt gründete. Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl. 1 ß

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1. Vom Zeitalter der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 63

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kapitel Xi. Der Entscheidungskampf um die Güter der Reformation. 63 störung war grenzenlos. Häuser, Wertgegenstände, Möbel, Bilder, Kostbarkeiten waren vernichtet, so daß nach dem Kriege Ärmlichkeit an Stelle des Wohlstandes, Dürftigkeit und Häßlichkeit an die Stelle der künstlerischen Form traten. 2. Die Sitten. Schon vor dem Kriege waren die Sitten in Deutschland zum Teil roh und gemein gewesen. Nun war das noch viel schlimmer geworden. Deutsche Zucht und Ehrbarkeit schien völlig untergegangen zu sein. Um so mehr drangen fremde Sitten und Unsitten ein. Besonders nachher das französische Wesen. Eine Probe mögen die Zustände auf den Hochschulen geben. Der Student imhm soldatisches Wesen an, das an Wildheit und Rauheit seinesgleichen suchte. Schon seine Kleidung war soldatisch. „Der Student ging einher im Spitzbart und langen Haar, den Schlapphut mit Federhnt kühn in die Stirn gedrückt. Ein breiter Halskragen war über das geschlitzte Wams geschlagen, ein leichter Ärmelmantel hing über die Schulter. Weite Pluderhosen, besporute Stiefel mit weiten Stulpen, das Stammbuch im Gürtel, den Stoßdegen oder Hieber von unmäßiger Länge an der Seite, eine Tabakspfeife und auf Wanderungen ein tüchtiger Knotenstock", das war feine Ausrüstung. Das Duellwesen nahm überhand. Verroht war auch die Literatur, wie ^Sprache die deutsche Sprache. Eine Unmenge fremder Worte hatte Aufnahme gefunden. Das Schriftdeutsch ging wieder zurück. Dafür drängte sich von neuem das Latein vor. Vor dem Kriege war wesentlich nur der Adel „verwelscht", jetzt hatte die Sprachverderbuis alle Stände und Berufe ergriffen. Man sprach ä la mode. „Alamodisch" war das Schlagwort für diese Richtung. Die Anrede wurde französisch, desgleichen die Komplimente wie die Flüche. Für den Briefstil gibt ein Bericht Wallensteins an den Kaiser eine Probe. „Das combat hat von frühe angefangen und den ganzen Tag caldissimamente gewährt. Alle Soldaten Ew. Kaiser!. Armee haben sich so tapfer gehalten, als ichs in einiger occasion mein Leben lang gesehen, und niemand hat einen fallo in valor gezeigt. Der König hat sein Volk über die Maßen discoragirt; Ew. Majestät Armee aber, indem sie gesehen, wie der König repnssirt wurde, ist mehr denn zuvor assekurirt worden." 3. Die politische Lage. Politisch lag Deutschland gleichfalls arg darnieder. Während ringsum sich die Völker kräftig erhoben, besonders die Franzosen und Engländer, und im Norden sogar die an Zahl geringen Schweden ruhmvoll emporstiegen, war Deutschland eine Macht geringen Ranges geworden. Große Teile Anteil der deutschen Landes gehörten den Fremden. Frankreich erhielt die Landgraf- t!frcmbt'n' schaft Elsaß, dazu die Oberhoheit (Landvogtei) über die elsässischen Reichsstädte ohne Straßburg. Schweden bekam Vorpommern, Wismar, das

2. Deutsche Kulturgeographie - S. 4

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
4 1. Deutschlands Größe und Machtstellung. Cuxhaven im Hintergrund und dem Bremerhaven und Bremer- verkehrsgebiet in der Nachbarschaft. An der Ostseeküste wird die Kieler und Lübecker Bucht von dem Küstenwinkel umschlossen. Die Lübecker Bucht dringt bis auf eine Entfernung von 52 km nach der Elbe vor und erreicht diese selbst durch den Elbe-Trave- kanal. Im Hintergrund des Küstenwinkels, der mit seiner Schenkel- Verlängerung bis Greifswald, der „wendischen Küste," das Zentrum des Machtbereichs der Hanse war, liegen Warnemünde, Wismar, Lübeck, die Ostmündung des Kaiser Wilhelm-Kanals und Kiel, der größte deutsche Kriegshafen; alle sind sie berufen, zur Neu- belebung des neuen deutschen Seeverkehrs beizutragen. Messen wir die Länge der deutschen Küste ohne die tiefen Einschnitte und Inseln, so erhalten wir eine Länge von 1270 km, d. i. ein Fünftel der Küstenlänge Italiens oder zwei Fünftel der Küstenlänge Frankreichs. Auf 1 km Küstenlänge entfallen in Deutschland 425 qkm, in Italien 45 qkm. Das könnte augenschein- lich gegen eine günstige Küstenentwicklung Deutschlands sprechen. Man kann aber wohl kaum behaupten, daß für einen kontinen- talen Staat wie Italien trotz seiner ausgesprochenen Halbinsel- natur ist, die große Ausdehnung der Küste ein besonderer Vorteil sei; denn im Vergleich zu seinem Flächeninhalt hat Italien eine viel zu große Küstenentwicklung, wodurch Italien gezwungen ist, sofern es in dem modernen Verkehr und Handel tätig eingreifen will, mehr Seemacht als Landmacht zu sein. Letztere leidet ent- schieden darunter. Die deutschen Küsten — die Nordseeküste mehr wie die Ostseeküste — beweisen, daß nicht jedesmal die lange und gegliederte Küste den Handel an sich ziehen muß, sondern dies auch durch eine weniger gute und kürzere Küste geschehen kann, wenn nur ein oder wenige geeignete Pforten vorhanden sind, durch die es der Ausdehnungsfreudigkeit und Ausdehnungskrast eines Volkes ermöglicht wird, nach den nächsten und Verkehrs- reichsten Weltmeeren und Überseeländern über- und einzugreifen. Diese bemerkenswerte Eigenschaft der deutschen Küste wird durch die große Bedeutung erhöht, die sie für unfern Wohlstand und unsere Macht dadurch hat, daß fast das ganze Gebiet des Deutschen Reichs zu ihrem wirtschaftlichen Hinterland gehört. Die Nordseeküste ist die ozeanischste der deutschen Küsten; denn an ihr machen sich die Gezeiten und Sturmfluten eines der stürmereichsten Meeres bemerkbar. Infolgedessen ist die Nordsee- küste auch vielmehr der Zerstörung als die Ostseeküste ausgesetzt, hier arbeitet mehr Frost und Eis an der Zerstörung des Küsten- saumes. Beständig ist an beiden Küsten der Mensch im Kampf mit den Unbilden des Meeres, und durch Deiche und Dämme schützt der Nordseeküstenbewohner sein kostbares Marschland, das in den Dithmarschen bis 16 km breit ist, und durch Verhaue (Buhnen) und Bepflanzung sucht der Ostseeküstenbewohner die ver- Verblichen Flugsanddünen zu befestigen. Wenn der Mensch nicht

3. Geschichte der Neuzeit - S. 42

1891 - Neubrandenburg : Nahmmacher
— 42 — des Kunsthandwerks, wobei zuerst das Renaissanceornament aus Italien eindringt. Renaissancebaustil selbständig verarbeitet, im Norden Backsteine und Fachwerk beibehalten. (Heidelberger Schloß, schönster Renaissancebau Deutschlands; Fürstenhof in Wismar.) Durch den 30jährigen Krieg in Deutschland die ganze Blüte von Kunst und Litteratur vernichtet. Im 18. Jahrhundert neue Blüte der Dichtkunst. Klopstock, Lessing. — Winckelmann erschließt unserem Volke das Verständnis sür die Antike. Seine Lehren werden zur That durch Goethe (Tasso, Iphigenie) und den Dänen Thorwaldsen (Bildhauer). Niederlande. Hohe Blüte der Malerei. Dem 15. Jahrhundert angehört Jan van Eyck. Auch im 16. Jahrhundert trotz des Studiums der Italiener Selbständigkeit bewahrt. 2 Schulen: Flandrische Schule: Peter Paul Rubens und sein Schüler Antonius van Dyck ragen schon in das 17. Jahrhundert hinein. Noch jünger sind Adrian Brouwer und David Teniers, die Meister der niederländischen Genremalerei. Holländische Malerschule beeinflußt durch die Freiheitskriege. (Porträt.) Rembrandt. Wissenschaft: Hugo Grotius, Jurist; Spinoza, Vater des Pantheismus. Spanien. Litteratur: Cervantes (Don Quixote) ; Calderon, Dramatiker (Leben ein Traum); Lope de Vega, Epiker und Lyriker. Malerei: Murillo. England. Litteratur: Shakespeare; John Milton, Puritaner (Das verlorne Paradies), Zeitgenosse Karls I.; Baco von Verulam, Begründer der Erfahrungsphilosophie, und seine Nachfolger Thomas

4. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 262

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
262 — Die deutschen Fürsten erhielten ihre volle Selbständigkeit, die Landeshoheit; sie wurden souverän und konnten Bündnisse unter sich und mit dem Auslande schließen, doch nicht zum Schaden des Reiches und des Kaisers. Die kaiserliche Macht sank in sich zusammen. Alle Reichsangelegenheiten sollten vor den Reichstag gebracht werden. Auf diesem trat neben die Kollegien der Kurfürsten und der Fürsten die Kurie der Freien Städte. Tie Zahl der Kurfürsten stieg auf acht, da für die Rhempsalz, die der Sohn des „Winterkönigs" zurückerhielt, eine neue Kurwürde geschaffen wurde und Bayern im Besitze derselben verblieb. cm-J5” ^"Gebietsabtretungen waren von ausländischen -Mächten vor allem Frankreich und Schweden beteiligt. Frankreich blieb im Besitz von Metz, Toul und Verdun. Ferner erhielt es die Hoheit über den oberen und unteren Elsaß sowie über Breisach und die Landvogtei über 10 elfäsfische Reichsstädte, also die Schutzgewalt über deutsche Orte. Diese Bestimmungen hatten eine Bedeutung, die weite Ausblicke in die Zukunft eröffnete. Die Eingangspforte im Westen Deutschlands stand Frankreich offen, und es war auch gewillt, auf der Grundlage des Westfälischen Friedens feine Herrschaft weiter auszudehnen. Schweden trat in t)ie Reichsstandschaft ein, erhielt Vorpommern, dazu die mecklenburgische Stadt Wismar, ferner die Inseln Rügen, Usedom und Wollin und ein kleines Gebiet rechts der Oder, beherrschte also alle drei Odermündungen. Durch den Erwerb der säkularisierten Bistümer Bremen und Verden gelangte es auch in den Besitz der Wesermündung, erstreckte seinen Einfluß auch bis zur Elbe, und von Wismar aus dehnte es seine Macht über den ganzen westlichen Leil der Ostsee ans. Da an die Elbmündnng auch Dänemark heranreichte und an der Ems die Niederlande durch eine Besetzung in Emden sich Geltung verschafften, verzichtete Deutschland 1648 für lange Zeit auf Me Ausnützung feiner Strommündungen. Deutsche Staaten, wie Brandenburg, dem das Erbrecht auf Pommern stark verkürzt worden war, oder Mecklenburg, das Wismar verloren hatte, wurden zumeist durch säkularisierte Gebiete entschädigt. Endlich erkannte der Westfälische Friede die völkerrechtliche Unabhängigkeit der Niederlande und der Schweizer Eidgenossenschaft an.

5. Theil 2 - S. 116

1821 - Nürnberg : Campe
Alle Hände erhoben sich dafür dankend zu Gott, denn allgemein seufzte man nach Ruhe. Das ehemals so blü- hende Deutschland glich einer Wüste. Allenthalben sah man verödete Städte und Dörfer, Brandstätten und Schutthaufen, zertretene Saatfelder, unangebautc und menschenleere Strecken Land. Schwert, Hunger, Elend, Seuchen hatten schrecklich gewüthet, und das Gcmüth , und die Sitten der Menschen waren verwildert wie der Boden, den sie bewohnten. Alle Heere lebten von nichts als Raub und Plünderung, deswegen blieb auch kaum der kleinste Fleck von der allgemeinen Verwüstung aus- genommen. Was gewann aber, so werdet ihr fragen, der Kai- ser, was gewannen die katholischen Fürsten durch diesen heillosen dreißigjährigen Zerstörungskrieg? Ich antworte euch: Nichts. Die Protestanten behielten ihre Reli- gionsfreiheit, alle ihre Kirchcngütcr und alten Rechte; cs mußten sogar die cingezogenen Besitzungen des Kur- fürsten von der Pfalz wieder herausgegeben werden. Ueberdem verlor noch der Kaiser ganz Elsaß, so weit es österreichisch war. Die Ausländer zogen, zum Nachtheil des teutschcn Reichs, den besten Nutzen von dieser ver- derblichen Fehde, besonders die Franzosen. Frankreich nämlich erhielt die drei Bisthümer Mez, To ul und Verdun, die es schon unter Karl V. in Besitz genommen hatte, ganz Elsaß, den Sundgau und die Festungen Breisach und Philippsbnrg. Nie hatte Frankreich einen so vortheilhaften Frieden ge- schlossen. Schweden bekam Vorpommern, Stettin, die Insel Rügen, die Stadt Wismar, die Bisthümer Bremen und Verden, auch 5 Millionen Thaler als Ersatz der Kriegskosten.

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 136

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
136 202. 1. Wenn alles eben käme, wie du gewollt es hast, und Gott dir gar nichts nähme, und gab’ dir keine Last: wie wär’s da um dein Sterben, du Menschenkind, bestellt? Du müsztest fast verderben, so lieb wär' dir die Welt. Trost 2. Nun fällt, eins nach dem andern, manch siiszes Band dir ab, und heiter kannst du wandern gen Himmel durch das Grab. Dein Zagen ist gebrochen und deine Seele hofft; — dies ward schon oft gesprochen, doch spricht man’s nie zu oft. 203. Der Hauptmann von Wismar. Gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts, als die nord- deutsche Hansa in ihrer Blüte stand, kam nach Wismar mitten im Winter die Nachricht, dasz Stockholm in Schweden hart von den Dänen belagert würde und die Bürger grossen Hunger litten, und wenn sie nicht nächstens entsetzt würden, so müssten sie aus Noth die Stadt übergeben. Um das zu verhindern, wurden in dem Tief von Wismar acht grosse Schiffe ausgerüstet; diese wurden mit Korn, Mehl und anderen Lebensmitteln beladen und mit kühnen Männern besetzt, den Holm zu befreien. Es war aber mitten im Winter, da diese Schiffe ausliefen; sie hatten einen Hauptmann, Namens Meister Hugo. Die Dänen hatten aber auch einen Haufen Schiffe in See, um auf ihre Feinde Acht zu geben. Da begab sich, dasz plötzlich ein so starker Frost eintrat, dasz die Schiffe in der See einfroren und konnten nirgend hinkommen. Als nun der Hauptmann von Wismar sah, dasz der Frost so heftig überhand nahm, da sprach er zu den Schiffern und anderen Kriegs- leuten also: „Liebe Gesellen, ihr sehet, dasz wir hier eingefroren liegen, und dürfen uns nicht vermuthen, dasz so bald ein anderes Wetter eintreten wird, und ihr wisst, dasz der Dänen Schiffe auch in See sind. Darum weiss ich gewiss, wenn dieser Frost bleibt, so werden sie uns anfallen, und sie haben den groszen Vortheil, dasz sie aus ihrem Lande sich verstärken können, soviel sie wollen: deshalb ist besser, wir sehen vor ihrer Ankunft zu. Wollt ihr nun meinen Rath hören, so wollen wir unsere Schiffe so verwahren, dasz wir sie vor den Dänen wohl behalten, wiewohl es Arbeit kosten wird ; dennoch, weil es so kalt ist, ist es besser, dasz wir etwas zu thun haben, als dasz wir zu Tode frieren. Sehet da", sprach er, „an der dänischen Küste steht viel Holz, da wollen wir Leute hin- senden, die sollen lange und grosse Bäume hauen und auf dem Eise mit geringer Arbeit an die Schiffe schaffen; die wollen wir auf beiden Seiten der Schiffe hinlegen und mit Wasser begieszen, wel- ches bald zufrieren wird, und unseren Schiffen einen Wall und ein

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 136

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
136 202. 1. Wenn alles eben käme, wie du gewollt es hast, und Gott dir gar nichts nähme, und gab’ dir keine Last: - wie wär’s da um dein Sterben, du Menschenkind, bestellt? Du müsztest fast verderben, so lieb wär’ dir die Welt. Trost. 2. Nun fällt, eins nach dem andern, manch siiszes Band dir ab, und heiter kannst du wandern gen Himmel durch das Grab. Dein Zagen ist gebrochen und deine Seele holst; — dies ward schon oft gesprochen, doch spricht man’s nie zu oft. 203. Der Hauptmann von Wismar. Gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts, als die nord- deutsche Hansa in ihrer Rliite stand, kam nach Wismar mitten im Winter die Nachricht, dasz Stockholm in Schweden hart von den Dänen belagert würde und die Bürger groszen Hunger litten, und wenn sie nicht nächstens entsetzt würden, so müszten sie aus Noth die Stadt übergeben. Um das zu verhindern, wurden in dem Tief von Wismar acht grosze Schiffe ausgerüstet; diese wurden mit Korn, Mehl und anderen Lebensmitteln beladen und mit kühnen Männern besetzt, den Holm zu befreien. Es war aber mitten im Winter, da diese Schilfe ausliefen; sie hatten einen Hauptmann, Namens Meister Hugo. Die Dänen hatten aber'auch einen Haufen Schifte in See, um auf ihre Feinde Acht zu geben. Da begab sich, dasz plötzlich ein so starker Frost eintrat, dasz die Schilfe in der See einfroren und konnten nirgend hinkommen. Als nun der Hauptmann von Wismar sah, dasz der Frost so heftig überhand nahm, da sprach er zu den Schilfern und anderen Kriegs- leuten also : „Liebe Gesellen, ihr sehet, dasz wir hier eingefroren liegen, und dürfen uns nicht vermuthen, dasz so bald ein anderes Wetter eintreten wird, und ihr wiszt, dasz der Dänen Schilfe auch in See sind. Darum weisz ich gewisz, wenn dieser Frost bleibt, so werden sie uns anfallen, und sie haben den groszen Vortheil, dasz sie aus ihrem Lande sich verstärken können, soviel sie wollen: deshalb ist besser , wir sehen vor ihrer Ankunft zu. Wollt ihr nun meinen Rath hören, so wollen wir unsere Schilfe so verwahren, dasz wir sie vor den Dänen wohl behalten, wiewohl es Arbeit kosten wird; dennoch, weil es s.o kalt ist, ist es besser, dasz wir etwas zu thun haben, als dasz wir zu Tode frieren. Sehet da", sprach er, „an der dänischen Küste steht viel Holz, da wollen wir Leute hin- senden, die sollen lange und grosze Bäume hauen und auf dem Eise mit geringer Arbeit an die Schifte schaffen ; die wollen wir auf beiden Seiten der Schiffe hinlegen und mit Waszer begieszen, wel- ches bald zufrieren wird, und unseren Schilfen einen Wall und ein

8. Kurzer Abriß der Mecklenburgischen Geschichte - S. 11

1820 - Rostock : Adler
beyden Söhne Heinrich I. und Johann I. in das Land, welches nach manchen Streitigkeiten des Lehtern Sohn Nicolauö Ii. (Iv.) wieder 1307 an sich brachte. Wichtiger sind die beiden Häuser Mecklen- burg und Rostock. Uuter der Regierung der beyden ersten Fürsten aus diesen Häusern Jo- hann I- und Heinrich Borwin Ui., hob sich besonders Handlung und Schiffahrt. Ro- stock und Wismar, welche früherhin schon ei- nen ausgebreiteten Handel besonders mit Korn, Salz, Eisen, Glas und Bier nach Li e fl and, Schweden, Dännemark, England, den Niederlanden und Frankreich führten, legten in Gemeinschaft mit den Städten Lübeck, Stralsund, Greifswalde, Riga und Wisby den ersten Grund zu dem hanseati-1234 sehen Bunde. Ein Beweis ihrer großen Macht ist der ehrenvolle Krieg, dem sie mit dem 1284 Könige von Norwegen, Erich führten, und wo- durch sie ihn nöthigten ihnen nicht nur die genom- menen Schiffe und entrissenen Handelsfreiheiten irsz wiederzugeben, sondern ihnen auch eine beträcht- liche Geldsumme zu bezahlen und sie in allen seinen Streitigkeiten mit Dännemark zu Schiedsrichtern anzuerkennen. Auch thaten die beyden mecklen- burgischen Fürsten sehr viel die Städterostock und Wismar in Aufnahme zu bringen. Johann I. belehnte Wismar mit Gerechtsamen und Lände- reyen, und gestand den Rigaischen Kausieuten dieselben Handelösreyheiten zu, welche sie in Lübeck genossen; auch störte er nachdrücklich die Räube- reien in seinem Lande, welche durch das damahls in Deutschland geltende Faustrecht so sehr begün--

9. Bilder aus der Mecklenburgischen Geschichte - S. 98

1898 - Berlin [u.a.] : Süsserott
- 98 Herzog Christian entgegen und erlie 1688 ein Verbot gegen das Hexen-brennen, durch welches das Land mehr denn zu viel" beschrieen sei. Nach dem 30jhrigen Kriege brachte Ludwig Xiv. das bergewicht Frankreichs zu allgemeiner Geltung und behauptete ein halbes Jahrhundert hindurch einen glnzenden Vorrang in Europa, zum grten Schaden des in sich gespaltenen und jedem Angriff preisgegebenen deutschen Reiches, dessen einzelne Glieder vielfach fr das franzsische Interesse gewonnen wurden, während der gefhrliche Nachbar durch Grenzberaubungen und verheerende Kriege auf Kosten Deutschlands seinen Einflu und feine Macht ver-grerte. Ein durch Ludwigs Xiv. Eroberungslust entfesselter Krieg war es auch, in welchen Mecklenburg, obwohl es selbst am Kampfe unbeteiligt war, durch das schwedische Wismar hineingezogen wurde. Da nmlich während des sogenannten zweiten Raubkrieges (167279) der groe Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg sich am Rhein den Franzosen als ein gefhrlicher Gegner erwies, so fielen, einer mit Ludwig Xiv. getroffenen Verabredung gem, die Schweden von Pommern her in die wehrlosen Marken ein, erlitten jedoch von dem zum Schutze seines Landes in Eilmrschen herbeiziehenden Kurfrsten eine entscheidende Niederlage in der Schlacht bei Fehrbellin (1675). Die siegreichen Brandenburger verfolgten darauf die Feinde nach Mecklenburg hinein und legten sich zusammen mit den Dnen vor Wismar. Nachdem sie das neue Werk, eine Eitadelle mit zwei Bastionen, genommen hatten, sah sich die schwedische Besatzung zur Kapitulation und zur bergabe der Stadt gentigt. Hin- und Herzge verschiedener Truppenteile hielten Mecklenburg unter fortwhrendem Druck und gaben dasselbe wiederum allen Leiden des Krieges preis, bis der zu Nyrnwegen 1679 zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche geschlossene Friede auch in unserem Lande die Herstellung der Ruhe zur Folge hatte. Da der Kaiser seine Verbndeten im Stiche lie, so erhielten die Schweden alle ihre während des Krieges verloren gegangenen Besitzungen, unter diesen auch Wismar, wieder zurck. Damals herrschten in Mecklenburg die Herzge Christi an von Schwerin (16581692} und Gustav Adolf von Gstrow (1636-^1695), deren Regierungszeit fast die ganze zweite Hlfte des achtzehnten Jahrhunderts ausfllte. Christian (Adolf Friedrichs l-tester Sohn), welcher gleich vielen Fürsten jener von franzsischer Sprache, Mode und Sitte beherrschten Zeit (des sogenannten siecle de Louis Xiv.) von Bewunderung fr den mchtigen König von Frankreich erfllt war, hielt sich viele Jahre lang am Hofe Ludwigs Xiv. auf, dem zu Ehren er den Beinamen Louis annahm. Um sein Land machte er sich durch manche wohlthtige Verordnungen verdient, indem er nicht nur gegen die Hexenprozesse, sondern auch gegen die Anwendung der Folter auftrat. Auch traf dieser Fürst, welcher nur einen kleinen Hofstaat hielt und seinem Nachfolger einen fr jene Zeit betrchtlichen Staatsschatz hinterlie, ernstliche Anstalten zur Wiedereinlsuug der vielen verpfndeten Domnen. Sein Vetter Gustav Adolf, den nach dem frhen Tode des Vaters sein Oheim Adolf Friedrich sehr sorgfltig erzogen hatte, war ein durch Frmmigkeit und Gelehrsamkeit ausgezeichneter Herrscher, der den kirchlichen Ver-Hltnissen seines Landes die grte Aufmerksamkeit widmete und alle Welt durch seine Kenntnisse in Erstaunen setzte, da et nicht nur das Lateinische, Franzsische und Jtali-euische zu sprechen vermochte, sondern auch des Griechischen und Hebrischen mchtig war. Da Christian Louis I. bei seinem Tode (1692) keine Kinder hinterlie, so ging die Herrschaft in Schwerin auf die Nachkommen seines verstorbenen Bruders Friedrich der, zunchst auf dessen ltesten Sohn, Friedrich Wilhelm. Zwischen diesem und einem anderen noch lebenden Bruder des vorigen Herzogs, Adolf Friedrich Ii., kam es wegen der Erbfolge im Gstrower Herzogtum, welches durch deu Tod Gustav Adolfs (1695) erledigt war, zu mancherlei Verwickelungen, welchen der Hamburger Vergleich (1701) ein Ende bereitete. In demselben verzichtete zwar Adolf Friedrich Ii. auf das beanspruchte Gebiet zu Gunsten seines Schweriner Neffen, erhielt jedoch von letzterem die Herrschaft Stargard, sowie das Frstentum Ratzeburg mit allen Hoheitsrechten zu erb-lichem Besitz. Aus Grund dieses Vergleiches welcher auerdem fr alle knftigen Zeiten die Erbfolge nach dem Erstgeburtsrechte feststellte wurde die letzte, noch

10. Mecklenburgische Geschichte zum Gebrauche in höheren Schulen - S. 26

1899 - Leipzig : Voigtländer
— 26 — zeugten sie sich, daß es der alte Fürst Heinrich war. Nun eilte auch die Gattin herbei, die an gewissen Wahrzeichen ihren Eheherrn sogleich wieder erkannte, und mit ihr der älteste Sohn Heinrich, den der Fürst als dreijährigen Knaben verlassen hatte und der inzwischen ein gar stattlicher Kriegsheld geworden war. Jubel ging durch das ganze Land; Wismar bereitete dem alten Landesherrn einen festlichen Empfang, und als er der Nachbarstadt Lübeck, die sich, wenn auch vergeblich, um seine Freilassung bemüht hatte, einen Besuch abstattete, ritten ihm Ratsherren und Bürger „mit Schalle" entgegen und erwiesen ihm große Ehren. Lange sollte jedoch der Pilger seine Heimkehr nicht überleben. Er starb am 2. Januar 1302; sein treuer Dienstknecht Martin Vleyer war ihm schon im Tode vorangegangen. 5* Heinrich der Löwe von Mecklenburg (J302—2% Durch die Landesteilung vom Jahre 1229 wurde Mecklenburg so geschwächt, daß es an den Zeitereignissen keinen hervorragenden Anteil nehmen konnte. Da ging aus der Hauptlinie ein kriegerischer Fürst hervor, der den Versuch machte, seinem Lande eine herrschende Stellung im Norden Deutschlands zu erringen. Dies war Heinrich Ii., den man wegen seiner Tapferkeit „den Löwen" nannte. Als er zur Regierung kam, hatten Wismar und Rostock mit den benachbarten Seestädten ein Schutz- und Trutzbündnis geschlossen und suchten im Vertrauen auf dies Bündnis sich der Herrschaft ihrer Fürsten möglichst zu entziehen. Im Jahre 1310 wollte nun Heinrich die Hochzeit seiner Tochter Mechthild mit dem Herzoge Otto von Lüneburg auf seinem Schlosse in Wismar feiern, die Stadt aber verwehrte ihm den Einzug. Heinrich mußte das Hochzeitsfest nach Sternberg verlegen, gelobte aber, die Stadt für ihren Übermut zu züchtigen. Die Gelegenheit hierzu sollte sich ihm bald bieten. Herr von Rostock war damals König Erich von Dänemark. Er erließ eine Einladung an viele auswärtige Fürsten zu einem großen Turniere, das zu Pfingsten 1311 in Rostock abgehalten

11. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 140

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
140 207. Der fimuptmann von Wismar. hatten aber nueli einen Haufen Schiffe in See, um auf ihre Feinde acht- zugeben. Da begab es sich, dass plötzlich ein so starker Frost eintrat, dass die Schiffe in der See einfroren und konnten nirgends hinkommen. Als nun der Hauptmann von Wismar sah, dass der Frost so heftig überhand nahm, da sprach er zu den Schiffern und anderen Kriegs- leuten also: „Liebe Gesellen, ihr sehet, dass wir hier eingefroren liegen, und dürfen uns nicht vermuten, dass so bald ein anderes Wetter eintreten wird; und ihr wisst, dass der Dänen Schiffe auch in See sind. Darum weiss ich gewiss, wenn dieser Frost bleibt, so werden sie uns anfallen, und sie haben den grossen Yorteil, dass sie aus ihrem Lande sich verstärken können, soviel sie wollen: deshalb ist es besser, wir sehen vor ihrer Ankunft zu. Wollt ihr nun meinen Rat hören, so wollen wir unsere Schiffe so verwahren, dass wir sie vor den Dänen wohl behalten, wiewohl es Arbeit kosten wird; dennoch, weil es so kalt ist, ist es besser, dass wir etwas zu thun haben, als dass wir zu Tode frieren. Sehet da“, sprach er, „an der dänischen Küste steht viel Holz, da wollen wir Leute hinsenden, die sollen lange und grosse Bäume hauen und auf dem Eise mit geringer Arbeit an die Schiffe schaffen; die wollen wir auf beiden Seiten der Schiffe hinlegen und mit Wasser begiefsen, welches bald zufrieren wird, und unsern Schiffen einen Wall und ein Bollwerk geben. Lasst dann die Dänen kommen, so wollen wir sie erwarten.“ Dieser Rat gefiel allen wohl. Sie holten die Bäume und zogen sie zu den Schiffen und begossen sie mit Wasser, und es ward so ein gläserner Wall. Diese Arbeit war kaum vollbracht, so kamen die Dänen in Haufen übers Eis und vermeinten, die Schiffe zu erobern; aber wiewohl der Dänen wohl vier waren auf einen Wismar sehen, so mussten sie doch mit grossem Schaden davon ziehen und die Schiffe bleiben lassen. Das verdross die Dänen über die Massen, und weil sie gesehen hatten, dass sie vor dem Bollwerk nicht an die Schiffe heran kommen könnten, wollten sie eine Kriegsmaschine zurichten, die man eine Katze nennt, und liefen in das Holz, wo die Wismarschen die Bäume gehauen hatten. Der Hauptmann von Wismar, Meister Hugo, erkannte bald ihre Anschläge und liess in der Nacht um die Schiffe einen breiten Streif auseisen und die Eisschollen liess er niederdrücken. Nicht lange darauf kamen die Dänen mit ihrem Volke und bedachten nicht, dass die Wismarschen geeist hätten, denn es war oben wieder zugefroren, und kamen mit grossem Ungestüm und meinten jetzt die Schiffe zu gewinnen, denn es verdross sie, dass sie vormals mit Schande zurück- weichen mussten. Aber es ist ein altes Sprichwort: „Grosse Eile giebt selten gute Weile.“ So ging es den Dänen diesmal auch, denn sie fielen zu Haufen in das Wasser, und der eine drängte dem anderen nach, so dass mehrere den Tag ertranken. Zu diesem Schaden mussten sie noch Spott dazu haben; denn die auf den Schiffen riefen: „Kiz! Kiz!“ So pflegt man zu rufen, wenn man die Katzen jagt.

12. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 140

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
140 207. Dev Sauptmann von Wismar. Da begab es sich, dass plötzlich ein so starker Frost eintrat, dass die Schiffe in der See einfroren und konnten nirgend hinkommen. Als nun der Hauptmann von Wismar sah, dass der Frost so heftig überhand nahm, da sprach er zu den Schiffern und anderen Kriegs- leuten also: ,,Liebe Gesellen, ihr sehet, dass wir hier eingefroren liegen, und dürfen uns nicht vermuten, dass so bald ein anderes Wetter eintreten wird, und ihr wisst, dass der Dänen Schiffe auch in See sind. Darum weiss ich gewiss, wenn dieser Frost bleibt, so werden sie uns anfallen, und sie haben den grossen Vorteil, dass sie aus ihrem Lande sich verstärken können, soviel sie wollen: deshalb ist es besser, wir sehen vor ihrer Ankunft zu. Wollt ihr nun meinen Rat hören, so wollen wir unsere Schiffe so verwahren, dass wir sie vor den Dänen wohl behalten, wiewohl es Arbeit kosten wird; dennoch, weil es so kalt ist, ist es besser, dass wir etwas zu thun haben, als dass wir zu Tode frieren. Sehet da", sprach er, „an der dänischen Küste steht viel Holz, da wollen wir Leute hinsenden, die sollen lange und grosse Bäume hauen und auf dem Eise mit geringer Arbeit an die Schiffe schaffen; die wollen wir auf beiden Seiten der Schiffe hinlegen und mit Wasser begiessen, welches bald zufrieren wird, und unseren Schiffen einen Wall und ein Bollwerk geben. Lasst dann die Dänen kommen, so wollen wir sie erwarten." Dieser Rat gefiel allen wohl. Sie holten die Bäume und zogen sie zu den Schiffen und begossen sie mit Wasser, und es ward so ein gläserner Wall. Diese Arbeit war kaum vollbracht, so kamen die Dänen in Haufen übers Eis und vermeinten, die Schiffe zu erobern; aber wiewohl der Dänen wohl vier waren auf einen Wismarschen, so mussten sie doch mit grossem Schaden davon ziehen und die Schiffe bleiben lassen. Das verdross die Dänen über die Massen, und weil sie gesehen hatten, dass sie vor dem Bollwerk nicht an die Schiffe heran kommen könnten, wollten sie eine Kriegsmaschine zurichten, die man eine Katze nennt, und liefen in das Holz, wo die Wismarschen die Bäume gehauen hatten. Der Hauptmann von Wismar, Meister Hugo, erkannte bald ihre Anschläge und liess in der Nacht um die Schiffe einen breiten Streif auseisen und die Eisschollen liess er niederdrücken. Nicht lange darauf kamen die Dänen mit ihrem Volke und bedachten nicht, dass die Wismarschen geeist hätten, denn es war oben wieder zugefroren, und kamen mit grossem Ungestüm und meinten jetzt die Schiffe zu gewinnen, denn es verdross sie, dass sie vormals mit Schande zurück- weichen mussten. Aber es ist ein altes Sprichwort: „Grosse Eile giebt selten gute Weile." So ging es den Dänen diesmal auch, denn sie fielen zu Haufen in das Wasser, und der eine drängte dem anderen nach, sodass mehrere den Tag ertranken. Zu diesem Schaden mussten sie noch Spott dazu haben; denn die auf den Schiffen riefen: „Kiz! Kiz!" So pflegt man zu rufen, wenn man die Katzen jagt. So erhielten die Wismarschen ihre acht Schiffe durch List und harte Arbeit, bis Gott ein andres Wetter gab, dass das Eis verging; da liefen sie nach Stockholm und entsetzten die Stadt Lutsche Chronik.

13. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 144

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
144 207. Der Sauptmann von Wismar. Namens Meister Hugo. Dis Dänen hatten aber auch einen Haufen Scliiffe in See, um auf ihre Feinde achtzugeben. Da begab es sich, dass plötzlich ein so starker Frost eintrat, dass die Schiffe in der See einfroren und konnten nirgends hinkommen. Als nun der Hauptmann von Wismar sah, dass der Frost so heftig überhand nahm, da sprach er zu den Schiffern und anderen Kriegsleuten also: „Liehe Gesellen, ihr sehet, dass wir hier eingefroren liegen, und dürfen uns nicht vermuten, dass so bald ein anderes Wetter eintreten wird; und ihr wisst, dass der Dänen Schiffe auch in See sind. Darum weiss ich gewiss, wenn dieser Frost bleibt, so werden sie uns anfallen, und sie haben den grossen Vorteil, dass sie aus ihrem Lande sich ver- stärken können, soviel sie wollen: deshalb ist es besser, wir sehen vor ihrer Ankunft zu. Wollt ihr nun meinen Rat hören, so wollen wir unsere Schiffe so verwahren, dass wir sie vor den Dänen wohl behalten, wiewohl es Arbeit kosten wird; dennoch, weil es so kalt ist, ist es besser, dass wir etwas zu tun haben, als dass wir zu Tode frieren. Sehet da“, sprach er, „an der dänischen Küste steht viel Holz, da wollen wir Leute hinsenden, die sollen lange und grosse Bäume hauen und auf dem Eise mit geringer Arbeit an die Schiffe schaffen; die wollen wir auf beiden Seiten der Schiffe hinlegen und mit Wasser begiefseu, welches bald zufrieren wird, und unsern Schiffen einen Wall und ein Bollwerk geben. Lasst dann die Dänen kommen; so wollen wir sie erwarten.“ Dieser Rat gefiel allen wohl. Sie holten die Bäume und zogen sie zu den Schiffen und begossen sie mit Wasser, und es ward so ein gläserner Wall. Diese Arbeit war kaum vollbracht, so kamen die Dänen in Haufen übers Eis und vermeinten, die Schiffe zu erobern, aber wie- wohl der Dänen wohl vier waren auf einen Wismarschen, so mussten sie doch mit grossem Schaden davon ziehen und die Schiffe bleiben lassen. Das verdross die Dänen über die Massen, und weil sie gesehen hatten, dass sie vor dem Bollwerk nicht an die Schiffe herankommen könnten, wollten sie eine Kriegsmaschine zurichten, die man eine Katze nennt, und liefen in das Holz, wo die Wismarschen die Bäume gehauen hatten. Der Hauptmann von Wismar, Meister Hugo, erkannte bald ihre Anschläge und liess in der Nacht um die Schiffe einen breiten Streif aufeisen, und die Eisschollen liess er niederdrücken. Nicht lange darauf kamen die Dänen mit ihrem Volke und bedachten nicht, dass die Wismarschen geeist hätten, denn es war oben wieder zugefroren, und kamen mit grossem Ungestüm und meinten jetzt die Schiffe zu gewinnen, denn es verdross sie, dass sie vormals mit Schande zurückweichen mussten. Aber es ist ein altes Sprichwort: „Grosse Eile gibt selten gute Weile.“ So ging es den Dänen diesmal auch, denn sie fielen zu Haufen in das Wasser, und der eine drängte dem anderen nach, so dass mehrere den Tag ertranken. Zu diesem Schaden mussten sie noch Spott dazu haben; denn die auf den Schiffen riefen: „Kiz! Kiz!“ So pflegt man zu rufen, wenn man die Katzen jagt.

14. Teil 2. Mittelstufe - S. 227

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
199. Der Hauptmann von Wismar. 227 Du begab es sich, daß plötzlich ein so starker Frost eintrat, daß die Schiffe in der See einfroren und nirgends hinkommen konnten. Als nun der Hauptmann von Wismar sah, daß der Frost so heftig über- hand nahm, da sprach er zu den Schiffern und anderen Kriegsleuten also: „Liebe Gesellen, ihr sehet, daß wir hier eingefroren liegen, und dürfen uns nicht vermuten, daß so bald ein anderes Wetter eintreten wird; und ihr wißt, daß der Dänen Schiffe auch in See sind. Darum weiß ich gewiß, wenn dieser Frost bleibt, so werden sie uns anfallen, und sie haben den großen Vorteil, daß sie aus ihrem Lande sich ver- stärken können, soviel sie wollen; deshalb ist es besser, wir sehen vor ihrer Ankunft zu. Wollt ihr nun meinen Rat hören, so wollen wir unsere Schiffe so verwahren, daß wir sie vor den Dänen wohl behalten, wiewohl es Arbeit kosten wird; dennoch, weil es so kalt ist, ist es besser, daß wir etwas zu tun haben, als daß wir zu Tode frieren. Sehet da“, sprach er, „an der dänischen Küste steht viel Holz, da wollen wir Leute hinsenden, die sollen lange und große Bäume hauen und auf dem Eise mit geringer Arbeit an die Schiffe schaffen; die wollen wir auf beiden Seiten der Schiffe hinlegen und mit Wasser be- gießen, welches bald zufrieren wird, und unseren Schiffen einen Wall und ein Bollwerk geben. Laßt dann die Dänen kommen; so wollen wir sie erwarten.“ Dieser Rat gefiel allen wohl. Sie holten die Bäume und zogen sie zu den Schiffen und begossen sie mit Wasser, und es ward so ein gläserner Wall. Diese Arbeit war kaum vollbracht, so kamen die Dänen in Haufen übers Eis und vermeinten, die Schiffe zu erobern; aber wiewohl der Dänen wohl vier waren auf einen Wismarschen, so mußten sie doch mit großem Schaden davon ziehen und die Schiffe bleiben lassen. Das verdroß die Dänen über die Maßen, und weil sie gesehen hatten, daß sie vor dem Bollwerk nicht an die Schiffe heran- kommen könnten, wollten sie eine Kriegsmaschine zurichten, die man eine Katze nennt, und liefen in das Holz, wo die Wismarschen die Bäume gehauen hatten. Der Hauptmann von Wismar, Meister Hugo, erkannte bald ihre Anschläge und ließ in der Nacht um die Schiffe einen breiten Streif aufeisen, und die Eisschollen ließ er niederdrücken. Nicht lange darauf kamen die Dänen mit ihrem Volke und bedachten nicht, daß die Wismarschen geeist hätten, denn es war oben wieder zu- gefroren, und kamen mit großem Ungestüm und meinten jetzt die Schiffe zu gewinnen; denn es verdroß sie, daß sie vormals mit Schande zurück- 15*

15. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 139

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
207. Der Hauptmann von Wismar. 139 im Stand des jammerhaften Schwedens, sah sich nach Rettung um vergebens. Und da er also um sich blickte, sah er ein Zweiglein, welches nickte vom Brombeerstrauch mit reifen Beeren: da konnt' er doch der Lust nicht wehren. Er sah nicht des Kameles Wut, und nicht den Drachen in der Flut, und nicht der Mäuse Tückespiel, als ihm die Beer' ins Auge fiel. Er ließ das Tier von oben rauschen und unter sich den Drachen lauschen, und neben sich die Mäuse nagen, griff nach den Beerlein mit Behagen, sie beuchten ihm zu essen gut, aß Beer' auf Beerlein wohlgemut, und durch die Süßigkeit im Essen war alle seine Furcht vergessen. Du fragst: Wer ist der thöricht' Mann, der so die Furcht vergessen kann? So wiss', o Freund, der Mann bist du! Vernimm die Deutung auch dazu: Es ist der Drach' im Brunuengrund des Todes aufgesperrter Schlund: und das Kamel, das oben droht, es ist des Lebens Augst und Not. Du bist's, der zwischen Tod und Leben am grünen Strauch der Welt muß schweben. Die beiden, so die Wurzel nagen, dich samt den Zweigen, die dich tragen, zu liefern in des Todes Macht, die Mäuse heißen Tag und Nacht. Es uagt die schwarze wohlverborgen vom Abend heimlich bis zum Morgen; es uagt vom Morgen bis zum Abend die weiße, wurzeluntergrabend. Und zwischen diesem Graus und Wust lockt dich die Beere Sin neu tust, daß du das Lasttier Lebensnot, daß du im Grund den Drachen Tod, daß du die Mäuse Tag und Nacht vergissest und auf nichts hast acht, als daß du recht viel Beerlein haschest, aus Grabes Brunnenritzen naschest. R ü ck e r t. daß du Kamel, die In der sechsten Zeile vom Ende hat der Dichter geschrieben: Lebensnot." Aber der Ausdruck ist nicht glücklich gewählt. 206. 1. Ä)enn alles eben käme, wie du gewollt es hast, und Gott dir gar nichts nähme, und gab’ dir keine Last: wie wär's da um dein Sterben, du Menschenkind, bestellt? Du müßtest fast verderben, so lieb wär' dir die Welt. Trost. 2. Nun fällt, eins nach dem andern, manch süßes Band dir ab, und heiter kannst du wandert: gen Himmel durch das Grab. Dein Zagen ist gebrochen, und deine Seele hofft; — dies ward schon oft gesprochen, doch spricht man's nicht zu oft. Fouqus. 207. Der Hauptmami von Wismar. Ziegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts, als die norddeutsche ^ Hansa in ihrer Blüte stand, kam nach Wismar mitten im Winter die Nachricht, dass Stockholm in Schweden hart von den Dänen belagert würde und die Bürger grossen Hunger litten, und wenn sie nicht nächstens entsetzt würden, so müssten sie aus Not die Stadt über- geben. Um das zu verhindern, wurden in dem Tief von Wismar acht grosse Schiffe ausgerüstet; diese wurden mit Korn, Mehl und anderen Lebensmitteln beladen und mit kühnen Männern besetzt, den Holm zu befreien. Es war aber mitten im Winter, da diese Schiffe ausliefen: sie hatten einen Hauptmann, namens Meister Hugo. * Die Dänen hatten aber auch einen Haufen Schiffe in See, um auf ihre Feinde acht- zugeben.

16. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 143

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
143 207. Der Hauptmann von Wismar. im Stand des jammerhaften Schwedens, sah sich nach Rettung um vergebens. Und da er also um sich blickte, sah er ein Zweiglein, welches nickte vom Brombeerstrauch mit reifen Beeren; da konnt' er doch der Lust nicht wehren. Er sah nicht des Kameles Wut und nicht den Drachen in der Flut und nicht der Mäuse Tückespiel, als ihm die Beer' ins Auge fiel. Er ließ das Tier von oben rauschen und unter sich den Drachen lauschen und neben sich die Mäuse nagen, griff nach den Beerlein mit Behagen, sie beuchten ihm zu essen gut, aß Beer' auf Beerlein wohlgemut, und durch die Süßigkeit im Essen war affe seine Furcht vergessen. Du fragst: wer ist der töricht' Mann, der so did Furcht vergessen kann? So wiff', o Freund, der Mann bist du! Vernimm die Deutung auch dazu: Es ist der Brach' im Brunnengrund des Todes aufgesperrter Schlund; und das Kamel, das oben droht, es ist des Lebens Angst und Not. Du bist's, der zwischen Tod und Leben am grünen Strauch der Welt nmß schweben. Die beiden, so die Wurzel nagen, dich samt den Zweigen, die dich tragen, zu liefern in des Todes Macht, die Mäuse heißen Tag und Nacht. Es nagt die schwarze wohlverborgen vom Abend heimlich bis zum Morgen; es nagt vom Morgen bis zum Abend die weiße, wurzeluntergrabend. Und zwischen diesem Graus und Wust lockt dich die Beere Sinneulust, daß du das Lasttier Lebensnot, daß du im Grund den Drachen Tod, daß du die Mäuse Tag und Nacht vergissest und auf nichts hast acht, als daß du recht viel Beerlein haschest, aus Grabes Brunnenritzen naschest. Rücker t. daß du Kamel, die In der sechsten Zeile vom Ende hat der Dichter geschrieben: Lebensnot." Aber der Ausdruck ist nicht glücklich gewählt. 206. k. Idenrt alles eben käme, wie du gewollt es hast, und Gott dir gar nichts nähme und gäb' dir keine Last: wie wär's da um dein Sterben, du Menschenkind, bestellt? du müßtest fast verderben, so lieb wär' dir die Welt. Trost. 2. Nun fällt, eins nach dem andern, manch süßes Band dir ab, und heiter kannst du wandern gen Himmel durch das Grab. Dein Zagen ist gebrochen, und deine Seele hofft; — dies ward schon oft gesprochen, doch spricht man's nicht zu oft. Fouqus. 207. Der Hauptmann von Wismar. Gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts, als die norddeutsche Hansa in ihrer Blüte stand, kam nach Wismar mitten im Winter die Nachricht, dass Stockholm in Schweden hart von den Dänen belagert würde und die Bürger grossen Hunger litten, und wenn sie nicht nächstens entsetzt würden, so müssten sie aus Not die Stadt übergehen. Um das zu verhindern, wurden in dem Tief von Wismar acht grosse Schiffe ausge- rüstet; diese wurden mit Korn, Mehl und anderen Lebensrnitteln beladen und mit kühnen Männern besetzt, den Holm zu befreien. Es war aber mitten im Winter, da diese Schiffe ausliefen; sie hatten einen Hauptmann,

17. Teil 2. Mittelstufe - S. 226

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
226 199. Der Hauptmann von Wismar. „troll dich fort, du schäbiger Hund, zu deinem Bettelkönig, der mit seinen Pferden und Knechten das ganze Land aufzehrt, oder wenn du nicht gleich gehst, gieße ich dir den Kübel Wasser über den Kopf!" Der Kaiser meinte, sie würde denn doch nicht so böse sein, lachte zu ihren Schimpfreden und blieb ruhig auf seinem Platze. Aber das keifende Weib führte seine Drohung aus und goß dem ver- meintlichen Kriegsknechte das ganze eiskalte Wasser über den Kopf. Rudolf eilte nun so schnell als möglich in das Lager zurück, um seine nassen Kleider zu wechseln und sich wieder zu erwärmen. Bei Tische erzählte er mit der ihm eigenen kurzweiligen Art sein Abenteuer und belachte es lange mit seinen Gästen. Dann nahm er eine Flasche Wein vom Tische und schickte sie samt einer Schüssel voll der besten Speisen der unfreundlichen Frau, nach deren Namen er sich er- kundigt hatte. „Geh", sagte er dem Boten, „bring ihr das mit meinem Gruße, und der alte Landsknecht, den sie diesen Morgen so freundlich getauft hätte, ließe sich für das frische Bad schön bedanken!" Als die Bäckerin vernahm, wer der arme Kriegsknecht gewesen sei, wollte sie vor Schrecken in den Boden sinken. Sie lief eiligst ins Lager hinaus und warf sich dem Kaiser, der noch bei Tafel saß, zu Füßen. Rudolf aber hieß sie freundlich aufstehen und legte ihr keine andere Strafe auf, als daß sie vor allen anwesenden Herren ihre Schimpfreden wiederholen mußte. Kein Wort durfte sie vergessen, und wo sie stockte, half ihr Rudolf nach, was einen höchst komischen Auftritt gab. Bisweilen meinten des Kaisers Freunde, er sei allzu gütig; doch Rudolf antwortete ihnen: „Es hat mich schon öfter gereut, daß ich zu strenge war; nie aber wird es mich reuen, daß ich zu gut gewesen bin." egen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts, als die norddeutsche Hansa in ihrer Blüte stand, kam nach Wismar mitten im Winter die Nachricht, daß Stockholm in Schweden hart von den Dänen be- lagert würde und die Bürger großen Hunger litten, und wenn sie nicht nächstens entsetzt würden, so müßten sie aus Not die Stadt übergeben. Um das zu verhindern, wurden in dem Tief von Wismar acht große Schifte ausgerüstet; mit Korn, Mehl und anderen Lebensmitteln beladen und mit kühnen Männern besetzt, sollten sie den Holm be- freien. Es war aber mitten im Winter, da diese Schiffe ausliefen; sie hatten einen Hauptmann, namens Meister Hugo. Die Dänen hatten aber auch einen Haufen Schiffe in See, um auf ihre Feinde achtzugeben. August Wilhelm Grube. 199. 1>6t Hauptmann von Wismar.

18. Bd. 2 - S. 138

1873 - Köln : Schwann
— 138 — der Festung Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Bisthümer Bremen und Verden. So rissen Frankreich und Schweden im Westen und Norden Theile des Reiches weg. Dazu suchten diese beiden Staaten die Macht des deutschen Kaisers auch für die Zukunft zu schwächen. Nach den Friedensbestimmungen durfte der Kaiser für sich allein keine Gesetze geben, keinen Krieg beschließen, keine Steuern auferlegen, keine Werbungen veranstalten. Der Kaiser mußte zu all diesen Sachen erst die Einwilligung der anderen deutschen Fürsten einholen. Dagegen erhielten die Fürsten in ihren Gebieten die Landeshoheit, so daß von da an die verschiedenen Reichsgebiete fast unabhängige Staaten wurden. Mlhee 10- Das Elend des dreißigjährigen Krieges. !§|mach dreißig Jahren voll Schlachten, Brand, Mord, /Mm Pest und Hungersnoth sah sich Deutschland nicht ^D^mehr ähnlich. Tausende von Flecken, Dörfern und Städten lagen nieder in Schutt und Asche und heinrathlos irrten ihre Bewohner umher. Grausig und herzzerreißend sind die Schilderungen des Elendes, die uns aus jener Zeit zurückgeblieben sind. Den höchsten Grad erreichte die Noth im Jahre 1637, denn zu den Schrecknissen des Krieges, zum Brande der Städte und Dörfer, zu den Martern und Schlächtereien, welche sich der Soldat überall an Bürgern und Bauern erlaubte, gesellte sich nun noch die Hungersnoth und in Folge der schlechten Nahrung, der Ausdünstung von Leichen zc. zc. eine schreckliche Pest. Elend, Hunger, Marter, und die alles verzehrende Seuche stumpften alles Gefühl ab und brachten die Menschen in einen Zustand von Verzweiflung und Raserei. In Lothringen blieb kaum der hundertste Theil der Einwohner übrig. Ganze Dörfer standen- dort leer, so daß sich die Wölfe ihre Nester in den Häusern machten. Der Hunger war so entsetzlich, daß ein Mensch den andern, ja der Vater den Sohn, der Sohn

19. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 237

1898 - Breslau : Goerlich
— 237 — ein gedrücktes, furchtsames Wesen. Die Vornehmen aber äfften den Spaniern, Italienern und Franzosen in Kleidung, Sitten und Sprache nach, so daß das Bewußtsein, Teutsche zu sein, säst bei allen verloren ging. 3. Staatliche Einbuße, a) Frankreich erhielt die Landgrasschast • Elsaß, die Herrschaft über 10 Reichsstädte am Oberrhein, den Sundgau und die Anerkennung der Oberhoheit über Metz, Toul und Verdun. Schweden erhielt Vorpommern nebst Rügen, Wismar und 15 Millionen Mark Kriegsentschädigung. Beide Mächte hatten über den westfälischen Frieden zu wachen und bekamen dadurch Gelegenheit, sich in die deutschen Angelegenheiten zu mischen. Tie Schweiz und die Niederlande, die früher Teile vou Deutschland gewesen waren, wurden jetzt als selbständige Staaten anerkannt. So ging ein großer Teil des deutschen Gebietes verloren. b) Die deutschen Fürsten erhielten in ihren Staaten die Bestimmung über Rechtspflege, Polizei, Besteuerung, Kriegsordnung; sie dursten mit einander und mit fremden Fürsten Bündnisse schließen, nur sollten diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet sein. So war das deutsche Reich nicht mehr ein einheitlicher, von einem Herrscher regierter Staat, sondern nur noch eine lose zusammenhängende Masse von Einzelstaaten. 4, Bürger und Bauern nach dem Kriege, a) Allmählich begannen Handwerk und Handel in den Städten sich wieder zu heben. Der Bürger arbeitete vom frühen Morgen bis zum späten Abend, oft um geringen Lohn; das Leben war sehr einfach und hart. Der Adel, die Beamten, die Kaufleute fouderteu sich vom Handwerker ab, wie dieser vom Bauer; der Vornehme trug andere Kleidung und Haartracht als der Bürger, und dieser wieder andere als der Bauer. Jeder Höherstehende sah hochmütig aus den anderen herab. Der Bürger kümmerte sich wenig um die Verwaltung und Verteidigung der Stadt, sondern überließ sie den Beamten des Landesherrn. b) Tie Landleute, welche den Krieg überlebt hatten, kehrten in die verlassenen Hütten und zu deu wüstliegenden Äckern zurück. Die meisten Fürsten erleichterten den abgedankten Soldaten die Ansiedlung, indem sie ihnen das Land billig oder umsonst gabeu, Freiheit von Abgaben gewährten it. s. w. (Vergleiche die Thätigkeit des großen Kurfürsten in Brandenburg; Hübner, Handbuch der brandenburgisch-prenßischen Geschichte, Seite 139.) Aber die adligen Grundbesitzer legten bald den Bauern die schwersten Lasten auf: die Zahl der Froutage wurde so vermehrt, daß den: Bauer kaum 1 oder 2 Tage in der Woche zur Bestellung seiner Felder blieben, die Abgaben an Getreide, Vieh und Geld stiegen immer höher; das Wild verwüstete die Äcker der Bauern; ost genug zwang der Grundherr den Bauern, ihm sein Grundstück zu verkaufen, worauf der Bauer mit feiner Familie dem Elende verfiel. Der Gutsherr und seine Beamten zwangen den Bauer durch Prügel zur Arbeit; dagegen suchten viele Bauern durch Trägheit beim Arbeiten, durch Diebstahl an Feldfrüchten n. dgl. sich zu rächen. Durch wohlmeinende und staatskluge Fürsten, wie Friedrich den Großen, Kaiser Joseph Ii. wurde die Lage des Landvolkes etwas gebessert, aber erst in unserm Jahrhundert endeten die Bedrückungen, die nach dem Dreißigjährigen Kriege begonnen hatten.

20. Die Hansa - S. 4

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
4 Kriege gegen Dänemark von 1361—70 Heimar Kocf „Lübeckische Lhronik" (bei (Brautoff, Lübeckische Chroniken !, 472f.). Als im Jahre 1363 die Verhandlungen zwischen König Waldemar und den Städten ein (Ende hatten und die Sache nicht beigelegt werden konnte, kam es zu offener $ehbe, und die Seestädte rüsteten eine Menge Schiffe zur Seefahrt. Der König tat ebenso. (Der Bürgermeister Johann mitten-borg von Lübeck war Führer der hansischen Flotte.) Als sie auf der See waren, kam es zur Schlacht mit des Königs Schiffen. Der König hatte feinem Volk ~ feinen Sohn Christoph zum Hauptmann gegeben. Er wurde von den Lübeckern mit einem Steine aus einer Büchse getroffen, so daß er daran starb. Als des Königs Sohn getroffen war, ergriffen die Dänen die Flucht. Aber die Lübecker wollten nicht mit leerer Hand wieder nach Haus kommen und liefen ein Land an, es zu plündern und zu brandschatzen. Aber sie sahen sich nicht vor, denn dieweil ein jeder seinen Teil an der Beute haben wollte, ließen sie die Schiffe unbewacht und liefen ohne Ordnung, einzeln auf das Land. Der Bürgermeister war selbst mit auf dem Lande/ denn niemand glaubte, daß die Dänen folgen würden. Rber ehe die Lübecker es vermuteten, kamen die Dänen mit ihren Schiffen und griffen die Lübeckischen Schiffe an. Da war aber niemand auf den Schiffen, der sich zur wehr setzen konnte. Das benutzte des Königs Volk und nahm die sechs größten Schiffe, bemannte sie und fuhr davon. Ais die Lübecker wieder kamen, sahen sie, daß die Dänen mit ihren größten Schiffen davonfuhren. Sie ließen die Beute auf dem Lande liegen und dankten (Bott, daß sie mit den anderen Schiffen, die die Dänen hatten liegen lassen, weg nach Lübeck kamen. Aber sie wurden in Lübeck nicht gut empfangen - denn der Bürgermeister wittenborg ward in den Turm gesetzt darum, daß er seine Sache nicht besser in acht genommen hatte. Und nachdem er da beinah ein Jahr gesessen, ward ihm der Kopf abgeschlagen. Als nun des Königs Leute die besten Schiffe und Geschütze der Stadt Lübeck als gute Beute weggeholt hatten, glaubten sie, daß die anderen Städte nun nicht mehr lange wiederstehen könnten. Deshalb fuhren sie nach Wismar und kamen im Jahre 1364 am 2. Juli bei Tagesanbruch vor Wismar an. König Waldemar fuhr mit einer anderen Flotte nach Fehmarn und plünderte das Land. Aber die von Wismar fuhren den Dänen mit ihren Schiffen entgegen, und Gott gab ihnen Glück, daß sie die Oberhand behielten. Ohne die von den Dänen, die totgeschlagen wurden, brachten die von Wismar viele hundert Gefangene. Der Friede von 1365 erfüllt nicht alle Wünsche der Hansastädte. tdalöemar beginnt auch sofort wieder mit Bedrückungen der Kaufleute. 3. 5er zweite Krieg. Bündnis zu Köln. 1367. Hansa-Kezesse I, 1, 143. 3n (Bottes Hamen ! Amen ! wir Ratsmannen, bevollmächtigten Boten der folgenden Städte, nämlich Lübeck, Rostock, Stralsund, Wismar,